- Schlacht bei Gravelotte
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Schlacht bei Gravelotte Teil von: Deutsch-Französischer Krieg
Gemälde von Carl Röchling: „Tod des Majors von Halden“ (Gravelotte, 18. August 1870)Datum 18. August 1870 Ort Gravelotte, Lothringen Ausgang Deutscher Sieg Konfliktparteien Befehlshaber Helmuth Karl Bernhard von Moltke François-Achille Bazaine Truppenstärke 188.000 113.000 Verluste 19.962 Tote und Verwundete 11.678 Tote und Verwundete Schlachten und Belagerungen des
Deutsch-Französischen Krieges (1870–1871)Weißenburg – Spichern – Wörth – Colombey – Straßburg – Toul – Mars-la-Tour – Gravelotte – Metz – Beaumont – Noisseville – Sedan – Sceaux – Chevilly – Bellevue – Artenay – Châtillon – Châteaudun – Le Bourget – Coulmiers – Amiens – Beaune-la-Rolande – Villepion – Loigny und Poupry – Orléans – Villiers – Beaugency – Hallue – Bapaume – Villersexel – Le Mans – Lisaine – Saint-Quentin – Buzenval – Paris – Belfort
Die Schlacht bei Gravelotte (in Frankreich Bataille de Saint-Privat genannt) war eine Schlacht im Deutsch-Französischen Krieg. Sie wird auch Dritte Schlacht von Metz genannt.
Inhaltsverzeichnis
Ausgangssituation
Nach der Schlacht von Mars-la-Tour war am 17. August dem französischen Tagesbefehl folgendes zu entnehmen: „Der nach der Schlacht vom 16. eingetretene Mangel an Munition und Lebensmittel zwingt uns auf Metz zurückzugehen.“
Dem nachkommend wählten die Franzosen eine vorzügliche Auffangposition zwischen Rozerieulles im Süden und Saint-Privat-la-Montagne im Norden und erwarteten dort die deutschen Truppen auf einem ständig nach Osten hin ansteigenden Terrain. Während das III. und IV. französische Korps im Zentrum Aufstellung nahm, standen auf den Flügeln im Süden das II. französische Korps und im Norden das VI. französische Korps. Die Gardeeinheiten behielt Marschall Bazaine in Reserve hinter dem südlichen Flügel zurück.
Die preußische Führung unter dem Befehl von Helmuth von Moltke plante den rechten Flügel der Franzosen zu umgehen und so die massive und gut gewählte Stellung des Feindes im Ganzen ins Wanken zu bringen. Doch ebendiese Truppen, die diese Umfassung ausführen sollten, waren am Anfang des Geschehens weit zurück. Es handelte sich um das preußische Gardekorps und das XII. (sächsische) Korps. Im Zentrum stand das IX. preußische Korps bereits in Stellung. Ebenso war auf deutscher Seite der rechte Flügel bereits in Position, hier standen das VIII. und VII. preußische Korps zum Kampf bereit.
Verlauf der Schlacht
Zentrum
Die Schlacht begann kurz vor 12 Uhr im Zentrum, als die 18. Infanteriedivision unter Generalleutnant v. Wrangel von Caulre kommend auf Verneville zuhielt und es rasch besetzen konnte. Die Franzosen hatten es wider Erwarten schnell geräumt. Die Artillerie ging in Stellung und duellierte sich mit der in guter Stellung stehenden französischen Artillerie. Sodann entwickelten sich heftige Gefechte um die Gehöfte Champenois, L`Envie und la Folie. Lediglich die beiden erstgenannten konnten von den preußischen Truppen gegen 17 Uhr genommen werden, la Folie blieb in französischer Hand. Die Artillerie im Allgemeinen und das 85. Infanterieregiment der 36. Infanteriebrigade der Preußen hatten die meisten Verluste.
Weiter nördlich indes, von Arnoux la Grange ausgehend forcierte die 25. Infanteriedivision ihren Angriff. Während im Wäldchen Bois de la Cusse die 50. Infanteriebrigade kämpfte, schritt die 49. Infanteriebrigade nördlich davon, zwischen Habonville und dem Wald nach Osten auf die französischen Truppen zu. Zwischen 15 Uhr und 16 Uhr überschritt man nach hartem Kampf die Eisenbahnlinie nach Amanvillers. Da im großen Ganzen gesehen zu diesem Zeitpunkt die linke Flanke dieser Brigaden durch die fehlenden Gardetruppen offen war, hielt man diese Truppen in Front Richtung Amanvillers nach 16 Uhr an. Als die Garden nach 18 Uhr auf Saint-Privat-la-Montagne am nördlichen Flügel aufschlossen, wurde nochmals auf Amanvillers vorgegangen. Jedoch wehrten die französischen Truppen diesen letzten Versuch eines Vorgehens für die Preußen blutig ab. Auch die von den nördlich stehenden Gardetruppen zu Generalmajor von Wittichs 49. Infanteriebrigade abkommandierte 3. Garde Infanteriebrigade unter Oberst Knappe v. Knappstädt, die unterstützend den Angriff mit durchführte, änderte nichts am Misserfolg an dieser Stelle.
Südlicher Flügel
Zeitgleich mit den ersten Kanonenschüssen im Zentrum setzte sich das VIII. preußische Korps nördlich der Chaussee Rezonville – Gravelotte nach Osten in Bewegung. Gravelotte wurde besetzt und ab 13:45 Uhr beschossen zuerst 108, später 126 Geschütze der Preußen die französischen Batterien des II. französischen Korps unter General Frossard am westlichen Hang des Point de Jour. Die Franzosen, die den Bois de Gemivaux besetzt hielten störten die deutschen Batterien mit gezieltem Chassepotgewehrfeuer nachhaltig. Die 15. Infanteriedivision unter Generalleutnant v. Weltzien erhielt Befehl die Franzosen aus dem Wald zu drängen. Die Franzosen mussten zurück, der preußische Angriff konnte bis zum Gehöft Moskau durchdringen, wurde dort jedoch unter enormen Verlusten für die Preußen gestoppt. Weiter an der Chaussee vordringend nahmen die Preußen gegen 15:30 Uhr das Gehöft St. Hubert, der Versuch den Höhenrücken Point de Jour zu nehmen scheiterte hingegen. Weitere nach 16 Uhr unternommene Angriffe sowohl gegen das Gehöft Moskau als auch gegen den Point de Jour scheiterten, viele Offiziere und Soldaten fielen hier auf beiden Seiten. Auf preußischer Seite zeichneten sich hier besonders einzelne Batterien aus, welche nach teilweisem Ausfall von Bedienung und Pferden, teils sogar verschossen ihre Positionen nicht verließen. Die 31. und 32. Infanteriebrigade der Preußen sowie das 60. und 80. Linienregiment der Franzosen litten hier erheblich. Französische Angriffe, den Preußen St. Hubert wieder zu entreißen scheiterten in den frühen Abendstunden.
Kurz vor 19 Uhr griff hier zur Entlastung des bereits seit Stunden im Feuer stehenden VIII. Korps das nunmehr auf dem Schlachtfeld erschienene II. preußische Korps mit Teilen der 3. und 4. Infanteriedivision in den Kampf ein. Man war preußischerseits dabei ein nochmaliges Vorgehen mit frischen Truppen gegen den Point de Jour zu versuchen, als die Franzosen ihrerseits nach heftigem Abwehrfeuer selbst einen Angriff initiierten. Die abgekämpften Männer des VIII. preußischen Korps hielten nicht stand, wichen zurück und zogen die frisch aufmarschierenden Truppen des Generals der Infanterie v. Fransecky teilweise mit in das Chaos eines überstürzten Zurückgehens. Wirrwarr, Chaos und Dunkelheit beendeten hier ein letztes Kräftemessen beider Parteien.
Südlich der Chaussee drang das VII. preußische Korps im Vorgehen in den Bois de Vaux ein. Danach kam es auch auf diesem Teil des Schlachtfeldes zu einem Artillerieduell. Nach mehr als 3-stündigem Artilleriekampf ließ General v. Zastrow ab 15:40 Uhr zum Angriff auf die Westseite des Point de Jour vorgehen. Der weitestgehend über offenes Gelände vorgetragene Angriff brach auch hier im schweren Chassepotgewehrfeuer der Franzosen zusammen.
Nördlicher Flügel
Den ab 12 Uhr von den deutschen Truppen ausgeführten, weit nördlich ausholenden Marsch, zur Umfassung des französischen VI. Korps, erschien als erstes das preußische Gardekorps nach 14 Uhr auf dem Schlachtfeld und zwar westlich Saint-Ail. Sogleich wurde gegen den noch unbesetzten Ort vorgegangen. Das 4. Linienregiment der Franzosen, im Sturmschritt sich dem Ort nähernd, um ihn seinerseits zu besetzen wurde zurückgeworfen. Saint-Ail wurde von den Preußen genommen, sie wendeten sich sogleich nach Norden um Sainte-Marie-aux-Chênes zu nehmen. Dort erwarteten das 12. und 94. Linienregiment der Franzosen die angreifenden Preußen. Nun erschienen die Truppen des XII. (sächsische) Korps nordwestlich des Ortes, an deren Spitze die 47. Infanteriebrigade. In einer umfassenden Bewegung, die Sachsen von Westen und Norden, die Garden von Süden und Osten, wurde der Ort im ersten Ansturm genommen.
In der Folgezeit ruhten die Kampfhandlungen am nördlichen Flügel, bis man sich ab etwa 17:15 Uhr gegen Saint-Privat-la-Montagne wandte.
Die französischen Einheiten des VI. Korps unter Marschall Canrobert, namentlich die Divisionen Tixier, Lafont de Villiers und Levassor-Sorval sowie das 9. Linienregiment der Division Bisson erwarteten die Preußen hier in sehr günstigen Positionen, eine von Westen nach Osten stetig ansteigende Freifläche war von den Preußen nahezu deckungslos zu überqueren.
Als die 4. Garde Infanteriebrigade südlich und die 1. Garde Infanteriebrigade nördlich der Chaussee Sainte-Marie-aux-Chênes - Saint-Privat-la-Montagne vorgingen, glaubte man auf deutscher Seite die französischen Stellungen durch den zuvor geführten Artilleriebeschuss erschüttert zu haben. Des Weiteren drang vom eigenen XII. Korps die Meldung durch, ab 17 Uhr den Angriff auf dem linken Flügel der Gardetruppen unterstützen zu können.
Die Garden gingen vor. Je näher die Preußen Saint-Privat-la-Montagne kamen, umso größer wurden die Verluste an Offizieren und Mannschaften. Als um 18:30 Uhr jedes weitere Vordringen stockte und die zugesagte Hilfe der Sachsen ausblieb, wurde der Angriff angehalten. Allein in dieser einen Stunde verloren die preußischen Gardetruppen etwas mehr als 5000 Tote und Verwundete, während sie kaum den gut verschanzten Gegner zu Gesicht bekommen haben.
Die Preußen zogen jetzt Artillerie nach und beschossen die Stellungen der Franzosen in Saint-Privat-la-Montagne massiv. Als gegen 19:30 Uhr endlich die 45. und 48 Infanteriebrigade der Sachsen nördlich Saint-Privat-la-Montagne standen, um in die Kämpfe eingreifen zu können, nahmen auch die preußischen Garden ihren Angriff wieder auf. Die sich außerordentlich zäh verteidigenden Franzosen, zudem auch hier durch das Chassepotgewehr klar im Vorteil das Feuer früher als der Gegner eröffnen zu können, wurden nunmehr zuerst aus der nordwestlichen Ecke des Dorfes, sodann in die Dorfmitte abgedrängt.
Von der Heftigkeit der Kämpfe zu dieser Stunde wurde überliefert, dass die Kirche des Ortes, wo sich etwa 500 verwundete Franzosen aufhielten in Flammen aufging, lediglich etwa 100 von ihnen konnten sich retten. Das 1. Bataillon des 2. Garderegiments der Preußen wurde am Ende des Tages durch einen Feldwebel kommandiert. Die Preußen im Ort selbst wenig Pardon gebend, hatten um 19:45 Uhr im Verbund mit den Sachsen den Ort vollständig eingenommen.
Marschall Bazaine, nun durch das Zurückweichen seiner rechten Flanke seine gesamte Stellung in Gefahr sehend, räumte das Schlachtfeld und ließ die Armee auf Metz zurückgehen.
Folgen der Schlacht
Beide Armeen büßten 1/8 ihres Bestandes ein. Die französische Rheinarmee ging auf Metz zurück. Die Deutschen hatten seit der Völkerschlacht bei Leipzig keinen verlustreicheren Kampf mehr geführt.
Französische Redewendungen
In der französischen Geschichtsschreibung wird die Schlacht bei Gravelotte zwar „Schlacht bei Saint-Privat“ genannt, dennoch existieren die Redewendungen « Ça tombe comme à Gravelotte »[1] („Das kommt runter, wie bei Gravelotte“) bzw. « Ça pleut comme à Gravelotte »[2] („Es regnet wie bei Gravelotte.“). Sie werden u. a. verwendet, wenn es sehr heftig und anhaltend regnet und sind eine Anspielung auf den schweren und dichten Beschuss, dem sich beide Parteien während der Schlacht gegenseitig ausgesetzt sahen.
Galerie
Literatur
- Theodor Fontane: Der Krieg gegen Frankreich 1870 - 1871, Gesamtausgabe in 2 Bänden, Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, Reprint 1873/1876/2004, ISBN 3-937135-25-1 (Band 1) und ISBN 3-937135-26-X (Band 2)
Weblinks
Commons: Schlacht bei Gravelotte – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ Französischer Wiktionnaire-Eintrag „tomber comme à Gravelotte“
- ↑ Französischer Wiktionnaire-Eintrag „pleuvoir comme à Gravelotte“
Weblinks
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