Sèr

Sèr
Flagge Sarks, eingeführt 1938.
Die beiden normannischen Löwen im Obereck (siehe Wappen Englands) bilden auch das Wappen der Insel.
Lage von Sark im Seegebiet der Kanalinseln.

Sark ([sɑːk] Französisch Sercq [sɛʀk], Sercquiais Sèr [sɛʀ]) ist mit etwa 5 km² Fläche die viertgrößte der Kanalinseln. Die von etwa 600 Einwohnern besiedelte Insel gehört zu Guernsey und ist somit Teil einer britischen Crown Dependency. Westlich, in unmittelbarer Nachbarschaft, liegt die politisch zu Sark gehörige kleinere Insel Brecqhou, deren Eigentümer und einzige Bewohner die Unabhängigkeit von Sark anstreben. Sark wird oft als das letzte Bollwerk des Feudalismus bezeichnet, da hier noch ein Lehnswesen existiert. Bis heute haben dessen Inhaber auch politisch mehr Einfluss als andere Einwohner. Dieses System soll sich in Zukunft in Richtung Demokratie ändern (siehe unten); erste demokratische Wahlen (Dezember 2008) haben bereits stattgefunden.

Auf die Insellage Sarks sind Besonderheiten in der Fauna zurückzuführen: Es gibt hier weder Reptilien noch größere Säugetiere; Kaninchen und Ratten sind die derzeit größten wildlebenden Säugetiere. Der Igel wurde erst 1986 eingeführt. Dagegen kommt auf Sark die auf Guernsey und der benachbarten Normandie nicht vorkommende Gartenspitzmaus vor.

Der Tourismus spielt eine wichtige Rolle. Er lässt die Einwohnerzahl (normalerweise 600) im Sommer auf über 1000 steigen, auf ihn sind auch Termine wie die Reparatur von Straßen abgestimmt. Auf den Straßen existiert weder Asphalt noch eine Beleuchtung. Das Überfliegen der Insel ist verboten. Schon seit vor dem Zweiten Weltkrieg [1] sind PKW unzulässig. Auch Traktoren sind nur für wichtige geschäftliche Verwendungen erlaubt – Passagiere dürfen sie, außerhalb des steilen Harbour Hill, nicht befördern. Ersatzweise werden Pferdewagen und Fahrräder eingesetzt. Sogar der Krankenwagen wird von einem Traktor gezogen.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

„La Coupée“ zwischen den beiden Teilen Sarks
Luftbild Sarks (von Norden aus fotografiert):
Vorne rechts Brecqhou, ganz hinten Little Sark
Die Seigneurie auf Sark
Die Gärten der Seigneurie

Sark besteht aus zwei hohen Felseninseln, Great und Little Sark, die nur durch einen kurzen Grat, La Coupée, miteinander verbunden sind. La Coupée besitzt erst seit 1900 ein Geländer und wurde 1945 von deutschen Kriegsgefangenen zu einer betonierten Straße ausgebaut.

Die höchste Erhebung auf Sark beträgt 100 m. Das Klima ist gleichmäßig und ähnlich dem in Devon und Cornwall. Es gibt im Winter nur selten Frost, die Winterstürme sind aber bisweilen stark genug, um den Bootsverkehr zu unterbrechen. Eine wichtige Rolle spielen die Gezeiten; auf den Kanalinseln herrscht verhältnismäßig starker Tidenhub. Auf Sark ist daher die Installation eines Gezeitenkraftwerks im Gespräch. [2]

Auf Sark gibt es keine Ortschaften, nur Ansammlungen von Gebäuden entlang der Straßen oder in der Nähe von wichtigen Punkten. Im Herzen der Insel verläuft The Avenue, die „Hauptstraße“ Sarks. In dieser Gegend befinden sich viele Läden sowie einige Sehenswürdigkeiten:

  • St. Peter’s Church, erbaut 1820. In dieser Zeit hatte die britische Regierung Geld für den Bau neuer anglikanischer Kirchen bereitgestellt, um die Ausbreitung des Methodismus einzudämmen.[3]
  • Eine Methodistenkapelle, erbaut 1924 als Ersatz für ein abgerissenes älteres Gebäude (weniger zentral erbaut 1796)[4]
  • Das Gefängnis, erbaut 1856 als Ersatz für einen älteren Vorgängerbau
  • Eine Windmühle, erbaut 1571, die der Seigneur bis 1920 für sein Mühlmonopol nutzte. Auch danach noch wurde das Getreide vom Seigneur gemahlen, wenn auch mit moderneren Methoden.[1]
  • Le Manoir, ein Gebäude, das früher als Wohnhaus des Seigneurs diente. Das Gebäude wurde bereits vom ersten Seigneur Hellier de Carteret (Seigneur 1564/65-1581) erbaut; die Fassade stammt von 1810. Im rechten Winkel schließen sich weitere Anbauten an, darunter ein noch älteres Wohnhaus des Seigneurs sowie Räumlichkeiten, die bis ins 19. Jahrhundert Kirche und Schule der Insel beherbergten. [5]

Etwas weiter abseits, im Nordwesten der Insel, liegt die Seigneurie. Dieses Gebäude gehörte ursprünglich zum Tenement la Perronerie und wurde erst 1730 mit dem Kauf der Insel durch die le Pelleys, die Eigentümer von la Perronerie, zum Wohnsitz des Seigneurs, zur Seigneurie. Das Haus wurde ca. 1675 erbaut; 1854 kamen Anbauten (darunter Salon und Turm) hinzu. Die Fassade des ursprünglichen Gebäudes folgt dem auf Jersey üblichen Muster, wie viele der Häuser, die Anfang des 18. Jahrhunderts erbaut wurden und, im Vergleich zu den anfangs üblichen einstöckigen Bauten, den gestiegenen Wohlstand der Insel spiegeln. Das dem genannten älteren Typ entsprechende Haus auf La Perronerie, ca. 1600 erbaut, wurde 1927 abgerissen. Oft als Sehenswürdigkeit bezeichnet werden die zur Besichtigung offenen Außenanlagen der Seigneurie, wo sich neben zahlreichen historischen Objekten auch der teilweise symmetrische, von der Vorgängerin des Seigneurs angelegte Garten mit vielen exotischen Pflanzen befindet.[6]

Geschichte

Le Manoir
Le Manoir, Anbauten. Diese Häuserreihe, von der hier nur der Anfang sichtbar ist, beherbergte unter anderem Kirche und Schule der Insel. In einem der Häuser wohnte auch der Seigneur vor Fertigstellung des Hauptgebäudes.

Man weiß recht wenig über das Leben auf der Insel vor dem 16. Jahrhundert, kann allerdings eine jungsteinzeitliche Besiedlung nachweisen, von der zahlreiche Großsteingräber zeugen. [7] Auch die Römer waren vermutlich mindestens zwei Jahrhunderte auf der Insel.

565 begannen der Heilige Magloire und 62 Mönche die Insel zu kultivieren. Das Kloster überstand Plünderungen der Wikinger im neunten Jahrhundert. 933 wurde der normannische Jarl Wilhelm I. mit der Insel belehnt. Die Jarle (später Herzöge) gaben der Insel im Laufe der Jahrhunderte verschiedenen Herren, so gehörte sie bis 1042 zur Abtei Mont-Saint-Michel. Das Kloster von St. Magloire wurde zwar ca. 1160 nominell wiederhergestellt, umfasste aber nur einen einzigen aus Montebourg stammenden Mönch, der das Prior of St. Magloire firmierte und für die Seelen der jeweiligen Besitzer Sarks beten sollte. [8]

1274 hatte Sark etwa 400 Einwohner; bis Ende des 14. Jahrhunderts bezog der englische König ein beachtliches Einkommen aus der Insel. Vermutlich durch den Schwarzen Tod entvölkert, wurde die nun menschenleere und verwilderte Insel im 16. Jahrhundert in Kriegszeiten von Marineeinheiten benutzt und diente in Friedenszeiten Piraten und anderen Verbrechern als Unterschlupf. 1549 baute die französische Marine hier Festungen, deren hundertköpfige Besatzung erst 1553 von einem flämischen Korsaren wieder vertrieben wurde.

1563 pachtete Hellier de Carteret, Seigneur von St. Ouen in Jersey, die Insel und begann mit Freunden, Verwandten und Tenants aus Jersey mit ihrer Wiederbebauung. Nach dem Vorbild eines französischen Adeligen, der sich 1560 für seinen König auf Sark an einem ähnlichen nur für eine kurze Frist währenden Projekt versucht hatte, glaubte er, die Insel durch eine permanente nicht rein militärische Besiedlung preisgünstig verteidigen zu können und so nicht nur englische Handelsschiffe, sondern auch St. Ouen vor den Überfällen der Piraten zu schützen. Durch ein Letters patent (Patentbrief) Elisabeths I. 1565 wurde die Übergabe der Insel bestätigt, dabei bestand die Bedingung, dass er die Insel innerhalb einer Frist von zwei Jahren ständig zu ihrer Verteidigung mit 40 Untertanen der Königin bevölkerte. [9] Seine Siedler waren meist Presbyterianer aus Jersey, aber auch beispielsweise ausgewanderte französische Hugenotten. Diese Einwohner versuchten eine unabhängige Regierung nach Vorbild Jerseys, was zu Konflikten mit Guernsey führte. Der Handel verstärkte in der Folgezeit die Beziehung zu Guernsey.

Während des englischen Bürgerkriegs gingen die Rechte des Seigneur teilweise auf einen Richter über. Dieser ließ es zu, dass Lehen nicht mehr vollständig vererbt, sondern verbotenerweise aufgeteilt wurden. Die hierbei teilweise zersplitterten Parzellen wurden nach der Restauration rasch wiedervereinigt. Wesentlich nachhaltiger war das gestärkte Selbstbewusstsein der presbyterianischen Beamten, die sich nun weigerten, einen anglikanischen Eid zu schwören. Das war der Grund für eine Verfassungsänderung und die Einführung des jetzigen Verwaltungssystems mit meist vom Seigneur ernannten Amtsträgern. Die Französische Revolution erzeugte auch auf Sark eine starke antifeudale Stimmung. Die Mühle des Seigneurs wurde angezündet, um dessen Mühlmonopol zu brechen.

Verlassene Silbermine auf Little Sark (19. Jh)

Ein vergeblicher Versuch, auf Little Sark Kupfer und Silber abzubauen, endete später in der Verschuldung des Seigneurs und dem Verkauf seines Amtes 1852. Etwas später jedoch kam bereits der Aufschwung des Tourismus. Viele Engländer kauften oder pachteten außerdem Land; dass man durch Letzteres nicht im Chief Pleas vertreten war, war einer der Gründe für die Einführung der heutigen zwölf gewählten Abgeordneten 1920.

Im Zweiten Weltkrieg war Sark, wie die anderen Kanalinseln auch, von der deutschen Wehrmacht besetzt. Im Gegensatz zu den Einwohnern vieler Inseln, die sich vorher nach England evakuieren ließen (in Alderney etwa gab es während der Besetzung noch ganze zwei Haushalte) blieben die Einwohner Sarks auf ihrer Insel. Sibyl Hathaway, die damals als Dame de Sercq die Stelle des Seigneurs einnahm, behandelte die Besatzer freundlich, aber autoritär („Ihr Wort war Gesetz. Sogar für uns [...]“ meinte ein deutscher Soldat dazu). Sibyl Hathaway war neben dem Guernseyer Jurat (Laienrichter ähnlich dem ) Lainé die einzige politisch einflussreiche Person, die sich weigerte, deutsche Befehle zu unterschreiben. Im September 1942 sollten nach einem Befehl alle Personen von den Kanalinseln nach Deutschland deportiert werden, die „ihren festen Wohnsitz“ nicht dort hatten, sowie nicht auf den Inseln geborene „Männer zwischen 16 und 70 Jahren [...] englischer Volkszugehörigkeit“ samt Familie.[10] Auf Sark betraf dies zunächst neun Personen. Nach einem militärisch nahezu wertlosen britischen Kommandoüberfall auf Sark zwei Wochen später wurden im Februar 1943 weitere 63 Menschen aus Sark deportiert, darunter angeblich alle ehemaligen Offiziere, aber auch Frauen und Kinder. Darunter fiel auch Sibyl Hathaways Ehemann, der im Ersten Weltkrieg britischer Fliegeroffizier gewesen war. Ein weiteres britisches Kommando scheiterte vollends, da die Klippen inzwischen durch Minenfelder befestigt waren. [11] Nach der Landung der Alliierten in der Normandie 1944 hungerten die Kanalinseln bis zu ihrer Befreiung durch britischen Truppen, die erst zwei Tage nach der Kapitulation der Wehrmacht stattfand. Aber man hatte zwar auch auf Sark „Schlimmes erlebt“, so das Urteil des Jerseyer Journalisten Roy McLoughlin, aber „die Erinnerungen an die Besatzungszeit waren nicht so bitter wie auf den größeren Inseln.“ Die „enge Gemeinschaft“ der Menschen dort habe die gegenseitige Hilfe und den während der Belagerungszeit notwendigen Tauschhandel einfacher gemacht.[10] Auch die Website der Regierung vertritt diese Auffassung.

Bevölkerung

Auf Sark leben heute etwa 600 Menschen. Ein Zensus wurde zuletzt 1999 durchgeführt. Von den zu diesem Zeitpunkt 591 Einwohnern waren 37,7 % auf der Insel geboren. Es ergab sich folgende Altersverteilung (zum Vergleich auch die Daten des Bailiwick of Guernsey und der Bundesrepublik Deutschland:

Sark
 (1999)
Guernsey
  (2008)
Deutschland
  (2008)
 0-14 16 % 14,6 % 13,8 %
15-64 61,3 % 67,5 % 66,2 %
≥ 65 22,8 % 17,9 % 20 %

Beim Vergleich der Prozentsätze ist auf das jeweilige Datum zu achten; die Zahlen für Sark sind nämlich neun Jahre älter als die übrigen. Die typischen demographischen Veränderungen (mehr ältere Menschen etc.) sind auch bei diesem Zeitraum schon erkennbar; damit sind die Zahlen nicht ganz vergleichbar. Der deutlich höhere Anteil Sarks an Einwohnern über 65 wird dadurch nur noch auffallender. [12]

Die Umgangssprache auf Sark ist Englisch bzw. der Dialekt der Kanalinseln. Besonders die Ortsnamen deuten aber auf die französische Sprache hin. Sarks frühere Sprache (Sercquiais) war nämlich ein Dialekt der Normannischen Sprache, die wie Französisch zu den in Frankreich gesprochenen Langues d’oïl zählt. Nahe verwandt ist die westliche Variante des auf Jersey gesprochenen Jèrriais, da die meisten der ursprünglichen Siedler auf Sark von Jersey kamen. Als Amts- und Kirchensprache fand hochsprachliches Französisch Verwendung. 1787 soll Englisch daher auf Sark unbekannt gewesen sein.[13] Sercquiais, ursprünglich trotz der geringen Größe in mindestens zwei Dialektvarianten gegliedert, [14] war vor dem Zweiten Weltkrieg die dominierende [13] Umgangssprache der einheimischen Bevölkerung. Heute soll nach Schätzungen von 1998 Sercquiais von weniger als 20 Personen (3,3 % der Bevölkerung) gesprochen werden. [14]

Die Einwohner Sarks sind vorwiegend anglikanisch. Die anglikanische Church of St. Peter (1820 erbaut) ist dem Dekanat Guernsey zugeordnet, das wiederum dem Bischof von Winchester untersteht. Der Seigneur, unterstützt von dem Dekan und den Gemeindevorstehern, übernimmt de facto die Auswahl des Priesters. Eine wichtige Minderheit sind die Methodisten, die auf Sark seit Ende des 18. Jahrhunderts etabliert sind[4] und eine eigene Kapelle (erbaut 1924) und Räumlichkeiten für die Sonntagsschule besitzen.

Politisches System

Als Teil der Kanalinseln ist Sark Kronbesitz (engl. crown dependency) und somit weder Teil der EU noch des Vereinigten Königreiches, sondern direkt der britischen Krone unterstellt. Politisch ist Sark zwar Guernsey unterstellt, aber weitgehend autonom. Im Parlament von Guernsey gibt es keine Abgeordneten für Sark. Die Insel wird vom Seigneur of Sark (derzeit John Michael Beaumont) zusammen mit dem Inselparlament, dem Chief Pleas, regiert. Die Verfassung der Insel geht auf königliche Urkunden des 16. und 17. Jahrhunderts (erstmals 1565) zurück und änderte sich im Laufe der Jahrhunderte leicht, festgeschrieben (wiederum mit Änderungen) wurde sie in der Constitution von 1922 und im Reform Law von 1951.

Lehnswesen

Eine Besonderheit Sarks ist das heute noch bestehende Lehnswesen: Die 39 Landbesitzer („Tenants“) wurden im 16. Jahrhundert vom Seigneur mit 40 Parzellen („Tenements“) belehnt. Diese haben also keine eigentlichen Eigentümer, können aber sowohl vererbt als auch verkauft werden. Um der Gefahr einer Zersplitterung der Tenements entgegenzutreten, wurde 1611 unter Jakob I. die gleichmäßige Aufteilung der Tenements an alle Erben verboten, nur der älteste Sohn sollte Land erben dürfen. Nicht alles Land gehört zu den Tenements: Manche Ländereien gehören dem Seigneur und werden von diesem verpachtet. Die Pächter gelten nicht als Tenants und genießen auch nicht deren politische Vorteile. Dazu kommen die Besitzer von Ländereien, die ursprünglich zu Tenements gehörten und im 16. und 17. Jahrhundert von diesen getrennt wurden, anfangs legal, später illegal. Der Seigneur selbst nimmt die Insel wiederum von der Königin zum Lehen und ist verpflichtet, ihr Zwanzigstel einer Knight's fee zu zahlen. Er zahlt jährlich 1,79 £, was heute ca. 2,70  bzw. 4,33 Fr. entspricht (Stand: August 2007). Vor allem aber muss er die Insel ständig mit 40 bewaffneten Männern bevölkert halten; noch heute ist daher jeder Tenant zum Besitz einer Schusswaffe verpflichtet.

Das Amt des Seigneurs kann nicht nur vererbt, sondern auch verkauft werden. Das ist bisher viermal geschehen, zuletzt 1852. Gründe waren oft Schulden der Titelinhaber. Für einen Verkauf ist die Erlaubnis der Königin notwendig.

Ebenso war für den Verkauf eines Tenements traditionell die Zustimmung („congé“) des Seigneurs erforderlich. Er erhielt dafür ein Dreizehntel („Treizieme“) des Kaufpreises. Nach einem im Juli 2007 angenommenen Gesetzesentwurf sollen Congé und Treizieme abgeschafft werden; die stattdessen eingeführte Steuer für den Verkauf von Grundstücken (4 %) soll in den öffentlichen Haushalt fließen. Im Gegenzug soll der Seigneur eine jährliche Zahlung von 28.000 £ erhalten. „Congé“ war schon länger faktisch ohne Bedeutung: Nach eigener Aussage hat der derzeitige Seigneur (seit 1974) erst einmal seine Zustimmung verweigert. Das Gesetz enthält den Hinweis, die Abschaffung von Congé und Treizieme ändere nicht „das Lehensverhältnis und die mit ihm zusammenhängenden Pflichten“, weder zwischen Königin und Seigneur, noch zwischen dem Seigneur und den Personen, die „irgendeinen Teil, ein Tenement [oder] ein Afterlehen“ von Sark oder ein dazugehöriges Gebiet besitzen. [15]. Das Lehensverhältnis wird prinzipiell auch durch die aktuellen Änderungen des politischen Systems nicht berührt; abgeschafft werden soll lediglich der politische Einfluss der Tenants (siehe unten).

Gesetzgebung und Autonomie

Das Gefängnis

Sark hat einen autonomen Status und so eine eigene Gesetzgebung, die allerdings in Zweifelsfällen der von Guernsey oder sogar Großbritannien unterliegt. Weniger wichtige und nur interne Angelegenheiten betreffende Gesetze werden vom Chief Pleas beschlossen. Hierbei hat der Seigneur das Aufschiebende Vetorecht. Solche Gesetze bedürfen lediglich einer Bestätigung durch das königliche Gericht in Guernsey. Wichtigere Gesetze benötigen dagegen nach dem Beschluss durch den Chief Pleas die Zustimmung der britischen Königin samt Privy Council und des britischen Innenministeriums.

Ähnlich gestaffelt ist die Zuständigkeit des Gerichts, das Geldstrafen bis zu 2.000 Pfund und Gefängnisstrafen bis zu einem Monat verhängen darf, alles andere wird mit Einspruchsrecht des Gerichts auf Sark vom königlichen Gericht in Guernsey geregelt. Sark verfügt über ein 1856 erbautes eigenes Gefängnis, das heute noch benutzt wird, jedoch vor allem als Ausnüchterungszelle und für maximal zwei Tage Haftdauer. Langzeitgefangene werden auf Kosten Sarks nach Guernsey verlegt. Es gibt außerdem eine eigene Schule mit etwa 60 Schülern zwischen 4 und 16 Jahren; der mit 16 Jahren abzulegende Schulabschluss GCSE wird heute per Fernunterricht vorbereitet, während das Advanced Level auf Sark nicht möglich ist. [16]

Chief Pleas

Der Chief Pleas ist das wichtigste Organ der Verfassung. Die erste Sitzung dieses Parlaments fand im November 1579 statt. Heute finden Sitzungen normalerweise an drei Mittwochen im Jahr statt: Am jeweils ersten Mittwoch nach Ostern, Michaelis und dem 15. Januar.

Seine Zusammensetzung ist Gegenstand aktueller Änderungen. Neben Seigneur und Seneschall bestand er bisher als Relikt aus feudaler Zeit aus 40 erblichen Tenants, seit 1922 außerdem aus zwölf von allen volljährigen Einwohnern gewählte Abgeordneten. Künftig soll er stärker durch demokratische Wahlen legitimiert sein und aus 28 frei gewählten Conseillers bestehen, nach einem Gesetz, das am 21. Februar 2008 verabschiedet und Anfang April vom britischen Kronrat bestätigt wurde.[17] Erste Wahlen nach diesem Muster fanden im Dezember 2008 statt

Reformen und Wahl 2008

Die Diskussionen um die Verfassungsänderung dauern mittlerweile schon mehrere Jahre an und haben 2006 und 2007 unter anderem zu mehreren außerplanmäßigen Treffen des Chief Pleas und zu unterschiedlichen Beschlüssen geführt:

  • Nach einem Beschluss vom 8. März 2006 müssten 14 von 28 Abgeordneten Tenants sein. Diese Variante war von der Öffentlichkeit schon vorher in einer allerdings nur von gut 35 Prozent der volljährigen Einwohner Sarks besuchten Umfrage abgelehnt worden.[18] Manche Stimmen traten dagegen schon nach dieser umstrittenen Änderung für eine vollständige Beibehaltung des feudalistischen Systems ein.[19]
  • Nach einem Beschluss vom 4. Oktober 2006 sollte es künftig 28 völlig frei gewählte Abgeordnete geben.[20] Für dieselbe Option hatten zuvor auch die Einwohner Sarks in einer Meinungsumfrage mehrheitlich (56 % der gültigen Stimmen) gestimmt. [21]. Im Chief Pleas war vereinbart worden, das Ergebnis dieser Umfrage zu berücksichtigen, wenn eine Option eine Mehrheit von mindestens 20 % erhalte. Unstimmigkeiten über die Berechnung dieser Mehrheit führten am 17. Januar 2007 zur einstweiligen Aufhebung des Beschlusses von Oktober 2006: Die Mehrheit, die im Chief Pleas als 27 % vorgestellt worden war und damit zur Annahme der befürworteten Option führte, betrug nach der üblichen Berechnungsvariante nur 12 %. [22]
  • Ein Gesetzesentwurf von Juli 2007[23], der auf einen nicht endgültigen Beschluss vom April desselben Jahres folgte, sah ab Dezember 2008 für eine vierjährige Übergangszeit 28 Sitze im Chief Pleas vor, 12 davon für Tenants reserviert. Danach sollte die Bevölkerung durch ein verbindliches Referendum entscheiden, ob die Übergangsregelung beibehalten würde oder ob alle 28 Sitze „offen“ sein sollten. [24] Der Britische Kronrat, der Gesetze auf den Kanalinseln absegnen muss, hätte am 14 November über die endgültige Zustimmung entschieden; der Entwurf wurde aber nach einer Petition der Barclay-Brüder (s. u.) zurückgezogen.[25] In der folgenden Sitzung des Chief Pleas kam es schließlich zum gegenwärtigen Beschluss.

Grund für die geplanten Reformen ist die Sorge um das Fortbestehen der Autonomie der Insel und wegen der Tatsache, dass die Tenements und damit bisher auch politischer Einfluss auch von reichen Fremden erworben werden können. Ein wichtiger Faktor war der Druck der Brüder David und Frederick Barclay, die die Nachbarinsel Brecqhou als Tenement erworben haben und die Unabhängigkeit dieser Insel anstreben. Auch die Zulassung weiblicher Erbfolge geschah auf ihre Veranlassung hin. [26] David und Frederick Barclay planten, gegen die jetzige Verfassungsänderung zu klagen, da mit dem Vetorecht des Seigneurs und der Doppelrolle des Seneschalls als einziges Organ der Judikative und Vorsitzender der Legislative noch immer zwei Elemente der feudalen Verfassung bleiben. [17]

Der ersten Wahlen nach dem neuen System haben am 10. Dezember 2008 stattgefunden. In der Zeit vor der Wahl hatten der Barclays zahlreiche Investitionen auf Sark getätigt. Fünf der sieben Hotels sowie ein Gasthaus und einige Läden gehörten ihnen, fünf Millionen jährlich investierten sie nach eigenen Angaben in die Insel. Auch eine Zeitung der Insel hatten sie aufgekauft, die teilweise polemisch zu den Kandidaten der Wahl Stellung nahm. Das Resultat der Wahl entsprach dennoch nicht ihren Vorstellungen: Nur fünf der 28 gewählten Kandidaten waren pro-reform eingestellt, berichtete BBC News; Kevin Delaney, ein leitender Angestellter der Barclay-Unternehmen auf Sark und als Tenant bisher Mitglied des Chief Pleas, war nicht unter den Gewählten. In Reaktion darauf schlossen die Barclays am folgenden Tag ihre Unternehmen auf der Insel, was einen Verlust von ca. einhundert Arbeitsplätzen bedeutete. Die Barclays hätten der Insel viel gegeben, „um nicht nur keinen Dank zu bekommen, sondern auch direkt beleidigt und zurückgewiesen zu werden“, meinte ihre Rechtsanwalt Gordon Dawes. [27]

Vergleicht man die Zusammensetzung des in der vorherigen Amtsperiode tätigen mit dem neuen Chief Pleas, ergibt sich folgendes Bild:

Tenants
(im alten Chief Pleas)
Deputies
(im alten Chief Pleas)
Neugewählte
Im vorherigen Chief Pleas 75 % (36) 25 % (12) entfällt
In der Bevölkerung 8 % 3 % 90 %
Kandidaten 14 % (8) 19 % (11) 66 % (38)
Verteilung der Sitze 18 % (5)
17 % der Stimmen
32 % (9)
27 %
50 % (14)
56 %

Die Zahlen in den Klammern sind jeweils die absoluten Zahlen, die kleinen Prozentangaben in der letzten Zeile die Verteilung der ursprünglichen Wählerstimmen. Die Kontinuität zwischen dem alten und dem neuen Parlament ist also wohl weniger auffällig, als dies durch die Kommentare der Barclays den Anschein hat. [28]

Ämter auf der Insel

Der Verwaltungsapparat Sarks besteht aus

  • Seneschall (Richter, Vorsitzender des Chief Pleas)
  • Prévôt (Schulden von Einzelpersonen am Staat)
  • Greffier (Sekretär bei Chief Pleas und Gericht)
  • Treasurer (Finanzen)
  • „The Constables“: Constable (Polizei- und Verwaltungsaufgaben) und Vingtenier (hilft dem Constable)
  • Procureur of the Poor (Hilfe für Arme)

Dabei werden Seneschall, Prévôt, Greffier und Treasurer mit Zustimmung des Lieutenant Governor von Guernsey vom Seigneur ernannt, während Constable, Vingtenier und Procureur of the Poor vom Chief Pleas gewählt werden. Vom Chief Pleas aus dessen Mitte wird auch die Douzaine gewählt, eine Gruppe von 12 Personen, die sich ebenfalls um Finanzangelegenheiten sowie um die Überwachung der Wahlen zum Chief Pleas kümmert und die Constables und den Procureur of the Poor anweist. Douzaine heißen auch die Gemeinderäte auf Guernsey und Jersey; auf Sark wurde diese Institution aufgrund des Fürsorgeproblems 1770 eingeführt. Seit dem 20. Jahrhundert gibt es noch etwa 20 zusätzliche Komitees, die sich um wichtige Bereiche der Politik (etwa Straßen, Gesundheit oder Tourismus) kümmern und die ca. 6 (3-8) vom Chief Pleas bestimmte Mitglieder haben. [29]

Das beschriebene aus Ehrenamtlichen bestehende System wird durch einen Sekretär und einen Zuständigen für den Tourismus ergänzt, die beide bezahlt werden. Nach der Verfassung möglich wäre es auch, einen bezahlten Hilfpolizisten einzustellen, was aber bisher noch nie getan wurde.

Besondere Gesetze

Der Taubenturm auf dem Gelände der Seigneurie – ein Symbol für das Recht des Seigneurs, Tauben zu züchten

Durch den autonomen Status und die eigene Gesetzgebung der Insel haben seltsam anmutende, aber immer noch gültige Gesetze die Jahrhunderte überlebt, von denen aber einige in den letzten Jahrzehnten verschwunden sind. Beispielsweise hatte der Seigneur als einziger das Recht, eine (nicht sterilisierte) Hündin zu halten, ein Gesetz, das seine Wurzeln wohl in einem älteren Jagdprivileg hat, aber aufgrund der Gefahren, die bei zu vielen Hunden für die Schafhaltung entstehen würden, immer wieder in unterschiedlicher Form durch den Chief Pleas bestätigt wurde (Verbot der Haltung von mehr als einem Hund 1680, Verbot der Haltungen von Hündinnen 1698, Erneuerung beider Gesetze 1789, Festschreibung des zum Schluss gültigen Gesetzes 1820/1970). Nach einem Beschluss vom 16. Januar 2008 darf überhaupt niemand mehr eine nicht sterilisierte Hündin halten, auch der Seigneur nicht. Schon zuvor war die Haltung von Hündinnen aufgrund menschenrechtlicher Bedenken nicht mehr verfolgt worden. [30] Auch die Taubenhaltung ist nur dem Seigneur erlaubt; daher der Colombier (Taubenturm) bei der Seigneurie auf Sark und bei vergleichbaren Bauten auf den anderen Kanalinseln sowie in Frankreich und Großbritannien.

Auf sämtlichen Kanalinseln ist zudem das Relikt des Clameur de Haro verbreitet, die – heute kaum noch genutzte – Möglichkeit, durch ein französisch gebetetes Vaterunser und einen symbolischen Hilferuf an den Fürsten bei allem, was man als Verletzung seiner Rechte ansieht, Aufschub erreichen zu können.

Erst 2003 wurde durch Ausweitung der Kompetenzen des königlichen Gerichts in Guernsey ein weiteres altes Gesetz abgeändert, nach dem eine Ehescheidung nur dann möglich war, wenn einer der beiden Ehepartner für ein Jahr die Insel verließ. In Sark selbst gibt es aber immer noch keine Regelungen zur Scheidung. Ein Gesetz, das die Vererbung von Land und Besitz an Töchter verbot, wurde 1999 außer Kraft gesetzt. Heute kann der Vorbesitzer jedes seiner Kinder zum Erben seines Landes ernennen, falls er keines ernannt hat, erbt das älteste, egal ob Sohn oder Tochter. Auslöser für diese Änderung waren wie bei den parlamentarischen Reformen (siehe oben) die Barclay-Brüder, die mit einer Klage beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte drohten und sich im britischen Innenministerium dafür einsetzten. [31]

Historische Hintergründe

Die wichtigsten Institutionen in der heutigen Politik Sarks stammen aus dem 16. und 17. Jahrhundert.

Als Belohnung für die Besiedlung der Insel erhielt Sark, bisher verbunden mit dem ererbten Lehen St. Ouen, 1572 den Status eines selbständigen direkt von der Krone verliehenen Lehens (Fief Haubert), den auch St. Ouen selbst innehatte und der die Privilegien der Steuerhoheit und Zollfreiheit[32] sowie eines eigenen Gerichts mit sich brachte. Schon nach dem Letters patent von 1565 sollte das Siegel des Seigneurs dieselbe Gültigkeit haben wie die Siegel von Guernsey und Jersey. Obgleich die traditionelle Zugehörigkeit zu Guernsey in den Dokumenten von 1565 und 1572 implizit bestätigt wurde, versuchte Seigneur Hellier de Carteret die Erhebung zum Fief Haubert zu seinen Gunsten zu interpretieren, sprach auf Sark persönlich nach den Sitten Jerseys Recht und ignorierte Anordnungen aus Guernsey. Auf seinen Rat hin stimmte sein Sohn Philippe, der inzwischen die Regierung Sarks übernommen hatte, einer Petition der Einwohner zu, die um ihre Unabhängigkeit fürchteten und sich ein unabhängiges Regierungssystem nach dem Vorbild ihrer Heimat Jersey wünschten. Philippe berief 1579 eine Versammlung der Inselbewohner ein, die die Einführung eines eigenen Gerichts beschloss sowie 12 (ursprünglich 10) Jurats (Geschworene), einen Bailiff (vorsitzenden Richter) und 9 zusätzliche Amtsträger wählte. Nach Konflikten mit Gericht und Regierung in Guernsey, die mit einem neuen Gericht in ihrem Einflussbereich nicht einverstanden waren, und einer Musterung der Inselbevölkerung, bei der die erforderliche Zahl von 40 Männern nicht anwesend war, wurden in Abwesenheit des Seigneurs 1582 zwei Jurats und der Bailiff verhaftet und nach Guernsey verbracht. Geregelt wurde dieser Konflikt erst durch den britischen Kronrat, nach dessen Beschluss von 1583 das Gericht auf Sark, in Anbetracht der kleinen Bevölkerungszahl, künftig auf 4 Jurats, einen vorsitzenden Richter (Juge) und vier zusätzliche Amtsträger reduziert werden sollte. Die Autorität dieses Gerichts war begrenzt, entschieden werden sollte nach den Gebräuchen auf Guernsey[33].

Mit dieser Regelung wurde erstmals das Verhältnis zwischen Guernsey und Sark genauer bestimmt. Außerdem ist die Versammlung der Einwohner 1579 der Beginn der Beteiligung der Einwohner an der Regierung. In dem Beschluss des Kronrats von 1583 wird angeordnet, dass sich die „besagten Jurats und Amtsträger […] dreimal jährlich versammeln […], um ihren Chief Pleas abzuhalten und mit Einverständnis des Seigneurs und der Allgemeinheit […]“ die öffentliche Ordnung zu regeln. Die Versammlungstermine sind heute noch die gleichen, und ein Beschluss des Chief Pleas 1604, dass künftig nur noch die Besitzer der 40 ursprünglichen Tenements ein Stimmrecht im Chief Pleas haben sollten, ist für die Politik auf Sark bis heute bestimmend.[34]

Das heutige Amtsträger-System, nach dem anstelle der Jurats der Seneschall Gericht hält und nach dem der Seigneur für die Bestimmung der meisten Amtsträger zuständig ist, geht auf eine Entscheidung des Kronrats von 1675 zurück, die das Gericht in Guernsey anwies, die Jurats auf Sark zu entlassen und statt ihrer einen Seneschall zu vereidigen, den der Seigneur ernennen solle, „in ähnlicher Weise, wie es der besagte Sir Philippe [Seigneur von Sark] in St. Ouen auf Jersey tut und wie andere Lords der Insel Jersey und Guernsey auf ihren jeweiligen Gütern und Lehen welche ernennen“. Grund war die Weigerung presbyterianischer gewählter Jurats, einen anglikanischen Eid abzulegen. [35]

Anfang des 20. Jahrhunderts waren 80 % der Bewohner Sarks nicht im Chief Pleas vertreten; dagegen hatten einige Tenants mehrere Tenements und damit auch mehr Stimmen (die Spitze bildete Familie Baker mit 9 Tenements). Indem er auf unbegrenzte Zeit ernannt war, nicht abgesetzt werden konnte und zugleich Richter und Vorsitzender des Chief Pleas war, hatte der Seneschall eine große Machtfülle inne. Auf Initiative der Bevölkerung ging man eine Reform an; unter Druck des Bailiffs von Guernsey wurde schließlich 1922 eine geschriebene Verfassung durchgesetzt, die vor allem die bisherige Praxis festschrieb, diese aber dahingehend änderte, dass

  • zu den Tenants 12 von den Einwohnern wählbare Deputies hinzukamen (aktives Wahlrecht: Männer ab 20 Jahren, Frauen, sofern nicht steuerpflichtig, ab 30 Jahren, passives Wahlrecht seit 1925 für männliche Steuerzahler ab 20 Jahren)
  • jedem Mitglied des Chief Pleas nur noch eine Stimme zustand, unabhängig von der Zahl der Tenements
  • der Seneschall nur noch für drei Jahre ernannt wurde (mehrere Amtszeiten möglich und auch üblich [36])

Zusammen mit allen Kanalinseln reformierte auch Sark 1951 erneut seine Verfassung; Resultat dieses Prozesses war das mit Änderungen bis heute gültige Reform Law. Hier wurden erneut ältere Bräuche festgeschrieben sowie praktische Probleme geregelt, die in den Vorjahren zu Tage getreten waren. Zudem wurde dem Seigneur nur noch ein aufschiebendes Veto zugesprochen, dauerhaft blockieren konnte er Beschlüsse des Chief Pleas nicht mehr. 1952 bewarben sich zudem zwei Frauen für einen Sitz als Deputy; eine davon wurde gewählt.

Deputy Lanyon und Tenant Head kritisierten in den 50er Jahren die Politik der Insel. Sie wünschten sich mehr Demokratie und Transparenz, forderten die Überprüfung der Regierung durch eine Kommission der britischen Regierung und bemängelten die geringe Zweckmäßigkeit des Chief Pleas, in dem die Tenants teilweise kaum zur Mitarbeit in der Politik bereit waren. Es kam zu Angriffen auf sie in Worten und auch Taten: Lanyons Scheune wurde in Brand gesetzt und sein Geschäft boykottiert. Beide zogen sich aus der Politik zurück. [37]

Sport

Sark nimmt seit 1987 an den Island Games teil, Sportwettkämpfen in verschiedenen Disziplinen zwischen verschiedenen nicht souveränen Inseln, die seit 1985 alle zwei Jahre veranstaltet werden. Nach einer Charakterisierung der Insel, die im Internetauftritt dieser Spiele enthalten ist, spielen Mannschaftssportarten auf Sark keine Rolle, da es z. B. nur im Sommer in Anwesenheit vieler Saisonkräfte möglich ist, zwei Fußballmannschaften zusammenzustellen. Dementsprechend wurde die Silbermedaille und die beiden Bronzemedaillen für Sark bei den Island Games 2007 auch im Schießsport errungen. Insgesamt nahm Sark mit diesen Ergebnissen im Medaillenspiegel dieser Spiele den 20. Platz von 25 Teilnehmern ein. Sportler aus Sark waren ohnehin nur beim Schießen und im Bereich Leichtathletik vertreten. [38]

Bisher nur bei den Island Games von 2003 in Guernsey und Alderney spielte eine nationale Fußballauswahl von Sark. Es konnte kein einziger Sieg errungen werden. Diese Mannschaft ist weder von der UEFA noch von der FIFA als offizielles Mitglied anerkannt. Der nationale Verband ist die englische Football Association.

Literatur

  • Lars Cassio Karbe: Das politische System der Insel Sark. Modelle europäischer Zwergstaaten – die normannische Seigneurie Sark (Sercq). Frankfurt am Main 1984. (ISBN 3-8204-7483-8) (Politik und Gesellschaft auf Sark)
  • A. H. Ewen u. Allan R. de Carteret, The Fief of Sark, Guernsey Press, Guernsey, 1969 (Geschichte Sarks)

Quellen

  1. a b Sibyl Hathaway, Dame of Sark, The feudal Isle of Sark. Where Sixteenth-Century Laws Are Still Observed, in: National Geographic Magazine, Juli 1932, S. 101-119
  2. http://www.sark.info/downloads/government/tidalpower/tidalpowerforsark.pdf Informationen auf der Regierungswebsite
  3. A. H. Ewen und A. R. de Carteret, The Fief of Sark (siehe Literatur), S. 97
  4. a b Ewen / de Carteret, S. 95 u. 119
  5. Ewen / de Carteret, S. 113-119
  6. Broschüre zum Gelände der Seigneurie und ihrer Geschichte, o. J., sowie Ewen / de Carteret, S. 115-118
  7. Heather Sebire, The Archaeology & Early History of the Channel Islands (Tempus 2005, ISBN 0-7524-3449-7 )
  8. Ewen / de Carteret, S. 20-25
  9. Ewen / de Carteret, S. 30-34
  10. a b Roy McLoughlin, Britische Inseln unterm Hakenkreuz. Die deutsche Besetzung der Channel Islands, Ch. Links Verlag Berlin 2003, ISBN 3-86153-305-7
    (Ursprünglich Living with the enemy − what really happened., bei Simon Watkins, St. John, Jersey, 1995) Seiten 18, 31-40, 50, 51f, 90ff, 120
  11. Sibyl Hathaway, Dame of Sark. An Autobiography, Heinemann London/Melbourne/Toronto 1961, S. 140–159
  12. Die Zensusdaten für Sark sind nicht veröffentlicht, aber archiviert und wurden dem Verfasser auf Anfrage zugänglich gemacht (Scans der offiziellen Daten siehe hier und hier. Die Daten für Guernsey und Deutschland finden sich im CIA World Factbook, Angaben zur Entwicklung in diesen Ländern in Veröffentlichungen des dt. Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (S. 28) bzw. der States of Guernsey (S. 16).
  13. a b Anthony Liddicoat, A Grammer of the Norman French of the Channel Islands. The Dialects of Jersey and Sark, Mouton de Gruyter Berlin/New York 1994, ISBN 3-11-012631-1, S. 1, 7 u. 8
  14. a b Informationen des BBC über verschiedene Dialekte und Sprachen der Britischen Inseln
  15. Protokoll zum Weihnachtstreffen des Chief Pleas am 17. und 18. Januar 2007, S. 10 (Aussage des Seigneurs); "The Real Property (Transfer Tax, Charging and Related Provisions) (Sark) Law, 2007" (Entwurf), S. 4, 5, 15, 16; Protokoll zum Treffen des Chief Pleas am 4. und 5. Juli 2007, S. 13-16 (Annahme und Besprechung des Gesetzesentwurfs)
  16. BBC News (Stand: 29. September 2006)
  17. a b BBC News (Stand: 9. April 2008)
  18. Siehe Protokoll zum außerplanmäßigen Treffen des Chief Pleas am 8. März 2006
  19. The Guardian (siehe den Wikipedia-Artikel dazu)
  20. Siehe Protokoll zur Michaelis-Sitzung des Chief Pleas am 4. Oktober 2006
  21. Zu den genauen Ergebnissen siehe hier
  22. Siehe dazu The Guernsey Press and Star und die Agenda zum Weihnachtstreffen 2007
  23. Protokoll der Chief-Pleas-Sitzung am 7. Juli 2007, S. 5-7
  24. Siehe Protokoll zur Oster-Sitzung am 11. und 12. April 2007, S. 7; 14
  25. Agenda zum Weihnachtstreffen des Chief Pleas am 16. Januar 2008, S. 15
  26. BBC News: Zu der Verfassungsänderung siehe [1] und [2], zu der weiblichen Erbfolge siehe [3]
  27. Unter Verwendung folgender Artikel:
    "Barclays shut down Sark interests", BBC News, 11. Dezember 2008
    "Barclay brothers shut down Sark hotels and shops", The Times, 12. Dezember 2008
    "Souveräner Tritt in den Hintern", Süddeutsche Zeitung, 14. Dezember 2008
  28. Vergleich zwischen der Liste des alten Chief Pleas (dem Autor vom Seneschal zugesandt, 4. April 2008), und der offiziellen Auflistung der Wahlergebnisse. Als Grundlage für die Berechnung des Prozentsatzes in der Bevölkerung (2. Zeile der Tabelle) musste die wahlberechtigte Bevölkerung von 2006 dienen, siehe [4]
  29. Lars C. Karbe, Das politische System der Insel Sark (siehe „Literatur“), S. 155-160; außerdem Liste aller Komitees und ihrer Mitglieder auf der Website der Sark Chamber of Commerce. Karbe spricht von 23 Komitees, heute sind es 20
  30. Zur Geschichte: Allan R. de Carteret, The Story of Sark. The Island where Time Stands Still, Peter Owen Limited, London, 1956, S. 126/127, zur Änderung 2008 die entsprechende Agenda (S. 21) und Protokoll (S. 21)
  31. BBC News, 25. November 1999
  32. Lars Karbe, S. 140
  33. Karbe, S. 63-67
  34. Ewen / de Carteret, S. 45-53 u. 58
  35. Ewen / de Carteret, S. 153/154
  36. Nach Liste der Seneschalls (siehe Ewen / de Carteret, S. 159) amtierten drei von vier zwischen 1922 und 1968 ernannten Seneschalls länger als drei Jahre. Die durchschnittliche Amtszeit sank von 13,72 Jahren (1675-1922) auf 11,75 Jahre (1922-1969)
  37. Karbe, S. 87-103
  38. www.islandgames.net: Charakterisierung Sarks, Medaillenspiegel und Resultate der einzelnen Sportarten
Eine oft genutzte Quelle ist auch die offizielle Website der Insel, www.sark.info, insbesondere die unter der Überschrift "Government" gesammelten Unterseiten. Bei Verwendungen dieser Seite wurden keine Einzelnachweis gesetzt; Ausnahmen bilden lediglich schwer aufzufindende Seiten wie Protokolle.

Weblinks

49.431666666667-2.35972222222227Koordinaten: 49° 26′ N, 2° 22′ W


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