TÜV Süd

TÜV Süd
TÜV SÜD AG
TÜV Süd logo.svg
Rechtsform Aktiengesellschaft
Sitz München, Deutschland
Leitung Dr. Axel Stepken (Vorsitzender), Dirk Eilers, Dr. Peter Klein, Horst Schneider, Karsten Xander
Mitarbeiter 16.058 (2010)[1]
Umsatz 1,55 Mrd. EUR (2010)[2]
Bilanzsumme 1.374,5 Mio EUR
Website www.tuev-sued.de

Der TÜV SÜD ist ein international tätiges deutsches Dienstleistungsunternehmen mit Sitz in München. Er ist eine Aktiengesellschaft.

Nach seinen Ursprüngen ist das Unternehmen eine technische Prüforganisation; es bietet mit seinen Schwerpunkten Prüfung und Zertifizierung ein weites Feld von Dienstleistungen an. Es beschäftigt mehr als 16.000 Mitarbeiter[3] und machte im Geschäftsjahr 2010 weltweit einen Jahresumsatz von rund 1,55 Mrd. €.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Arbeitsfelder

Münchner Zentrale des TÜV SÜD im Winter 2007

TÜV SÜD ist mit mehr als 600 Standorten in ganz Deutschland, Europa, Amerika und Asien vertreten. Rund 30 Prozent des Umsatzes wird im Ausland erzielt. Zum Leistungsspektrum gehören neben technischen Prüfungen, Beratungen, Gutachten und Tests auch die Bereiche Ausbildung und Zertifizierung. Auch in den klassischen Dienstleistungen – Hauptuntersuchung („Prüfplakette“), Anlagenprüfung, Produkttests oder Gutachten – ist der TÜV SÜD tätig.

Die Arbeitsfelder wurden parallel zur Technik-Entwicklung schrittweise erweitert (unter anderem elektrischer Strom, Kraftfahrzeuge, Fahrerlaubnisse, Kraftwerkstechnik, Brandschutztechnik, Seilbahnen, Bahntechnik, Personenaufzüge, Kernkraftwerke, Umweltschutz, Managementsysteme, Produktsicherheit, Grundstücksbewertung und Bautechnik). Darüber hinaus erfolgte die schrittweise Internationalisierung im europäischen Binnenmarkt und anderen Märkten (z.B. Türkei, Korea).

Marke, Logo, Image

TÜV SÜD profitiert vom sehr hohen Bekanntheitsgrad der Marke TÜV. Das Konzern-Logo („Oktagon“) stellt eine abgewandelte achteckige Prüfplakette dar.

Logo

Zur weiteren Pflege des Images wurde im Jahr 2005 ein dreidimensionales Logo neu eingeführt. Der neue Unternehmens-Wahlspruch „Mehr Sicherheit. Mehr Wert.“ (auf englisch „Choose Certainty. Add Value.“) wird im Rahmen einer „Mehrwert-Kampagne“ öffentlich bekannt gemacht.

Beim 40. US International Film and Video Festival in Hollywood gewann TÜV SÜD mit seinem Imagefilm „Was sind das eigentlich für Menschen“ den „Gold Camera Award 2007“. In der Kategorie „Public Relations: Corporate Image“ wurde der erste Platz erreicht (vor mehr als 1.200 Bewerbern aus 24 Ländern).

Eigenständigkeit

TÜV SÜD ist ein völlig eigenständig agierendes Unternehmen. Daneben gibt es in Deutschland den TÜV Rheinland und den TÜV Nord als weitere national wie international konkurrierende TÜV-Gesellschaften. Die Eigenständigkeit dieser Unternehmen ist weiten Teilen der Bevölkerung und vielen Kunden der Unternehmen nicht bewusst. „Der TÜV“ wird vielfach als ein Unternehmen mit regionalen Erscheinungsbildern wahrgenommen.

Ein Bewusstseinswandel ist im Gange, da infolge zunehmender Marktdurchdringung auch räumliche Nähe entsteht. So befinden sich die üblicherweise bahnhofsnah gelegenen Begutachtungsstellen für Fahreignung oft in unmittelbarer Nachbarschaft, womit ein Profilierungsdruck in Richtung Kundenorientierung entsteht.

Beteiligungen

TÜV SÜD ist eine Aktiengesellschaft. 74,9 % der Aktien gehören dem TÜV SÜD e.V., der ca. 13.500 Mitglieder hat; die übrigen 25,1 % gehören der "TÜV SÜD Stiftung"[4]. Mitglieder des TÜV SÜD e.V. sind unter anderem die Energiekonzerne E.ON, Vattenfall und EnBW. Aus diesem Grund wurde 2008 im Bundesumweltministerium festgestellt: die "große Betreibernähe der TÜV beeinträchtigt die Qualität und Unabhängigkeit der Begutachtung"[5] Das Unternehmen ist Mitglied im VdTÜV.

Firmengeschichte

Dampfkesselexplosion 1881. Lithographie des Bayerischen Dampfkessel-Revisionsvereins
Großwasserraumkessel, die vom TÜV-SÜD betreut werden.

1866 bis 1900

1866 wird das Unternehmen in Mannheim als „Dampfkesselrevisionsverein“ gegründet [6]. Im Jahr 1874 erhielt der „Bayerische Dampfkesselrevisionsverein“ die königliche Anerkennung. Ziel und Aufgabe der Vereine war es, „Mensch, Umwelt und Sachgüter vor den nachteiligen Auswirkungen der Technik zu bewahren“. Früh schon wurden Beratungsempfehlungen für einen wirtschaftlicheren Betrieb der Anlagen gegeben. Die qualifizierte Beratung ist seit Beginn ein wichtiger Teil der Prüfaufgaben der Technischen Überwachungsvereine.

1900 bis 1938

Ab dem Jahr 1899 wurden die Sachverständigen nach tödlichen Stromunfällen auch für Elektrizitätskraftwerke tätig. Im Jahr 1906 wurden die stationären Dieselmotoren geprüft, ein Jahr später Personenaufzüge. Seit dem Jahr 1917 werden Ferndampfleitungen, und seit 1926 Lichtspieltheater regelmäßigen Prüfungen unterzogen. Bereits im Jahr 1929 wurde erstmals der Emissionsschutz geprüft: Staubbelästigungen im Zusammenhang mit der Kaminhöhe von Feuerungsanlagen. Die Kraftfahrzeugprüfungen erfolgten erstmals in den 1920er Jahren und seit 1929 werden auch „fliegende Bauten“ überprüft (also Fahrgeschäfte auf Jahrmärkten und Volksfesten wie dem Oktoberfest).

1938 bis 1945

Per Dekret der Reichsregierung wurde im Jahr 1938 allen Revisions-Vereinen die neue Bezeichnung „Technischer Überwachungsverein“ zugewiesen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden alle Vereine wegen ihrer Involvierung in die Strukturen des Nationalsozialismus (Gleichschaltung) von den Siegermächten aufgelöst.

1945 bis 2000

Die erste Neugründung nach dem Krieg erfolgte im Jahr 1947 in Bayern. In den 50er Jahren nahm der Verkehr mit dem beginnenden Wirtschaftswunder dramatisch zu, der Straßenverkehr wurde zum Haupt-Risikofaktor. Das Thema Auto und Verkehr gewann damit stetig an Bedeutung, ebenso auch die Leistungsfähigkeit und besondere Verantwortung der Menschen am Steuer. Das Jahr 1954 war die Geburtsstunde der Medizinisch-Psychologischen Untersuchung (MPU).

Ganz neue Herausforderungen brachten die 1960er Jahre: Kernenergie und Umweltschutz gerieten ins Visier der TÜV-Ingenieure. Später folgten der Bildungsbereich (TÜV SÜD Akademie) und die Produkt- und Materialprüfungen, die zur Gründung von TÜV SÜD Product Service führten. Seit Ende der 1980er Jahre kümmert sich TÜV SÜD Management Service um Zertifizierung und Qualitätssicherung.

Der Aufbau des TÜV Sachsen erfolgte nach der Wende im Jahr 1992, die Fusion mit dem TÜV Südwest 1996 (Fusion von TÜV Bayern Sachsen und TÜV Südwest zum TÜV Süddeutschland). 1999 folgte die Eingliederung der TÜV Technische Überwachung Hessen GmbH. Mehrheitsgesellschafter ist seitdem die TÜV SÜD AG.

Ab 2000

2003 wurde TÜV Hanse gegründet; Mehrheitsgesellschafter ist die TÜV Auto Service GmbH. 2004 eröffnete TÜV Süd Life Service die Region Nord.

Das Jahr 2005 brachte die Gründung von TÜV SÜD Chemie Service, im gleichen Jahr übernahm der TÜV SÜD 75 % der Anteile der LSG-Hygiene Institute GmbH und der LSG-ELAB GmbH von der Lufthansa Service Gesellschaft (LSG Sky Chefs). 2006 wurde die PSB-Unternehmensgruppe in Singapur erworben, zudem in den USA die Prüfdienstleister EST Testing Solutions (Michigan) und Petrochem Inspection Services (Texas).

Die geplante Übernahme des als „Schiffs-TÜV“ weltweit bekannten viertgrößten Klassifizierers Germanischer Lloyd (GL) sollte das umfangreiche Portfolio von Auto bis Industrieanlagen um ein neues Geschäftsfeld ergänzen und das Markenimage weiter positiv beeinflussen. Die Übernahme des GL und der Einstieg von TÜV SÜD in das maritime Geschäft scheiterten jedoch am 15. Dezember 2006.[7]

Zu Beginn des Jahres 2007 gab es Bestrebungen zu einer Fusion der beiden Konzerne TÜV SÜD und TÜV Nord.[8] Zur Diskussion stand der gemeinsame Name „TÜV Europe“. Nachdem Zeitungsberichte die Fusion bereits bestätigt und für September 2007 angekündigt hatten, verkündeten am 27. August 2007 die beiden Unternehmen, weiterhin eigenständig bleiben zu wollen.[9]

Im August 2007 erhielt TÜV Türk, ein Gemeinschaftsunternehmen von TÜV SÜD mit den türkischen Partnern Dogus und Akfen, grünes Licht für den Aufbau der flächendeckenden Fahrzeugüberwachung in der Türkei[10][11][12]. TÜV SÜD führt in der Türkei die Überprüfung von Fahrzeugen ein − in Etappen.

Im Februar 2008 bestätigten TÜV SÜD und TÜV Rheinland, miteinander fusionieren zu wollen.[13][14] Ende August 2008 haben beide Unternehmen den Antrag auf Genehmigung beim Bundeskartellamt zurückgezogen, da dieses signalisiert hatte, der Fusion in der geplanten Form nicht zustimmen zu können. Im Dezember 2008 wurden die Fusionspläne endgültig aufgegeben.

Aktuell

Im Sommer 2008 hat TÜV SÜD alle Anteile an MSOURCE Medical Development erworben, um damit den damals neuen Geschäftsbereich "TÜV SÜD Life Science" auszubauen. MSOURCE solle als unabhängige Organisation im Verbund der TÜV SÜD Gruppe bestehen bleiben und werde für den neuen Geschäftsbereich, der beim Geschäftsfeld MENSCH angesiedelt ist, als Auftragsforschungsinstitut (Contract Research Organization, CRO), tätig sein. Damit dehnte die TÜV SÜD Gruppe ihre Aktivitäten in den Bereichen Zuverlässigkeit, Sicherheit und Qualität von Produkten auf die Bereiche Pharmazie und Biotechnologie aus. Für Medizinproduktehersteller bietet die TÜV SÜD Gruppe seitdem auch Leistungen im Bereich der klinischen Forschung an.[15] Mitte 2010 wurde das strategische Geschäftsfeld "Mensch" aufgelöst. Die diesem Geschäftsfeld untergeordneten Gesellschaften wurden in andere strategische Geschäftsfelder überführt, die TÜV SÜD Life-Service GmbH mit dem Bereich Mensch und Technik (Arbeitssicherheit, Arbeitsmedizin und Arbeitspsychologie) sowie MPI (medizinisch psychologisches Institut) wurden direkt dem Vorstandsvorsitzenden Dr. Stepken unterstellt. Auch die TÜV SÜD Live Science GmbH findet sich nicht mehr in der aktuellen Organisationsmatrix.

Im August 2008 erwarb der TÜV SÜD die Brunel GmbH Railmotive (Standorte Berlin, Görlitz und Delitzsch) (siehe Brunel GmbH und integrierte sie in sein Tochterunternehmen "TÜV SÜD Rail", das damit auch im Bereich "Technische Dokumentation für Schienenverkehrswesen" tätig wird.[16]

Im Oktober 2009 wurde bekannt, dass ein vom TÜV SÜD mit einem Sicherheitszertifikat ausgezeichneter Online-Shop erhebliche Sicherheitslücken aufwies (siehe Safer Shopping).

Am 29. Oktober 2009 kaufte der TÜV SÜD "das führende koreanische Kerntechnikunternehmen GNEC .. . TÜV SÜD GNEC soll Koreas ehrgeiziges Programm von der Planung über die Genehmigung bis zum Bau und Betrieb von Kraftwerken unterstützen. ... . Nach dem Kauf des britischen Unternehmens Nuclear Technology im Jahr 2006 ist der Erwerb von GNEC der nächste Schritt in der Wachstumsstrategie von TÜV SÜD im Bereich der Kerntechnik."[17]

"Die TÜV SÜD ET GmbH BW ist der Generalgutachter der baden-württembergischen Aufsichtsbehörde. Er unterstützt die Abteilung „Kernenergieüberwachung, Umweltradioaktivität“ in allen Fragestellungen, die sich im Zusammenhang mit der Überwachung über die Kernkraftwerke ergeben." [18]

Referenzen/Quellen

  1. Geschäftsbericht 2010 (PDF)
  2. Geschäftsbericht 2010 (PDF)
  3. abgerufen Februar 2011
  4. Satzung (Stand 10. Dezember 2009
  5. [http://www.rbb-online.de/kontraste/archiv/kontraste_vom_15_07/atomkraft___laufzeitverlaengerung.html rbb-online.de Sendung "Kontraste", gesendet 15. Juli 2010 (ARD): Atomkraft – Laufzeitverlängerung trotz Sicherheitsdefiziten
  6. TÜV SÜD-Jubiläum in Mannheim 140 Jahre Verlässlichkeit und Innovation
  7. Schiffs-TÜV - Eklat beim Aktionärstreffen
  8. TÜV SÜD und TÜV Nord verhandeln über Zusammenschluss
  9. Fusion von TÜV SÜD und TÜV Nord geplatzt (nicht mehr online verfügbar)
  10. TÜVTURK eröffnet erste Prüfstelle in der Türkei
  11. Grünes Licht für den türkischen TÜV Der TÜV SÜD übernimmt exklusiv die Kraftfahrzeugkontrolle in der Türkei.
  12. Auf die sanfte Tour
  13. Pressemitteilung des TÜV Rheinland vom 13. Februar 2008
  14. TÜV-Großfusion killt keine Jobs FTD,13. Febr. 2008: TÜV SÜD und TÜV Rheinland wären zusammen der zweitgrößte Prüfkonzern der Welt hinter der börsennotierten schweizerischen SGS. ...]
  15. TÜV SÜD erwirbt MSOURCE und steigt in die klinische Forschung ein
  16. TÜV SÜD RAIL übernimmt Brunel Railmotive
  17. TÜV Süd Pressemitteilung
  18. "Tätigkeitsbericht der Abteilung Kernenergieüberwachung, Umweltradioaktivität 2007" (des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Verkehr Baden-Württemberg), Seite 20.

Weblinks


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