- Susan Sontag
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Susan Sontag (* 16. Januar 1933 in New York; † 28. Dezember 2004 ebenda) war eine amerikanische Schriftstellerin, Essayistin, Publizistin und Regisseurin. Sie war bekannt für ihren Einsatz für Menschenrechte sowie als Kritikerin der gesellschaftlichen Verhältnisse und der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika.[1]
Inhaltsverzeichnis
Leben
Susan Sontag wurde als Tochter des Exportkaufmanns Jack Rosenblatt und der Lehrerin Mildred Jacobsen geboren. Während die Eltern in der Republik China waren, wurde sie von den Großeltern aufgezogen.
Ihr Vater erkrankte und starb an Tuberkulose, als sie fünf Jahre alt war. Die Mutter heiratete erneut; der Name des Stiefvaters war Sontag.
1949 ging Susan Sontag an die Universität in Chicago und studierte Literatur, Theologie und bei Leo Strauss Philosophie. 1950 – mit 17 Jahren – heiratete sie den Soziologen Philip Rieff. Mit ihm gemeinsam veröffentlichte sie eine Studie über den Einfluss von Sigmund Freud auf die moderne Kultur. Seit 1988 lebte sie in einer Beziehung mit der Fotografin Annie Leibovitz.
Susan Sontag wohnte im New Yorker Stadtteil Chelsea. Als öffentlich stark wahrgenommene Intellektuelle war sie aktiv u.a. im New York Institute for the Humanities, zu dessen Mitgliedern sie gehörte. Sie trat als scharfe Kritikerin der Bush-Regierung, insbesondere des Irakkriegs, in Erscheinung. Neben Mary McCarthy und Joan Didion galt sie als die US-amerikanische femme de lettres.
Große Anerkennung fanden ihre Essays zur Ästhetik und Hermeneutik in Fotografie, Film, Literatur und Kunst. Umstritten war ihre Haltung zum Werk Hans-Jürgen Syberbergs, dessen Film Hitler, ein Film aus Deutschland (1977) sie gelobt hatte. In verschiedenen Bereichen war sie auch für Theater und Film tätig. 1993 inszenierte sie während des Bosnienkrieges in Sarajevo das Theaterstück Warten auf Godot von Samuel Beckett. Der Platz vor dem Staatstheater in Sarajevo wurde nach ihr benannt.
Sontag starb Ende 2004 im Alter von 71 Jahren in New York an Leukämie und wurde auf dem Cimetière Montparnasse in Paris beigesetzt. Über ihre letzten Tage schrieb ihr Sohn, der Journalist und Autor David Rieff, das Buch Tod einer Untröstlichen, das 2009 im Carl Hanser Verlag erschien.
Auszeichnungen (Auswahl)
1990 war sie MacArthur Fellow.
Im Jahr 2000 wurde Sontags Roman In America mit dem National Book Award ausgezeichnet, dem bedeutendsten Buchpreis der USA.
Im Mai 2001 bekam sie den Jerusalempreis für die Freiheit des Individuums in der Gesellschaft während der israelischen Buchmesse in Jerusalem. Bei seiner Entgegennahme sorgte sie mit heftiger Kritik am Staat Israel und dessen Politik in den Palästinensischen Autonomiegebieten für Aufsehen.
Im Sommersemester 2003 hatte Susan Sontag die Tübinger Poetik-Dozentur inne und wurde für ihre Leistungen mit dem Ehrendoktor der Universität Tübingen ausgezeichnet.
Sontag wurde als Vermittlerin zwischen den USA und Europa am 12. Oktober 2003 in der Frankfurter Paulskirche der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verliehen. Die Laudatio hielt Ivan Nagel, der die Preisträgerin als „gelernte Europäerin“ bezeichnete. Das demonstrative Fernbleiben des US-Botschafters Daniel Coats während der Zeremonie kritisierte Sontag in ihrer Dankesrede, in der sie die wachsende Kluft zwischen Europa und den USA zu überwinden suchte. Im selben Jahr war in Deutschland ihr Buch Das Leiden anderer betrachten erschienen.
Ebenfalls 2003 erhielt Sontag, zusammen mit Fatima Mernissi, den Prinz-von-Asturien-Preis in der Sparte Geisteswissenschaften und Literatur.
Die Stadt Sarajevo hat am 14. Januar 2010 den Theatervorplatz nach ihr benannt.[2]
Werke (Auswahl)
Prosa
- The Benefactor (1963, deutscher Titel Der Wohltäter ISBN 3-596-11414-4)
- Notes on „Camp“ 1964, Full text of Notes on Camp
- Against Interpretation (1966, deutscher Titel Kunst und Antikunst ISBN 3-446-20428-8)
- Death Kit (1967, deutscher Titel Todesstation ISBN 3-446-13128-0)
- Trip to Hanoi (1969, deutscher Titel Reise nach Hanoi - In dem darin enthaltenen Essay The Pornographic Imagination erläutert Sontag die Legitimität der Pornografie als literarisches Genre. Als Beispiele für anspruchsvolle im Gegensatz zu Trivialpornografie führt sie hierbei Pauline Réages Geschichte der O, Georges Batailles Die Geschichte des Auges und Catherine Robbe-Grillets L'Image an.)
- Styles of Radical Will (1969, TB: Penguin 2009, ISBN 978-0-14-119005-1, deutscher Titel: Gesten radikalen Willens, übersetzt von Jörg Trobitius, deutsche Erstausgabe Ausgabe als Fischer Taschenbuch 18945, Frankfurt am Main (Mai) 2011, ISBN 978-3-596-18945-8).
- On Photography (1977, deutscher Titel Über Fotografie. Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 1980, ISBN 978-3-596-23022-8)
- Illness as Metaphor (1978, deutscher Titel Krankheit als Metapher. ISBN 3-446-20425-3)
- I, etcetera (1978, deutscher Titel Ich, etc. ISBN 3-446-20426-1)
- Under the Sign of Saturn (1980, deutscher Titel Im Zeichen des Saturn. Essays über E. M. Cioran, Antonin Artaud, H. J. Syberberg, Roland Barthes, Leni Riefenstahl, Walter Benjamin, Elias Canetti. ISBN 3-446-13126-4)
- Aids and Its Metaphors (1989, deutscher Titel Aids und seine Metaphern. ISBN 978-3-596-16243-7, zusammen mit Krankheit als Metapher)
- The Vulcano Lover (1989, dt. Der Liebhaber des Vulkans, ISBN 3-596-10668-0)
- On Howard Hodgkin (1995, dtsch.: Über Howard Hodgkin. In: Howard Hodgkin. Düsseldorf/Ostfildern 1996, ISBN 3-930717-37-9
- In America (2000, deutscher Titel In Amerika ISBN 0-312-27320-7)
- Regarding the Pain of Others (2003, deutscher Titel Das Leiden anderer betrachten ISBN 3-446-20396-6 – Essay über die Kriegsfotografie, in dem Sontag teilweise die Aussagen ihres früheren Essays On Photography revidiert.)
- Geist als Leidenschaft In: Hüter der Verwandlung Beiträge zum Werk von Elias Canetti, S. 111–121
- Zur gleichen Zeit. Aufsätze und Reden. Hanser 2008, ISBN 978-3-446-23004-0 [3]
- Leidenschaft der Vernunft - Die öffentliche Intellektuelle Susan Sontag, Jan Engelmann/Richard Faber/Christine Holste (Hg.), Verlag Königshausen & Neumann, Würzburg 2010 ISBN 978-3-8260-4325-3
- Wiedergeboren. Tagebücher 1947-1963. Herausgegeben von David Rieff, übersetzt von Kathrin Razum, Carl Hanser Verlag, München 2010. ISBN 978-3-446-23944-9
- Gesten radikalen Willens. Essays. Aus dem Englischen von Jörg Trobitius, mit einem Nachwort von Herfried Müntler. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1011. ISBN 978-3-596-18945-8
Theaterstücke
- Alice in Bed, deutsch: Alice im Bett: Stück in acht Szenen, übersetzt von Wolfgang Wiens, Verlag der Autoren, Frankfurt am Main 1991, ISBN 978-3-88661-123-2 (U: Bonn 1991, Programmheft, Nürnberg 2006, S. 11, PDF 24 Seiten, 2,3 MB).
- Baby U: Thalia Theater Hamburg 1994
- Die Frau vom Meer U: Teatro Communale Ferrara 1998; DE: Deutsches Theater Berlin 2003
Literatur
- Daniel Schreiber: Susan Sontag. Geist und Glamour. Biographie. Aufbau, Berlin 2007 ISBN 978-3-351-02649-3 [4]
- David Rieff: Swimming in a Sea of Death. A Son’s Memoir. Rezension in: Die Welt, 5. Februar 2008, erstes Kapitel
- Robert Misik: Ikone der Intensität, in: Die Tageszeitung, 23./24. August 2008, tazmag, S. 1-3.
- Jan Engelmann, Richard Faber, Christine Holste (Hrsg.): Leidenschaft der Vernunft. Die öffentliche Intellektuelle Susan Sontag. Königshausen und Neumann, Würzburg 2009, ISBN 978-3-8260-4325-3.
Film
- Susan Sontag. Denkerin und Diva. Dokumentarfilm, Deutschland, 2010, 52 Min., Regie: Birgitta Ashoff, Produktion: BR, arte, Erstausstrahlung: 9. Mai 2011, Inhaltsangabe von arte.
Weblinks
- Literatur von und über Susan Sontag im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Susan Sontag in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Biografie in der NNDB (englisch)
- Offizielle Seite zu Susan Sontag
- Deutsche Seite zu Susan Sontag
- Die politische Rebellion der Erlebnisse – Zum Vermächtnis von Susan Sontag, Telepolis, 9. Januar 2005
- FemBiografie Susan Sontag mit Zitaten, Links und Literaturangaben
Einzelnachweise
- ↑ Thomas Kleine-Brockhoff: Die Revisionistin. Susan Sontag gilt bei uns als Kritikerin der USA. Tatsächlich ändert sie ihre Meinung gern und oft. In: Die Zeit, 26. Juni 2003, Nr. 27, S. 34.
- ↑ FENA Agencija (14. Januar 2010): Susan Sontag dobila svoj trg u Sarajevu (Bosnian). Oslobodjenje.ba. Abgerufen am 21. August 2011.
- ↑ Deutschlandfunk: Der ununterbrochene Dialog, Rezension zur Gleichen Zeit (2008), 20. März 2008
- ↑ Ursula März: Kultfigur der Literaturszene, DKultur, 16. Januar 2008, Rezension der Biografie Daniel Schreibers
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