- Sowjetische Partisanen
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Die sowjetischen Partisanen waren Mitglieder der Widerstandsbewegung gegen Faschismus und Nationalsozialismus, die zwischen 1941 und 1944 im Zweiten Weltkrieg auf sowjetischem Gebiet im Hinterland des Feindes einen erbitterten Kampf gegen die deutschen Besatzer führten.[1] Die Widerstandsbewegung wurde von der sowjetischen Regierung und Armeeführung zumeist organisiert und kontrolliert.
Inhaltsverzeichnis
Anfang der Widerstandsbewegung
Was den Beginn des Partisanenkampfes betrifft, so hat die Forschung festgestellt, dass es in der Anfangsphase des Überfalls auf die Sowjetunion eine durchaus starke Diskrepanz zwischen den politischen Absichten Hitlers bzw. Stalins und dem Verhalten ihrer Soldaten, vor allem aber dem der sowjetischen Zivilbevölkerung gab. Entgegen ihren Erwartungen und den Ankündigungen der deutschen Propaganda stießen die vorrückenden deutschen Truppen in der Sowjetunion meist nicht auf Widerstand aus der Zivilbevölkerung, sondern stellten fest, dass sich diese, sofern sie die Deutschen nicht sogar freundlich begrüsste, zumeist neutral oder wenigstens indifferent verhielt. Anders verhielt es sich mit den vielen Soldaten der Roten Armee, die im Zuge des deutschen Einmarsch ab 22. Juni 1941 hinter der Frontlinie zurückgeblieben, eingeschlossen oder versprengt worden waren. In dieser Kriegsphase von der einheimischen Bevölkerung meist kaum unterstützt, bildeten sich aus ihnen schon bald Gruppen, die begannen, den deutschen Okkupanten Widerstand zu leisten. Dabei handelte es sich jedoch zunächst kaum um mehr, als um bloße „Überlebensgruppen“, und auch ihr „Widerstand“ war meist nur vom verzweifelten Willen bestimmt, irgendwie zu überleben. Militärisch stellten diese Gruppen noch keine ernsthafte Gefahr für die Deutschen dar.
Am 29. Juni 1941 erließen die sowjetische Regierung und das Zentralkomitee (ZK) der KPdSU eine Direktive, in den grenznahen Gebieten Partisanengruppen zu bilden. In der Folgezeit wurden auch vermehrt kleine Trupps aus Angehörigen des NKWD ins feindliche Hinterland eingeschleust, mit dem Ziel, Partisanen zu rekrutieren und Anschläge und Sabotageakte auf deutsche Einrichtungen und Personen auszuführen. Das Politbüro des ZK der KPdSU fasste am 18. Juli einen Beschluss „Über die Organisierung des Kampfes im Hinterland der deutschen Truppen“. Diesen Bestrebungen spielte auch die deutsche Führung in die Hände, die bereits in der nach Mitte Juli 1941 an ihre Truppen ausgegebenen Weisung Nr. 33a darauf hingewiesen hatte, dass die Sicherung des eroberten russischen Gebiets nur unter Anwendung „drakonischer Mittel“ gewährleistet werden könne. Die Militärs beriefen sich dabei auf den „Führer“, der diese Maßnahmen ausdrücklich billigte und am 16. Juli erklärt hatte, dass der Partisanenkrieg auch Vorteile habe, da er „uns die Möglichkeit [gibt] auszurotten, was sich gegen uns stellt“.[2] Das im Laufe der zweiten Jahreshälfte 1941 immer brutaler werdende Vorgehen der Deutschen gegen eche und vermeintliche Partisanen ließ deren Zahl stark anschwellen. Ende 1941 bestanden über 2.000 Partisanengruppen mit einer Stärke von rund 90.000 Mann. Bereits Mitte April 1942 stellte der Befehlshaber des Rückwärtigen Heeresgebietes Mitte fest, dass die Kampfkraft der Partisanenabteilungen mit der von regulären Truppenteilen vergleichbar wäre. Bewaffnung und Organisationsgrad der Partisanen wurden ständig weiter ausgebaut. Im Mai 1942 waren ein Zentraler Stab der sowjetischen Partisanenbewegung und entsprechende Stäbe bei den sowjetischen Armeen und an den Fronten gebildet worden. Die Partisanen verfügten über Funkverbindungen und wurden mit Flugzeugen versorgt. 1943 war ihre Zahl auf 250.000 gestiegen, und sie beherrschten in einigen rückwärtigen Gebieten das Territorium. Sie behinderten die wirtschaftliche Ausbeutung der besetzten Gebiete und banden nicht nur deutsche Truppen, sondern schränkten auch die deutsche Kriegführung ein.[3]
Gebiete, in denen Partisanen tätig waren
Weißrussland
Die Weißrussische SSR wurde bereits im Sommer 1941 vollständig erobert, zu einem Zeitpunkt als die Wehrmacht nur langsam in der Ukraine vorankam, da die Rote Armee heftigen Widerstand leistete.
Die Weißrussen waren vom schnellen Vormarsch der deutschen Truppen überrascht. Zahlreiche Städte des Landes wurden bereits am 22. Juni bombardiert und viele Menschen getötet. Vielfach wurden weißrussische Flüchtlinge aus den eroberten Gebieten wieder eingeholt und mussten in ihre teilweise zerstörten Dörfer und Städte zurückkehren. Nur etwa 20 Prozent der Weißrussen, ca. 1,8 Millionen, gelang im Sommer 1941 die Flucht nach Osten. Viele flohen zusammen mit der Roten Armee.
Mogiljow hatte Ende Juni 1941 neben seinen Einwohnern auch noch etwa 200.000 Flüchtlinge aus dem Minsker Gebiet zu versorgen.Mehr als 25 Prozent der Bevölkerung, Weißrussen, Polen und Juden, kam in den drei Jahren deutscher Besatzung ums Leben, Hunderttausende wurden zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt und die jüdische Gemeinde Weißrusslands wurde fast vollständig ausgelöscht.
Zu Beginn des Krieges begrüßten viele Weißrussen den Einmarsch der Wehrmacht als Befreiung vom stalinistischen Terror.
Wie auch in anderen von der Wehrmacht besetzten Staaten, wurden Schulen und Universitäten geschlossen. Die Besatzer setzten die nationalsozialistische Ideologie von „Herren-“ und „Untermenschen“ durch, indem sie der Bevölkerung der annektierten Länder, unter anderem, den Zugang zur Bildung verwehrten.
In der Folge stieg auch die Zahl derer, die sich Partisaneneinheiten anschlossen. Ende 1941 gab es beispielsweise in Minsk mehr als 50 verschiedene Partisanengruppen mit mehr als 2.000 Kämpfern.
In den westlichen Gebieten Weißrusslands waren die Partisanen unpopulär, und viele Partisanen wurden sogar von der örtlichen Bevölkerung an die Besatzer verraten.
1943 soll es sowjetischen Quellen zufolge in Weißrussland allein 375.000 Partisanen gegeben haben, davon seien 65 Prozent Weißrussen gewesen. Die weiteren 35 Prozent setzten sich aus 45 verschiedene Ethnien, wie 4.000 Polen, 400 Tschechen und Slowaken, 300 Jugoslawen und weitere, zusammen.Zur Bekämpfung der Partisanenbewegung gründeten die Deutschen spezielle Bandenbekämpfungstruppen, die teilweise mit schwersten Waffen gegen die Partisanen kämpften und in oft mehrere Wochen dauernden „Bandenbekämpfungsunternehmen“ ganze Gebiete ausmordeten. Eine andere Strategie war, diese „Drecksarbeit“ den Streitkräften der „Verbündeten“ zu überlassen, wie zum Beispiel der berüchtigten Brigade von Bronislaw Wladislawowitsch Kaminski, dem ein eigenes „Herrschaftsgebiet“ um Lepel überlassen wurde, das dieser bis zum Juni 1944 weitgehend frei von Partisanen hielt, indem er Dörfer, die auch nur im Verdacht standen Partisanen Unterkunft zu gewähren, zerstören und oft die gesamte Bevölkerung ermorden ließ. Kaminskis Methoden der Partisanenbekämpfung übertrafen grundsätzlich jene der SS und Wehrmacht hinsichtlich ihrer Brutalität nicht wirklich, jedoch kam bei Kaminskis Truppe noch Vergewaltigung, Folter und schamlose Bereicherung auf Kosten der weißrussischen Zivilbevölkerung hinzu. Insgesamt wurden in Weißrussland 5.295 Ortschaften zerstört und ein Teil der Bewohner getötet. In 628 wurden alle Bewohner umgebracht.[4]
1943 bis 1944 gelang der erstarkten Partisanenbewegung die Befreiung ganzer Gebiete. Die Deutschen, 1943/1944 auf dem Rückzug, hatten keine Möglichkeiten gegen die immer größere Zahl von Anschlägen und Angriffen der Partisanen vorzugehen.[5]
Ukraine
An der Eroberung der Ukraine war der deutschen Führung sehr viel gelegen. Zu Anfang wurden auch hier (insbesondere im Westen der Ukraine, der bis 1939 zu Polen gehörte) die Wehrmachtsangehörigen als Befreier vom Stalinismus begrüßt, aber nach den ersten deutschen Maßnahmen und Repressalien änderte sich die Einstellung der Bevölkerung.
Im Sommer 1941 flohen etwa 5,8 Millionen Ukrainer, Russen und Juden aus dem Land, oder wurden evakuiert.
Ähnlich wie auch in anderen eroberten Gebieten der Sowjetunion wurden auch hier Tausende zur Zwangsarbeit nach Deutschland gebracht. Millionen sowjetischer Kriegsgefangener verhungerten in deutschen Gefangenenlagern. Besonders litt die jüdische Bevölkerung der Ukraine, die mit 800.000 Opfern stark dezimiert wurde.
In der Folgezeit bildeten sich kommunistische, ukrainisch-nationalistische sowie anarchistische Partisanengruppen, die gegen die Deutschen, aber zum Teil auch gegeneinander kämpften. Aber nicht nur die Wehrmacht, sondern auch die ukrainische Zivilbevölkerung litt unter den Angriffen der Partisanengruppen.
Der Partisanenkrieg forderte in der Ukraine etwa 5,5 Millionen Opfer, von denen nur ein Teil Partisanen waren. Die meisten Opfer waren polnische und ukrainische Zivilisten.
Bei der Belagerung von Charkiw 1941 bis 1942 verhungerten über 20.000 Bewohner der Stadt, Russen und Ukrainer, da die Deutschen sie daran hinderten die Stadt zu verlassen oder sich Nahrung zu besorgen.Am 15. August 1943 wurde das ukrainische Dorf Jadliwka bei Kiew, in denen etwa 800 Ukrainer lebten von den Deutschen niedergebrannt, da in dem Dorf sowjetische Partisanen vermutet wurden, die tags zuvor in der Gegend Anschläge auf deutsche Züge verübten. Etwa 200, meist männliche Bewohner jeden Alters, wurden in ihren Häusern verbrannt oder auf dem örtlichen Marktplatz erschossen. Die übrigen, meist Frauen und Kinder, wurden Tage später zur Zwangsarbeit nach Deutschland deportiert.
Baltische Staaten
In den baltischen Staaten gab es wenig Partisanentätigkeit. Im Vergleich zu Weißrussland und der Ukraine ist die Naturlandschaft im Baltikum, besonders in Lettland und Estland, für einen effektiven Partisanenkampf nicht geeignet.
Russland
In Russland wurden große Verbände der Roten Armee durch den raschen Vorstoß der Wehrmacht überrollt und eingekesselt. Wegen des Mangels an Munition und Lebensmitteln und allgemeinem Verlust der Kampfmoral angesichts der Überlegenheit der deutschen Truppen gingen viele hunderttausend Rotarmisten in deutsche Kriegsgefangenschaft. Aus antisowjetisch eingestellten ehemaligen Rotarmisten formte die SS auf Weisung Himmlers Ende 1944 die Russischen Befreiungsarmee unter der Führung von Wlassow. Diese sollte vor allem zum "Bandenkampf" eingesetzt werden.
Ein Teil der aufgeriebenen Truppen jedoch flüchtete sich in die Wälder und es bildeten sich ständig anwachsende und gut organisierte Partisanenverbände die teilweise Nachschub und Instruktionen durch die Sowjetarmee erhielten.Die deutsche Führung beabsichtigte das russische Volk zu unterwerfen bzw. zu vernichten. Der Generalplan Ost sah die Zerteilung des russischen Gebiets und seine wirtschaftliche Ausbeutung vor.
Die jüdische Bevölkerung wurde ermordet, in vielen Orten wurden Schulen und Universitäten geschlossen, man ließ die Kriegsgefangenen verhungern und viele Russen und Kriegsgefangene wurden zur Zwangsarbeit und Internierung in KZ nach Deutschland deportiert.Die Zusammenarbeit der Roten Armee mit den Partisanen verbesserte sich ab 1944. Die Partisanen führten nun einen „Schienenkrieg“, in dem sie Verbindungs- und Nachschublinien der deutschen Truppen angriffen und somit deren Operationen an der Front sabotierten. Bei den Kämpfen an der Wolchow-Front vor Leningrad und Nowgorod zerstörten sie an 60.000 Stellen die Schienen, sprengten 200 Brücken und brachten 133 Militärzüge zum Entgleisen. Partisanenverbände, teilweise in Regimentsstärke, unternahmen Streifzüge im Hinterland der Ostfront und überschritten in einigen Fällen die sowjetischen Grenzen. Von besonderer Bedeutung für die Rote Armee waren nicht nur Sabotagekriegführung und bewaffnete Gefechte, sondern auch die Feindaufklärung. Partisanen übermittelten Nachrichten über deutsche Truppenverschiebungen, über Stellungen, Flugzeuge, Depots und Verkehrsknotenpunkte.[6]
Die besondere Taktik der Partisanen, der Kleinkrieg ohne feste Front, Überraschungsangriffe und sofortiger Rückzug ins unwegsame Gelände, ließ sie aus diesem Kampf meist als Sieger hervorgehen, so dass teilweise sogar geschlossene Gebiete durch die Aufständischen befreit werden konnten.
Wegen der Stärke der Partisaneneinheiten ging die Wehrmacht bald mit eigens aufgestellten „Bandenbekämpfungstruppen“ und schwersten Waffen gegen sie vor. Ganze Dörfer wurden ausgelöscht und ihre Bewohner getötet. Je brutaler die deutschen „Abwehrmaßnahmen“ wurden, desto stärker wurde der Hass und der Wille zum Widerstand gegen die Deutschen und ihre Kollaborateure.[7]
Finnland und Karelien
Zeitweise sollen bis zu 5.000 Partisanen in dieser Region gekämpft haben, nie aber habe ihre Stärke weniger als 1.500 bis 2.300 Personen umfasst. Eine Besonderheit war, dass die Partisaneneinsätze nicht auf dem Gebiet des Feindes formiert wurden, sondern dass die Gruppen aus der Sowjetunion geschickt wurden und hauptsächlich von der sowjetischen Seite der Frontlinie aus operierten.
Die einzige größere Operation endete mit einer Niederlage, als die Erste Partisanenbrigade Anfang August 1942 bei dem See Seesjärvi vernichtet wurde. Die Partisanen verteilten die Propagandazeitungen „Wahrheit“ (in finnischer Sprache) und „Lenins Flagge“ (in russischer Sprache). Einer der Führer der Partisanenbewegung in Finnland und Karelien war Juri Andropow.
Im Ostkarelien griffen die Partisanen finnische militärische Versorgungs-und Infrastruktureinrichtungen an, aber in Finnland (innerhalb der Grenze vom Jahre 1940) waren fast zwei Drittel der Angriffe gegen Zivilisten gerichtet[8], 200 Menschen wurden umgebracht und 50 verwundet, darunter Kinder und ältere Menschen.[9][10][11] Häufig wurden alle Zivilisten von den Partisanen ermordet, um keine Zeugen der Grausamkeiten am Leben zu lassen. Ein Beispiel dafür war der Partisanenangriff auf Lämsänkylä, Kuusamo, der am 18. Juli 1943 stattfand. Die Partisanen griffen ein einsames Haus an und ermordeten alle sieben Zivilisten, einschließlich Kinder, eines 3 Jahre, das andere ein halbes Jahr alt.[8]
Charakteristika des Partisanenkriegs
Deutsche Repressialien gegen Partisanen
Für die deutsche Führung war der Krieg gegen die Sowjetunion grundsätzlich „ein anderer Krieg, ein Krieg der Weltanschauungen“ und die sowjetischen Soldaten galten als „Barbaren“ (Zitat Hitler). Deshalb gab die deutsche Führung sowohl den Kugel-Erlass als auch den Kommissarbefehl heraus, demzufolge gefangen genommene Politische Kommissare der Roten Armee sofort erschossen werden sollten.
Die deutsche Führung betrachtete die Partisanen als „Banditen“, die im Fall einer Gefangennahme kein Recht auf Schutz oder Fürsorge hatten.
Als die Partisanen-Einheiten immer stärker wurden, gingen die Deutschen mit eigens dafür aufgestellten „Bandenbekämpfungtruppen“ und schwersten Waffen gegen sie vor. Zum Teil wurden auch Dörfer, in denen man Partisanen vermutete, abgebrannt und die Bevölkerung ausgerottet.[12]
Verluste und "Effektivität"
Nach sowjetischen Angaben starben durch Partisanenangriffe 600.000 feindliche Soldaten und noch 50.000 gerieten in Gefangenschaft. 1.100 Flugzeuge und 2.500 Züge wurden zerstört. [13] Die neuere Forschung hat allerdings gezeigt, dass Angaben wie diese einer kritischen Prüfung anhand der noch vorhandenen Quellen nicht standhalten. In seiner Studie über den Partisanenkrieg in Weißrussland kommt der polnische Historiker Bogdan Musial nach umfassenden Quellensichtungen zum Schluss, dass dort "nur" 6.000 bis 7.000 deutsche Soldaten von Partisanen getötet wurden, obwohl offiziellen sowjetischen Angaben zufolge über 282.000 Partisanen dort tätig gewesen sein sollen. Zwar hätten die Partisanen eine gewisse Gefahr vor allem für die deutschen Nachschubwege dargestellt, ihre militärischen Resultate insgesamt seien aber weit überschätzt und von der sowjetischen Nachkriegshistoriografie mythisiert worden. Die Haupttätigkeit der Partisanen sei zumeist nicht der Kampf gegen die deutschen Aggressoren gewesen, sondern die Beschaffung von Nahrung. Vor allem aber fielen dem Partisanenkrieg hauptsächlich völlig unbeteiligte Zivilisten zum Opfer, wobei es auch von Seiten der Partisanen zu Gewalttaten gegen echte und vermeintliche Kollaborateure kam. Insgesamt gelang es den weißrussischen Partisanen nie, so Musial, zu einer wirklich kriegsentscheidenden Kraft zu werden, die in der Lage gewesen wäre, im Rücken der deutschen Truppen eine wirkliche "zweite Front" zu errichten. Daher schafften sie es auch nie, den Nachschub für die an der Ostfront kämpfenden deutschen Truppen so zu gefährden bzw. zu blockieren, dass die Kampffähigkeit derselben stark eingeschränkt worden wäre.[14]
Beziehung zur Ukrainischen Nationalen Widerstandsbewegung
Die sowjetischen Partisanen und die Ukrainische Nationale Widerstandsbewegung kämpften zumeist unabhängig voneinander, teilweise sogar gegeneinander. Die zivilen Einwohner litten unter den nächtlichen Angriffen und den Repressalien der ukrainischen Partisanen (z. B. Raubzüge, Vergewaltigungen, Erpressungen) genauso wie unter der deutschen Herrschaft. Manche Leute gerieten „zwischen die Fronten“ und flohen aus Angst vor beiden Kriegsparteien in die Wälder und versteckten sich dort.
Zum Teil kam es auch zu „Vergeltungsmaßnahmen“ der ukrainischen Partisanen an Dörfern, von denen vermutet wurde, dass die Einwohner mit den Deutschen zusammenarbeiteten.[15]
Bekannte sowjetische Partisanen
- Alexej Fjodorowitsch Fjodorow - neben Saburow/Kowpak, der Kommandeur einer der größten Partisaneneinheiten
- Juri Wladimirowitsch Andropow - später Generalsekretär der KPdSU und Regierungschef der Sowjetunion
- Pjotr Braiko
- Alexander Schekalin
- Oleksij Fedorow
- Mehdi Hüseyinzadə - Partisan aus Aserbaidschan, genannt „Michailo“
- Nikolai Karotamm
- Wera Choruschaja
- Wsewolod Klokow
- Wassili Kononow
- Soja Kosmodemjanskaja
- Wasili Korsch
- Sydir Artemowytsch Kowpak - der bekannteste ukrainische Partisan
- Nikolai Iwanowitsch Kusnezow
- G. M. Linkow (Batja) (russ: Григорий Матвеевич Линко) - Partisanenkommandeur in Weißrussland und Held der Sowjetunion
- Pjotr Mironowitsch Mascherow - später 1. Sekretär der KP der Sowjetrepublik Weißrussland
- Kirill Trofimowitsch Masurow
- Dmitri Nikolajewitsch Medwedew - Kommandeur einer NKWD-Spezialeinheit
- Marytė Melnikaitė
- Michail Naumow
- Kiril Orlowski
- Panteleimon Kondratjewitsch Ponomarenko - Chef des Stabes des Zentralkommandos der Partisanenverbände
- Mikola Popudrenko
- Sinaida Martynowna Portnowa
- Semen Wassiljewitsch Rudnew
- Alexander Nikolajewitsch Saburow
- Vilis Samsons
- Arturs Sprongis
- Petro Petrowytsch Werschyhora
- Konstantin Zaslonow
- Simcha Zorin
- Jitzchak Wittenberg
Einzelnachweise
- ↑ Leonid D. Grenkevich, The Soviet Partisan Movement, 1941–1944: A Critical Historiographical Analysis, Frank Cass, London 1999, ISBN 978-0-7146-4874-3.
- ↑ Vgl. dazu Christian Hartmann: Wehrmacht im Ostkrieg. Front und Militaerisches Hinterland 1941/42 (= Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte, Band 75) 2., verbesserte Auflage, München 2010, ISBN 978-3-486-70225-5, S. 718ff.
- ↑ Bundesarchiv (Hrsg.): Europa unterm Hakenkreuz: Die Okkupationspolitik des deutschen Faschismus (1938-1945); Heidelberg 1996; Bd.8, S.190ff. ISBN 3-326-00411-7
- ↑ http://www.khatyn.by/de/genocide/expeditions/
- ↑ Johannes Leeb, Die Nürnberger Prozesse
- ↑ Europa unterm Hakenkreuz, a.a.O., S. 194
- ↑ Hefte zur politischen Bildung (Der Nationalsozialismus), 1991; Johannes Leeb, Der Nürnberger Prozess, 1995
- ↑ a b Eino Viheriävaara, (1982). Partisaanien jäljet 1941-1944, Oulun Kirjateollisuus Oy. ISBN 951-99396-6-0
- ↑ Veikko Erkkilä, (1999). Vaiettu sota, Arator Oy. ISBN 952-9619-18-9.
- ↑ Lauri Hannikainen, (1992). Implementing Humanitarian Law Applicable in Armed Conflicts: The Case of Finland, Martinuss Nijoff Publishers, Dordrecht. ISBN 0-7923-1611-8.
- ↑ Tyyne Martikainen, (2002). Partisaanisodan siviiliuhrit, PS-Paino Värisuora Oy. ISBN 952-91-4327-3.
- ↑ Johannes Leeb, Der Nürnberger Prozess, 1995; Hefte zur politischen Bildung (Der Nationalsozialismus), 1991
- ↑ http://vivovoco.astronet.ru/VV/PAPERS/HISTORY/PARTISAN.HTM
- ↑ Vgl. dazu Bogdan Musial: Sowjetische Partisanen 1941-1944. Mythos und Wirklichkeit. a.a.O., S. 222-225, 255, 288, 292 und 320-322 und 442-444.
- ↑ Hitlers Krieg im Osten
Literatur
Schwerpunkt auf der Partisanenbewegung
Kenneth D. Slepyan: The People's Avengers: Soviet Partisans, Stalinistic Society and the Politics of Resistance 1941-1944, Ann Arbor 1994
Kenneth D. Slepyan: The Soviet Partisan Movement and the Holocaust in: Holocaust and Genocide Studies 20, 2006
Alexander Hill: The War Behind the Eastern Front. Soviet Partisans in North-West Russia, 1941-1944 Cass Series on the Soviet Study of War, 18, London 2005
Smilovitskii, Leonid: Antisemitism in the Soviet Partisan Movement, 1941-1944: The Case of Belorussia in: Holocaust and Genocide Studies 20, 2006
John A. Armstrong (Hrsg.): Soviet Partisans in World War II, Madison 1964 (zeitbedingt ohne Zugang zu sowjetischen Partisanendokumenten, trotzdem empfehlenswert) Leonid Grenkevich : The Soviet Partisan Movement, 1941-1945. Critical Analysis of Historiography, 1999, ISBN 0-7146-4428-5
Bogdan Musial (Hrsg.): Sowjetische Partisanen in Weißrußland - Innenansichten aus dem Gebiet Baranovici 1941-1944, München 2004, ISBN 3-486-64588-9
Bernd Bonwetsch: Sowjetische Partisanen 1941 – 1944. in: Gerhard Schulz (Hrsg.): Partisanen und Volkskrieg. Zur Revolutionierung des Krieges im 20. Jahrhundert, Göttingen 1985
Jack Kagan, Dov Cohen: Surviving the Holocaust With the Russian Jewish Partisans, 1998, ISBN 0-85303-336-6
Bogdan Musial: Sowjetische Partisanen 1941-1944. Mythos und Wirklichkeit. Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn 2009, ISBN 978-3-506-76687-8.
Schwerpunkt auf der Partisanenbekämpfung der Wehrmacht
- Hans Umbreit: Das unbewältigte Problem. Der Partisanenkrieg im Rücken der Wehrmacht in: Jürgen Förster (Hrsg.): Stalingrad. Ereignis – Wirkung – Symbol, München, Zürich 1993
- Jürgen Förster: Die Sicherung des Lebensraums in: Horst Boog, Jürgen Förster, Joachim Hoffmann, Ernst Klink, Rolf-Dieter Müller, Gerd R. Ueberschär: Der Angriff auf die Sowjetunion. (= Militärgeschichtliches Forschungsamt (Hrsg.): Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Band 4). 2. Auflage. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1987, ISBN 3-421-06098-3.
- Timm C Richter: "Herrenmensch" und "Bandit" Deutsche Kriegsführung und Besatzungspolitik als Kontext des sowjetischen Partisanenkrieges (1941-44), Münster 1998, ISBN 3-8258-3680-0
- Ruth Bettina Birn: Zweierlei Wirklichkeit? Fallbeispiel zur Partisanenbekämpfung im Osten in: Bernd Wegner (Hrsg.): Zwei Wege nach Moskau. Vom Hitler- Stalin- Pakt zum 'Unternehmen Barbarossa, München, Zürich 1991 ISBN 3-492-11346-X
Weblinks
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