Waterfront

Waterfront
Neue Gebäude der Hamburger HafenCity.

Als Waterfront oder Hafenviertel werden in der modernen Stadtplanung die am Ufer größerer Gewässer (Flüsse, Kanäle, Seen, Meer) gelegenen Stadtteile bezeichnet, die heute wegen ihrer häufig obsoleten Hafenanlagen, Docks und Industriebauten große, aber auch enorm kostspielige und damit langfristige Projekte städtischer Revitalisierung stimulieren.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Bis weit ins 19. Jahrhundert wurden Schiffe im Zentrum der Stadt entlang befestigter Kais entladen. Bürgerhäuser enthielten deshalb vielfach Speichergeschosse. Stadtansichten vom Typus Bernardo Bellottos dokumentieren noch deutlich die Bedeutung des Hafenbetriebs im Stadtzentrum. Als Folge der wirtschaftlichen Entwicklung, namentlich des Eisenbahnwesens, wurde im 19. Jahrhundert das Wirtschaftsleben zunehmend an den Stadtrand gedrängt. Dort konnte man Eisenbahnanschlüsse leichter errichten und unfallsicher betreiben. Außerdem gab es mehr Platz für Speicherbauten, und das Be- und Entladen von Schiffen konnte diebstahlsicher hinter Mauern stattfinden. So entstanden große, für den Normalbürger unzugängliche Hafengebiete, und der Hafenbetrieb wurde vom normalen Stadtleben isoliert. In einzelnen Fällen führte dies zu einer nahezu totalen Abwendung der Stadt vom Meer, z. B. in Barcelona.

Der weitere wirtschaftliche und soziale Fortschritt im 20. Jahrhundert eröffnete aber eine gegenläufige Tendenz. Der Verfall der internationalen Personenschifffahrt bzw. ihre Ersetzung durch den Flugverkehr, vor allem die Einführung des hoch automatisierten Containerhafens (in noch weiterer Entfernung vom Stadtzentrum) sowie der dafür spezialisierten Schiffe machte die alten Piers, Docks und Speichergebäude wirtschaftlich obsolet. Ab den 1960er Jahren wurden deshalb, ausgehend von den Vereinigten Staaten in Boston, Baltimore, und San Francisco Versuche einer Revitalisierung der herabgekommenen und nutzlosen Waterfront im Sinne von Wohn- und tertiären (Büro- und touristischen) Nutzungen unternommen. Diese Vorhaben erwiesen sich auch als längerfristig als zumeist erfolgreich. Nicht zuletzt aufgrund des potentiell erhöhten Immobilienwerts von Objekten mit Blick aufs Wasser zählt die Entwicklung von Waterfronts heute zu den attraktivsten und chancenreichsten Aspekten großstädtischer Stadtplanung. Vorbildhafte Bedeutung hatte hier auch der River Walk in San Antonio (Texas), der schon in der Zeit der Weltwirtschaftskrise als Arbeitsbeschaffungsprojekt durch die WPA revitalisiert worden war.

Schwierigkeiten treten allenfalls dort auf, wo in den 1950er- bis 1970er-Jahren Stadtautobahnen, speziell in Hochlage, entlang untergenutzter Waterfronts errichtet wurden, wie etwa in New York unter dem Baudezernenten Robert Moses und in Boston. Ähnliche Bauvorhaben gab es in Tokio, aber zum Teil auch in Europa (Schnellstraße am Seineufer in Paris, teilweise realisiert, Donaukanalautobahn in Wien, ebenfalls teilweise realisiert). Solche, den an sich privilegierten Baugrund am Wasser entwertenden Verkehrsstränge, müssen in der Regel unter hohen Kosten in Tieflage gebracht oder sonst verlegt werden, damit eine erfolgreiche Entwicklung der Waterfront als Erholungsraum und Dienstleistungszentrum stattfinden kann (vgl. z. B. Rheinuferpromenade Düsseldorf, Rheinufertunnel, Big Dig in Boston). In Genua konnte eine bedeutende Aufwertung der Waterfront trotz Weiterbestehen der vielfach kritisierten aufgestelzten Uferautobahn Sopraelevata Aldo Moro erzielt werden.

Beispiele

Waterfront Kōbe
Waterfront Toronto

Weitere, in Ausführung begriffene, Entwicklungen der Waterfront finden sich unter anderem in

Weblinks

 Commons: Waterfronts – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Rinio Bruttomesso (Hrsg.): Waterfronts - A New Frontier for Cities on Water. Venedig 1993.
  • Robert Schediwy: Städtebilder - Reflexionen zum Wandel in Architektur und Urbanistik. Wien 2005, ISBN 3-8258-7755-8 (speziell S. 373ff).

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