The Third Man

The Third Man
Dieser Artikel behandelt den Spielfilm. Die als Entwurf für diesen Film dienende Novelle findet sich unter Der dritte Mann (Novelle).
Filmdaten
Deutscher Titel: Der dritte Mann
Originaltitel: The Third Man
Produktionsland: Großbritannien
Erscheinungsjahr: 1949
Länge: 105 Minuten
Originalsprache: Englisch, Deutsch
Altersfreigabe: FSK 12
Stab
Regie: Carol Reed
Drehbuch: Graham Greene, Alexander Korda
Produktion: Hugh Perceval, Carol Reed
Musik: Anton Karas
Kamera: Robert Krasker
Schnitt: Oswald Hafenrichter
Besetzung

Der dritte Mann (Originaltitel: The Third Man) ist ein britischer Spielfilm von Carol Reed aus dem Jahr 1949. Er war eine weitere Zusammenarbeit Reeds mit dem Schriftsteller Graham Greene, der dafür eine Erzählung schrieb, nach der er danach zusammen mit Reed ein Drehbuch entwickelte. Später arbeitete Greene den Stoff zur gleichnamigen Novelle aus, die 1950 erschien. Für den Film wurden lediglich einige Szenen leicht anders gefasst, die Geschichte blieb im Grundsatz unverändert. Der „alberne Vorname“ (Greene) Rollo wurde für den Film durch das amerikanischere Holly ersetzt, sowie auch bei einigen Nebenfiguren Details an die Schauspieler angepasst wurden. Die Hauptrollen sind mit Joseph Cotten, Alida Valli und Orson Welles besetzt.

Zur Berühmtheit dieses Films trug unter anderem das Harry-Lime-Thema bei: Anton Karas komponierte die Musik, und spielte sie auf der Zither – ein Einfall, der laut Greene alleine auf Reed zurückgeht. Außerdem ist der Film für seine expressionistischen Kameraperspektiven (Dutch Angle) bekannt, für die Robert Krasker einen Oscar erhielt.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Die Handlung spielt in Wien nach dem Zweiten Weltkrieg. Wien ist in fünf Besatzungszonen der vier Besatzungsmächte USA, Sowjetunion, Frankreich, Vereinigtes Königreich aufgeteilt und wird von diesen verwaltet. Eine internationale Zone wird von allen vieren gemeinsam verwaltet. Der Schwarzhandel blüht, und wer sich gegen die Banden stellt, landet in der Donau.

Der amerikanische Western-Autor Holly Martins wird von seinem Freund Harry Lime nach Wien eingeladen. Als Martins ankommt, erfährt er, dass Lime bei einem Verkehrsunfall - direkt vor seinem Haus - ums Leben gekommen sei. Er könne vielleicht gerade noch rechtzeitig zu seiner Beisetzung kommen. Dort spricht ihn der britische Major Calloway an und eröffnet ihm, sein alter Freund sei ein übler Schieber gewesen, was Martins empört zurückweist. Er beginnt mit eigenen Recherchen, wobei ihm neben eklatanten Widersprüchen bald auffällt, dass fast alle am Unfall Beteiligten Bekannte von Harry Lime waren. Lediglich ein Anwohner, ein Hausmeister, hat vom Geschehen etwas mitbekommen, berichtet arglos von einem „dritten Mann“. Der Polizei war von einem weiteren Anwesenden nichts bekannt. Auf dringendes Nachfragen von Martins hierzu wird der Hausmeister ungehalten, bedauert, so offen gewesen zu sein, und verweist Martins des Hauses. Als Martins sich dann ein paar Stunden später noch einmal den Unfallort ansehen will, ruft ihn der Hausmeister dann doch aus einem Fenster an und sagt, Martins solle ihn doch am Abend aufsuchen, er werde dann seine Fragen beantworten. Bei seiner Rückkehr am Abend erfährt er dann jedoch, dass der Hausmeister inzwischen ermordet wurde.

Bei seinen Nachforschungen trifft Martins auch mit Anna Schmidt zusammen, Limes Lebensgefährtin, die sich als Schauspielerin durchschlägt. Martins verliebt sich in sie, doch sie kann Harry Lime nicht vergessen. Da sie in Wirklichkeit aus der Tschechoslowakei (im Buch: Ungarn) kommt und mit gefälschten Papieren in Wien lebt, ist die sowjetische Besatzungsmacht hinter ihr her.

Da Martins wegen seiner Recherchen für die Schieber, zu denen Harry Lime gehört haben soll, offenbar zur Gefahr zu werden droht, setzen sie Schläger auf ihn an, denen er nur mit knapper Not entkommen kann. Calloway will ihm daraufhin klar vor Augen führen, mit welchen Gegnern Martins es zu tun hat, und klärt ihn detailliert über Harry Limes Geschäfte auf. Dieser handelt, wie Martins einsehen muss, mit gestohlenem Penicillin, das zur Erhöhung der Gewinnspanne gestreckt und damit nicht nur unbrauchbar wird, sondern in vielen Fällen zu schrecklichen Dauerschäden an Kindern führt, so diese die Fehlbehandlung überhaupt überleben.

Als Martins kurz danach abends Annas Haus verlässt, entdeckt er in einer sehr eindrucksvollen Szene in einem Hauseingang gegenüber einen Schatten, den er, als plötzlich Licht aus einem Fenster auf die Straße fällt, zu seiner maßlosen Verwunderung als Harry erkennt. Major Calloway ordnet deshalb eine Exhumierung an, bei der sich herausstellt, dass in dem beigesetzten Sarg jemand anders liegt, nämlich ein Mann, der verdächtigt wurde, das Penicillin zu entwenden, mit dem Harry handelte.

Von Calloway bedrängt, stellt sich Martins der Polizei als Lockvogel zur Verfügung, um seinen Freund aus dem sowjetisch besetzten Teil Wiens, wo er sich üblicherweise aufhält, in die Internationale Zone zu locken. Da Anna Schmidt die Verhaftung durch die sowjetische Polizei droht, lässt sich Martins für seine Mitwirkung jedoch die Zusage geben, die Briten würden Annas sichere Ausreise aus Wien in den Westen gewährleisten. Um sich zu überzeugen, dass dies auch geschieht, hält sich Martins zur Abfahrt von Annas Zug auf dem Bahnhof auf, wo er sehr bemüht ist, im Hintergrund zu bleiben. Anna entdeckt ihn dennoch und ist sofort misstrauisch. Martins versucht zunächst, Anna durch Notlügen glauben zu machen, dass hinter der für sie völlig unerwarteten Ausreise nicht mehr steckt, muss dann aber letztlich zugeben, mit welchem Geschäft er für sie die Freiheit erreicht hat. Auf ihre heftigen Vorwürfe, wie niederträchtig sein Handeln doch sei, nimmt er seine Zusage an Calloway zurück und erklärt, er wolle schnellstens nach Hause. Calloway bietet an, ihn umgehend zum Flughafen zu fahren, macht dann aber noch einen Umweg, um Martins in einem Kinderhospital einige von Limes Opfern zu zeigen. Der Eindruck hiervon ist für Martins derart schockierend, dass er sich doch wieder anders entschließt und ein Treffen mit Harry im westlichen Zugriffsbereich verabredet.

Als Harry in das gewählte Kaffeehaus kommt, flieht er sofort auf die Warnung Annas, die nicht abgereist ist und von dem Treffen Kenntnis erlangt hat. Es kommt zu einer filmisch sehr eindrucksvoll inszenierten Verfolgungsjagd durch das weitverzweigte (und alle vier Sektoren Wiens umfassende) Kanalsystem, bei der Lime angeschossen und, gefangen in einem Ausstiegsschacht, von Martins erschossen wird.

In einer langen Einstellung am Schluss sieht man, wie Anna nach der Beerdigung von Lime am Wiener Zentralfriedhof gleichgültig und ohne jeden Blick für ihn an Martins vorbeigeht - ganz im Unterschied zum Buch, wo sie am Schluss Arm in Arm zusammen weggehen.

Entstehung

Wie Greene im Vorwort zu seinem Roman Der dritte Mann schreibt, wurde er „nicht geschrieben, um gelesen zu werden, sondern um gesehen zu werden“. Alexander Korda fragte bei Greene an, ob er für Carol Reed ein Drehbuch schreiben könne, und Greene hatte im Moment nur einen ersten Absatz anzubieten, den er Jahre zuvor auf einem Briefumschlag notiert hatte: „Vor einer Woche hatte ich Abschied von Harry genommen, als sein Sarg in die im Februarfrost erstarrte Erde hinabgelassen wurde. Ich traute also meinen Augen nicht, als ich ihn in London im Menschengewühl des „Strand“ ohne ein Zeichen des Wiedererkennens an mir vorübereilen sah.“ Korda akzeptierte die Idee, bat lediglich um die Verlegung ins Wien der Nachkriegszeit unter der Regierung der vier Siegermächte.

Greenes Arbeitsweise verlangte es, dass ein Stoff erst einmal als Erzählung ausgearbeitet werden musste, bevor er ein Drehbuch daraus fertigen konnte. Auf dieser Grundlage erstellte er dann gemeinsam und ausschließlich mit Carol Reed das Filmdrehbuch. Greene: „Der dritte Mann“ jedoch sollte nie mehr sein als das Rohmaterial zu einem Film. Dem Leser werden zahlreiche Abweichungen der Geschichte vom Film auffallen, er darf aber nicht glauben, dass diese Umwandlungen einem widerstrebenden Autor aufgezwungen wurden; sie können genauso gut von diesem Autor selbst vorgeschlagen worden sein. Und der Film ist tatsächlich besser als die ursprüngliche Erzählung, weil er in diesem besonderen Fall die endgültige Fassung der Erzählung darstellt.“

Während der Dreharbeiten in Wien trugen alle beteiligten Uniformträger schnittmäßig richtige Kleidung, die jedoch in bunten Farben gehalten waren. Da der Film in Schwarzweiß gedreht wurde, ist das nicht zu erkennen, aber echte Uniformen konnten aufgrund des Besatzungsstatus nicht verwendet werden.

Kritiken

„Carol Reed inszenierte einen subtilen politischen Kriminalthriller, der durch die expressiv gefilmten Originalschauplätze und Karas' weltberühmtes Zither-Thema eine unverwechselbare Stimmung erhielt.“

film-dienst

„Der Film ist sorgfältig besetzt mit der schönen Alida Valli, dem sympathischen Joseph Cotten, dem Parade-Briten Trevor Howard und einer Riege brillanter deutsch-österreichischer Nebendarsteller wie Ernst Deutsch, Paul Hörbiger, Erich Ponto, Hedwig Bleibtreu. Der Star des Films ist freilich einer der Giganten Hollywoods, Orson Welles. Sein Auftritt mit der Fahrt im Riesenrad dauert weniger als fünf Minuten (in der späteren Verfolgungsszene in den Abwasserkanälen Wiens ist er kaum mehr als eine Silhouette) und gehört zu den unvergesslichen Momenten in der Ikonografie dieses Mediums.“

Günter Rohrbach, Süddeutsche Zeitung

Auszeichnungen

Oscarverleihung 1951
Oscar in der Kategorie „Beste Schwarz-Weiß-Kamera“ an Robert Krasker
Oscar-Nominierung in der Kategorie „Beste Regie“ an Carol Reed
Oscar-Nominierung in der Kategorie „Bester Schnitt“ an Oswald Hafenrichter
Filmfestival Cannes 1949
Großer Preis des Festivals
BAFTA-Film Award in der Kategorie 
Bester Film

Würdigung

Das British Film Institute wählte den Film 1999 zum besten britischen Film aller Zeiten[1].

Trivia

  • In der deutschen Titelsequenz ist Joseph Cotten als Joseph Cotton angeführt.
  • In der Theateraufführungssequenz ist neben Alida Valli auch Ilse Aichingers Zwillingsschwester Helga auf der Bühne zu sehen.
  • In der Verfolgungssequenz durch die Wiener Kanalisation ist in einer Einstellung das Kürzel O5 (das Zeichen einer Widerstandsbewegung gegen den Nationalsozialismus) auf der Kanalwand zu erkennen.
  • In einer Szene sagt Lime zu Martins: „In den dreißig Jahren unter den Borgias hat es nur Krieg gegeben, Terror, Mord und Blut, aber dafür gab es Michelangelo, Leonardo da Vinci und die Renaissance. In der Schweiz herrschte brüderliche Liebe, fünfhundert Jahre Demokratie und Frieden. Und was haben wir davon? Die Kuckucksuhr!“. Dieses Zitat wird in der deutschen Fassung Benito Mussolini zugeschrieben. Im Original gibt es diesen Verweis nicht. Tatsächlich hatte Orson Welles den Text für seine Figur Harry Lime selbst erfunden.
  • Der Film enthält auch im Original deutschsprachige Dialogzeilen, da der Film ja im deutschsprachigen Wien spielt.
  • In der ersten Szene des Films, in der Martins von dem Portier erfährt, dass Lime einen tödlichen Unfall hatte, gibt es einen interessanten Logikfehler: Im Original sagt der Portier, dass Lime schon in „Hell“ (dtsch.: Hölle) oder in „Heaven“ (dtsch.: Himmel) sei. Dabei deutet er nach oben und danach nach unten, so als wäre die Hölle oben und der Himmel unten. Die deutsche Synchronisation merzt diesen Fehler aus und setzt „Himmel“ an erster Stelle.
  • Auf dem gefälschten Ausweis Anna Schmidts ist „REPUBLIQUE D'AUTREICH“ zu lesen. Eigentlich müsste es „Autriche“ heißen.
  • Einer Anekdote zufolge soll Regisseur Carol Reed nach der Filmpremiere von William Wyler eine Wasserwaage geschenkt bekommen haben, eine Anspielung auf die häufige Verwendung schräger Kameraeinstellungen, die Reed und sein Kameramann Robert Krasker vom deutschen Expressionismus übernommen hatten.
  • Gedreht wurde unter anderem im Hotel Orient.
  • In der Szene, in der sie vom ersten Begräbnis wegfahren, sieht man im Hintergrund ein Keltisches Kreuz - vermutlich von Fullham Cemetary in London.
  • Die zweite Szene im Auto, wo Holly Martins einwilligt den Lockvogel zu spielen, sieht man einen Londoner Doppeldeckerbus im Hintergrund vorbeifahren

Weiterführende Informationen

Literatur

  • Graham Greene: Der dritte Mann. Roman (OT: The Third Man). [Jubiläums-Sonderausgabe.] dtv, München 2004, ISBN 3-423-59069-6
  • Brigitte Timmermann, Frederick Baker: Der dritte Mann. Auf den Spuren eines Filmklassikers. Czernin, Wien 2002, ISBN 3-7076-0143-9

Weblinks


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