Walhalla-Bahn

Walhalla-Bahn
Walhallabahn
Strecke der Walhallabahn
Kursbuchstrecke (DB): ex 424g
Streckennummer: 5862
Streckenlänge: 23,4 km
Spurweite: 1000 mm (Meterspur)
Maximale Neigung: 33 
Legende
0,0 Regensburg-Stadtamhof (bis 1933)
0,4 Regensburg Dultplatz (bis 1933)
0,7 zum Dachziegelwerk Zinstag (1900–1917)
0,7 Regensburg-Steinweg (bis 1918)
0,9 Regen
1,0 Regensburg-Reinhausen (bis 1933)
1,27 Beginn eigener Gleiskörper
1,4 Regensburg-Reinhausen (ab 1933)
2,3 Regensburg-Weichs
Bahnstrecke Regensburg–Hof
3,2 von Regensburg Walhallastraße
3,2 Lokalbahnhof Walhallastr (ab 1892)
3,5 Regensburg Kalkwerke
4,6 Regensburg-Schwabelweis
5,6 Stauferfeld
6,5 Tegernheim
8,9 Donaustauf
10,0 Walhalla
10,8 zur Flussspat-Verladung
11,4 Sulzbach (Donau)
12,5 Demling-Steinbruch
13,9 Demling
16,3 Bach
17,5 Frengkofen
19,0 Kruckenberg
22,0 Wiesent
23,4 Wörth (Donau)

Die Walhallabahn, im Volksmund auch Walhallabockerl genannt, war eine meterspurige Schmalspurbahn von Regensburg-Stadtamhof nach Wörth an der Donau. Ihren Namen und ihre Entstehung verdankte die Bahn der an der Strecke liegenden Walhalla bei Donaustauf. Die Walhalla war 1842 vom bayerischen König Ludwig I. als Ruhmestempel auf einem Bergrücken über der Donau erbaut worden. Wegen fehlender Verkehrsverbindungen wurde sie jedoch bis zur Eröffnung der Walhallabahn nur wenig besucht. Erbauer und ursprünglicher Betreiber der Bahn war die private Lokalbahn Aktien-Gesellschaft (LAG) aus München, nach deren Liquidation im Jahre 1938 wurde auch die Walhallabahn verstaatlicht. 1968 wurde sie schließlich stillgelegt.

Inhaltsverzeichnis

Bau und Betrieb

Die LAG erhielt am 23. September 1888 die bayerische Konzession zum Bau der 8,9 km langen Teilstrecke bis Donaustauf. Diese wurde am 23. Juni 1889 für den Personenverkehr eröffnet. Erst am 1. Mai 1892 nahm die Bahn auch den Güterverkehr auf. Der Betrieb wurde bis 1902 ausschließlich mit B-gekuppelten Trambahnlokomotiven durchgeführt. Bis Streckenkilometer 1,27 in Reinhausen musste die Bahn Ortsstraßen benutzen, ehe sie auf einen eigenen Bahnkörper entlang der Donau wechseln konnte.

Eine Weiterführung der Bahn bis Wörth/Donau ermöglichte die bayerische Konzession vom 23. Dezember 1900. Dieses 14,5 km lange Streckenstück wurde am 1. Mai 1903 in Betrieb genommen. Während auf dem ersten Teilstück der Personenverkehr durch die Besucher der Walhalla überwog, bekam nach der Streckenerweiterung auch der Güterverkehr eine größere Bedeutung. An der Kreuzung mit der nach Schwandorf führenden Staatsbahnstrecke am Lokalbahnhof Walhallastraße baute die Bahn bis 1903 eine große Umladeanlage, u. a. mit zwei Portalkränen für die Holzumladung auf Normalspurwagen. Hier lagen auch die Rollbockgruben für den ab 1. Mai 1911 begonnenen Einsatz von Rollböcken für den Transport normalspuriger Güterwagen. In diese Zeit fällt auch der Bau einer eigenen Werkstatt in Donaustauf, die bis 1925 nochmals erweitert wurde.

In den heutigen Regensburger Vororten Stadtamhof, Steinweg und Reinhausen war die Walhallabahn wegen der Benutzung der Straßen und an den Wegkreuzungen ein Hindernis und an manchen Unfällen mit Fuhrwerken beteiligt. Außerdem war in den engen Straßen der Lokomotivqualm ein Problem. Daher gab es über Jahrzehnte Versuche, den Bahnbetrieb hier zu erschweren und einzustellen, zumal die Regensburger Straßenbahn gerne den Ersatzverkehr übernommen hätte. Dies alles führte zu dem Kuriosum „Fahnerlbua“. Dieser, ein gestandener Mann, musste dort jedem Zug, der ohnehin nur Schrittgeschwindigkeit fahren durfte, vorausgehen und mit einer roten Fahne den übrigen Verkehr warnen. Nach einem langjährigen Gerichtsstreit musste die Bahn am 17. Juli 1933 ihren ersten Streckenkilometer aufgeben und in Reinhausen einen neuen Endbahnhof einrichten.

Verstaatlichung und Stilllegung

Mit der Verstaatlichung der Lokalbahn AG am 1. August 1938 übernahm die Deutsche Reichsbahn auch die Walhallabahn. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging auch hier die Nutzung der Bahn spürbar zurück. Die DB setzte ab 1956 zwei Diesellokomotiven, die durch die Stilllegung des schmalspurigen Netzes in der Pfalz nicht mehr benötigt wurden, auf der Walhallabahn ein. Es folgten am 31. Mai 1959 die Stilllegung des Streckenabschnitts von Reinhausen bis zum Umladebahnhof Walhallastraße und die Aufgabe des Personenverkehrs am 1. Oktober 1960 auf der Gesamtstrecke. Am 31. Dezember 1968 fuhr auf der Walhallabahn der letzte Güterzug.

Lokomotiven

Nr. LAG Nr. DR/DB Bauart Hersteller bei der Wal-
hallabahn seit
Bemerkungen
Dampflokomotiven
13 Bn2t Krauss 1889 / 2104 1889 1911 ausgemustert
14 Bn2t Krauss 1889 / 2105 1889 1911 ausgemustert
39 Bn2t Krauss 1895 / 3146 1895 1918 verkauft
61 99 251 C1'n2t Krauss 1902 / 4823 1902 1959 ausgemustert
67 99 252 C1'n2t Krauss 1904 / 5173 1904 1959 ausgemustert
62 99 253 C1'n2t Krauss 1908 / 5929 1908 1960 ausgemustert
1 Bn2t Krauss 1887 / 1814 1910 1910 von der Lokalbahn Ravensburg–Weingarten,
1928 ausgemustert
2 Bn2t Krauss 1887 / 1818 1910 1910 von der Lokalbahn Ravensburg–Weingarten,
1927 an die Zellstoffwerke Regensburg verkauft (Verbleib unbekannt)
63 Cn2t Krauss 1889 / 2019 1921 1928 an die Kleinbahn Wallersdorf-Münchshöfen verkauft
64 99 261 Dh2t Krauss 1926 / 4200 1926 1961 ausgemustert
Diesellokomotiven
V29 951 BB Jung 1952 / 11463 1956 1969 ausgemustert
V29 953 BB Jung 1952 / 11465 1956 1969 ausgemustert

Zwei weitere Dampflokomotiven – ehemalige Heeresfeldbahn-Maschinen – befanden sich nach dem Krieg bei der Walhallabahn. Sie wurden aber nie angefeuert.

Literatur

  • Josef Dollhofer: Das Walhalla-Bockerl. Geschichte der Walhallabahn mit besonderer Abhandlung über die Lokalbahn-Aktiengesellschaft in München. MZ-Buchverlag, Regensburg 1972.
  • Walther Zeitler: Die Eisenbahn im Bayerischen Wald. Seite 67 ff. Verlag Morsak, Grafenau 1970.
  • Gerd Wolff: Deutsche Klein- und Privatbahnen, Teil 6 Bayern. Zeunert, Gifhorn 1978. ISBN 3-921237-41-6
  • Gerd Wolff: Deutsche Klein- und Privatbahnen. Band 7: Bayern. EK-Verlag, Freiburg 2002. ISBN 3-88255-666-8
  • Deutsche Reichsbahn: Die Deutschen Eisenbahnen in ihrer Entwicklung 1835–1935 Berlin 1935.
  • Hermann Bürnheim: Localbahn A.-G. München, Gifhorn 1974
  • Wolfgang Löckel: Unvergessene Walhallabahn. Eisenbahn-Bildarchiv-Band 32. EK-Verlag, Freiburg (2008). ISBN 978-3-88255-371-0

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