- Wotersen
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Das adlige Gut Wotersen, das auch als Schloss Wotersen bezeichnet wird, war über fast drei Jahrhunderte im Besitz der Familie Bernstorff, die im 18. Jahrhundert die hannoveranische und dänische Politik maßgeblich mitgestaltete. Das Gut liegt in der Gemeinde Roseburg im Kreis Herzogtum Lauenburg im Südosten Schleswig-Holsteins.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Ein Dorf Wotersen wurde erstmals 1230 im Ratzeburger Zehntregister erwähnt. Das mit eigener Gerichtsbarkeit ausgestattete Gut war nachweislich seit 1408 im Eigentum der Familie Daldorf, die aus dem Lauenburgischen stammt und die Anlage von der Familie von Schack übernommen hat. 1672 wurde es an die Familie von Falkenberg verpfändet, kurz darauf jedoch von General Valentin Johann von Daldorf wieder eingelöst.
1717 wurde das Gut zusammen mit den umliegenden Höfen von dem aus der Mecklenburgischen Ritterschaft stammenden Andreas Gottlieb von Bernstorff (1649-1726) erworben. Er war einer der einflussreichsten Politiker am hannoverschen Hof und unter König Georg I. auch in England politisch aktiv. Er erwarb neben Wotersen das im Hannoverschen gelegene Gut Gartow und das Gut Stintenbarg im Lauenburgischen, wobei der Grundbesitz vor allem als Vermögensanlage diente. Andreas Gottlieb von Bernstorff ließ ab 1720 anstelle der im Dreißigjährigen Krieg zerstörten Burg durch Johann Caspar Borchmann neue Gebäude errichten. Im selben Jahr wurde Gut Wotersen in ein Familienfideikommiss, eine Stiftung, bei der die Familie das Einkommen vom Gut bezieht, umgewandelt.
Der Diplomat und dänische Minister Johann Hartwig Ernst von Bernstorff (1712-1772), der das Gut 1737 erbte, ließ bereits zwei Jahre später durch Johann Paul Heumann Pläne für seinen Umbau ausarbeiten, der 1765 abgeschlossen wurde. 1770 zog sich von Bernstorff auf das Gut zurück, nachdem er von Johann Friedrich Struensee gestürzt worden war. 1772 starb von Bernstorff im Alten von 60 Jahren auf dem Gut. Der unter ihm geplante Garten wurde nicht mehr umgesetzt, der Innenausbau wurde erst Mitte des 19. Jahrhunderts, als das Gut von einem Urgroßneffen von Bernstorffs dauerhaft bewohnt wurde, fertiggestellt. Dieser ließ auch den Barockgarten in einen Landschaftspark umgestalten und modernisierte die Wirtschaftsgebäude des Guts.
Das Gut blieb bis 1996 im Familienbesitz.
Gebäude und Anlage
Die Anlage ist in Nord-Süd-Richtung ausgelegt und war über einen Damm erreichbar. Ein Torhaus gab und gibt es nicht, das Herrenhaus ist eine Dreiflügelanlage mit Ehrenhof. In der Mitte der Anlage befindet sich ein Wasserbecken, das als Tränke oder Schwemme benutzt wurde.
Herrenhaus
Das Herrenhaus erhielt seine heutige Gestalt bei einem Umbau Mitte des 18. Jahrhunderts, bei dem das Gebäude aufgestockt wurde. Der elfachsige Bau mit einem hohen Walmdach ist heute auf der Hofseite drei Stockwerke hoch, auf der Gartenseite aufgrund des ansteigenden Geländes nur zwei. Mit einem Mittelrisalit, dessen Giebel das in Sandstein ausgeführte farbige Familienwappen enthält, und durch die Gruppierung der Fenster ist die Fassade rhythmisch gegliedert. Auf jeder Seite gibt es einen andertalbgeschossigen Seitenflügel, der über einen flachen Winkelbau mit dem Hauptgebäude verbunden ist.
Durch die Eingangshalle betritt man ein repräsentativ gestaltetes Treppenhaus, in dem ein Großteil der Portraitsammlung Bernstorffs ausgestellt ist. Die meisten anderen Räume des Herrenhauses sind eher schlicht gehalten.
Wirtschaftsgebäude
Die aus gespaltenen Feldsteinen – einem für die Region untypischen Baumaterial – errichteten Wirtschaftsgebäude waren ursprünglich symmetrisch entlang einer zentralen Achse angeordnet. Das Back- und Waschhaus mit Haferspeicher und die Roggenscheune und stammen noch aus dem 18. Jahrhundert. Auch das Verwalterhaus wurde 1721 errichtet, die Reithalle erst im 19. Jahrhundert.
Heutige Nutzung
Das Gut wird auch heute noch genutzt, um die umliegenden Ländereien zu bewirtschaften. Das Herrenhaus ist heute nicht zugänglich, auf dem Hofgelände und den Hallen finden allerdings regelmäßig Veranstaltungen, zum Beispiel in der Reithalle Konzerte im Rahmen des Schleswig-Holstein Musikfestivals, statt. Zudem können diese auch für private Veranstaltungen angemietet werden.
Die Außenaufnahmen der von 1987 bis 1990 im ZDF ausgestrahlten Serie Das Erbe der Guldenburgs wurden auf Gut Wotersen gedreht.
Verkehrsanbindung
Gut Wotersen ist von der A24 von Hamburg nach Berlin über die Ausfahrten Talkau und Hornbek zu erreichen. Außerdem besteht eine Linienbusverbindung nach Mölln und nach Lauenburg.
Der Europawanderweg E1 führt am Gut Wotersen vorbei.
Literatur
- Henning von Rumohr, Hubertus Neuschäffer: Schlösser und Herrenhäuser in Schleswig-Holstein. Verlag Weidlich, Frankfurt/M. 1983, ISBN 3-8035-1216-6.
- Johannes Habich u.a.: Schlösser und Gutsanlagen in Schleswig-Holstein. Kunst- und kulturgeschichtliche Streifzüge; ein Reiseführer. L-&-H-Verlag, Hamburg, 1998, ISBN 3-928119-24-9.
Weblinks
53.5420510.6015Koordinaten: 53° 32′ 31,4″ N, 10° 36′ 5,4″ O
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