Siegfried von Kardorff

Siegfried von Kardorff
Siegfried von Kardorff 1924
Siegfried von Kardorff 1931

Siegfried Alfred Rudolf Friedrich von Kardorff (* 4. Februar 1873 in Berlin; † 12. Oktober 1945 ebenda) war ein deutscher Politiker.

Leben

Er stammt aus dem Adelsgeschlecht Kardorff und war der Sohn des preußischen Politikers und Reichstagsabgeordneten Wilhelm von Kardorff (1828–1907), Gutsherr auf Wabnitz (Landkreis Oels, Niederschlesien), und Sophie von Borck (1836–1914). Kardorff heiratete am 9. April 1927 in Goslar die Schriftstellerin Katharina van Endert (1879–1962), Hochschullehrerin und Mitglied des Reichstags, die zuvor bereits drei Mal verheiratet gewesen war, in zweiter Ehe mit dem Industriellen Ernst Albert. Sie war die Tochter des Großkaufmanns Rudolf van Endert und dessen Frau Elisabeth. Sie galt als Beraterin des Reichskanzlers und Außenministers Gustav Stresemann.

Nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Heidelberg, wo er Mitglied des Corps Saxoborussia war, bestandenem juristischen Staatsexamen und anschließender Referendarzeit wirkte Kardorff zunächst von 1904 bis 1908 als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter im preußischen Handelsministerium, anschließend von 1908 bis 1920 als Landrat des Landkreises Lissa in der Provinz Posen.

1909 bis 1918 war er Mitglied der freikonservativen Fraktion im preußischen Landtag. Dort wirkte er führend für eine demokratische Wahlrechtsreform in Preußen und war im Jahre 1917 als Unterstaatssekretär im preußischen Staatsministerium designiert. Die konservative Entwicklung im Reich und in Preußen bereitete diesen Bestrebungen ein schnelles Ende.

1919 bis 1924 war von Kardorff erneut Mitglied des Landtages in Preußen, zunächst für die DNVP, die er aber nach dem Kapp-Putsch in Richtung von Stresemanns DVP verließ und fortan in rechtskonservativen Kreisen als Abtrünniger angesehen wurde. 1920 bis 1932 nahm er ein Reichstagsmandat der DVP wahr und unterstützte dort jahrelang die Politik von Gustav Stresemann und Heinrich Brüning.

1926 war er nach dem Rücktritt von Hans Luther zeitweise als Kandidat für das Reichskanzleramt im Gespräch. Seine von Brüning geplante Berufung zum Reichsjustizminister scheiterte an mangelnder Unterstützung durch seine eigene Partei, die er von 1928 bis 1932 als Vizepräsident im Präsidium des Deutschen Reichstages vertrat.

Anfang der 1930er Jahre setzte er sich vor der Bedrohung durch den Nationalsozialismus erfolglos für eine Sammlung der bürgerlichen Mitte aus DVP, Wirtschaftspartei, Deutsche Staatspartei und Konservative Volkspartei ein.

Literatur

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Wilhelm von Kardorff — (* 8. Januar 1828 in Neustrelitz; † 21. Juli 1907 auf Gut Nieder Wabnitz, Landkreis Oels, Niederschlesien; vollständiger Name: Wilhelm Carl Friedrich August Hellmuth Ludwig von Kardorff) war ein preußischer Politiker und Unternehmer.… …   Deutsch Wikipedia

  • Hermann von Kardorff — († 1677 in Krempe) war ein dänischer Offizier und deutscher Hofbeamter. Leben Kardorff war der Sohn von Joachim von Kardorff und der Margarethe von Levetzow. Abgesehen von einer protestantischen Erziehung ist aus Kardorffs Kindheit und Jugend… …   Deutsch Wikipedia

  • Kardorff, Siegfried von — (1873 1945)    politician; a conservative supporter of the Republic. Born in Berlin,* he studied law and began a civil service* career in 1901. He was assigned in 1904 to Prussia s* Agriculture Ministry and became a Landrat in Posen in 1908. The… …   Historical dictionary of Weimar Republik

  • Kardorff — ist der Familienname folgender Personen: Bernd Kardorff (* 1967), deutscher Dermatologe, Allergologe und Umweltmediziner, Autor Hermann von Kardorff († 1677), dänischer Offizier und deutscher Hofbeamter Siegfried von Kardorff (1873–1945),… …   Deutsch Wikipedia

  • Kardorff (Adelsgeschlecht) — Wappen derer von Kardorff Kardorff ist der Name eines alten norddeutschen Adelsgeschlechts. Die Herren von Kardorff gehören zum mecklenburgischen Uradel. Zweige der Familie bestehen bis heute. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Victoria Adelaide Mary Louisa von Sachsen-Coburg und Gotha — Victoria, preußische Kronprinzessin, 1867. (Maler: Franz Xaver Winterhalter.) Die verwit …   Deutsch Wikipedia

  • Victoria von Großbritannien und Irland (1840-1901) — Victoria, preußische Kronprinzessin, 1867. (Maler: Franz Xaver Winterhalter.) Die verwit …   Deutsch Wikipedia

  • Marie Gräfin von Schleinitz — Marie von Schleinitz. Gemälde von Franz von Lenbach, 1873. Marie („Mimi“) Gräfin von Schleinitz Wolkenstein, geb. von Buch (* 22. Januar 1842 in Rom; † 18. Mai 1912 in Berlin) war eine der bedeutendsten Berliner Salonièren in der zwe …   Deutsch Wikipedia

  • Marie Gräfin von Schleinitz-Wolkenstein — Marie von Schleinitz. Gemälde von Franz von Lenbach, 1873. Marie („Mimi“) Gräfin von Schleinitz Wolkenstein, geb. von Buch (* 22. Januar 1842 in Rom; † 18. Mai 1912 in Berlin) war eine der bedeutendsten Berliner Salonièren in der zwe …   Deutsch Wikipedia

  • Marie Gräfin von Wolkenstein — Marie von Schleinitz. Gemälde von Franz von Lenbach, 1873. Marie („Mimi“) Gräfin von Schleinitz Wolkenstein, geb. von Buch (* 22. Januar 1842 in Rom; † 18. Mai 1912 in Berlin) war eine der bedeutendsten Berliner Salonièren in der zwe …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”