Zossener Straße

Zossener Straße

Die Zossener Straße im Berliner Ortsteil Kreuzberg verläuft vom Waterloo-Ufer am Landwehrkanal im Norden bis zur Bergmannstraße am Marheinekeplatz im Süden. Seit dem 26. Dezember 1874 trägt sie den Namen der brandenburgischen Stadt Zossen. Ihre Wohn- und Gewerbegebäude sind überwiegend im Gründerzeitstil errichtet.

Inhaltsverzeichnis

Bauten und Grundstücke

Zossener Straße: Die Heilig-Kreuz-Kirche mit nahe gelegenem Kirchhof

Denkmalgeschützt ist die Heilig-Kreuz-Kirche der evangelischen Kirchengemeinde Heilig Kreuz-Passion, Zossener Straße 65.[1] Ihr gegenüber liegt ein Eingang zu den Friedhöfen vor dem Halleschen Tor, einer Beisetzungsstätte für viele prominente Persönlichkeiten, die in Berlin verstorben sind. Nahe bei diesem Eingang befindet sich auch die Ruhestätte von Joachim Ritzkowsky, eines ehemaligen Pfarrers der Kirchengemeinde Heilig Kreuz-Passion. Da er seine letzte Ruhe in der Nähe seiner jahrelangen Wirkungsstätte finden wollte, wurde er auf dem der Heilig-Kreuz-Kirche benachbarten Friedhof (Jerusalems- und Neue Kirche Friedhof I) beigesetzt. Auf seiner Grabstätte, einem Erbbegräbnis in der Abteilung 1/1, findet als Vermächtnis seiner Obdachlosenarbeit auch die Beisetzung von verstorbenen Obdachlosen aus dem von ihm begründeten Obdachlosenwohnheim der Kirchengemeinde statt.[2]

Im Haus Nummer 1 lag die Berliner Bohème-Kneipe Leierkasten, die seit 1960 von Kurt Mühlenhaupt gemeinsam mit seinem Bruder Willi Mühlenhaupt betrieben wurde.[3] Die Kneipe war ein beliebter Treffpunkt der sogenannten „Berliner Malerpoeten“.[4] Das Haus wurde 1977 abgerissen, das Grundstück neu bebaut.

Die zerstörte Markthalle XI am Marheinekeplatz, Ansicht von der Bergmannstraße, während einer Schwarzmarktrazzia, 25. Juni 1948

In den letzten Jahren wurden die meisten Häuser der Straße umfassend saniert. Einige Häuser (Nummern 18, 31 und das Haus Zossener Ecke Fürbringerstraße 6) sind bei der Sanierung auch hinsichtlich der Fassaden dem früheren Baustil angepasst worden. Charakteristisch für die Bebauung ist, dass viele Häuser zwei Hinterhöfe besitzen. Einige der dort befindlichen ehemaligen Stallgebäude werden noch heute als Gewerbe- und Geschäftsräume genutzt.

Die Straße endet im Süden an der Marheineke-Markthalle. Diese Halle wurde im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört. Einige Händler hielten jedoch im Keller der Ruine noch bis zum Wiederaufbau im Jahr 1952 ihre Geschäfte offen. 2007 wurde die Halle erneut umfassend saniert und insbesondere ihre Südfassade zur Bergmann- und Friesenstraße hin architektonisch neu gestaltet.

Gewerbe und Gastronomie

Unter der seinerzeitigen Hausnummer Zossener Straße 31 wurde 1867 die Luxus- und Spitzenpapierfabrik von Gustav Demmler gegründet. Der Sohn des Firmengründers war der spätere Architekt, Fußballspieler und Sportfunktionär Georg Demmler.[5]

Der im Norden der Straße gelegene Gewerbehof der GSG (Gewerbesiedlungsgesellschaft) war bis zum Verkauf im Jahr 2007 an die französische ORCO-Group als Liegenschaft der Investitionsbank Berlin im Besitz des Landes Berlin. Die Gebäude wurden in den Jahren 1905 und 1911 als Stahlbeton-Industriebauten errichtet und vor einigen Jahren unter Kofinanzierung durch EU-Fördermittel umfänglich saniert. Verschiedene Maschinenbaufirmen, Zulieferfirmen der Druckindustrie, ein Unternehmen für die Herstellung von Flugtickets, ein Labor für Umweltmykologie und eine Isolierstoffhandlung für die Elektroindustrie nutzen die über 18.000 m² Mietfläche. Bis zum Wiederaufbau der im Zweiten Weltkrieg vollständig zerstörten Heilig Kreuz-Kirche hatte die Kirchengemeinde in dem Gebäudekomplex in der ersten Etage einen Kirchsaal für die Gottesdienste, für kirchliche Amtshandlungen, für die Küsterei und die Jugendarbeit der Jungen Gemeinde angemietet.

Von überregionaler Bedeutung ist auch die Filiale der Comic-Fachbuchhandlung Grober Unfug[6] in der Zossener Straße 33, die seit 1990 zu den bedeutendsten Fachhandlungen für Comics gehört. Neben verschiedenen Boutiquen für Kleidung und Schuhe finden sich insbesondere im südlichen Teil der Straße diverse gastronomische Betriebe.

Verkehr

Die Anbindung der Zossener Straße an öffentliche Verkehrsmittel erfolgt durch die Buslinie 248 (OstbahnhofBreitenbachplatz via Südkreuz) im südlichen Teil und durch die U-Bahnlinie U7, deren Bahnhof Gneisenaustraße mit seinem Ausgang Zossener Straße in der Mitte der Straße liegt. Im Norden ist der U-Bahnhof Hallesches Tor mit der Linie U1 in wenigen Minuten Fußweg zu erreichen.

In der Zossener Straße fuhren früher Pferde-, später Straßenbahnen. 1904 bog die Straßenbahnlinie 14 von Moabit zum Marheinekeplatz an der Gneisenaustraße in die Zossener Straße ein und endete an der Markthalle.[7] 1947 wurde eine Linie von der Kreuzung mit der Blücherstraße über Marheinekeplatz die Friesenstraße hinauf stillgelegt.[8]

Sonstiges

Seit dem 2. Juli 1987 besitzt Berlin eine weitere Zossener Straße, die im Ortsteil Hellersdorf von der Landsberger Allee zur Stendaler Straße führt.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. heiligkreuzpassion.de
  2. Nachruf. In: Der Tagesspiegel
  3. Kreuzberger Chronik mit Foto, Dr. Seltsam über den „Leierkasten“
  4. Berliner Malerpoeten, Hrsg. Aldona Gustas, Einleitung Karl Krolow, Nicolaische Verlagsbuchhandlung Berlin, 2. Aufl. 1978, ISBN 3-87584-074-7
  5. Das Kopfballmonster. In: Michael Broschkowski und Thomas Schneider: Fußlümmelei – Als Fußball noch ein Spiel war. Transit 2005, auf: Michaela Prinzinger, Hans W. Korfmann: Die Literatur. In: Kreuzberger Chronik, Juli 2006, Ausgabe 79; [1]
  6. „Grober Unfug“ berlin.de
  7. Verzeichnis (PDF)
  8. Chronik saschateichmann.de
52.49227888888913.394608055556

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