Sonatine (Film)

Sonatine (Film)
Filmdaten
Deutscher Titel Sonatine
Originaltitel ソナチネ
Produktionsland Japan
Originalsprache Japanisch
Erscheinungsjahr 1993
Länge 94 Minuten
Altersfreigabe FSK 18/16 (gekürzte DVD)
Stab
Regie Takeshi Kitano
Drehbuch Takeshi Kitano
Produktion Masayuki Mori
Musik Joe Hisaishi
Kamera Katsumi Yanagishima
Schnitt Takeshi Kitano
Besetzung

Sonatine (jap. ソナチネ) ist ein Yakuza-Film des japanischen Regisseurs Kitano Takeshi aus dem Jahr 1993.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Der gnadenlose Murakawa ist seines Lebens müde. Als Yakuza ist er erfolgreich, aber gerade dies verleiht seinem Beruf eine traurige Monotonie, weshalb er überlegt, auszusteigen. Es bedarf jedoch noch eines äußeren Anlasses, sein festgefahrenes und routiniertes Leben zu verändern.

Sein Boss, die patriarchalische Führungsfigur der Organisation, ahnt nichts von diesen Ideen. Ganz im Gegenteil, er möchte Murakawa los werden, da ihm dieser zu erfolgreich ist. Dazu schickt er ihn als Anführer einer Gruppe teilweise jämmerlicher Mitstreiter nach Okinawa, wo er einen vermeintlichen Bandenkrieg schlichten soll. Schnell stellt sich jedoch heraus, dass keine der beiden Banden um Hilfe von außen gebeten hat, zudem folgen schnell die ersten Anschläge auf Murakawas Truppe und den verbündeten Clan. Murakawa wird misstrauisch und flüchtet mit Ryoji und drei weiteren Verbliebenen in ein abgelegenes Strandhaus, um von dort aus die weitere Entwicklung in Okinawa abzuwarten. Die Gruppe vertreibt sich am Strand mit kindlichen Spielen die Zeit, darunter auch der vom Todeswunsch getriebene Murakawa.

Eines Nachts rettet Murakawa die junge Miyuki vor einer Vergewaltigung. Sie schließt sich der Gruppe an und beginnt eine leichte Romanze mit dem älteren Yakuza. Doch auch am Strand dezimiert sich Murakawas Gruppe weiter. Murakawa fasst zu diesem Zeitpunkt einen Entschluss und versucht mit Uechi, dem neuen Oberhaupt des befreundeten Clans, die rechte Hand seines Bosses, Takahashi, zu entführen, um endlich Klarheit über die Situation zu erlangen. Bei der Entführung kommt es jedoch zu einem Schusswechsel, dem Uechi und ein anderes Mitglied der ehrenwerten Gesellschaft zum Opfer fallen.

Murakawa presst Takahashi die gewünschten Informationen ab und erfährt so, dass sein Yakuza-Boss in Absprache mit einem verfeindeten Clan plant, sich das Gebiet des befreundeten Nakamatsu-Clans einzuverleiben, und gleichzeitig seinen ergebenen und erfolgreichen Murakawa loswerden will, der ihm in der Zwischenzeit zu erfolgreich geworden war. Murakawa schwört blutige Rache an seinen Verrätern und den Mördern seiner Männer und verabschiedet sich von Miyuki, die auf ihn warten will.

Am Abend stürmt er eine große Versammlung diverser Yakuza-Bosse und tötet die Gangster mit einem M16-Gewehr. Zuvor hatte sein letzter treuer Gehilfe den Strom des Gebäudes abgeschaltet. Am nächsten Tag sieht man Murakawa in einem blauen Fahrzeug, das plötzlich zum Stillstand kommt. Wenige Augenblicke später richtet er sich in selbstmörderischer Absicht selbst hin, während seine Liebe Miyuki vergebens auf ihn wartet. (Hinter dem Nachspann sind noch Stillleben vom Strandidyll angehängt.)

Hintergrund

Takeshi drehte den Film 1992 – komplett ohne Drehbuch. Die Schauspieler wussten also nie, was als Nächstes mit ihren Figuren passiert. Zudem gab es viel Ärger mit dem Produzenten, der Takeshi Kitano als Regisseur keine Chancen ausrechnete. Takeshi drehte den Film dementsprechend mit minimalem Budget. Ursprünglich sollten eine Reihe großer Schauspieler mitspielen, die er alle mit der Zeit streichen musste.

Sonatine war der erste Film, der im Ausland Anerkennung erhielt. Er lief in Cannes in der Kategorie „En certain regard“ und erhielt einhellig positive Kritiken, was jedoch keinen Anklang in Japan fand.

Allerdings wurde Joe Hisaishi im Jahr 1994 mit dem Award of the Japanese Academy für die beste Filmmusik geehrt.

Zum Titel des Films: Beim Erlernen des Klavierspiels ist in Takeshi Kitanos Worten die Sonatine dann spielbar, wenn zwar noch nicht die Meisterschaft erreicht ist, aber das Ende einer ersten Lernstufe, man gewissermaßen die Grundlagen bewältigt hat und sich selbst ein Thema suchen kann. [1]

Zur damaligen Zeit wurden schon eindeutige Züge einer Depression des Filmemachers deutlich. Murakawa spiegelt an einigen Stellen deutlich Takeshis Innenleben von damals wider. Wie Murakawa war Takeshi gelangweilt. Er war als Komiker erfolgreich, wurde mehrmals zur beliebtesten Figur des japanischen Fernsehens gewählt. Jedoch wollte seine Filme, die er mit viel Herz und Seele gedreht hatte, keiner sehen, bzw. wurde er als Schauspieler nicht ernst genommen, da alle nur Takeshi, den Komiker, kannten. Wie Murakawa spielte Takeshi mit dem Gedanken, auszusteigen, jedoch hat er diese Idee nie umgesetzt. Stattdessen führte er seinen Job weiter lieblos aber erfolgreich aus.

Auch Miyuki stellt eine wichtige Person da. Miyuki bedeutet übersetzt Glück (seine Filmfrau in Hana-Bi heißt auch Miyuki). Die Frau an seiner Seite, seine Ehefrau, bedeutet ihm also sehr viel, obwohl er es nur ungern zeigt, sowie in Interviews nur ungern und sehr selten darüber redet. Jedoch kann ihm am Ende auch diese Liebe nicht am Leben halten und er rennt in den Tod. Takeshi selbst hat nie komplett ausgeschlossen, dass das Unglück vom 2. August 1994 auch ein Selbstmordversuch hätte sein können.

Kritiken

„Ein Gangsterfilm, konzipiert als heimtückische Genre-Parodie, die virtuos mit den Erwartungshaltungen der Zuschauer spielt. Daß aus der Sicht eines Ganoven erzählt wird, spricht von der pessimistischen Weltsicht des Regisseurs selbst.“

Lexikon des internationalen Films

„Es wirkt manchmal so, als hätten die Charaktere eine versteckte Kamera an der Wand entdeckt und es würde ihnen nichts ausmachen. […] Befremdlich, weil der Zuschauer nicht langsam von außen hineingeführt wird in diese kalte Welt, sie ist schon da, im ersten Bild, sie war schon vorher da. […] Dieser Film erklärt seine Charaktere nicht, er erweckt sie zum Leben, indem er sie von jeglichem ‚Zweck‘ erlöst.“

Farshid Mofidi: in der Filmzentrale [2]

„‚Sonatine‘ ist klar, sparsam und sauber in den Dialogen […] Und in [..Kitanos] Bereitschaft, die Figuren in Echtzeit dahindümpeln zu lassen, gar nichts zu tun zwischen den Aktivitäten, zwingt er uns, ihnen in die Augen zu schauen und zu versuchen, sie zu ergründen.“

Roger Ebert: 17. April 1998 [3]

„Kitano inszeniert den gewaltsam herbeigeführten Tod, den Mord, als eine Nebensache. […] Für Murakawa – wie für alle anderen – ist der Tod, der gewaltsame Tod so gewiss, dass Zerstörung und Selbstzerstörung von Beginn an unausweichlich sind […]“

Ulrich Behrens [4]

„[…] vielleicht auch nur eine Doku darüber [..], wie Takeshi mit seiner treu ergebenen Truppe am Strand herumblödelt und sich dabei filmt. Ich habe Sonatine jetzt schon über zwanzig Mal gesehen […]“

Christoph Huber: in der Filmzentrale, 6. Dezember 2000 [5]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Sonatine. In: Rapideyemovies. Abgerufen am 19. März 2008.
  2. Farshid Mofidi: Sonatine. In: http://www.filmzentrale.com. Abgerufen am 5. März 2008.
  3. Roger Ebert: Sonatine. 17. April 1998, abgerufen am 5. März 2008 (englisch).
  4. Ulrich Behrens: Brutalität als Lebensweise. In: Follow Me Now. Abgerufen am 19. März 2008.
  5. Christoph Huber: Sonatine. In: http://www.filmzentrale.com. 6. Dezember 2000, abgerufen am 19. März 2008.

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