- Sukkot
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Sukkot (hebr. סֻכּוֹת oder סוּכוֹת, Plural von Sukka, סֻכָּה, deutsch Laubhütte, jiddisch Sukkes oder Sikkes) oder Laubhüttenfest ist eines der drei jüdischen Wallfahrtsfeste. Das Fest wird im Herbst, fünf Tage nach dem Versöhnungstag, im September oder Oktober gefeiert und dauert sieben Tage, vom 15. bis 21. Tischri, dem siebten Monat des jüdischen Kalenders. In Israel und in gewissen Reformgemeinden ist nur der erste Tag ein voller Feiertag, in orthodoxen und konservativen Gemeinden der Diaspora dagegen die ersten zwei Tage, während die darauffolgenden Tage Halbfeiertage (hebräisch Chol ha-Moed) sind. Der letzte Tag von Sukkot wird Hoschana Rabba genannt und gilt als der letzte Tag, an dem die göttlichen Urteilssprüche für das Jahr noch geändert werden können. Unmittelbar an das Laubhüttenfest schließen Schemini Azeret, der „Achte Tag der Versammlung“, und Simchat Tora, das „Torafreudenfest“, an.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Das in der Bibel mehrfach erwähnte Fest ist wie die beiden anderen jüdischen Wallfahrtsfeste Pessach und Schawuot bäuerlichen und wahrscheinlich kanaanitischen Ursprungs und hat mit ihnen den historisch-landwirtschaftlichen Doppelcharakter gemeinsam.[1] Das Fest hat sich schon in der Antike während Jahrhunderten stark verändert, was sich in den biblischen und nachbiblischen Texten widerspiegelt. Im 2. Buch Mose wird es als „Fest des Einsammelns“ (hebräisch Chag ha’Assif)[2] bezeichnet und erst im 5. Buch Mose als „Laubhüttenfest“ (Chag ha’Sukkot) mit siebentägiger Dauer: „Wenn nicht nur die Getreide-, sondern auch die Weinernte eingebracht ist, sollt ihr sieben Tage lang das Laubhüttenfest feiern. Begeht es als Freudenfest mit euren Söhnen und Töchtern, euren Sklaven und Sklavinnen und mit den Leviten in eurer Stadt, den Fremden, die bei euch leben, den Waisen und Witwen.“[3] Mit den Laubhütten dürften hier die Schatten spendenden Unterstände auf den Feldern gemeint sein,[4] wie sie auch heute im Vorderen Orient zur Zeit der Ernte noch gebräuchlich sind. Erst nach dem Babylonischen Exil wird das Datum auf den 15. des siebten Monats festgelegt und Sukkot zu einem historischen Fest, das mit der Wüstenwanderung nach dem Auszug aus Ägypten begründet wird und das Wohnen in Laubhütten während der Festzeit vorschreibt.[5] Der Überlieferung nach soll König Salomon den Tempel in Jerusalem zu Sukkot eingegeweiht haben,[6] und im messianischen Zeitalter wird, so der Prophet Sacharja,[7] Sukkot ein universelles, mit Regen assoziiertes Fest sein, zu dem alle benachbarten Nationen nach Jerusalem pilgern werden.[8]
Im Mischnatraktat Sukka sind die Zeremonien zur Zeit des zweiten Tempels aufgeführt, insbesondere die Wasserschöpfzeremonie, die ebenso wie die Prozessionen mit Früchten und Baum- und Palmzweigen, den „Vier Arten“ von Pflanzen (hebräisch אַרְבָּעָה מִינִים Arba’a minim), bei denen Psalmen gesungen wurden, mit Regen in Verbindung gebracht werden. Im Johannesevangelium ruft Jesus am letzten Tag des Laubhüttenfestes diejenigen, die Durst haben, zu sich,[9] was im Zusammenhang mit einer zu dieser Zeit vom ersten bis letzten Tag des Festes üblichen Wasserschöpfzeremonie interpretiert wird.[10] Der Historiker Flavius Josephus beschreibt das Fest als achttägige Feier, während der in Hütten gewohnt und im Tempel geopfert wird, bei Philo von Alexandria steht es als siebentägiges Erntedankfest, dem ein achter Tag als Krönung beigefügt wird, im Zeichen von Gleichheit und Gerechtigkeit.[8]
Nach der Zerstörung des Tempels geblieben sind: das siebentägige Fest Sukkot, der Azeret am achten Tag, die Sukka, die Arba’a minim und das Hallel-Gebet sowie die Bitte um Regen am achten Tag.
Sukkot heute
Das siebentägige Sukkotfest ist heute, besonders außerhalb Israels, nur noch für observante Juden von Bedeutung, dagegen erfreut sich das auf das Laubhüttenfest folgende Torafreudenfest vor allem bei Familien mit Kindern großer Beliebtheit.
Sukka
Religiöse Juden bauen in Erinnerung an den Auszug aus Ägypten, als die Israeliten in provisorischen Behausungen wohnten, jedes Jahr zu Sukkot dort wo sich Platz dafür bietet – im Garten, im Hof, auf dem Parkplatz, Balkon oder Dach – eine mit Ästen, Stroh oder Laub gedeckte Hütte, die Sukka, die unter freiem Himmel stehen muss. In ihr werden, wenn es das Wetter erlaubt, die Mahlzeiten während der siebentägigen Dauer des Festes eingenommen; besonders gesetzestreue Juden übernachten sogar in der Laubhütte. Jüdische Gemeinden erstellen in der Regel eine Gemeindesukka, in der der Kiddusch nach dem Gottesdienst und andere Empfänge während des Sukkotfestes stattfinden.
Gottesdienst
In Anlehnung an das antike Erntedankfest und die mit Regen und Fruchtbarkeit assoziierten Zeremonien werden während Sukkot zu den Gottesdiensten in der Synagoge die Arba’a minim getragen. Sie bestehen aus dem zu einem Feststrauß gebundenen Palmzweig (hebr. Lulav), der dem Strauß den Namen gibt, drei Myrtenzweigen (hebr. Hadassim) und zwei Bachweidenzweigen (hebr. Arawot), die in der rechten Hand getragen werden, sowie dem Etrog, einer Sorte der Zitronatzitrone, der in der linken Hand gehalten wird. Die Arba’a minim werden während des Hallel-Gebets in sechs Richtungen gewendet, zuerst nach Osten, danach nach Süden, nach Westen, nach Norden, nach Oben und schließlich nach Unten. Gegen Ende des Gottesdienstes findet ein Umzug statt, bei dem eine oder mehrere Torarollen um das Lesepult getragen werden und die Anwesenden, in orthodoxen Gemeinden nur die Männer, mit den Arba’a minim folgen, in Erinnerung an die im Talmud überlieferten Prozessionen um den Altar im Tempel zu Jerusalem. Am siebten, letzten Tag, Hoschana Rabba (das große Hoschana, deutsch Hosiana, hilf doch!), findet nicht nur ein Umzug, sondern deren sieben statt, während für eine gute Ernte gebetet wird. Danach werden fünf zusammengebundene Bachweidenzweige fünf Mal abgeklopft, ebenfalls in Erinnerung an die Überlieferungen der Prozessionen zur Zeit des zweiten Tempels, gemäß denen an diesem Tag Bachweidenzweige in einer Prozession sieben Mal um den Altar getragen wurden. Erst seit posttalmudischer Zeit gilt Hoschana Rabba als der Tag, an dem die jährlichen von Gott am Versöhnungstag für das Individuum erlassenen Urteilssprüche bindend werden.[10]
Sukkot-Termine
Sukkot wird an folgenden Daten gefeiert:
- 2012: 1. Oktober bis 7. Oktober
- 2013: 19. September bis 25. September
- 2014: 9. Oktober bis 15. Oktober
- 2015: 28. September bis 4. Oktober
Anmerkung: Jüdische Feiertage beginnen jeweils am Vorabend des angegebenen Tages.
Sukkot als Ortsname
In der hebräischen Bibel taucht Sukkot verschiedentlich auch als Ortsname auf. So wird die erste Ortschaft, die die Israeliten beim Auszug aus Ägypten erreichen, als Sukkot bezeichnet.[11] Sie lag, so wird vermutet, im Nildelta. Ein anderer, Sukkot genannter Ort befand sich in der Nähe des Jordans, im Gebiet des Stammes Gad.[12] Der Name des Ortes soll darauf zurückgehen, dass Jakob nach seinem Kampf mit dem Engel an dieser Stelle für sich und sein Vieh Hütten erbaut hatte.[13] Die Ortschaft wird auch im Buch der Richter und als Ort einer königlichen Metallgießerei erwähnt.[14] Er wird mit Tell Deir Alla, einem kahlen Siedlungshügel in der Ebene nördlich des Jabbok-Flusses östlich des Jordans im heutigen Jordanien, identifiziert, die Zuweisung ist jedoch umstritten.[15]
Siehe auch
Weblinks
Commons: Sukkot – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Cyrus Adler, Lewis N. Dembitz: Hosha'na Rabbah. Jewish Encyclopedia, 1901-1906 (englisch)
- Chabad-Lubawitsch Media Center: Gebote und Traditionen
- Joseph Jacobs, H. G. Friedmann: Feast of Tabernacles. Jewish Encyclopedia, 1901-1906 (englisch)
- Corinna Körting: Laubhüttenfest. In: Michaela Bauks, Klaus Koenen (Hgg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex). Alttestamentlicher Teil
- Alfred J. Kolatch: Sukkot, Schemini Azeret und Simchat Tora. Aus: Jüdische Welt verstehen. Aus dem Amerikanischen. Marix Verlag, Wiesbaden 2005 ISBN 3-865390439
- Ernst Kutch, Louis Jacobs, Abram Kanof: Sukkot. Artikel in: Encyclopaedia Judaica. Hrsg. Michael Berenbaum und Fred Skolnik. Band 19, 2. Auflage. Detroit: Macmillan Reference USA, 2007, S. 299-302. Online (englisch)
- talmud.de: Sukkot
- Haakan Ulfgard: The story of Sukkot: the setting, shaping, and sequel of the biblical feast of tabernacles. Band 34 von: Beiträge zur Geschichte der biblischen Exegese. Verlag Mohr Siebeck 1998. ISBN 3161470176. Auszugsweise online (englisch)
- Zentralrat der Juden in Deutschland: Sukkot, Laubhüttenfest
Einzelnachweise
- ↑ Corinna Körting: Laubhüttenfest. In: Michaela Bauks, Klaus Koenen (Hgg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex). Alttestamentlicher Teil. Abgerufen: 28. Oktober 2010
- ↑ Ex 23,16-19 GNB und Ex 34,22 GNB
- ↑ Dtn 16,13-17 GNB
- ↑ Jona 4,5 GNB
- ↑ Lev 23,33-43 GNB
- ↑ 1 Kön 8,2 GNB
- ↑ Sach 14,16-19 GNB
- ↑ a b Joseph Jacobs, H. G. Friedmann: Feast of Tabernacles. Jewish Encyclopedia, 1901-1906 (englisch). Abgerufen: 28. Oktober 2010
- ↑ Joh 7,37 GNB
- ↑ a b Ernst Kutch, Louis Jacobs, Abram Kanof: Sukkot. Artikel in: Encyclopaedia Judaica. Hrsg. Michael Berenbaum und Fred Skolnik. Band 19, 2. Auflage. Detroit: Macmillan Reference USA, 2007, S. 299-302. Online (englisch). Abgerufen: 28. Oktober 2010
- ↑ Ex 12,37 GNB
- ↑ Jos 13,27 GNB
- ↑ Gen 33,17 GNB
- ↑ Richter 8,13-16 GNB, 1 Kön 7,46 GNB
- ↑ Frank Rainer Scheck: Jordanien: Völker und Kulturen zwischen Jordan und Rotem Meer. DuMont Kunst-Reiseführer. Verlag DuMont Reiseverlag, 2000 ISBN 3770139798, S. 36 u. 148. Online
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