Zenitdistanz

Zenitdistanz

Vertikalwinkel sind in einer lotrechten Ebene gemessene Winkel.

HOR .. Horizont, ZEN .. Zenit, NAD .. Nadir,
Objekt 1 (über dem Horizont): h .. Höhenwinkel, z .. Zenitwinkel,
Objekt 2 (unter dem Horizont): t .. Tiefenwinkel, n .. Nadirwinkel

In der Geodäsie und Astronomie sind dies insbesondere die auf die Lotrichtung bezogenen Winkel:

  • Höhenwinkel h (auch Höhe, Elevation, Altitude), als Winkel eines Punktes über dem Horizont;
  • Tiefenwinkel t, als Winkel eines Punktes unter dem Horizont;
  • Zenitwinkel z (auch Zenitdistanz), als Winkel eines Punktes unter dem Zenit;
  • Nadirwinkel n als Winkel über dem Nadir (der Punkt, der dem Zenit gegenüberliegt).

Es gilt: h + z = 90°, n + z = 180°, n - h = 90°, sowie t + h = 0°.

Höhenwinkel und Tiefenwinkel sind der Sehwinkel zwischen Visierlinie und Horizont.
Zenitwinkel und Nadirwinkel sind der Sehwinkel zwischen Visierlinie und Lotrichtung.

Inhaltsverzeichnis

Einheiten

Vertikalwinkel werden in der Astronomie oft in Grad oder sexagesimal in Grad-Minuten-Sekunden (° ' "), in der Geodäsie in Gon angegeben. Beim Militär und in der Ballistik wird als Winkeleinheit auch der "Strich" verwendet (6400¯ = 360°), weil er die Entfernungsmessung erleichtert (der Sinus von 1¯ ist fast genau 0,001).

Verwendung

Vertikalwinkel dienen zur Bestimmung von Höhen, der geografischen Koordinaten, zur Vermessung von terrestrischen Objekten und Positionen sowie in der Astronomie zur Einmessung von Himmelskörpern.

Höhenwinkel

Ein Höhenwinkel ist der Winkel eines Punktes über einer Referenzfläche (etwa dem Horizont), während die Höhe der lotrechte Abstand ist.

Die Höhenmessungen mit Libellen- oder pendelkompensierten Instrumenten beziehen sich auf den "mathematischen Horizont", der durch die Lotrichtung realisiert wird, also ohne auf die tatsächliche Erscheinung des Horizonts (geprägt z. B. durch Vegetation, Gebäude und Berge) Rücksicht zu nehmen. In der Seefahrt wurde mit üblichen Sextanten die Sonnen- oder Sternhöhen über der Kimm, gemessen, das ist die scheinbare Trennlinie zwischen Meer und Himmel. Die Kimmtiefe ist dann von der Messung abzuziehen, um den Höhenwinkel zu erhalten.

Der Höhenwinkel wird auch kurz als Höhe bezeichnet (englisch elevation für Oberflächenobjekte, auch Flughöhe, engl. altitude für Objekte in der Luft bzw. am Himmel).

Den Höhenwinkel eines Himmelskörpers nennt man astronomische Höhe (auch deutsch Altitude); er wird üblicherweise mit h bezeichnet. Die Höhe eines Gestirns kann zwischen +90° (der Zenit) und -90° (der Nadir) betragen, wobei eine positive Höhe anzeigt, dass das Objekt über dem Horizont steht, während eine negative Höhe bedeutet, dass das Objekt unter dem Horizont steht.

Zusammen mit dem Azimuth a bildet die Höhe h ein topozentrisches horizontales Koordinatensystem oder allgemeiner ein azimutales Koordinatensystem.

Tiefenwinkel

Ein Tiefenwinkel ist der Winkel eines Punktes unter dem Horizont.

Er wird wie der Höhenwinkel verwendet, aber für Fälle, in denen der Beobachter höher steht als das Objekt, und hat dann positives Vorzeichen: t = -h

Zenitwinkel

Zenitwinkel oder Zenitdistanz ist der Winkel zwischen einem Zielpunkt und der Lotrichtung.

Dass viele Fachleute lieber mit Zenitwinkeln als mit Höhenwinkeln arbeiten, hat mehrere Gründe:

  1. benötigen sie kein Vorzeichen, weil bei Tiefenwinkeln (negative Höhendifferenz des Zielpunkts) der Zenitwinkel zwischen 90° und 180° liegt
  2. Der Bezug zur Vertikalachse des Messinstruments ist ein direkter (die üblichen Formeln gelten auch für schrägliegende Messachsen, etwa im Maschinenbau)
  3. Der Zenit ist klar definiert, während mit dem Bezug auf den "Horizont" der mathematische gemeint sein kann, aber auch der nautische Horizont, ein Kreisel- oder der Landschaftshorizont.

Nadirwinkel

Nadirwinkel werden vor allem in der Fernerkundung und Photogrammetrie verwendet. Der Winkel zum Nadir liegt bei Luftbildaufnahmen zwischen 0° und etwa 45° (Höhenwinkel h = -45°), bei horizontnahen Punkten bei 90°.

Richtungsbezug

Ein gemessener Vertikalwinkel bezieht sich auf die wahre Lotrichtung - auch astronomische Lotrichtung genannt - und damit auf das natürliche Koordinatensystem. Jedoch kann sich ein geodätisch berechneter Vertikalwinkel auch auf die Normale des Erdellipsoids im Messpunkt beziehen. Diese schließt mit dem wahren Lot die Lotabweichung ein. Sie kann im Hügelland etwa 10" betragen, im Hochgebirge aber 30-60" erreichen.

Realisierung des Richtungsbezugs

Den Bezug des Messgeräts auf die exakte Lotrichtung stellt eine Libelle oder ein Lotsensor her. Letzterer kann ein Flüssigkeits-Kompensator im Strahlengang des Zielfernrohrs sein, oder ein kleiner Pendelkörper in der Ableseoptik. In der Technik und Navigation wird auch bezüglich von Kreiselplattformen gemessen.

Messgeräte

Die wichtigsten Instrumente für Vertikalwinkelmessungen sind, nach ihrer Messgenauigkeit geordnet:

Korrekturen

Für höhere Genauigkeiten als eine Bogenminute muss der gemessene Vertikalwinkel unbedingt um den Einfluss von Höhenindexfehler und Refraktion reduziert werden:

  • Der Höhenindexfehler ist die Abweichung der Nullrichtung des Instrumentes von der Lotrichtung bzw. von der Horizontalen. Er wird mit der Höhenkreis-Libelle oder (bei neueren Theodoliten) mit einem Neigungssensor bestimmt.
  • Jede Messung innerhalb der Erdatmosphäre wird von der Refraktion beeinflusst. Verläuft der Lichtstrahl gänzlich innerhalb der Atmosphäre, spricht man von terrestrischer Refraktion.
  • Wird hingegen ein Gestirn oder ein Erdsatellit eingemessen, nennt man die Lichtkrümmung Satelliten- bzw. astronomische Refraktion. Sie beträgt bei einem Zenitwinkel z = 45° etwa 1' (55-65") und bei horizontnahen Gestirnen bis zu 0,6° (33-40'). Die terrestrische Refraktion wird hingegen in Bruchteilen der Erdkrümmung angegeben und beläuft sich auf durchschnittlich 0,13 des Erdradius. Sie kann jedoch in Bodennähe (insbesondere im Sommer) auch negative Werte annehmen.
  • Für spezielle Zwecke der Erdmessung ist auch eine Reduktion wegen der Lotabweichung vorzunehmen

Siehe auch


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?
Synonyme:

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Zenitdistanz — ist derjenige Winkel, welchen die Richtung nach einem bestimmten Punkte hin mit der Lotrichtung am Beobachtungspunkt einschließt. Die Zenitdistanz ist die Ergänzung des Höhenwinkels (der Elevation) zu 90°. In der praktischen Meßkunde mißt man mit …   Lexikon der gesamten Technik

  • Zenitdistanz — oder Scheitelabstand eines Gestirns, der Bogen eines größten Kreises zwischen dem Z. und dem Gestirn, senkrecht zum Horizont …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Zenitdistanz — Ze|nit|di|s|tanz, die (Astron.): (auf den Ort der Beobachtung bezogener) in Grad gemessener Abstand eines Sternes vom Zenit. * * * Zenitdistanz,   der Winkelabstand eines Gestirns vom Zenit des Beobachtungsorts, gemessen in Grad von 0º (Zenit)… …   Universal-Lexikon

  • Zenitdistanz — Ze|nit|di|stanz auch: Ze|nit|dis|tanz 〈f.; Gen.: ; Pl.: unz.; Astron.〉 Winkelabstand eines Sterns vom Zenit …   Lexikalische Deutsches Wörterbuch

  • Zenitdistanz — Ze|nit|dis|tanz die; : Abstand eines Sternes vom Zenit …   Das große Fremdwörterbuch

  • Polhöhenbestimmung — Polhöhenbestimmung. Ein großes und wichtiges Kapitel der geodätischen und astronomischen Lehren bildet die Bestimmung der Polhöhe (s. Breite, geographische). Die geodätische Bestimmung der Polhöhe eines Ortes kann nur eine relative sein, d.h. sie …   Lexikon der gesamten Technik

  • Höhenwinkel — Höhenwinkel, in der Geodäsie und sphärischen Astronomie der Winkel zwischen einer Zielrichtung und ihrer vertikalen Projektion auf den Horizont. In der Praxis der Messung von Höhenwinkeln tritt sehr häufig an seine Stelle die Zenitdistanz, welche …   Lexikon der gesamten Technik

  • Koordinaten [3] — Koordinaten am Himmel. Man nennt so die Systeme größter Kreise, welche dazu dienen, die Orte der Gestirne anzugeben; in ähnlicher Weise, wie man das für einen Ort der Erde nach geographischer Länge und Breite tut. Im allgemeinen pflegt man von… …   Lexikon der gesamten Technik

  • Parallaxe — (von παραλλάσσειν = wechseln) nennt man die Richtungsverschiedenheit zweier Strahlen, die von zwei verschiedenen (verhältnismäßig nahe beieinander gelegenen)… …   Lexikon der gesamten Technik

  • Horrebow-Talcott — Die Horrebow Talcott Methode ist eine Präzisionsmethode der Astronomie und Geodäsie zur Bestimmung der Polhöhe (astronomische bzw. geografische Breite). Sie wurde im 18. Jahrhundert vom dänischen Astronomen Peder Horrebow entwickelt und 1833 von… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”