- Webwissenschaft
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Webwissenschaft ist eine wissenschaftliche Forschungsdisziplin, welche die Bedeutung, Wirkung, Entwicklung und gesellschaftlichen Dimensionen des Internet und des World Wide Web untersucht. Sie beschäftigt sich mit Fragen der Strukturen, der Bewertung, der Einordnung, der Medienwirkung, der Medienkonvergenz und grundsätzlich der Medienentwicklung im Bereich der Online-Medien. Die Webwissenschaft ist bestrebt auf Grundlage und unter Einbeziehung medien- und kommunikationswissenschaftlicher Methoden und Erkenntnisse einen eigenständigen webwissenschaftlichen Ansatz zu entwickeln.
Inhaltsverzeichnis
Definition
Die Webwissenschaft ist ein transdisziplinärer Forschungsansatz aus Medien- und Kommunikationswissenschaft, Rechtswissenschaft, Ökonomie, Soziologie, Computertechnologie und Philosophie. Neben der theoretischen Auseinandersetzung mit dem Web und einer Medienbegriffs-Definition des Internet bzw. des Web wird sie auch als angewandte Wissenschaft betrieben, wobei hier die konkrete Weiterentwicklung des Webdesigns, der Content-Produktion, des Retrieval, der Navigation und Usability im Mittelpunkt des Interesses stehen. Für die Theoriebildung der Webwissenschaft spielen sowohl das mediale Repertoire des Web (und die zu leistende notwendige medienspezifische Abgrenzung dieser Darstellungsformen zum Internet) als auch seine soziokulturelle Bedeutung eine große Rolle. Zu klären wird sein, ob das Medium/Massenmedium Web als Hybridmedium aufzufassen ist und inwieweit Webtheorien von den traditionellen einzelmedienwissenschatlichen Diskursen profitieren.
Entstehung
Tim Berners-Lee forderte 2006 in seinem Aufsatz „Creating a Science of the Web“ in der Zeitschrift Science die Etablierung einer eigenständigen Webwissenschaft.
Lee beschreibt das Web als einen aus spezifischer formeller Sprache und Protokollen konstruierten Raum. Darin formen die menschlichen Interaktionen zwischen den Erstellern von Websites und deren Verlinkungen spezifische eigenständige und wachsende Strukturen. Diese menschlichen Interaktionen werden durch soziale Konventionen und Gesetze reguliert. Deshalb muss eine Webwissenschaft ihrer Natur nach interdisziplinär sein und das Ziel verfolgen, das Wachsen des Webs zu verstehen und Ansätze zu formulieren die neue und nutzbringende Modelle hervorbringen.[1]
Etablierung
Tim Berners-Lee hat zusammen mit Wendy Hall, James Handler, Nigel Shadbolt und Daniel J. Weitzner 2006 die Web Science Research Initiative (WSRI) als Zusammenschluss aus Computer Science and Artificial Intelligence Laboratory (CSAIL) am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und der School of Electronics and Computer Science (ECS) an der University of Southampton gegründet. Ziel des WSRI ist es, die grundlegenden wissenschaftlichen Vorstöße zur Auseinandersetzung mit der zukünftigen Entwicklung des World Wide Webs zu ermöglichen.[2]
Im deutschsprachigen Raum ist die Webwissenschaft bisher an der Fachhochschule Köln im Rahmen des Studiengangs „Online-Redakteur“ institutionell etabliert. Dieser von Prof. Dr. Helmut Volpers (Institut für Informationswissenschaft der FH Köln) aufgebaute BA-Studiengang existiert seit 2002 und enthält Elemente einer angewandten Webwissenschaft. Seit 2007 hat Helmut Volpers die erste Professur für Medien- und Webwissenschaft im deutschsprachigen Raum inne.
Die Johannes Kepler Universität Linz plant die Einführung des Masterstudiums Webwissenschaften, die ersten Studenten sollen im Wintersemester 2011/2012 unterrichtet werden[3][4]. Es ist interdisziplinär ausgerichtet und für Absolventen unterschiedlicher Bachelor-Studien zugänglich, mit jeweils unterschiedlichen Studienzweigen (Social Web, Web Art & Design, Web Business & Economy, Web Engineering, Web und Recht)[5]. An der Universität Koblenz-Landau wurde 2010 erstmals eine Web Science SummerAcademy angeboten, welche 2011 fortgesetzt wird.[6]
Siehe auch
- Medienwissenschaft
- Kommunikationswissenschaft
- World Wide Web
- Deutsche Gesellschaft für Online-Forschung
Literatur
- Berners-Lee et al. (2006): Computer Science: Creating a Science of the Web. In: Science Vol. 313, S. 769-771.
- Berners-Lee, Tim; Hall, Wendy; Hendler, James A. (2006): A Framework for Web Science, Boston: Now Publishers Inc. ISBN 978-1-933019-33-8
- Lewandowski, Dirk (2008): Suchmaschinenforschung im Kontext einer zukünftigen Webwissenschaft
- Scherfer, Konrad (Hg.) (2008): Webwissenschaft - Eine Einführung, Münster: LIT. ISBN 978-3-8258-0947-8
- Tetlow, Philip (2007): The Web's Awake. An Introduction to the Field of Web Science and the Concept of Web Life, Hoboken: Wiley. ISBN 978-0-470-13794-9
- Volpers, Helmut (2008): Warum und zu welchem Zweck brauchen wir eine Webwissenschaft? In: Scherfer, Konrad (Hg.): Webwissenschaft - Eine Einführung
- Volpers, Helmut u.a. (2007): Warum und zu welchem Zweck brauchen wir eine Webwissenschaft? Unter: http://www.webwissenschaft.de.
- Werner, Petra (2008): Online-Redakteure und Online-Journalisten - Notwendigkeit einer webwissenschaftlichen Professionalisierung. In: Scherfer, Konrad (Hg.): Webwissenschaft - Eine Einführung
Weblinks
- Web Science Research Initiative (WSRI)
- Warum und zu welchem Zweck brauchen wir eine Webwissenschaft?
- Web Science Workshop
- Heise: Forscher fordern Webwissenschaft
- Institute for Web Science and Technologies
- Web Science Blog
- Web Science Trust
- Web Science Conference
Fußnoten
- ↑ T. Berners-Lee, „Creating a Science of the Web“. In: Science Vol. 313, S. 769.
- ↑ T. Berners-Lee et al., http://webscience.org/about/
- ↑ jku.at: Webwissenschaften - Masterstudium
- ↑ ORF, http://ooe.orf.at/magazin/treffpunkt/kultur/stories/216937/
- ↑ jku.at: Curriculum Webwissenschaften
- ↑ [1]
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