Südende

Südende

Südende bezeichnet eine ehemalige Villenkolonie im heutigen Berliner Ortsteil Steglitz des Bezirks Steglitz-Zehlendorf.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Die historischen Grenzen Südendes bilden im Norden das heutige Sommerbad am Insulaner, im Westen eine beinahe gerade Linie, die zunächst zwischen Oehlertring und Munsterdamm verlaufend, zwischen den Grundstücken Hanstedter Weg 4 und 6, sowie Steglitzer Damm 69 und 71 hindurch, die Borstellstraße, Benzmannstraße und Stephanstraße überquerend, bis zu den Grundstücken Brandenburgische Straße 12, verläuft. Von hier aus bildet die jeweilige Verlängerung der Mitte des Schünemannweges in beide Richtungen, die Südgrenze Südendes, bis sie in östlicher Richtung, in Höhe der Rottweiler Straße auf das Maulbronner Ufer stößt. Die Ostgrenze schließlich bildet die Trasse der Dresdener Bahn. Die Ausdehnung Südendes beträgt ziemlich genau 1400 Meter in Nord-Süd-Richtung, bzw. einen Kilometer in West-Ost-Richtung. Der niedrigste Punkt liegt 47,9 Meter, der höchste 64,9 Meter über NN.

Geschichte

Die Villen- und Landhauskolonie Südende wurde 1872 gegründet und entstand ab 1873 nach Gründung einer gleichnamigen Terrain-Aktiengesellschaft auf Grundstücken, welche zuvor zwei Mariendorfer Bauern gehörten, auf einer Fläche von knapp 88 Hektar, als Villenvorort im Landhausstil, aufgeteilt in 427 Parzellen verschiedenster Größe; die damalige Höhe des Kapitals betrug 800.000 Taler. Bis zum Jahre 1872 befand sich, abgesehen von kleinen Bahnwärtereien, als einziges Gebäude das „Jagdschloss Douglas“ (Bergschlösschen) auf ansonsten völlig wild-sandig-sumpfigen märkischem Gelände.

Die Terrain-Gesellschaft Südende, zu damaliger Zeit Konsortium aus Bank und Bahn, gegründet am 26. August 1872, hatte ihren Sitz bis zum 27. August 1941 in Berlin und Karlsruhe und löste sich dann auf. Bereits im Jahre 1878 erlosch die Verantwortung der Terrain-AG für Südende, wegen finanzieller Schwierigkeiten infolge der großen Gründerkrise. Endgültig festgelegt wurde der Name „Südende“ am 19. Juni 1873; offiziell und amtlich eingetragen am 27. August 1873 im preußischen Staatsregister.

Südende war damals Teil der Gemarkung Mariendorf (Kreis Teltow) an der Stadtgrenze Berlins. Mit der Bildung von Groß-Berlin im Jahre 1920 wurde Südende ein Teil des 12. Berliner Bezirks Steglitz. 1960 wurde Südende als eigenständiger Ortsteil aufgehoben und ist seitdem Bestandteil des Ortsteils Steglitz. Seit 2001 gehört Südende zum sechsten Berliner Verwaltungsbezirk Steglitz-Zehlendorf.

Große Zerstörungen erlitt Südende im Zweiten Weltkrieg, vor allem in der Nacht vom 23. zum 24. August 1943, als Südende und angrenzende Stadtteile zu 80 Prozent zerstört wurden. Seit Ende der 1950er Jahre setzte ein Wiederaufbau bzw. eine völlige Neubebauung ein, die teilweise bis heute anhält. Bekanntestes Opfer wurde das ehemals zweitgrößte Ausflugslokal Berlins, das PaReSü (Park Restaurant dende), mit damals rund 2000 Plätzen, der mit 18 Bahnen größten Kegelhalle Europas, zwei großen Tanz- und Sitzungssälen, sowie Ruderbootverleih und Badeanstalt direkt am – zum Grundstück gehörenden – natürlichen Teich, dem Hambuttenpfuhl. Nach Abriss der Reste des PaReSü eröffnete dort (westlich der Anhalter Bahn, nördlich des Steglitzer Dammes) im Jahr 2003 ein Lidl-Markt.

Eines der wenigen erhaltenen Beispiele für die ursprüngliche Villenbebauung ist die 1872/1873 vom Bankier Eduard Mamroth errichtete spätklassizistische Villa in der Grabertstraße 4, die von 1963 bis 2005 der Musikschule Steglitz-Zehlendorf als Domizil diente und seit Juli 2008 wieder dient.

Neben dem Namen Südende gibt es in Berlin auch die Bezeichnungen Nordend in Niederschönhausen und Westend als Ortsteil von Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf. Der Osten findet sich dagegen nur als Ostendstraße in Oberschöneweide.

Persönlichkeiten

In Südende lebten unter anderem der Ozeanflieger Günther Freiherr von Hünefeld, die Revolutionärin Rosa Luxemburg, der Komponist Arnold Schönberg, die Maler George Grosz und Wassily Kandinsky, der Theologe und Schriftsteller Jochen Klepper, der Widerstandskämpfer Adolf Reichwein, die Eltern des Physikers Manfred von Ardenne, die Architekten Otto Rudolf Salvisberg und Alfred Grenander, der Zeichner Walter Trier, der Regisseur Manfred Durniok, die Nationalsozialisten Reinhard Heydrich, Eberhard Wolfgang Möller und der dem Widerstand um Stauffenberg zuzurechnende Wilhelm Canaris, sowie die Schauspieler Rolf Zacher, Anita Kupsch, sowie aktuell Jan Josef Liefers und Anna Loos. 1892 unternahm hier der Flugpionier Otto Lilienthal seine ersten Flugversuche.

Bevölkerungsentwicklung

1876 gab es 35 Haushalte in Südende; bis zum Jahr 1900 sollten es nach damaliger Planung 107 Häuser sein. Die abseitige Lage an den eiszeitlichen Pfuhlen (kleine Teiche) war als idyllisch zu bezeichnen, sodass hier bis 1900 knapp 1300, um 1912 etwa 3350, bis 1920 gerundet 3700, 1925 gut 4200, 1932 um 4500 und 1933 über 5000 Einwohner lebten. Der Höchststand war 1939 mit etwas über 9000 Einwohnern erreicht. 1945 hatte Südende nur noch 2000 Einwohner, bis 1962 stieg die Einwohnerzahl auf 7000 an. Das Südender Gebiet beheimatet heute etwa 6500 Menschen.

Verkehr

In der Ortslage befindet sich der gleichnamige S-Bahnhof Südende an der Anhalter Bahn (S25), sowie der Bahnhof Attilastraße (bis 1992 Bahnhof Mariendorf) an der Dresdner Bahn (S2). Südende wird vom Steglitzer Damm und der Attilastraße durchquert. Der Teltowkanal dagegen verläuft südlich an Südende vorbei.

Literatur

  • W. Holtz, C. Simon, U. Wiesmann: Südende – Häuser, Straßen, Menschen. Christian Simon Verlag, Berlin 2009 ISBN 978-3-936242-13-3
52.4475313.35658

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