Wittlingen

Wittlingen
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Wittlingen
Wittlingen
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Wittlingen hervorgehoben
47.6552777777787.6497222222222304
Basisdaten
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Freiburg
Landkreis: Lörrach
Höhe: 304 m ü. NN
Fläche: 4,5 km²
Einwohner:

965 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 214 Einwohner je km²
Postleitzahl: 79599
Vorwahl: 07621
Kfz-Kennzeichen:
Gemeindeschlüssel: 08 3 36 100
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Rathausplatz 1
79599 Wittlingen
Bürgermeister: Michael Herr
Lage der Gemeinde Wittlingen im Landkreis Lörrach
Karte
Blick aus Richtung Schallbach auf Wittlingen

Wittlingen ist eine Gemeinde im Landkreis Lörrach in Baden-Württemberg. Zur Gemeinde Wittlingen gehören außer dem gleichnamigen Dorf keine weiteren Ortschaften. Der Ort ist Mitglied im Gemeindeverwaltungsverband „Vorderes Kandertal“ mit Sitz in Binzen.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Geographische Lage

Wittlingen liegt im unteren Kandertal im Markgräflerland nördlich von Lörrach. Das Gemeindegebiet befindet sich am östlichen Rand des Bamlach-Schallbacher Lösshügellandes. Der höchste Punkt der Gemeinde befindet sich in der Gemarkungsexklave im Röttler Wald mit 571 Meter ü. NN im Gewann Hochstand.[2]

Nachbargemeinden

Die Gemeinde grenzt im Norden an den Ortsteil Wollbach der Stadt Kandern, im Osten an die Kreisstadt Lörrach, im Süden an Rümmingen und im Westen an Schallbach.

Historische Geographie

Im Gemeindegebiet liegen die Wüstung Crensheim und die abgegangene St.-Martins-Kirche.[3]

Geschichte

Bodenfunde lassen auf eine erste Besiedelung durch Alemannen schließen, bevor das Dorf um 600 in fränkische Hände kam.

Wittlingen wurde im Jahre 874 in einer Urkunde des Klosters St. Gallen als Witringhove erstmals erwähnt. In anderen Urkunden tauchten auch die Namen Witelichon und Wittlikeim auf, bevor sich im 16. Jahrhundert der heutige Ortsname durchsetzte. Das Kloster hatte umfangreichen Grundbesitz in Wittlingen und der gesamten Region, der jedoch im Hochmittelalter in Folge der Kämpfe mit den Habsburgern an das Bistum Basel und andere Herrschaften verloren ging.

1503 kam das Dorf zur Markgrafschaft Baden und mit dieser 1806 zum neu gegründeten Großherzogtum Baden.

Dass für die Namensgebung der Fasnachtsclique ausgerechnet der Kürbis herhalten musste, kommt nicht von ungefähr. Denn dieses dicke, runde Gewächs wurde in der Gemeinde schon vor langer Zeit vorzugsweise angebaut. In der berühmten Handschrift des Röttler Oberamtsmannes von Leutrum, jener vorzüglichen Beschreibung der Markgrafschaft aus dem frühen 18. Jahrhundert, wird Wittlingen als Dorf mit vielen Armen geschildert, die sich kümmerlich ernähren und alles, was „auf Aeckern, Matten und Reben wächst, zu eigener höchster Notdurft“ brauchen. Wörtlich schreibt der markgräfliche Oberverwalter: „Die Wittlinger werden Chürbsenfresser genannt, vermutlich aus Armut und weil sie keine besseren Früchte zu pflanzen sonderlich imstande sind“.

Politik

Bevölkerungsentwicklung

Ende des 17. Jahrhunderts betrug der Bevölkerungsstand rund 160 Einwohner, bis Ende des 18. Jahrhunderts stieg sie auf etwa 240 an.[4] Die Einwohnerentwicklung von Wittlingen der letzten 200 Jahre stellt sich wie folgt dar:[5]

Jahr Einwohner
1804 288
1852 339
1910 277
1933 327
1987 647
1993 712
2009 942

Wappen

Das Gemeindewappen zeigt in einem gespaltenen Schild vorne in Gold (Gelb) einen roten Schrägbalken und verweist damit auf die Zugehörigkeit zum Land Baden; hinten ist ein goldene (gelbe) Pflugschar auf blauem Grund dargestellt und symbolisiert den Ackerbau. Die Gemeinde führt das Wappen seit 1906 auf Vorschlag des badischen Generallandesarchivs.[6]

Gemeinderat

Der Wittlinger Gemeinderat besteht aus acht Mandatsträgern einer Wählervereinigung, die letzte Wahl fand am 7. Juni 2009 statt. 100 % der gültigen Stimmen gingen auf die Wählervereinigung; die Wahlbeteiligung lag bei 61,2 %.[7] Dem Gemeinderat steht der Bürgermeister Michael Herr vor.[8]

Vereine

  • FC Wittlingen 1954 e.V.
  • Chürbse-Clique Wittlingen 1978 e.V.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

In der Dorfmitte Wittlingens steht die Kirche St. Michael, die von 1772 bis 1774 nach Plänen von Wilhelm Jeremias Müller auf den Fundamenten einer gotischen Saalkirche entstanden ist. Sie gilt als Vorläufer der Kleinen Kirche in Karlsruhe.[9] Östlich der Kirche befindet sich der Friedhof.

Nördlich der Kirche steht das fast quadratisches, zweigeschossige Pfarrhaus. An der Kreuzung von Kirch- und Rathausstraße befindet sich das Rathaus aus den 1930er Jahren.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Bis 1983 war Wittlingen über die Kandertalbahn von Haltingen nach Kandern an das überregionale Schienennetz angebunden. Heute verkehrt dort nur noch eine Museumsbahn. Der Ort ist Bus-Haltepunkt im öffentlichen Personennahverkehr der SWEG.

Durch den Ort verläuft entlang des Kandertals die Landstraße 134, sie verbindet Binzen mit Kandern. Von Rümmingen aus ist der Ort über die Landstraße 141 mit der A 98 über die Anschlussstelle Kandern an das überregionale Straßennetz angeschlossen.

Vom Ortskern zweigt von der Landstraße die Kreisstraße 6344 über einen kleinen Bergpass (437 Meter ü. NN.) in Richtung Haagen ab. Im Siedlungsgebiet der haufendorfähnlichen Struktur des Ortes bilden die Straßen ein Viereck.

Wirtschaft

Bis weit in Mitte des 20. Jahrhunderts war Wittlingen ein stark landwirtschaftlich geprägtes Dorf. Die landwirtschaftliche Nutzfläche wuchs dabei von 163 Hektar 1895 bis auf 180 Hektar 1930 an bis sie sich nach einigen Schwankungen auf 142 Hektar im Jahr 1985 einpendelte. Die Grünlandfläche betrug davon 44 Hektar und die Ackerfläche 83 Hektar. Wichtigste Zweige der Landwirtschaft waren der Getreideanbau, der Anbau von Hackfrüchten und Obstanbau. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts dehnte sich vor allem die Viehhaltung aus.[10]

Bis heute verfügt Wittlingen über keine Industriebetriebe und nur wenige Handwerksbetriebe. 1895 waren zwölf Personen in sieben gewerblichen Betrieben organisiert. Größter gewerbliche Stahlbaubetrieb war ein 1961 gegründeter Betrieb, der 1993 in Konkurs geriet. Auch der Dienstleistungs- und Tourismussektor ist in Wittlingen nur schwach ausgeprägt. Märkte haben sich in Wittlingen nie gebildet.[11]

Literatur

  • Landesarchivdirektion Baden-Württemberg, Landkreis Lörrach (Hrsg.): Der Landkreis Lörrach, Band II (Kandern bis Zell im Wiesental), Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1994, ISBN 3-7995-1354-X, S. 868–883.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bevölkerungsentwicklung in den Gemeinden Baden-Württembergs 2010 (Hilfe dazu)
  2. Der Landkreis Lörrach, Band II (Kandern bis Zell im Wiesental), S. 868 gibt 428 Meter an, weil die Exklave nicht berücksichtigt wird.
  3. Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band VI: Regierungsbezirk Freiburg Kohlhammer, Stuttgart 1982, ISBN 3-17-007174-2. S. 833
  4. Der Landkreis Lörrach, Band II (Kandern bis Zell im Wiesental), S. 881
  5. Der Landkreis Lörrach, Band II, S. 871
  6. Huber: Wappenbuch Landkreis Lörrach, ISBN 3-87799-046-0, Seite 139
  7. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg: Amtliches Endergebnis der Gemeinderatswahl 2009 in Wittlingen
  8. Badische Zeitung: Verantwortung gut verteilt. Wittlinger Gemeinderat konstituiert sich, 24. Juli 2009
  9. Arno Herbener, Rolf Rubsamen, Dorothee Philipp, Jost Grosspietsch: Kunst. Thermen. Wein. Entdeckungsreisen durch das Markgräflerland, Kunstverlag Josef Fink 2006, ISBN 978-3898702737, S. 73
  10. Der Landkreis Lörrach, Band II, S. 873
  11. Der Landkreis Lörrach, Band II, S. 874

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