Thürheimer

Thürheimer

Die Thürheimer (auch Thierheimer) waren ein altes, ursprünglich schwäbisches Adelsgeschlecht, das sich in Oberösterreich einkaufte. Sie wurden nach ihrem Stammsitz auf dem Thürlesberg beim Ort Thürheim benannt, der heute zur Gemeinde Buttenwiesen im Landkreis Dillingen in Bayerisch-Schwaben gehört.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Als erster Thürheimer wird 883 der Ritter Aribo von Thürheim auf dem gleichnamigen Schloss (in Baden?) genannt. Goswin Thürheim soll 1191, im dritten Kreuzzug, die Grafenkrone abgelehnt haben, die ihm König Heinrich VI. angeboten hatte. Stattdessen wollte der fromme Adelige die Dornenkrone des Erlösers.

Nach anderen Quellen wurde die Familie aus Thürheim bei Buttenwiesen erstmals im späten 11. Jahrhundert im Umfeld der Staufer und des Bischofs von Augsburg erwähnt. Bis 1300 hatten die Thürheimer ihren Lebensmittelpunkt auf ihrem Stammsitz in Thürheim. Danach verschwanden sie zwei Jahrhunderte in der Bedeutungslosigkeit.

1480 wurde das Adelsgut Biberachzell (heute ein Ortsteil von Weißenhorn im Landkreis Neu-Ulm in Bayerisch-Schwaben) von Eberhard von Thürheim erworben, weshalb sich die Thürheimer in der Folge "von Thürheim zu Bibrachzell" nannten. Dadurch gehörte die Familie zur Reichsritterschaft.

Freiherr Johann Christoph von Thürheim wandte sich 1623 während der bayerischen Besetzung nach Oberösterreich und kaufte 1629 das Schloss Weinberg samt der dazugehörenden Herrschaft von den Zelkingern ab. Damit erwarben sie neben dem Schloss die Burg Dornach bei Lasberg und das Schloss Wartberg bei Sankt Oswald bei Freistadt. Zusätzlich wurden sie in die oberösterreichischen Stände aufgenommen. Johann (Hans) Christoph wurde 1625 vom Kaiser Ferdinand II. in den Freiherrenstand erhoben, er starb 1634. Unter seinen vier Söhne wurde das Geschlecht in vier Nebenlinien geteilt.

Die Nebenlinie des Leopold erlosch bereits mit seinen Kindern. Die Nebenlinie von Franz erlosch 1782 mit dem Tod des Grafen Leopold. Die Linie von Phillip Jakob ist ebenfalls ausgestorben, lediglich die Linie von Christoph Leopold überlebte die anderen. Der letzte männliche Thürheimer, Andreas, starb auf Schloss Weinberg 1961. Die Linie von Christoph Leopold teilte sich wiederum, während die eine Linie in Oberösterreich blieb, ging die andere Linie nach Bayern und in die Oberpfalz.

Die Thürheimer in Oberösterreich kletterten die Karriereleiter nach oben und wurden 1666 zu Reichsgrafen ernannt. Im 18. Jahrhundert stellten sie zwei Landeshauptmänner (Christoph Wilhelm I; 1713-1738) und sein gleichnamiger Enkel; 1763-1783) und übten das Obristen-Erblandfalkenmeisteramt aus.

Im Besitz der Thürheimer in Oberösterreich befanden sich zahlreiche Burgen und Schlösser. Sie waren Besitzer von: Schloss Weinberg, Schloss Schwertberg, Schloss Wartberg, Schloss Poneggen, Schloss Hartheim, Obenberg, Burg Dornach, Schloss Hagenberg, Schloss Tannbach, Burg Windegg, das Linzer Bergschlössl, Burg Bibrachstein, Schloss Sprinzenstein und Schloss Pragstein. In Niederösterreich gehörte den Thürheimern Ernsthofen, in Bayern Fronloh, Schloss Fürstenstein, Schloss Planegg und Burg Hof am Regen und in Böhmen Gut Janovičky.

Bekannte Vertreter

  • Johann Christoph von Thürheim zu Bibrachzell, kaufte 1629 Schloss Weinberg in Oberösterreich
  • Franz Sebastian Graf Thürheim, 1717 Generalfeldmarschall der Erblande des Hauses Österreich († 1726)
  • Guidobald Maximilian Joseph von Thürheim, von 1735-1737 Ritter des Deutschen Ordens
  • Friedrich Karl von Thürheim, (1763-1832), Ururenkel von Johann Christoph, bayerischer Beamter und Staatsminister
  • Norbert Graf Thürheim († 1788), Verteidiger gegen die Türken in Ungarn
  • Isballa Gräfin Thrüheim (1874–1855), Urururenkelin von Johann Christoph, Schwester von Lulu Thürheim, Gattin von Graf Peter von Göess
  • Konstanze Gräfin Thürheim (1785-1867), Schwester von Lulu Thürheim, und Gattin von Andreas Fürst Rasumofsky
  • Lulu Gräfin Thürheim, 1788-1864, österreichische Malerin und Schriftstellerin
  • Franz Joseph von Thürheim, von 1791-1817 Ritter des Deutschen Ordens
  • Ludwig Goswin von Thürheim († 1961)

Literatur

Weblinks


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