Trendlebensmittel

Trendlebensmittel

Unter Trendlebensmitteln versteht man Lebensmittel, deren Konsum einem modebedingten Boom folgend in einem bestimmten Zeitraum stark zunimmt oder die überhaupt erst neu auf den Markt kommen und sich von dem bisherigen Angebot an Lebensmitteln unterscheiden. Ernährungstrends werden von Wissenschaftlern und Marktforschern aus verschiedenen Gründen untersucht. Dabei gibt es nur wenige weltweit einheitliche Trends auf dem Lebensmittelmarkt; die Vorlieben in Bezug auf Ernährung in Asien sind nicht identisch mit denen in Europa oder in den USA.

Inhaltsverzeichnis

Internationale Trends

Als weltweite Lebensmitteltrends für das Jahr 2004 hat eine Studie[1] ermittelt:

Für die USA hat Janice Schindeler im Jahr 2004 in der Zeitung „Houston Chronicle“ folgende „Hitliste“ der Trendlebensmittel aufgestellt:

Trends im deutschsprachigen Raum

In Deutschland, Österreich und der Schweiz erscheinen regelmäßig Ernährungsberichte, in denen es jedoch vorwiegend um das allgemeine Ernährungsverhalten und die Nährstoffversorgung der Bevölkerung geht. Über aktuelle Trendlebensmittel sagen sie kaum etwas aus. Allerdings zeigen die Berichte, dass die Vorliebe für Fast Food vor allem bei jungen Leuten seit Jahrzehnten anhält.

Die aktuelle Marktforschung und eine Untersuchung von Ernährungswissenschaftlern aus dem Jahr 2005[2] nennen vor allem folgende Ernährungstrends:

„Gesunde“ Lebensmittel

Functional Food und Nahrungsergänzung

Lebensmittel, die einen besonderen Nutzen für die Gesundheit versprechen, tauchen in allen Veröffentlichungen zu Ernährungstrends auf. Dazu zählt insbesondere Functional Food. Dabei handelt es sich um Nahrungsmittel mit zugesetzten, häufig als besonders gesund beworbenen Inhaltsstoffen wie A-C-E-Fruchtsäfte, Lebensmittel mit Omega-3-Fettsäuren oder probiotischen Joghurt. Marktführer sind hier die funktionellen Milchprodukte. Nicht nur „gesund essen“, sondern „Gesundheit essen“ lautet das Motto der Konsumenten. Da es sich offenbar um einen Wachstumsmarkt mit positivem Image handelt, werden kontinuierlich neue Produkte mit Zusätzen eingeführt. Es gibt sogar schon probiotisches Eis.

Laut einer Studie liegt Deutschland in Europa beim Konsum von „Functional Food“ mit 37 Prozent des europäischen Gesamtumsatzes an der Spitze. Etwa 60 Prozent der deutschen Konsumenten stehen der Anreicherung von Lebensmitteln mit probiotischen Bakterienkulturen positiv gegenüber (Doris Hayn, Ergebnisse von 1998), auch der Zusatz von Vitaminen wird von vielen begrüßt. Nahrungsergänzungsmittel liegen ebenfalls im Trend, zählen rechtlich aber nicht zu den Lebensmitteln.

Hintergrund dieses Trends ist das wachsende Interesse eines Teils der Bevölkerung an „gesunder Ernährung“ und gesunder Lebensweise allgemein. Fast die Hälfte aller Befragten äußerte bei einer Umfrage der Lebensmittelzeitung, dass sie sehr auf gesunde Ernährung achte. Paradoxerweise steht das im Gegensatz zum Ernährungsbericht der Deutschen Gesellschaft für Ernährung aus dem Jahr 2004, in dem u. a. zu lesen ist, das zwei Drittel aller Todesfälle auf falsche Ernährung zurückzuführen seien und der Durchschnitt nach wie vor zu fett, zu süß und zu viel isst. Demnach versteht die Mehrheit der Bevölkerung unter „gesunder Ernährung“ vermutlich etwas anderes als die DGE.

Light- und Diät-Produkte

Unabhängig von den Ergebnissen der DGE, wonach 65 Prozent der deutschen Männer und 55 Prozent der Frauen Übergewicht haben, liegen so genannte „Light-Produkte“ und Produkte, die als fett- oder kalorienreduziert gekennzeichnet sind, ebenfalls seit Jahren im Trend. In den USA gibt es ganze Low-Carb-Produktsortimente, ebenso wie Low-Fat-Lebensmittel. Allerdings wird hierzulande nicht mehr so offensiv mit dem Schlagwort „Light“ geworben, da es nicht mehr in Mode ist. Begriffe wie „fettreduziert“, „zuckerfrei“ und „kalorienarm“ werden mit Verzicht assoziiert und haben ein weniger positives Image als beispielsweise das Schlagwort Wellness. Anders als in den USA sinken in Deutschland die Umsätze mit klassischen Diät-Produkten (Doris Hayn, 2005).

Biokost

Auch die Biokost gilt als Wachstumsmarkt, sowohl in den USA als auch in Deutschland. Bio-Lebensmittel gelten als besonders gesund. Das Marktforschungsinstitut „Datamonitor“ rechnet bis 2008 in den USA mit einer Verdoppelung der Umsätze und in Deutschland mit einem Umsatzplus von 54 Prozent. Bionade, eine Limonade ohne chemische Zusätze, gilt als Trendgetränk.

Fertignahrung

Fertigprodukte liegen oftmals in Form von Tiefkühlkost vor. Weltweit liegen diese Produkte im Trend. Trendforscher gehen davon aus, dass Kochen in Zukunft zu einem reinen Hobby wird, das vor allem am Wochenende eine Rolle spielt; in der Woche werden Mahlzeiten dann nur noch aufgewärmt oder kurz angerichtet. Typische Fertigprodukte sind der fertig geschnittene Mischsalat oder bereits vorgebratene Frikadellen. Weltweit gesehen führen die USA und Großbritannien beim Konsum von Fertigprodukten.

Der Konsum von Tiefkühlkost hat sich in Deutschland von 1975 bis 2005 vervierfacht auf einen Pro-Kopf-Verbrauch von über 37 kg pro Jahr. Allein der Absatz von Tiefkühlpizza hat sich in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt (Quelle: Deutsches Tiefkühlinstitut). Nach Umfragen kauft ein Viertel der deutschen Verbraucher – vor allem alleinstehende – zumindest manchmal vorgefertigte Produkte. In rund 80 Prozent der Haushalte gibt es Suppen aus der Tüte, in etwa der Hälfte Kuchen aus Backmischungen. Als Wachstumsmarkt gilt vor allem „Chilled Food“, vorgefertigte Lebensmittel aus dem Kühlregal, wie der erwähnte Salat.

Speisen und Getränke zum Mitnehmen

Veränderungen im sogenannten Außer-Haus-Markt lassen sich am Wachstum einzelner Gastronomie-Ketten und deren Angebot ablesen. Innovative Produkte werden erstmals auf Gastronomie-Messen, wie zum Beispiel der HOGA oder der Internorga, vorgestellt.

Fast Food

Fast Food ist kein neuer Trend; der Begriff ist in den USA schon in den 1950er Jahren entstanden. Dennoch gibt es auch im Bereich „schnelles Essen“ neue Entwicklungen, die in einigen Ländern den etablierten Fast-Food-Gerichten wie Currywurst, Hamburger, Döner und Pizza Konkurrenz machen. Zwar ist der Spitzenreiter bei den Speisen zum Mitnehmen in Deutschland noch immer das belegte Brötchen, doch spielen zum Beispiel Wraps und Tacos eine wachsende Rolle.

Beobachtet wird in den letzten Jahren der Trend zu gehobenem Fast Food für anspruchsvollere Kunden, die durchaus auch gesundheitsbewusst sind, aber wenig Zeit zum Essen haben, zum Beispiel in der Mittagspause. Von dieser Entwicklung profitiert unter anderem Sushi. Die gesündere Fast-Food-Variante wird auch „Fast Casual“ genannt[3]. In den USA haben sich schon mehrere Gastronomieketten darauf spezialisiert. In Europa gab es das erste Restaurant dieser Art namens Wagamama vor einigen Jahren in London; mittlerweile gibt es weltweit 60 Filialen. Inzwischen gibt es auch vegetarische Fast-Food-Menüs. Auch McDonald’s kann diesen Trend nicht ignorieren und hat seine Salatpalette ausgeweitet und testet in Australien spezielle Diät-Menüs.

Dass Fast Food bei jüngeren Leuten generell beliebt ist, hat nach Ansicht von Trendforschern vor allem damit zu tun, dass man es schnell nebenbei ohne Besteck essen kann, auch im Gehen. Besondere Tischmanieren sind überflüssig. Die meisten dieser Gerichte seien weich und müssten kaum gekaut werden. Fett und Zucker – meistens reichlich enthalten – sind gute Geschmacksträger und wirken schnell sättigend, wenn auch nur kurzfristig. Oft sind auch Geschmacksverstärker wie Natriumglutamat zugesetzt.

„Coffee-Shops“

Laut einer Pressemitteilung der Internorga 2007 gibt es in Deutschland eine wachsende Nachfrage nach Kaffee zum Mitnehmen („Coffee to go“) und so genanntem „flavored coffee“, also Kaffee mit Aromazusatz in verschiedenen Geschmacksrichtungen wie Vanille, Zimt oder Nuss. Einem Bericht der Tageszeitung „DIE ZEIT“ zufolge zeichnet sich derzeit ein Boom der Coffee-Shops in Deutschland ab.[4]

Exotische Lebensmittel und Ethno-Food

In der Geschichte sind exotische Lebensmittel, die aus anderen Ländern mitgebracht wurden, häufig zu – wie man heute sagen würde – „Trendlebensmitteln“ geworden. Beispiele sind die Kartoffel oder Gewürze und Genussmittel, wie Kaffee und Kakao, aber auch Kaugummi.

Vor allem seit dem 20. Jahrhundert sind bestimmte Ernährungstrends auch mit beliebten Urlaubsländern verknüpft. So wurde die Zubereitung von Pizza in den 1950er und 1960er Jahren in Westdeutschland Mode. Die Verbreitung bestimmter ausländischer Lebensmittel und Zubereitungsarten wird vom Einzelhandel und der Gastronomie durch die Veranstaltung von sogenannten Länderwochen gefördert.

Renaissance von in Vergessenheit geratenen Lebensmitteln

Gelegentlich kommen altbekannte, aber in Vergessenheit geratene Lebensmittel wieder in Mode. Beispiele sind Bärlauch oder Rauke. Manchmal spielt dabei auch die Einführung eines neuen Namens eine Rolle. So wurde die Rauke bereits im Mittelalter in Mitteleuropa angebaut, erlebt seit den 1980er Jahren jedoch unter dem italienischen Namen Rucola einen neuen Boom.

Einführung neuer Zubereitungsarten

Nicht nur Lebensmittel, sondern auch ihre Zubereitungsarten unterliegen der Mode. Dazu gehören z. B. das Niedrigtemperaturgaren, das Braten (statt Kochen) von Spargel, das „al dente“-Kochen von Teigwaren oder das abwechselnde Eingießen von italienischem Espresso und heißer Milch in ein dickwandiges Glas, was zum Getränk „Latte macchiato“ führt.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat der Konsum von Fertiggerichten stark zugenommen. Tiefkühlgerichte ersetzen mehr und mehr Konservendosen. Bei Tiefkühlsnacks ist der Absatz von 1995 bis 2005 um fast 300 % angestiegen[5].

Literatur

  • Trendstudie Food: gesellschaftlicher Wandel und seine Wirkung auf den Food-Bereich, Herausgeber: Zentrale Markt- und Preisberichtstelle GmbH Bonn (ZMP) in Zusammenarbeit mit CMA, Bonn, 2006

Einzelnachweise

  1. ACNielsen: What’s hot – Food and Beverages 2004
  2. Doris Hayn u.a.: Ernährungswende. Trends und Entwicklung von Ernährung im Alltag
  3. http://stern.de/lifestyle/mode/:Genuss-Trend-Edel-Fast-Food-Fritten-Burger/554939.html
  4. http://zeit.de/news/artikel/2007/02/27/93784.xml
  5. Statistik des Deutschen Tiefkühlinstituts

weiterführende Informationen


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