- Schrattenbach (Dietmannsried)
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Schrattenbach Markt DietmannsriedKoordinaten: 47° 50′ N, 10° 18′ O47.8403510.301275753Koordinaten: 47° 50′ 25″ N, 10° 18′ 5″ O Höhe: 753 m ü. NN Fläche: 13,72 km² Einwohner: 1.001 (31. Dez. 2005) Eingemeindung: 1978 Postleitzahl: 87463 Vorwahl: 08374 Schrattenbach ist ein Ort im Markt Dietmannsried im bayerisch-schwäbischen Landkreis Oberallgäu.
Inhaltsverzeichnis
Geologie
Schrattenbach liegt am östlichen Rand des alten Illertals. Heute ist dieses Tal ein sogenanntes Trockental, denn am Ende der letzten Eiszeit grub sich die Iller ein neues Bett zwischen Reicholzried und Altusried. Zurück blieben im alten Tal mächtige Kieslager,die heute in vielen Kiesgruben abgebaut werden.Durch die wasserdurchlässigen Schotterböden herrschte in früheren Zeiten häufig Wassermangel,der erst durch die Wasserversorgungsanlage aus dem Ehwiesmühltal gelöst wurde.
Der steile 150 m hohe Hang über Schrattenbach ermöglicht das Fliegen mit Drachen und Gleitschirmen. In der Mitte des Illertals liegt das sogenannte Allgäuer Tor mit der gleichnamigen Autobahnraststätte Allgäuer Tor Ost. Das Allgäuer Tor ist die Pforte zum Oberallgäu und gleichzeitig die Grenzlinie zum Unterallgäu.
Geschichte
Im Salbuch des Fürststift Kempten von 1394, wird der Ort urkundlich erwähnt. In einer Chronik über Kempten und das Oberallgäu, 1984 herausgegeben vom Verlag für Heimatpflege Kempten im Heimatbund Allgäu e.V, erscheint Schrattenbach (als Scratinbach) allerdings in der Übersicht, der bis zum Jahre 1200 bereits urkundlich nachgewiesenen Orte. Die Grabhügelfelder von Lehenbühl, südwestlich von Gemeinderied bei Schrattenbach, legen die Vermutung nahe, dass die nähere Umgebung bereits zur Bronzezeit besiedelt war! Das Lehenbuch des Stiftes Kempten von 1451 bringt den schriftlichen Nachweis zur St. Nikolaus-Kirche, deren, aus Nagelfluhfelsen erbaute Turm, das wohl älteste Gebäude des Ortes ist.
Eine weitere, für Schrattenbach interessant Urkunde, stammt aus dem Jahre 1490, ausgestellt von Johann II. von Rietheim, dem damaligen Fürstabt des Stiftes Kempten. In dieser Urkunde genehmigt der Abt nachträglich die Ehe des Hanns Ruhe (Rauch), Pfeiffenmacher aus Schrattenbach und der Elisabeth Schräglin. Was dieser Hanns Ruhe produzierte, waren aber keine Tabakpfeiffen, sondern Blockflöten und weitere Belege legen die Vermutung nahe, dass dieser Flötenbau mindestens eine Generation früher begann und noch mindestens eine Generation später fortgeführt wurde. Fakt ist, dass diese, von der Familie Rauch aus Schrattenbach gefertigten Flöten nicht nur regional, sondern europaweit geschätzt wurden. Den Nachweis dafür liefert die Tatsache, dass sich einige, von den Stimmlagen her völlig unterschiedliche Exemplare dieser Flöten, heute in den Instrumental- und Nationalmuseen von München, Nürnberg, Frankfurt am Main, Salzburg, Paris, Brüssel und Antwerpen befinden. Gemeinsames Kennzeichen aller Flöten ist das Signum, bestehend aus dem Namen Rauch und zwei nach rechts geneigten, dreiblättrigen Kleeblättern. Das bemerkenswerteste Instrument befindet sich im Vleeshuis-Museum von Antwerpen. Dabei handelt es sich um eine 2.50 m lange Kontrabass-Blockflöte, die aus der Instrumentensammlung des Osterhuis stammt, einem Haus der Hansekaufleute zu Antwerpen. Gebaut wurde sie im Jahre 1535 von Caspar Rauch.
Neben den üblichen Handwerksbetrieben und der Landwirtschaft, gab es in Schrattenbach noch einen weiteren, wichtigen Wirtschaftszweig. 1529 wird erstmal eine Kalbrennerei erwähnt und diese hielt sich bis etwa 1900. Spuren der ehemaligen Kalksteinbrüche lassen sich heute noch finden. Als die Kalkbrenner im Jahre 1645 ihren Kalkofen an einem anderen Ort aufstellten, weil an der vorherigen Stelle die Steine rar geworden waren, erschienen mehrere Bauern vor dem Hofrat in Kempten und wollten die Kalbrennerei verbieten lassen, weil ihnen dadurch ein Schaden entstand und sie sich außerstande sahen, weiterhin den vollen Zehnten an das Stift abzugeben. Ein Antrag, den der damalige Fürstabt Roman Bernhard Christoph Giel von Gielsberg ablehnte, weil er auch diese Kalksteine für den Neubau der Sankt Lorenz Basilika und seiner fürstlichen Residenz dringend benötigte.
Westliche Luftströmungen, die an der Halde immer wieder für kräftigen Aufwind sorgen, wurden bereits 1937 für Flugversuche genutzt. Damals waren es Privatpersonen, die diesen Hang nutzten und ihre Segelflugzeuge mit Muskelkraft den Hang hinaufziehen oder -schieben mussten, bis 1938 eine Seilwinde und unten im Tal, ein großer Schuppen als Hangar installiert wurden. Im Verlauf des 2. Weltkrieges wurde Schrattenbach Sitz einer Kriegsschule und der junge Fliegernachwuchs wurde an der Schrattenbacher Fliegerhalde geschult. Als im Sommer 1944 ein schrattenbacher Pilot im Heimaturlaub war und das schöne Wetter für einen Übungsflug mit seiner Fieseler Storch nutze, begegnete ihm ein amerikanischer Bomberverband, der sich auf dem Weg nach Norden befand. Zwei der dreizehn Begleitjäger setzten sich von diesem Verband ab und machten mit ihren P-51 Mustang Jagd auf den deutschen Piloten, wodurch sie dann auf die Fliegerhalde aufmerksam wurden und die Anlage mit ihren Bordkanonen zerstörten. Etwa 1976 entdeckten die ersten Drachenflieger diesen Hang für sich und seitdem herrscht wieder oft ein reger Flugbetrieb. Vor einigen Jahren kamen auch immer mehr Gleitschirmflieger dazu und mittlerweile haben diese Piloten einen Verein gegründet und als Solcher das Grundstück, auf dem sie starten und landen, gekauft,
Sehenswürdigkeiten
Wie jeder Kalvarienberg ist auch der Weg auf den Kapf ein Versuch, Religion und Natur zu vereinen. Südöstlich der Kirche beginnt der Weg. Initiator des Kreuzweges war Pfarrer Matthias Graf (1866-1934). Während seines zehnjährigen Wirkens in Schrattenbach wurden der Kreuzweg, die Mariengrotte, auch Lourdes-Grotte genannt, die Mariensäule und die neue Kapfkapelle (Einweihung: 18. Oktober 1915) errichtet. Von einer alten Kapfkapelle berichtet die Chronik von Dietmannsried. Im Jahre 1630 wurde für diese Kapelle eine Pietà geschaffen, die sich heute im Chor der St. Nikolaus Kirche befindet. Die neue Kapfkapelle, gibt als älteste Kriegergedächtnisskapelle auf deutschem Boden. Die Mariensäule wurde im Jahre 1908 als Jubiläumsbrunnen, zu Ehren des 50-jährigen Priesterjubiläums von Papst Pius X., vom Schrattenbacher Burschenverein aufgestellt. Ursprünglich stand der Brunnen auf der kleinen Verkerhsinsel, in der Mitte der Straße vor dem Kriegerdenkmal, bis er Ende der 1950er Jahre, zum Schutz vor dem immer größer werdenden Verkehrsaufkommen, allerdings ohne Wasseranschluss, an seinen heutigen Platz, inmitten des Kriegerdenkmales, gestellt wurde. Aus dem Schrattenbacher Burschenverein, dessen Gründung ebenfalls auf Matthias Graf zurück geht, entwickelte sich im Laufe der Jahre die Katholische Landjugendbewegung Schrattenbach KLJB.
Verkehr
Westlich des Ortes verläuft die Bundesautobahn 7. Durch den Ort fährt die Buslinie 61 der Bayerischen Eisenbahngesellschaft.
Weblinks
Commons: Schrattenbach (Dietmannsried) – Album mit Bildern und/oder Videos und AudiodateienKategorien:- Ort im Landkreis Oberallgäu
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