Sławsko

Sławsko

Sławsko (deutscher Name Alt Schlawe, früher auch Altenschlawe) ist ein Dorf in Hinterpommern. Es gehört heute zur Landgemeinde Sławno (Schlawe) im Kreis Sławno der polnischen Woiwodschaft Westpommern

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Das Bauerndorf Sławsko Alt Schlawe) liegt drei Kilometer nordöstlich der Kreisstadt Sławno an einer Nebenstraße, die von Sławno über Staniewice (Stemnitz) nach Postomino (Pustamin) und als Woiwodschaftsstraße 203 weiter nach Ustka (Stolpmünde) führt. Im Ort zweigt eine Straße nordwestwärts nach Radosław (Coccejendorf) ab, die beim Bahnhof Radosław Sławieński, der schon früher als Bahnhof Coccejendorf in der Gemarkung Sławsko lag, die frühere und heute stillgelegte Reichsbahnlinie Schlawe - Stolpmünde überquert. Bahnstationen für Sławsko sind heute Sławno bzw. Wrześnica (Freetz) an der Staatsbahnlinie 202 Danzig - Stargard (Pommern).

Nachbarorte sind: im Westen und Norden Sławno, Radosław (Coccejendorf), Tokary (Deutschrode) und Staniewice (Stemnitz), im Osten und Süden Wrześnica (Freetz) und Warszkowo (Alt Warschow).

Im Süden des Dorfes erstreckt sich ein Wiesengelände am Fluss Wieprza (Wipper) mit etwa 15 Metern über NN., im Norden und Westen Ackerland, etwa 30 Meter über NN., und im Osten Heidelandschaft. Kurz nach dem Ortsausgang in Richtung Staniewice befindet sich der für so genannte Alt Schlawer See.

Ortsname

Der Ortsname leitet sich her von der Burg Schlawe, die 1186 am linken Ufer der Wipper auf einer Bodenerhöhung angelegt wurde. Namensformen sind Zlavinia (1186) und Sclawena (1265), dann auch Alten Schlawe oder Alten Schlage. Bis 1317 bezeichnet der Name Schlawe stets die Burg, erst danach die neu gegründete Stadt Schlawe.

Geschichtliches

Das Dorf Alt Schlawe wurde an der Stätte der einstigen Burg Schlawe errichtet, die 1186 als Burg Zlavinia zuerst erwähnt wurde. Sie war Sitz der Nachkommen des Herzogs Ratibor I. von Pommern. 1271 wurde Detlev von Schlezen erster Vogt auf der Burg, und 1273 nahm Herzog Mestwin II. von Pommerellen die Burgen im Lande Stolp und Schlawe vom Markgrafen von Brandenburg zu Lehen.

Seit Anfang des 13. Jahrhunderts gab es außer der Burg ein Ordenshaus der Johanniter. 1402 wurde das Schloss von Schlawer Bürgern zerstört und der Name "Alt Schlawe" (Olden Slawe) von Herzog Bogislaw VIII. erwähnt. Die Burgerhebung, der Wall und der Ringgraben wurden Ende des 19. Jahrhunderts eingeebnet.

Die ältesten Höfe des Dorfes waren seit dem 16. Jahrhundert in Familienbesitz. Um 1780 war Altenschlawe ein sogenanntes ‚ritterfreies Vorwerk‘ mit 637 Morgen Land.[1] Mit 38 Feuerstellen (Haushalten) war das Dorf eines der größten Dörfer des Rügenwalder Amtes. 1818 lebten hier 411 Einwohner, deren Zahl bis 1895 auf 1046 stieg und 1939 noch 852 betrug.

Anfang März 1945 besetzte die Rote Armee ohne Widerstand das Dorf. Beim Beschuss der Stadt Schlawe gingen dann in Alt Schlawe Gehöfte und die Mühle in Flammen auf. Ab Juni 1945 wurden die Häuser und Höfe von polnischen und ukrainischen Zuwanderern besetzt und übernommen, die vorwiegend aus Gebieten östlich der Curzon-Linie kamen. Es begann die Vertreibung der Einheimischen unter Berufung auf die sogenannten Bierut-Dekrete. Viele Alt-Schlawer wurden verschleppt oder konnten erst Ende Dezember 1946 in den Westen gelangen.

Unter der Bezeichnung Sławsko ist das Dorf Alt Schlawe heute Teil der Gmina Sławno im Powiat Sławieński der Woiwodschaft Westpommern (bis 1998 Woiwodschaft Stolp) mit 860 Einwohnern.

Entwicklung der Einwohnerzahl

  • 1818: 411
  • 1852: 793[2]
  • 1895: 1046
  • 1939: 852
  • 2005: ca. 860

Ortsgliederung bis 1945

Zur Gemeinde Alt Schlawe gehörten vor 1945 zwei Wohnplätze:

  1. Alt Schlawe (Ziegelei), 1,2 Kilometer östlich in Richtung Freetz gelegen, zugehörig war das Sägewerk von Max Heining
  2. Coccejendorf (Bahnhof), 2,5 Kilometer nordwestlich an der Straße nach Coccejendorf, kleiner Abbauten: zwei größere Gehöfte, vier kleine Höfe.

Amtsbezirk Alt Schlawe

Mit den Gemeinden Coccejendorf (Radosław) und Neu Warschow (Warszkówko) bildete Alt Schlawe vor 1945 das Amt Alt Schlawe. Es gehörte zum Landkreis Schlawe i. Pom. im Regierungsbezirk Köslin der preußischen Provinz Pommern. Standesamtlich war Coccejendorf nach Alt Schlawe integriert, das im Übrigen zum Amtsgericht Schlawe rechnete.

Kirche

Dorfkirche von Alt Schlawe

Kirchspiel/Pfarrei

Die Bevölkerung von Alt Schlawe war vor 1945 ausnahmslos evangelischer Konfession. Das Dorf war Pfarrsitz für das gleichnamige Kirchspiel, zu dem außer der Kirchengemeinde Alt Schlawe mit Deutschrode (Tokary) auch die Kirchengemeinden Freetz (Wrześnica) und Stemnitz (Staniewice) mit Wilhelmine (Wilkowice) gehörten. Im Jahre 1940 zählte das gesamte Kirchspiel 2904 Gemeindeglieder, von denen 970 zur Kirchengemeinde Freetz und 954 zur Kirchengemeinde Stemnitz rechneten. Bis 1928 gehörte das Kirchspiel zum Kirchenkreis Rügenwalde (Darłowo), danach zum Kirchenkreis Schlawe (Sławno) der Kirchenprovinz Pommern der Kirche der Altpreußischen Union.

Seit 1945 leben in Sławsko überwiegend katholische Einwohner. Die Katholische Kirche in Polen errichtete hier am 24. Januar 1986 eine eigene Pfarrei, die dem Dekanat Sławno im Bistum Köslin-Kolberg zugeordnet war. Etwa 2000 Gemeindeglieder gehören zu ihr, die auf insgesamt vier Kirchengemeinde verteilt sind: neben der Mutterkirche Sławsko die Filialkirchen Pieszcz (Peest), Radosław (Coccejendorf) und - wie schon vor 1945 - Staniewice (Stemnitz). Hier lebende evangelische Kirchenglieder gehören zum Pfarramt Koszalin (Köslin) bzw. Słupsk (Stolp) in der Diözese Pommern-Großpolen der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen.

Pfarrkirche

Bereits im 14. Jahrhundert wurde die schlichte Backsteinkirche als dreischiffige Hallenkirche mit großem, massiven Westturm auf einer Anhöhe errichtet. 1489 wurde sie - nachdem der Ort an Bedeutung verloren hatte - in einfacher Form fertiggestellt. Einzelne Teile wie Fenster, Turm, Giebel und Südeingang wurden erneuert. Der große Satteldachturm weist einige, sich nach innen erweiternde Unterbrechungen auf, die auf eine Benutzung des Turms für Verteidigungszwecke schließen lassen.

Eindrucksvoll war vor 1945 der dreiteilige Renaissance-Altaraufbau, der Taufstein aus Granit und die Messing-Taufschlae mit Reliefdarstellungen aus dem Jahr 1697.

Seit mehr als vierhundert Jahren als evangelisches Gotteshaus genutzt, wurde die Alt Schlawer Kirche nach 1945 zugunsten der katholischen Kirche enteignet. Am 22. Juli 1947 wurde sie neu geweiht und als Kósciół św. Piotra i Pawła dem Patrozinium St. Peter und Paul unterstellt.

Pfarrer

Bis 1656 wohnten die Geistlichen in Schlawe, erst Pfarrer Schuzius baute sich in Alt Schlawe eine Wohnung zum Pfarrhaus aus. Vor 1945 amtierten hier 17 (deutsche) evangelische Geistliche, nach 1945 bisher 8 (polnische) katholische Amtsträger:

  1. Matthias Lübbecke, (1568)
  2. Matthias Venzcke, bis 1594
  3. Johann Hilzimer, seit 1595
  4. Martin Miscius (Miscke), seit 1606
  5. Henning Schuzius, 1656-1673
  6. Georg Nazius, 1674-1704
  7. Andreas Wilde, 1705-1722
  8. Michael Johann Vaternahm, 1723-1728
  9. Johann Ehrenreich Linck, 1729-1751
  10. Jakob Lorenz Fabricius, 1752-1804
  11. Franz Ferdinand Mansuetus Buchholtz, 1805-1845
  12. Otto Julius Eduard Dennert, 1846-1850
  13. Ernst Ludwig Ferdinand Dreist, 1851-1864
  14. Georg Albert Comolle, 1865-1904
  15. Hugo Adolf Albert Kersten, seit 1904
  16. Ernst Braun, ?
  17. Paul Hollatz, 1927-1945
  18. Teofil Olówek, 1963-1969
  19. Jacek Kamzela, 1969-1971
  20. Stefan Ołów, 1971-1973
  21. Władysław Milewski, 1982-1991
  22. Mirosław Kosior, 1991-1999
  23. Jan Jasiński, 1999-2003
  24. Cezary Filimon, seit 2003

Schule

Die Alt Schlawer Schule bestand aus zwei Gebäuden mit drei Klassenzimmern und drei Lehrerwohnungen. Jeweils zwei bis drei Jahrgänge wurden in einem Klassenraum unterrichtet. Die letzten Hauptlehrer vor 1945 waren Hermann Papenfuß und Ewald Wiese.

Verweise

Literatur

  • Der Kreis Schlawe. Ein pommersches Heimatbuch, hrsg. von Manfred Vollack, 2 Bände, Husum, 1988/1989
  • Johannes Hinz, Pommern. Wegweiser durch ein unvergessenes Land, Augsburg, 1996
  • Ernst Müller, Die Evangelischen Geistlichen Pommerns von der Reformation bis zur Gegenwart, Teil 2, Stettin, 1912

Einzelnachweise

  1. Ludwig Wilhelm Brüggemann (Hrsg.): Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Kgl.-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. II. Teil, 2. Band, Stettin 1784, S. 862, Nr. 1.
  2. Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats (Kraatz, Hrsg.). Berlin 1856, S. 548.

Weblinks


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