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Ein Wehr (auch Stauwehr, Stauwerk; veraltet auch Schlacht, Schlagd) ist im Wasserbau eine Stauanlage, die im Allgemeinen zusammen mit anderen Anlagen (Wasserkraft, Schifffahrtsanlagen, Stauhaltungsdämmen) einen Flussbereich abschließen. Wehre können zeitweise überströmt oder durchströmt (oder beides gleichzeitig) sein.
Dabei wird der Bereich unterhalb des Wehres als Unterwasser, der oberhalb als Oberwasser bezeichnet. Das überfallende Wasser fällt hinter dem Wehr in ein Tosbecken. Das Tosbecken kann durch eine Schwelle abgeschlossen werden, die der Stabilisierung des Wechselsprungs dient.
Über großen festen Wehranlagen werden manchmal Flussbrücken errichtet.
Inhaltsverzeichnis
Stauziel
Als Stauziel wird der vorgeschriebene Wasserstand im Oberwasser bezeichnet, der entsprechend der Zweckbestimmung des Wehres für den Regelbetrieb angestrebt wird und der mit Rücksicht auf am Oberlauf des Gewässers liegende Wassernutzer nicht überschritten werden darf. Kurzfristige Überschreitungen sind bei Hochwasser, in Ausnahmesituationen, nicht immer zu vermeiden. Das Höchste Stauziel stellt die maximale Wasserspiegelhöhe beim Bemessungshochwasserabfluss dar.
Die Wasserstandsbestimmung erfolgt mit einem Pegel.
Geschichte
Die ersten Wehre gab es schon vor 5.000 Jahren. Frühe Wehre wurden als feste Einbauten in den Fluss angelegt, und dienten damals meistens der Zuleitung von Wasser für den Betrieb einer Mühle oder der Einleitung in einen Kanal anderer Zweckbestimmung (Wasserversorgung, Bewässerung). Eine alte Bezeichnung für solch ein Wehr ist der Begriff Schlacht oder Schlagd.
Stauwehre konnten Gewässer mit geringer Tiefe schiffbar machen, stellten andererseits besonders für die Großschifffahrt erhebliche Hindernisse dar.
Verwendung
Wehre können verschiedenen Zwecken dienen (oft auch mehreren Zwecken gleichzeitig):
- Versorgung eines oberhalb des Wehres abzweigenden Kanals für das Betreiben von Schifffahrt oder für Bewässerungszwecke der Landwirtschaft
- Schiffbarmachung des Oberwassers (dann in aller Regel in Kombination mit einer Schleuse, die die Umfahrung des Wehrs ermöglicht)
- Energiegewinnung (Mühle, Wasserkraftwerk; die Kraftanlage kann an einem abgeleiteten Kanal oder direkt in der Staustufe liegen: Flusskraftwerk, Laufwasserkraftwerk)
- Beeinflussung der Fließdynamik in einem Gewässersystem: Regulierwehr (Beispiel: Regulierwehr Port)
- Stabilisierung der Sohle des Fließgewässers (Stützwehr)
- Bereitstellung von Brauchwasser für die Industrie
- Bereitstellung von Trinkwasser
- Landschaftsschutz: Stabilisierung des Grundwasserstandes, Erhalt der Wassertiefe, Reinigung des Flusswassers
- Vorhaltung für Löschwasserreserven
- Durchflussmessung eines Fließgewässers mittels eines Dreieckswehrs (Thomsonwehr)
- Schaffung von Retentionsvolumen und Schwallspülungen in Stauraumkanälen in Form von Kaskadenwehren
- Steuerung von Abwasserströmen und Entlastungen von Mischwasser in der Siedlungswasserwirtschaft mit Hilfe von Entlastungswehren
Bauformen
Feste Wehre
Wehr mit Staukörper ohne Verschluss
- Überfallwehr
- Streichwehr
- Heberwehr
- Schlacht oder Schlagd
- Tiroler Wehr
Bewegliche Wehre
Überströmbare Verschlüsse
- Klappenwehr (Gegendruckklappen - auch Gegengewichtsklappen, Fischbauchklappen)
- Doppelklappen (Dachwehr, Bärenfalle)
- Trommelwehr
- Sektorwehr
- Schlauchwehr
Unterströmbare Verschlüsse
- Schützen
- Segmentwehr
- Walzenwehr
Kombinierte Wehre
Wehr mit Staukörper mit Verschluss
- Bewegliche Verschlüsse auf oder unter festen Staukörpern
- Staubalkenwehr
Bestandteile
Heute enthalten Wehre meist zumindest teilweise bewegliche Elemente (sogenannte Schützen), mit denen eine dynamische Abflussregulierung möglich ist. Moderne Wehre enthalten auch häufig einen Fischpass, eine Bootspassage oder gar einen Fisch-Kanu-Pass.
Literatur
- Wehr. In: Meyers Konversations-Lexikon. Bd. 16, 4. Aufl. Leipzig: Bibliographisches Institut, 1885–1892, S. 474
Weblinks
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