Veritas AG

Veritas AG
Rechtsform	Aktiengesellschaft
ISIN	DE0007674004
Gründung	1849 als „Berliner Gummiwerke“
Sitz	Gelnhausen, Deutschland
Mitarbeiter	3.000 (2007)
Umsatz	447 Mio. Euro (2007)
Branche	Autozulieferer
Website	www.veritas-ag.de

Die Veritas AG ist ein international tätiges Unternehmen der Automobilzuliefererbranche mit Stammsitz in Gelnhausen im Main-Kinzig-Kreis in Hessen. Das Familienunternehmen beschäftigt heute über 3.000 Mitarbeiter an neun Standorten weltweit. Im Jahr 2007 erwirtschaftete die Veritas AG einen Umsatz von rund 447 Millionen Euro.

Unternehmensgeschichte und -entwicklung

Veritas wurde 1849 in Berlin als „Berliner Gummiwerke“ gegründet und ist heute das älteste kautschukverarbeitende Unternehmen in Deutschland. 1883 firmiert das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft um und nennt sich "Berliner Gummiwarenfabrik AG".

1886 fusioniert die „Berliner Gummiwarenfabrik AG” mit der „Frankfurter Gummiwarenfabrik Wendt, Buchholz & Co.”, die ihren Sitz in Gelnhausen hatte. Der Hauptsitz der „Vereinigte Berlin-Frankfurter Gummiwaren-Fabriken AG” wird Berlin.In Gelnhausen entsteht ein Zweigwerk in der Babarossastraße. 1899 vernichtet am Standort Gelnhausen ein großes Brandunglück den größten Teil der Produktionsanlagen.

Um das Jahr 1900 beginnen die „Vereinigte Berlin-Frankfurter Gummiwaren-Fabriken“, sich mit der Bereifung von Fahrzeugen zu beschäftigen. Unter dem Markennamen Veritas bringt das Unternehmen Automobilreifen mit und ohne Spikes auf den Markt. Insbesondere der Spikes-Reifen war im Jahr 1905 als erster mit Metallstiften bestückte Reifen eine Weltneuheit.

In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg steht das damalige Unternehmen auf der Höhe seines Erfolges. Die Firma hat sich zu einem Großunternehmen entwickelt und unterhält zwei Werke in Berlin, eines in Gelnhausen, eines in Dresden sowie eines im damals böhmischen Grottau (heute HHrádek nad Nisou). 1929 firmierte das Unternehmen in Anlehnung an den Markennamen seiner erfolgreichen Reifen um in Veritas Gummiwerke AG. Die Auswirkungen der Wirtschaftskrise bringen 1932 die Produktion fast zum Erliegen. Nur das Werk im nun tschechoslowakischen Grottau hat volle Auftragsbücher.

1933 gelingt im Berliner Werk in Zusammenarbeit mit dem Versuchslaboratorium der IG-Farben (Leverkusen) die praktische Einführung des synthetischen Kautschuks „ Buna” in die Fertigung. Die erste Innovation mit dem neuen Werkstoff ist ein Bremsschlauch für die Deutsche Reichsbahn.

Die drohende Gefahr eines Zweiten Weltkrieges bringt den Aufsichtsrat dazu, sich aus den geschäftlichen Aktivitäten in Osteuropa zurückzuziehen. Das Werk in Grottau wird verkauft. Das Werk erwirtschaftete niemals Verluste und war in der Weltwirtschaftskrise von erheblicher Bedeutung für das Gesamtunternehmen.

1943 wird die Leitung des Unternehmens wegen der schweren Kriegshandlungen von Berlin-Lichtenfelde nach Gelnhausen verlegt. Somit wurde auch das Unternehmensarchiv gerettet, denn nur wenig später wurde das Werk in Berlin-Lichterfeldedurch die ständigen Fliegerangriffe erheblich zerstört. Die Produktionsanlagen in Gelnhausen überstehen den Krieg fast unversehrt. Zwei Jahre nach Kriegsende wird auch der Stammsitz der Gesellschaft offiziell von Berlin in das Werk Gelnhausen verlegt. Außerdem ist Berlin durch das Abkommen der Siegermächte vom Westen Deutschlands abgeschnitten. Die Währungsreform bringt neuen Schwung und neue Arbeitslust in die Werke Gelnhausen und Berlin. Durch die Berliner Blockade gerät das Werk in Berlin jedoch in Rohstoffschwierigkeiten.

1955 ist die Wirtschaftslage ausgezeichnet. Die Veritas nimmt ihre Dividendenzahlungen wieder auf und in Gelnhausen wird ein großzügig ausgestattetes Werkslaboratorium errichtet. In den Veritas Gummiwerken an den Standorten Berlin und Gelnhausen sind 700 Betriebsangehörige tätig. 1968/69 kommt es zu einem enormen Konjunkturaufschwung und der Umsatz steigt um 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr an.

Ab 1978 beginnt Veritas in Gelnhausen auf einem neu erworbenen Gelände an der Stettiner Straße den Bau neuer Produktionsanlagen. Insbesondere für die Schlauchfertigung sind die alten Fertigungsstätten zu klein geworden. Die Berliner Produktion wird schrittweise nach Gelnhausen verlegt. 1982 wird das Werk Berlin-Lichterfelde geschlossen. Damit geht nach 133 Jahren eine Epoche zu Ende, die mit der Gründung der ersten deutschen Gummifabrik (1849) begonnen hat und der Grundstein für die heutige Veritas AG ist. Am Standort Gelnhausen nimmt ein Jahr später eine neue Mischerei - einer der modernsten Deutschlands- die Produktion auf. Seit 2008 werden hier für die gesamte Veritas-Gruppe sowie die Unternehmen des Teilkonzerns Poppe alle Mischungen hergestellt.

1986 erfolgt die Übernahme der Ullrich Gummiwerke AG. Mit dem Kauf eine weiteren Grundstücks und dem durch die Übernahme der Ullrich AG erhaltenen Gelände wird langfristig die Voraussetzung für eine großzügige Planung des neuen Werkabschnittes geschaffen. Im Jahr 1990 wird mit der Unterstützung von Veritas die bundesweit erste staatliche Fachschule für Kautschuk- und Kunststofftechnik in Gelnhausen eingerichtet.

Starke Einbrüche in der Automobilindustrie führen 1992/93 auch bei Veritas zu erheblichen Umsatz- und Auftragsrückgängen. Nach 117 Jahren wird 1993 die Räumung des alten Betriebsgeländes an der Barbarossastraße planmäßig abgeschlossen. Ein weiterer Meilenstein zum Systemanbieter wird durch den Kauf eines Kunststoff-Werkes in Rülzheim gesetzt. Mit der Gründung der "Veritas Dunakiliti Kft." in Ungarn vollzieht Veritas ab 1995 den ersten Schritt zum "Global Player" in der Automobilindustrie. Das Werk befindet sich im Dreiländereck Ungarn-Österreich-Slowakei unweit von Wien und Bratislava am ungarischen Ufer der Donau. Drei Jahre später wird in Benshausen bei Suhl die "Veritas Thüringen GmbH" gegründet. Direkt gegenüber dem Volkswagen-Werk im mexikanischen Puebla die "Automotive Veritas de México".

Ein schon länger vorbereiteter Schritt, der die Erweiterung der Produktpalette und Kernkompetenzen signalisiert, wird 1999 gegangen: Das Unternehmen ändert seinen Namen. Ein konsequenter Schritt zur Modernisierung ist die Umfirmierung von "Veritas Gummiwerke AG" in "Veritas AG". Die Kompetenzen liegen schon lange nicht mehr in der Herstellung von Gummiartikeln. Kunststoff- und Metallkomponenten gehören ebenso zum Produktportfolio, das Veritas als erfolgreichen Systemlieferanten für die weltweite Automobilindustrie auszeichnet.

Die Internationalisierung der Veritas geht 2005 weiter, indem im österreichischen Mieders die metallverarbeitende "PS Fertigungstechnik GmbH" übernommen wird. Veritas erweitert damit das Produktportfolio: Neben Kautschuk werden auch Kunststoffe und Metall als Teile der Systeme von Veritas geliefert. 2008 wird in der Nähe von Istanbul mit der "Veritas Otomotiv" ein weiterer Standort für die Spritztechnik gegründet.

Die Produktpalette von Veritas reichte einst von Autoreifen und Schuhabsätzen über Süßmost-Kappen und Staubsaugerschläuchen bis hin zu Gipsbechern und Abfluss-Reinigern. Die Veritas AG von heute ist ein Systemlieferant für die Automobilindustrie und hat sich auf die Entwicklung und Herstellung von einbaufertigen, multifunktionalen Aggregaten, deren Aufgaben das Verbinden, Dichten, Transportieren, Messen und Regelns sind, spezialisiert. Die Produkte werden im Motorbereich, in der Karosserie sowie im Tank- und Unterbodenbereich von Fahrzeugen eingesetzt.

Produkte

Veritas stellt ursprünglich ausgehend von Gummischläuchen verschiedenste Zubehörteile für den Automobilbau her.

Bereich Motor/Motorraum: Ladeluftsysteme, Leckölleitungen, Kraftstofftraversen, Druckleitungen für Autogas, Riemenscheiben, Integralwischerschalen, Reduzierdeckel.

Bereich Karosserie: Anschlagpuffer, Tüllen oder Kabeldurchführungen, Aufnahmen für Wagenheber, Dichtungen für Türbremsen, Wasserablaufschläuche.

Bereich Tank/Unterboden: Mehrkomponenten-Kraftstoff-Unterbodenleitungen, komplexe Steuerleitungen für Dieselpartikelfilter, geräuschoptimierte Leitungshalter, Zusatzfilter für das Getriebeöl, Tankeinfüllstutzen, Tankentlüftungsleitungen.

Weblinks

• Homepage von Veritas