Sonnenallee

Sonnenallee

Die Sonnenallee ist eine Straße in Berlin, gelegen in den Bezirken Neukölln (Ortsteil Neukölln) und Treptow-Köpenick (Ortsteil Baumschulenweg).

Nordwestlicher Blick Richtung Hermannplatz
Südöstlicher Blick Richtung Baumschulenstraße

Inhaltsverzeichnis

Lage

Die Sonnenallee ist knapp fünf Kilometer (4,5 Kilometer in Neukölln und 400 Meter in Treptow-Köpenick) lang. An ihrem südöstlichen Ende kreuzt sie die Baumschulenstraße, am nordwestlichen Ende befindet sich der Hermannplatz. Sie überquert den Neuköllner Schiffahrtskanal, den ehemaligen Wiesengraben, und kreuzt die Ringbahn. An ihrer Mitte liegt der Hertzbergplatz.

Ursprünglich besaß die Straße auf voller Länge eine Mittelpromenade und beiderseitigen Baumbestand (Allee), auf der bis 1965 teilweise die Gleise der Straßenbahn lagen. In den 1980er Jahren wurde sie durch weitere Fahrbahnen oder Parkstreifen ersetzt. Die Straße ist komplett sechsstreifig ausgebaut und zählt heute zu den wichtigsten Verkehrsadern im Südosten Berlins.

An der Sonnenallee gibt es ein Einkaufszentrum, ein großes Hotel (Estrel), einen Minigolfplatz, mehrere Fußballplätze und zwei Parks (Hertzbergpark und Schulenburgpark). Nördlich des S-Bahnhofes Sonnenallee ist die Sonnenallee bis zum Hermannplatz eine Geschäftsstraße mit vielen kleinen Einzelhandelsgeschäften, besonders türkisch- und arabischstämmiger Gewerbetreibender.

Der Hausnummernverlauf folgt dem Prinzip der Orientierungsnummerierung.

Geschichte und Bedeutung

S-Bahnhof Sonnenallee der Ringbahn (westlicher Eingang) in der Saalestraße gelegen

Die Straße wurde um 1880 in einem sumpfigen Gebiet Rixdorfs angelegt, um die in die Städte drängende Bevölkerung während der Landflucht des ausgehenden 19. Jahrhunderts aufnehmen zu können. Das Gebiet um die Straße war zur Jahrhundertwende von Armut geprägt.

Am Anfang hieß die Straße schlicht Straße 84. Nach dem Tod Kaisers Friedrichs III. im Jahr 1888 wurde die Straße 1893 zu seinen Ehren Kaiser-Friedrich-Straße benannt. Der damals am südlichen Ende der Straße gelegene S-Bahnhof der Ringbahn wurde am 1. Oktober 1912 unter dem Namen Kaiser-Friedrich-Straße eröffnet und später wie die Straße zweimal umbenannt.

Durch eine Brücke (Kaiser-Friedrich-Brücke, heute: Sonnenbrücke) über den Neuköllner Schiffahrtskanal wurde Anfang der 1920er Jahre die Straße nach Südosten erweitert. Diese erhielt anfangs den Namen Verlängerte Kaiser-Friedrich-Straße und führte bis zu den damaligen Eiswerken am Dammweg, wo sich auch der S-Bahnhof Köllnische Heide befindet. Vor der Eingemeindung der damals noch eigenständigen Stadt Neukölln sowie der umliegenden Gemeinden nach Groß-Berlin im Jahr 1920 wurde dieser Teil der Straße schon Sonnenallee genannt. Nach einer weiteren Verlängerung durch Einbeziehung der Straße Am Schulenburgpark verlief die Sonnenallee ab dem 16. August 1928 bis zur Baumschulenstraße.

Am 11. April 1926 wurde am nördlichen Ende der Sonnenallee der U-Bahnhof Hermannplatz eröffnet.

Vom 11. Mai 1938 an hieß der fast 5 Kilometer lange gesamte Straßenzug aus Kaiser-Friedrich-Straße und Sonnenallee nach dem Geburtsort von Adolf Hitler dann Braunauer Straße. Am 1. Oktober 1939 erhielt der S-Bahnhof Kaiser-Friedrich-Straße ebenfalls diesen Namen.

In den 1930er Jahren wurde an der Einmündung zur Grenzallee eines der ersten Arbeitsämter Deutschlands (Arbeitsamt Ost, später: Arbeitsamt Süd-Ost) eröffnet.

Großpflastersteine symbolisieren den ehemaligen Grenzverlauf

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Braunauer Straße am 31. Juli 1947 in Sonnenallee umbenannt. Sie war ab August 1961 eine derjenigen Berliner Straßen, die durch die Mauer geteilt waren. Der im Bezirk Treptow von Ost-Berlin liegende Teil war mit etwa 400 Metern allerdings sehr kurz. Für West-Berliner und DDR-Bürger befand sich dort ein Grenzübergang.

Nach dem Streik der Westangestellten der von der Reichsbahn der DDR betriebenen S-Bahn wurde der Bahnhof Sonnenallee am 18. September 1980 stillgelegt und erst am 18. Dezember 1997 wiedereröffnet. Da es an der Sonnenallee den innerstädtischen Grenzübergang gab, konnten dort nach dem Mauerfall viele DDR-Bürger in den Westteil der Stadt gelangen.

Am östlichen Ende der Sonnenallee befand sich ein kleiner Intershop. Neben anderen westlichen Waren wurden dort gegen Forumschecks auch Farbfernsehgeräte angeboten. In den 1980er Jahren lief auf den eingeschalteten Geräten zeitweise Westfernsehen. Nachdem sich dies in der Bevölkerung im Ortsteil Baumschulenweg herumgesprochen und entsprechende Kommentare ausgelöst hatte, wurde dies jedoch wieder abgestellt.

Nach der Wende 1989 wurde direkt am Neuköllner Schiffahrtskanal und in der Nähe des S-Bahnhofs Sonnenallee mit dem Estrel eines der größten Hotels Europas gebaut. Das Hotel besitzt an der Sonnenbrücke einen eigenen Schiffsanleger. Seit 1989 findet jedes Jahr Mitte September auf der Sonnenallee zwischen Pannierstraße und Treptower Straße das Straßenfest „Singende, klingende Sonnenallee“ statt, die zwischenzeitlich bis zum Hermannplatz reichte. Doch durch immer weniger Interesse der Schausteller wurde das einst erfolgreiche Straßenfest verkürzt. 2009 wurde es mit der Begründung des erheblich gesunkenen Niveaus nicht mehr genehmigt. Aus dem einst gut besuchten Straßenfest mit Bühnen und Live-Musik, Getränkeständen mit Biergartenflair und Fahrgeschäften für die Kleinen wurde mit der Zeit ein Marktplatz.

Architektur

Über die Straße gebautes Brückenhaus der High-Deck-Siedlung

Die öffentlichen Bauten zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden maßgeblich von Reinhold Kiehl geprägt, dem Leiter des Hochbauamtes und Stadtbaurat von Neukölln, der auch die Orangerie im Körnerpark, das Rathaus Neukölln, das Stadtbad Neukölln gestaltete.

  • Sonnenallee 21/23: Mietshaus, 1953–1955 von Helmut Ollk
  • Sonnenallee 70: Mietshaus, 1903–1905 von Hermann Serno
  • Sonnenallee 79: Schule, 1901/1902 von Hermann Weigand, 1906/1907 von Reinhold Kiehl – eröffnet als Kaiser-Friedrich-Realgymnasium, nach 1920 umbenannt in Karl-Marx-Schule und 1956 schließlich nach dem Physiker Ernst Abbe benannt.
  • Sonnenallee 107: Ecke Wildenbruchstraße, Polizeidienstgebäude, 1901/1902
  • Sonnenallee 124: Wohnhaus von Curt Kaiser, einem Neuköllner Bürgermeister
  • Sonnenallee 125: „Turmblock“, ein fünfgeschossiges Wohnhaus 1904–1906 von Patrzek & von Januszkiewicz (im Zweiten Weltkrieg zerstört)
  • Sonnenallee 130/132: Mietshaus, 1914–1918 von Fritz Wandray
  • Sonnenallee 191/199: Wohnanlagen von 1925–1929 von Bruno Möhring und Hans Spitzner errichtet, 1938 von Walter Kühling erweitert.
  • Sonnenallee 223: Fabrikgebäude, 1916 von Otto Rehnig
  • Sonnenallee 262/280: Arbeitsamt Ost, 1931/1932 von Leo Lottermoser
  • Sonnenallee 291: S-Bahnhof Köllnische Heide und Beamtenwohnhaus, 1911–1920 nach Plänen von Karl Cornelius und Heinrich Best erbaut.
  • S-Bahnhof Sonnenallee (Empfangsgebäude in der Saalestraße), 1911–1913 von Reinhold Kiehl.
  • Schulenburgpark mit Märchenbrunnen: 1919, Umgestaltung 1924 von Ottokar Wagler, 1970 Gesamtsanierung
  • Südlich des Schulenburgparks, zu beiden Seiten der Sonnenallee: High-Deck-Siedlung, Großsiedlung mit rund 6.000 Bewohnern, in den 1970er/1980er Jahren im Rahmen des Sozialen Wohnungsbaus nach seinerzeit städtebaulich innovativen Plänen von Rainer Oefelein und Bernhard Freund errichtet.

Kunst

In der Sonnenallee 307 (Ärztezentrum), 308 und 309 sowie in der angrenzenden Jupiterstraße 15 befinden sich großflächige Fassadenmalereien der französischen Künstlergruppe CitéCréation. Die Werke wurden am 1. November 2010 eingeweiht.[1]

Musik

Rio Reiser hat 1990 auf seinem Studioalbum *** ("Sternchen") ein Lied mit dem Titel Sonnenallee veröffentlicht.

Buch und Film

Das Buch Am kürzeren Ende der Sonnenallee von Thomas Brussig sowie der vorher entstandene Film Sonnenallee schildern das Leben im kürzeren östlichen Teil der Straße während der Existenzzeit der Berliner Mauer. Der Film wurde jedoch nicht in der Sonnenallee gedreht, sondern komplett in den Babelsberger Filmstudios[2] und mit heruntergekommenen Bauten aus der Gründerzeit bestückt. An den von der Filmkulisse Berliner Straße verkörperten Orten bestimmen jedoch auf der Höhe des Grenzübergangs tatsächlich Häuser aus den 1950er Jahren das Straßenbild.

Weblinks

 Commons: Sonnenallee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bilder zu den Fassadenmalereien der CitéCréation siehe Commons: Murals Sonnenallee Berlin.
  2. Die 30 erstaunlichsten Straßen in Berlin im rbb.
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