- Wissenschaftliche Arbeit
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Eine wissenschaftliche Arbeit ist ein systematisch gegliederter Text, in dem ein oder mehrere Wissenschaftler das Ergebnis seiner oder ihrer eigenständigen Forschung darstellt. Wissenschaftliche Arbeiten entstehen im Allgemeinen an Hochschulen oder anderen, auch privaten, Forschungseinrichtungen und werden von Studenten, Doktoranden oder anderen Forschern verfasst. Dies ist jedoch kein zwingendes Merkmal. Vor Fachkonferenzen wird in einem call for papers zum Einreichen wissenschaftlicher Arbeiten aufgefordert.
Inhaltsverzeichnis
Überblick
Generell unterscheidet man theoretische Arbeiten, die Thesen auf Basis vorhandener Literatur entwickeln oder überprüfen (auch: Literaturstudie), und empirische Arbeiten, bei denen Forschung unmittelbar am Untersuchungsgegenstand betrieben wird, die dann im Rahmen der Arbeit dokumentiert wird.
Im Rahmen eines Hochschulstudiums müssen Studenten mehrmals wissenschaftliche Arbeiten erstellen, nämlich Hausarbeiten, Studien- und Seminararbeiten. Abgeschlossen wird das Studium regelmäßig durch eine wissenschaftliche Abschlussarbeit, also beispielsweise eine Diplom-, Magister-, Bachelor- oder Masterarbeit, die vom Betreuer, dem verantwortlichen Hochschullehrer und ggf. weiteren Fachleuten begutachten werden.
Für diese Examensarbeiten gilt in besonderem Maße, dass sorgfältige und gewissenhafte Beratung und Betreuung der Examenskandidaten durch den oder die betreuenden Hochschullehrer eine wichtige Grundlage für ihr Gelingen darstellt.[1] Weitere Grade für höhere wissenschaftliche Qualifikation erreicht man durch eine Dissertation und Habilitationsschrift. Erst ab der Dissertation wird erwartet, dass die Arbeit nicht nur den Forschungsstand wiedergibt, sondern einen Erkenntnisfortschritt mit sich bringt.
Die Bestandteile der wissenschaftlichen Arbeit sind nicht normiert; häufig werden sie vom Betreuer vorgegeben, etwa in einem speziellen Leitfaden. Studienabschlussarbeiten und weiterqualifizierende wissenschaftliche Arbeiten bestehen in der Regel aus folgenden Bestandteilen: Titelblatt; Vorwort; Inhaltsverzeichnis; Abkürzungsverzeichnis; Abbildungs-, Tabellen- oder Übersichtenverzeichnis; Textteil (Problemstellung, Begriffsabgrenzung, historische Anmerkungen, Untersuchungsmethode - nur bei empirischen Arbeiten -, Gang der Untersuchung, Hauptteil(e), Zusammenfassung oder Fazit oder Ausblick); Anhang; Literaturverzeichnis; Ehrenwörtliche Erklärung.
Wissenschaftliche Arbeiten entstehen im Wissenschaftsbetrieb auch, indem Forschungsberichte (über Forschungsergebnisse) oder wissenschaftliche Artikel für Fachzeitschriften geschrieben werden. Auch für diese Werke gelten die Anforderungen der Wissenschaftlichkeit.
Wissenschaftliches Arbeiten
Wissenschaftliches Arbeiten beschreibt ein methodisch-systematisches Vorgehen, bei dem die Ergebnisse der Arbeit für jeden objektiv nachvollziehbar oder wiederholbar sind. Das bedeutet, Informationsquellen werden offen gelegt (zitiert) und Experimente so beschrieben, dass sie reproduziert werden können. Wer eine wissenschaftliche Arbeit liest, kann stets erkennen, auf der Grundlage welcher Fakten und Beweise der Autor zu seinen Schlussfolgerungen gelangt ist, auf welche Forschungsergebnisse anderer Wissenschaftler er sich beruft (Zitation) und welche (neuen) Aspekte von ihm sind.
Technik des wissenschaftlichen Arbeitens
In den Geistes- und Naturwissenschaften beruht der Anspruch an wissenschaftliches Arbeiten auf dem Grundsatz, dass es zu einem Thema nie nur eine Informationsquelle, sondern immer mehrere gibt. Die folgenden Vorgehensweisen sind dabei vor allem für Geisteswissenschaften charakteristisch.
In einem ersten Schritt legt der Wissenschaftler zu den wichtigsten Aspekten seines Themas eine schlüssige Grobgliederung an und sichtet auf ihrer Grundlage geeignete Quellen (Primär- und Sekundärliteratur)[2]. Er geht in Archive bzw. in Bibliotheken und sucht sich wissenschaftliche Arbeiten zu seinem Thema oder zu Aspekten seines Themas und stellt eine Bibliographie zusammen. Im Literaturverzeichnis der Arbeit sind später nur die Werke zu erwähnen, die auch zitiert wurden.
Im zweiten Schritt überschaut er das Material und vergleicht Quellen und Literatur. Ziele dabei sind das Aufdecken von Unstimmigkeiten und das Entwickeln einer eigenen Meinung[3].
Im dritten Schritt beginnt der Autor einer wissenschaftlichen Arbeit zu schreiben. Dabei stellt er mehr oder minder kurz dar, was er an Veröffentlichungen bereits vorgefunden hat und was sie zum eigenen Projekt beitragen können.
Möglich sind Zusammenfassungen der verschiedenen Veröffentlichungen oder auch die Zusammenfassung einzelner Kapitel oder Abschnitte, die dann den Auszügen anderer Werke gegenübergestellt werden. Möglich ist es auch, fremde Autoren wörtlich zu zitieren.
In jedem Fall muss die Herkunft eines Gedankens, Begriffs, Idee oder empirischen Zahl benannt werden. Beim Nachweis unterscheidet man Zitate (wörtliche Übernahmen) und Entlehnungen (nicht wörtliche, sinngemäße Übernahmen). In beiden Fällen werden die Quellen in wissenschaftlichen Anmerkungen (oft in Form einer Fußnote) angegeben. Bei Zitaten werden Autor, Titel, Erscheinungsort, Erscheinungsjahr und die Seite(n) angegeben, die man verwendet hat; bei Entlehnungen wird der Quelle ein „Vgl.“ vorangestellt. Entsprechendes gilt auch für Quellen aus dem Internet. Jede Internetseite ist eine Quelle oder Literatur, die im eigenen wissenschaftlichen Werk angegeben werden muss (URL und Datum des Abrufs).
Die genaue Herkunftsangabe ist für die Belegbarkeit einer Behauptung wichtig. Eine Aussage muss bis hin zur Quelle zurückverfolgbar und damit überprüfbar sein. Dies dient auch dem Schutz des Wissenschaftlers selbst. Hat er ungeprüft eine Falschinformation übernommen und die Herkunft nicht angegeben, wird er selbst für den Fehler verantwortlich gemacht.
Zitierbar sind in der Regel alle wissenschaftlichen Publikationen, hier insbesondere Monografien und Zeitschriftenaufsätze. In Einzelfällen kommt auch Graue Literatur in Frage. Nichtwissenschaftliche Informationsquellen (z. B. Populärliteratur, Boulevardzeitschriften, private Websites) und Nachschlagewerke (Brockhaus) gehören in der Regel nicht zur zitierbaren Literatur. Ob Wikipedia zitierbar ist, ist umstritten.[4]
In einem vierten Schritt entwickelt der Wissenschaftler seine eigene Idee; diese Fragestellung legt das Erkenntnisinteresse des Autors offen und hat unmittelbar Einfluss auf den Aufbau seiner Argumentation. Hierfür trägt er Fakten oder Beispiele zusammen und stellt dar, was er aus den vorgelegten Fakten oder Beispielen schließt. Dabei bemüht er sich, für jede Behauptung einen Beweis bzw. Beleg vorzulegen und jedes Argument zu begründen. Der Argumentationsgang in einer wissenschaftlichen Arbeit folgt den Regeln der Logik. Unverzichtbar ist zuletzt eine Ergebnissicherung in Form eines Fazits (oft „Ergebnis“, „Schluss“ oder „Schlussfolgerungen“ genannt) oder einer „Zusammenfassung“. Bei einer Zusammenfassung ist zu beachten, dass hier keine neuen Gedanken oder Probleme eingeführt werden dürfen. Im Falle einer Veröffentlichung wird häufig ein Abstract vorangestellt, d. h. eine kurze zusammenfassende Wiedergabe von Konzept, Methode(n) und Ergebnis(sen) der Arbeit.
In vielen wissenschaftlichen Bereichen gibt es Fachausdrücke. Es ist zwar nicht notwendig, dass wissenschaftliche Arbeiten in besonderer Weise auf Fremdwörter zurückgreifen, aber oft sind die entsprechenden Fachausdrücke innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft gängig und deshalb leichter verständlich. Ein Autor kann im Bedarfsfall auch eigene Begriffe einführen. Das tut er, indem er sie definiert und anschließend immer im selben Sinn verwendet.
Siehe auch
Literatur
- Matthias Karmasin, Rainer Ribing: Die Gestaltung wissenschaftlicher Arbeiten. Ein Leitfaden für Seminararbeiten, Bachelor-, Master- und Magisterarbeiten sowie Dissertationen. 6. Auflage, facultas.wuv, Wien 2011, ISBN 978-3-8252-3596-3.
- Martha Boeglin: Wissenschaftlich arbeiten Schritt für Schritt. Gelassen und effektiv studieren. 2., unveränd. Auflage der dt. Ausgabe. Fink Verlag , München 2008. (Uni-Taschenbücher. 2927: Interdisziplinär). ISBN 978-3-8252-2927-6.
- Helga Esselborn-Krumbiegel: Von der Idee zum Text. Eine Anleitung zum wissenschaftlichen Schreiben. 3. Auflage, Schöningh Verlag (UTB), Paderborn 2008. ISBN 978-3-8252-2334-2.
- Helga Esselborn-Krumbiegel: Richtig wissenschaftlich schreiben. Wissenschaftssprache in Regeln und Übungen. Schöningh Verlag (UTB), Paderborn 2010. ISBN 978-3-8252-3429-4.
- Bernd Heesen: Wissenschaftliches Arbeiten: Vorlagen und Techniken für das Bachelor-, Master- und Promotionsstudium. Springer Verlag , Heidelberg 2009. ISBN 978-3-642-03375-9.
- Klaus Niedermair: Recherchieren und Dokumentieren: Der richtige Umgang mit Literatur im Studium. Konstanz: UVK, 2010 ISBN 978-3-8252-3356-3.
- Hans-Otto Schenk: Die Examensarbeit. Ein Leitfaden für Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler. UTB 2657, Göttingen 2005, ISBN 3-8252-2657-3.
Weblinks
- studium.utb.de – Kostenloses Web-Portal mit ausführlichen Tipps und Informationen zum wissenschaftlichen Arbeiten und zum Anfertigen von Hausarbeiten/Prüfungsarbeiten.
- wissenschaftliches-arbeiten.org – Von Studenten erstellte, ausführliche Anleitung zum Schreiben einer Hausarbeit.
- Kommission „Selbstkontrolle in der Wissenschaft“ der DFG: Denkschrift Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis (pdf, 135 KB; 1997).
- Empfehlungen zur Durchführung von studentischen Abschlussarbeiten in der Industrie (PDF, 5S.), Gesellschaft für Informatik
- Jürgen Kaube Wissensgesellschaft, Die drei Formen der Ignoranz, faz.net, 28. Oktober 2010 .
- Richtig zitieren: Zitierregeln für konventionelle und elektronische Medien - Linksammlung. FU Berlin
Fußnoten
- ↑ Hans-Otto Schenk: Die Examensarbeit. Ein Leitfaden für Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler, UTB 2657, Göttingen 2005, ISBN 3-8252-2657-3, S. 173.
- ↑ Corsten, H., Deppe, J.: Technik des wissenschaftlichen Arbeitens, 3. Aufl., München 2008, S. 2 ff.
- ↑ Brink, A.: Anfertigung wissenschaftlicher Arbeiten, 3. Aufl., München/Wien 2007, S. 40 ff.
- ↑ Vgl. z. B. Kongress 2006: Kollaboratives Wissensmanagement und die Zitierfähigkeit von Wiki-Wissen pdf, 6 Seiten, abgerufen am 10. März 2011
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