Zahnpasta

Zahnpasta
Zahncremetuben verschiedener Hersteller

Durch die Verwendung von Zahnpasta – auch Zahnpaste oder Zahncreme genannt – wird die Wirkung der mechanischen Zahnreinigung erhöht. Die Zahncreme besteht aus einer weichen Paste oder einem Gel; ihre Hauptbestandteile sind Putzkörper, Schaumbildner, Netz- und Feuchthaltemittel, Geschmacks- und Aromastoffe, Konservierungsmittel sowie Farb- und Zusatzstoffe. Nicht zuletzt enthalten Zahncremes auch spezielle Wirkstoffe zur Parodontal- und zur Kariesprophylaxe (Fluoride).

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsstoffe

Putzkörper (zum Beispiel Silikatverbindungen, Schlämmkreide oder auch Marmorpulver) entfernen zusammen mit der Zahnbürste Plaque und schädliche Bakterien von der Zahnoberfläche. Sie sind vorrangig für die positive Wirkung der Zahnpasta verantwortlich. Alle anderen Zusätze sind Hilfsmittel oder unterstützen verschiedene Funktionen wie beispielsweise Kariesprophylaxe, Paradontoseverhinderung, erfrischende Wirkung oder Aufhellung der Zähne.

Schaumbildner (beispielsweise Natriumlaurylsulfat) unterstützen die gleichmäßige Verteilung der Zahncreme während des Putzvorgangs. Zudem lockern sie Essensreste und Zahnbeläge auf, wodurch die Reinigungswirkung besonders an solchen Stellen verbessert wird, die mit der Zahnbürste schwer zu erreichen sind. Die abgelöste Plaque wird durch anwesende Netzmittel gebunden und kann so am Ende des Putzvorgangs leichter ausgespült werden.

Sorbitol ist ein Feuchthaltemittel und wird in vielen Zahnpasten verwendet, um diese vor dem Austrocknen zu bewahren. Zudem sorgt Sorbitol – in Kombination mit einer Vielzahl möglicher Geschmacks- und Aromastoffe – für den frischen Geschmack.

Zu den bekanntesten Inhaltsstoffen zählen geringe Anteile von Fluoriden. Der regelmäßige Gebrauch fluoridhaltiger Zahncremes härtet den Zahnschmelz und gilt als einer der wichtigsten Gründe für den Rückgang der Karies bei Kindern und Jugendlichen.[1][2]

Triclosan ist ein antibakterieller Wirkstoff, der Zahnfleischentzündungen reduziert und deren Neuentstehung verhindern hilft. Bei der Verwendung in Mundpflegemitteln gilt Triclosan aus toxikologischer Sicht als sicher. Wegen der breiten Verwendung als Desinfektionsmittel und der damit verbundenen Gesamtexposition besteht allerdings die Befürchtung einer Resistenzausbreitung. Daher empfiehlt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) den Einsatz von Triclosan auf das notwendige Maß einzuschränken und Triclosan nicht in Lebensmittelbedarfsgegenständen einzusetzen (als Verpackungsmaterial für Lebensmittel).[3]

Pyrophosphat ist eine energiereiche Phosphorverbindung, die der Mineralisation der Plaque nachhaltig entgegenwirkt und damit die Bildung von Zahnstein verhindern oder zumindest verlangsamen (Parodontalprophylaxe) hilft. Zinksalze wirken wie das Triclosan bakterizid und dadurch der Bildung von Zahnstein entgegen.

Vor der einfachen Anwendung von Zahnpasten mit besonderer Indikation (zum Beispiel bei empfindlichen Zahnhälsen, Farbablagerungen) sollte zahnärztlicher Rat eingeholt werden. Frei liegende Zahnhälse mit winzigen Dentinkanälen sind häufig die Ursache für erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Wärme, Kälte, Süßem oder Saurem. Kaliumverbindungen und Aminfluorid sollen diese feinen Kanäle verschließen und einen Schutzfilm ausbilden können.

Stark abrasive Pasten werden zur Entfernung von Farbablagerungen eingesetzt, können aber frei liegenden Wurzelzement und den Zahnschmelz abreiben. Die Abrasionsfähigkeit ist in der Regel mit dem RDA/REA-Wert (Radioactive Dentin/Enamel Abrasion) auf der Zahnpastatube gekennzeichnet. Je höher dieser Wert ist, desto stärker ist die Abrasionsfähigkeit.

Manche der Zahnpasten zugesetzten Stoffe können vereinzelt zu allergischen Reaktionen führen. Als Verursacher kommen hierfür Geschmacks- und Aromastoffe (beispielsweise Menthol, Zimtöl, Pfefferminzöl) in Frage, außerdem Konservierungsmittel (zum Beispiel Hydroxybenzoesäureester, Parabene). Es gibt spezielle Zahnpasten für Allergiker. So gut wie keine Allergien sind gegen das amphotere Tensid Cocamidopropylbetain (oft in Kinderzahncremes enthalten) und andere Zusätze wie Allantoin oder Kamille bekannt. Eine neuartige Entwicklung ist die Verwendung von Milchsäurebakterien als Hauptbestandteil von Zahnpasta, Lactobacillus paracasei gegen Karieserreger.[4] Diese sind in der Lage, Kariesbakterien gezielt zu erkennen und zu entfernen.

Geschichte

Vorläufer der Zahnpasta waren Zahnpulver zum Abreiben des Zahnbelages mit feinen Putzkörpern. Durch archäologische Zahnbefunde und schriftliche Quellen sind sie für viele Kulturen nachweisbar. Die Römer zum Beispiel benutzten den Begriff Dentifricium („Mittel zum Abreiben der Zähne“), Plinius d. Ä. gibt auch Inhaltsstoffe an: pulverisierte und zu Asche verbrannte Knochen, Horn oder Muschelschalen, Bimsmehl, Natron, mit Myrrhe versetzt.[5] Celsus empfiehlt zerriebenes Salz.[6] Sogenanntes Zahnsalz wird auch heute noch als Zahnreinigungsmittel verwendet.[7]

Zahnpulver des 19. Jahrhunderts enthielten als Putzkörper zum Beispiel Marmorpulver, Bims- oder Ziegelmehl, Magnesiumcarbonat, pulverisierte Eier-, Sepia- oder Austernschalen, Holzkohlenpulver und Ähnliches. Diese Pulver wurden schon in Fabriken oder vom Apotheker gemischt und in Papiertüten oder Dosen verkauft. Zum Gebrauch steckte man einen nassen Finger, ein Holzstäbchen oder ein Schwämmchen in das Pulver und beförderte so die benötigte Menge in den Mund. Mit dem Finger oder einer geeigneten Bürste wurden dann die Zähne „mechanisch von dem anhängenden Schleim“[8] befreit.

Ab 1824 wurde auch Seifenpulver zugesetzt, welches aber durch Luftfeuchtigkeit leicht verklumpte. Deshalb war das Putzkörper-Seifegemisch als „Zahnseife“ meistens ein Klotz, auf dem die nasse Zahnbürste so lange hin- und hergeschrubbt wurde, bis sich Schaum bildete. Alternativ gab es dünnflüssige Zahnseife in Flaschen, in denen sich aber die Putzkörper unten absetzten. 1850 fügte der Zahnarzt W. W. Sheffield in New London in Connecticut der Zahnseife Glycerin hinzu und erfand so die Zahnpasta.

Die Zahnputzmixturen enthielten notwendigerweise Geschmacksverbesserer, zum Beispiel Pfefferminzöl oder Menthol, Honig, Zucker, Veilchenöl. Schmerzstillende, antimikrobielle und entzündungshemmende Zusätze wurden ebenfalls zugesetzt, wie etwa Salbei, Kalmusöl, Nelkenöl, Kokain, Salicylsäure. Die meisten Zahnputzmittel des 19. Jahrhunderts waren zudem mit Karmin rosa bis dunkelrot eingefärbt, um dem Schönheitsideal folgend eine kräftige Farbe von Zahnfleisch und Lippen zu erzeugen.[9]

Zahnpasta wurde überwiegend in Blech- oder Keramikdosen angeboten, trocknete darin aber leicht aus. Auch der Vertrieb in Stannioltüten war unbefriedigend, da die zur Entnahme abzuschneidende Ecke schnell durch Eintrocknen unbenutzbar wurde. Ab 1887 verkaufte Carl Sarg in Wien mit großem Werbeaufwand seine Kalodont-Zahncreme in verschließbaren Tuben, wie sie aus dem Künstlerbedarf bekannt waren und konnte so seine Marke innerhalb weniger Jahre als internationales Massenprodukt etablieren.[10]

Zahnpulver verlor durch die Verbreitung von Pasta seit den 1920er Jahren seine Bedeutung und hat heute noch in Asien nennenswerte Marktanteile.

Schon zum Ende des 19. Jahrhunderts war die Schutzwirkung von fluoridierten Produkten bekannt und so gab es bereits 1914 in den USA Versuche, Zahncreme durch „Fluoridisierung“ mit einer Kariesprophylaxe auszustatten. Aber erst ab den 1950er Jahren wurde mit blend-a-med (ab 1951 von Blendax) und Crest (ab 1955 von Procter & Gamble) fluoridisierte medizinische Zahncreme auf den Markt gebracht.

Die Streifen

Verfahren zum Einbringen von Streifen in die Zahnpasta.

Die farbigen Streifen, die in manchen Zahnpasten vorkommen, dienen ausschließlich der optischen Abhebung. Sie haben keinen Effekt auf die Reinigung der Zähne.

Schema zum Einbringen von Streifen von den Seiten der Zahnpastatube.

Gestreifte Zahnpasta entsteht auf verschiedene Art und Weise:

Oberflächenstreifen
Diese Streifen entstehen im Ausgang, wie bei der Marke Signal. Die Öffnung der Tube ist durch ein Röhrchen etwa zwei Zentimeter weit ins Innere der Tube hinein verlängert. An dessen Fuß, also zum vorderen Ende der Tube hin, befinden sich mehrere kleine Öffnungen. Im vorderen Teil der Tube lagert die farbige Masse zur Erzeugung der Streifen. Der Rest der Tube ist mit weißer Zahnpasta gefüllt. Beim Drücken auf die Tube presst sich die weiße Zahncreme durch das Röhrchen. Da der Druck sich gleichmäßig in der Tube verteilt, wird die farbige Creme ebenfalls durch die Öffnungen am Röhrchenende als Streifen in die weiße Zahncreme gedrückt.[11]
Tiefenstreifen
Die Zahncreme wird bereits mit Streifen abgefüllt, wie bei der Marke Odol-med3. Öffnet man eine Zahnpastatube, so ist keine mechanische Vorrichtung an der Tubenöffnung zu erkennen. Es fällt auf, dass in der gesamten Tube bereits weiße sowie farbige Zahncreme verteilt sind. Hierzu wird die Tube mittels einer speziellen Fülldüse gefüllt.[12]

Natürliche Mittel

  • Holzasche, oft aus Buchenholz
  • Kalk
  • Sonstige Reinigungspulver, die Asche oder Meersalz enthalten können.

Siehe auch

Literatur

  • Rolf Mahlke: Die Zahnpasta des Herrn von Mayenburg. In: Die ZahnarztWoche (DZW) 51–52/2007 S. 18 ff.
  • Umbach: Kosmetik und Hygiene, 3. Auflage 2004, Wiley-VCH Verlag, Weinheim S. 197 ff. ISBN 3-527-30996-9.

Weblinks

 Commons: Zahnpasta – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Zahnpasta – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Fluoridierung
  2. Eine Herausforderung – die Betreuung von Kindern mit erhöhtem Kariesrisiko in Kindergärten und Schulen. Abgerufen am 21. Mai 2011.
  3. http://www.bfr.bund.de/cm/216/bfr_unterstuetzt_verwendungsverbot_von_triclosan_in_lebensmittelbedarfsgegenstaenden.pdf
  4. BASF pro-t-action™ Lactobazillus anti-caries für die Mundhygiene
  5. Plinius, Naturalis historia, 28.49, 31.46, 31.21+26, 36.42
  6. Aulus Cornelius Celsus, De medicina VI.13
  7. Beispielsweise das von Colgate unter dem Markennamen Merfluan vertriebene Salz aus dem Toten Meer.
  8. Zahnpulver. In: Heinrich August Pierer, Julius Löbe (Hrsg.): Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit. 4. Auflage. Bd. 19, Altenburg 1865, S. 504 (Online bei zeno.org).
  9. Johann Nepomuk Rust, Theoretisch-praktisches Handbuch der Chirurgie. Berlin Wien 1831. Band 5, Artikel Dentifricium, S. 734.
  10. Alois Brusatti: Geschichte der Unilever Österreich. Himberg bei Wien 1985. S 20 ff.
  11. http://www.dradio.de/dlr/sendungen/kopfnuss/227854/
  12. http://www.marctv.de/blog/2006/01/26/was_ist_das/

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