Winghart

Winghart

Stefan Winghart (* 23. Februar 1952 in München) ist ein deutscher prähistorischer Archäologe, Denkmalpfleger, von 2003 bis 2009 Landeskonservator (Leiter des Thüringer Landesamtes für Denkmalpflege in Erfurt) und neuer Präsident des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege (berufen am 27. April 2009).[1]

Nach dem Studium der Vor- und Frühgeschichte, Alten und Mittelalterlichen Geschichte und Klassischen Archäologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München,Regensburg und Dublin [2] wurde er 1980 in Regensburg zum Dr. phil. promoviert.

Winghart war ab 1978 am Germanischen Nationalmuseum Nürnberg und seit 1979/80 am Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz tätig und leitete als Hauptkonservator von 1981 bis 2002 das archäologische Gebietsreferat Oberbayern-Nord und Oberbayern-Süd und das Grabungsbüro Ingolstadt. Zugleich war er stellvertretender Abteilungsleiter beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege in München. Von Januar 2003 bis April 2009 war Winghart Landeskonservator und Leiter des Thüringer Landesamtes für Denkmalpflege (Erfurt).

In seinem wissenschaftlichen Werk hat sich Winghart insbesondere mit der Bronzezeit beschäftigt, ausgehend von seiner Dissertation, die sich mit bronzezeitlichen Deponierungen als Zeugnisse religiöser Vorstellungen und Praktiken auseinandergesetzt hat. So untersuchte er etwa die Verbreitung metallischer Rohstoffe im Alpenvorland oder die Bauweise hölzerner Speichenräder der Bronze- und Urnenfelderzeit. In Eching (Kreis Freising)/Bayern untersuchte Winghart 1980 im Rahmen einer Rettungsgrabung (Eching 1) und im Jahre 1983 (Eching 2) zwei kleinere Flachlandsiedlungen der Urnenfelderkultur: Eching 1 mit 16 nachgewiesenen Häusern und das Dorf Eching 2 mit ebenfalls 16 Gebäuden (ca. 5-10 m lang, 1-9 m breit), das nur teilweise ausgegraben werden konnte.

Im Bereich für Ur- und Frühgeschichte der Friedrich-Schiller-Universität Jena hält Winghart Lehrveranstaltungen zur Bronze- und Eisenzeit ab. Stefan Winghart ist Vorstandsmitglied im Institut für Steinkonservierung e. V. (ifs), eine gemeinsame Einrichtung der staatlichen Denkmalpflege Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Thüringen (Mainz). Winghart ist korrespondierendes Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) in Berlin. Seit 1982 ist Winghart mit der Dipl.-Journalistin Eva-Maria Baumeister-Winghart verheiratet und hat zwei Söhne (Moritz und Philipp).

Zitat

Um mit dem uns anvertrauten geschichtlichen Erbe verantwortlich umzugehen, müssen wir es annehmen. Die Bewahrung darf allerdings nicht mit der Konservierung eines Zustands gleichgesetzt werden. Denkmalpflege als angewandte historische Wissenschaft ist ein dynamischer und damit auch selektiver Prozess, sie gestaltet den Übergang von der Vergangenheit in die Zukunft.

Stefan Winghart in dem "Erfurter Gespräch" "Verfallen, vernichtet, verbrannt. Bleibt vom Kulturerbe nur Schall und Rauch?" im MDR anlässlich des Brandes der weltberühmten Herzogin Anna Amalia Bibliothek in der Klassikerstadt Weimar, Sondersendung vom 6. September 2004.

Schriften

  • Herausgeber der Publikationsreihe Aus der Arbeit des Thüringischen Landesamtes für Denkmalpflege (Erfurt)
  • zusammen mit Joachim Gillessen, Manfred Bialucha, Fritz Lutz, Peter Weinzierl: Lebensraum Landkreis München. 1990, Stephan Heller Verlag. 456 S., ISBN 3-8886-30096.
  • und Fritz Moosleitner et al.: Archäologie beiderseits der Salzach. Bodenfunde aus dem Flachgau und Rupertiwinkel. Begleitheft zur gleichnamigen Ausstellung 1996/97. Salzburg 1996, 168 S.
  • zusammen mit Wolfgang Pledl, Rupert Gebhard, Brigitte Haas-Gebhard, Ludwig Kreiner, Klaus Leidorf, Marcus Prell, Bernhard Rödig, Peter Schwenk und Ferdinand Steffan: Archäologie und Heimatforschung. Bayerischer Landesverein für Heimatpflege 2002. 104 S. (Taschenbuch). ISBN 3-9317-5426-X.
  • zusammen mit Jürgen Aretz, Stefan W. Krieg, Axel Föhl, Paul G. Custodis, Gerhard A. Stadler, Bernhard Mai und Sabine Guzowski: Industriedenkmalpflege. E. Reinhold Verlag 2003. 52 S. (Taschenbuch). ISBN 3-9101-6692-X.
  • zusammen mit Sebastian Sommer, Cornelia Schütz, Gerd Riedel, Evi Steinberger und Karl H. Rieder: Am Ende des goldenen Zeitalters (Begleitheft zur Ausstellung im Stadtmuseum Ingolstadt). 2003, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege. 78 S. (Taschenbuch). ISBN 3-9321-1339-X.
  • Das Chorgestühl des Erfurter Doms (Arbeitshefte des Thüringischen Landesamtes für Denkmalpflege Neue Folge Band 13,2), hrsg. vom Thüringer Landesamt für Denkmalpflege. Erfurt 2003. 48 S.. ISBN 3-910166-93-8.
  • zusammen mit Reinhold Stanitzek, Dieter Gentsch, Sophie Ritz, Jürgen Lange, Constanza von Steuber, Franz Rittig, Thomas Wurzel, Peter Möller und Uwe Leifheit: Positionen zur Eisenbahndenkmalpflege in Thüringen. Beiträge des Kolloquiums Positionen zur Eisenbahndenkmalpflege in Thüringen am 14. Oktober 2003 in Erfurt. 2004, E. Reinhold Verlag (Taschenbuch). 48 S.. ISBN 3-9101-66970.
  • zusammen mit Daniela Danz, Christoph Hanske, Thomas Grützner und Heinz Stade: Der Alte Friedhof von Buttstädt. Ein Thüringer Camposanto. 2004, E. Reinhold Verlag (Taschenbuch), 112 S.. ISBN 3-9101-66954.
  • zusammen mit Johannes Cramer und Manfred Schuller (Hrsg.): Forschungen zum Erfurter Dom, bearbeitet von Barbara Perlich und Gabri van Tussenbroek (Arbeitshefte des Thüringischen Landesamtes für Denkmalpflege Neue Folge Band 20, 20/1). Erfurt, Thüringisches Amt für Denkmalpflege 2005. 2 Bände, 333 S. ISBN 3-937940-10-3.
  • zusammen mit Frank Fechner, Dieter J. Martin und Eberhard Paulus: Thüringer Denkmalschutzgesetz (ThürDSchG). Kommentar. Wiesbaden 2005, Kommunal- und Schul-Verlag. 262 S.. ISBN 3-8293-0753-5.
  • zusammen mit Mark Escherich, Ulrich Wieler, Martin Baumann, Sabine Guzowski, Kathrin Weber, Monika Kahl, Nicola Damrich, Rainer Müller und Albrecht Lobenstein. Aus der Arbeit des Thüringischen Landesamtes für Denkmalpflege. Bauaufgaben des 20. Jahrhunderts. E. Reinhold Verlag. 2005. ISBN 3-9379-40162.

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