Zurich Film Festival

Zurich Film Festival
Eröffnungsfeier des 4. Zurich Film Festivals im Kino Corso.

Das Zurich Film Festival (ZFF) wird seit 2005 jährlich in Zürich durchgeführt. Die Ausrichtung der Filmfestspiele liegt auf der weltweiten Förderung von Nachwuchstalenten bei Regie und Drehbuch.

Das ZFF wird von der Spoundation Motion Picture GmbH in Kooperation mit lokalen Institutionen und Sponsoren organisiert und arbeitet mit Verleihern und Produzenten aus dem In- und Ausland zusammen. Die Idee zu einem internationalen Filmfestival in Zürich stammt von Karl Spoerri, Nadja Schildknecht und Antoine Monot.[1][2] Gemeinsam mit Nadja Schildknecht leitet Spoerri das Festival und fungiert als dessen künstlerischer Direktor. Nadja Schildknecht ist verantwortlich für den Bereich Sponsoring und PR.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Anke Engelke moderiert die Preisverleihung am Zurich Film Festival 2006
Karl Spoerri, Stephen Frears, Antoine Monot, Jr. und Nadja Schildknecht (v.l.n.r) an der Preisverleihung des Zurich Film Festivals 2006

Im Jahr 2004 entschieden sich Karl Spoerri und Tim Geser dazu, das renommierte englische Digitalfilmfestival "onedotzero_adventures in moving images" nach Zürich zu holen. Vom 29. bis 31.Oktober 2004 war das Festival zu Gast in der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Zürich. Aus diesem kleinen Event entwickelte sich das Zurich Film Festival und auch dessen Kernteam. Im Frühjahr 2005 gründeten Karl Spoerri, Nadja Schildknecht und Antoine Monot, Jr. (künstlerischer Leiter bis 2008) die Spoundation Motion Picture GmbH. Der Name "Spoundation" ist eine Nameskreation von Tim Geser und fusioniert die Namen Spoerri und Foundation.

Im Jahr 2005 wurde das 1. Zurich Film Festival vom 5. bis 9. Oktober durchgeführt und zog rund 8000 Zuschauer an. Im Jahr 2006 wurde der Wettbewerb um 2 Preise ergänzt, es wurden 3 Goldene Augen in den Kategorien Bester Debütspielfilm, Bester Nachwuchsdokumentarfilm und Bester Nachwuchsspielfilm verliehen. Das 2. Zurich Film Festival verzeichnete mehr als 18000 Zuschauer. Im Jahr 2007 wurde das Festival um ein Koproduktionsforum, das Zurich Coproduction Forum, erweitert.

Das Festival fand 2005 im Kino Plaza 1-3, 2006 in den Kinos Corso 1, Academy 1 und 2, Frosch Cinema und Frosch Studio statt. 2007 werden die Kinos Corso 1, Capitol 1 und 6, Frosch Cinema und Frosch Studio, Movie 1 und 2 sowie das Kino Le Paris bespielt. Einige dieser Kinos werden von der Kitag, andere von der Arthouse-Gruppe betrieben.

2005 wurde das 1. Zurich Film Festival weder von der Presse, noch von der Branche mit Begeisterung aufgenommen. Dies änderte sich aber bereits 2006. Die 2. Ausgabe des Festivals wurde in den Medien hochgelobt und auch die Branche war mit über 600 Akkreditierten zahlreich vertreten. Das Publikum hat das neue Zurich Film Festival von Anfang an sehr gut angenommen.

Im Jahr 2007 entwickelte sich das Zurich Film Festival kontinuierlich weiter. Über 50 Welt-, Europa- oder Schweizer Premieren wurden am 3. Zurich Film Festival an der Filmmeile entlang der Limmat präsentiert. Die Zuschauerzahl stieg innerhalb von drei Jahren auf 27'000. Neu hatte das Zurich Film Festival ein Zentrum im Herzen der Stadt: ein grosses Zelt am Rathausplatz wurde Treffpunkt für Kinobegeisterte und Filmschaffende.

2008 (25. September bis 5. Oktober 2008) ging das Zurich Film Festival in die 4. Runde und wurde von über 36'000 Besuchern besucht. Zum ersten Mal fand das Festival in den beiden Kinos corso und Arthouse Le Paris statt.

2009 (24. September bis 4. Oktober 2009) fand das Zurich Film Festival erneut in den beliebten Kinos corso und Arthouse Le Paris statt - neu wurde zudem auch das Kino Razzia im Zürcher Seefeld bespielt.

Sektionen

Wettbewerb

Im Internationalen Wettbewerb werden in drei Kategorien (Internationaler Spielfilm, Internationaler Dokumentarfilm und Deutschsprachiger Spielfilm) die Hauptpreise – die Goldenen Augen – verliehen. Im Wettbewerb, der junge Filmtalente entdecken und fördern soll, werden ausschliesslich erste, zweite oder dritte Regiearbeiten eines Filmemachers vorgeführt. Eine internationale Jury unter der Leitung eines Jury-Präsidenten wählt die Preisträger zum Ende des Festivals aus. Voraussetzung für die Teilnahme des Films am Wettbewerb ist, dass der Film vorgängig weder im deutschsprachigen Fernsehen, noch in einem Schweizer Kino gezeigt wurde.

Preise, Ehrungen und Auszeichnungen

Mit dem Goldenen Auge zeichnet das Zurich Film Festival jeweils am letzten Samstag der Veranstaltung im Rahmen eine glamourösen Gala-Abends, der "Closing Night", einen Regisseur bzw. eine Regisseurin aus, der/die die Jury mit seinem Film am meisten zu überzeugen vermochte. Weitere Preise werden durch den Schweizerischen Verband der Filmjournalistinnen und Filmjournalisten (SVFJ), durch die US-Branchenzeitschrift Variety (Variety's New Talent Award) sowie durch das Publikum (Audience Award) vergeben.


Jahr Preis Film Regisseur Land
2010 Internationaler Spielfilm The Woman with a Broken Nose Srdjan Koljevic Serbien
Internationaler Dokumentarfilm Armadillo Janus Metz Dänemark
Deutschsprachiger Spielfilm Das Lied in mir Florian Cossen Deutschland
Audience Award Stationspiraten Mike Schaerer Schweiz
Variety’s New Talent Award Adem Hans van Nuffel Belgien
Critics’ Choice Award Pal Adrienn Agnes Kocsis Ungarn
2009 Internationaler Spielfilm Wolfy Vasilij Sigarev Russland
Internationaler Dokumentarfilm The Sound After the Storm Patrik Soergel, Ryan Fenson-Hood, Sven O. Hill USA
Deutschsprachiger Spielfilm 66/67 – Fairplay war gestern Carsten Ludwig, Jan-Christoph Glaser Deutschland
Publikumspreis Waffenstillstand Lancelot von Naso Deutschland
Variety’s New Talent Award Amreeka Cherien Dabis USA, Kuweit, Kanada
Critics’ Choice Award Applause Pieter Zandvliet Dänemark
2008 Debütspielfilm For a Moment, Freedom Arash T. Riahi Deutschland, Türkei
Nachwuchsspielfilm Tulpan Sergey Dvortsevoy Deutschland, Kasachstan, Polen, Russland, Schweiz
Nachwuchsdokumentarfilm Blind Loves Juraj Lehotský Slowakei
Publikumspreis The World is Big and Salvation Lurks Around the Corner Stephan Komanderev Bulgarien, Deutschland, Ungarn
2007 Debütspielfilm Chapter 27 Jarrett Schaefer USA
Nachwuchsspielfilm Bikur Hatizmoret Eran Kolirin Israel, Frankreich
Nachwuchsdokumentarfilm Running With Arnold Dan Cox USA
Publikumspreis Twelve In A Box John McKenzie GB
2006 Debütspielfilm Omaret Yacoubian Marwan Hamed Ägypten
Nachwuchsspielfilm Shortbus John Cameron Mitchell USA
Nachwuchsdokumentarfilm Hammer & Tickle - The Communist Joke Book Ben Lewis USA
Publikumspreis The Hip Hop Project Matt Ruskin, Scott K. Rosenberg USA
2005 Debütspielfilm The Italian Andrei Kravchuk Russland

Preisgelder

Die Regiepreise für den internationalen Spielfilmwettbewerb, den deutschsprachigen Wettbewerb, den internationalen Dokumentarfilmwettberb werden in einer Höhe von jeweils CHF 20'000.- vergeben.

Neue Welt Sicht

Die Reihe Neue Welt Sicht präsentiert jeweils das junge gegenwärtige Kino einer aufblühenden Filmregion. Es werden aktuelle erste, zweite oder dritte Regiearbeiten (Spiel- oder Dokumentarfilme) des jeweiligen Gastlandes vorgeführt. Auch ein Kurzfilmblock, der in Zusammenarbeit mit den Winterthurer Kurzfilmtagen entsteht, gehört jeweils zu dieser Reihe.

Jahr Gastland
2010 Australien
2009 Argentinien
2008 Israel
2007 Russland

A Tribute To …

A Tribute To ehrt eine Persönlichkeit, die die Filmgeschichte massgeblich mitbeeinflusst und junges Schaffen gefördert hat. 2005 ehrte diese Reihe, damals noch Retrospektive genannt, Rainer Werner Fassbinder mit einer ausführlichen Werkschau, die ein besonderes Augenmerk auf seine Fernseharbeiten legte. So wurde beispielsweise seine selten gezeigte Fernsehserie Acht Stunden sind kein Tag mit allen fünf Folgen im Kino gezeigt.

2006 entschied sich das Festival, vorerst keine Retrospektive mehr zu veranstalten, sondern stattdessen die Reihe A Tribute to … zu lancieren. Die Preisträger nehmen den Preis am Festival in Zürich persönlich entgegen. 2006 wurde Stephen Frears eingeladen und erhielt im Rahmen der Preisverleihungs-Gala den Ehrenpreis. Im Jahr 2007 zeichnete das Zurich Film Festival Oliver Stone für sein Lebenswerk aus, 2008 erhielt Costa-Gavras den A Tribute to …-Award.

Jahr Name Auszeichnung
2010 Miloš Forman A Tribute to …-Award
2009 Roman Polanski A Tribute to …-Award (Preis konnte wegen seiner Verhaftung nicht übergeben werden)
2008 Costa-Gavras A Tribute to …-Award
2007 Oliver Stone A Tribute to …-Award
2006 Stephen Frears A Tribute to …-Award
2005 Rainer Werner Fassbinder --

Golden Icon

2008 wurde zum ersten Mal der Golden Icon Award verliehen, ein Preis, der das Lebenswerk eines Schauspielers oder einer Schauspielerin würdigt. Diese Auszeichnung geht an eine Person, die zur Ikone einer ganzen Generation und deren Performance und filmisches Schaffen unvergesslich geworden ist. Als erster Preisträger nahm Sylvester Stallone den Golden Icon Award am 26. September 2008 in Zürich persönlich entgegen. Am 3. Oktober 2009 wurde der amerikanische Schauspieler Morgan Freeman im Rahmen der Closing Night gefeiert.

Jahr Name Auszeichnung
2010 Michael Douglas Golden Icon für das Lebenswerk
2009 Morgan Freeman Golden Icon für das Lebenswerk
2008 Sylvester Stallone Golden Icon für das Lebenswerk

Out of Competition

Auch ausserhalb des Wettbewerbs bekommt der Festivalbesucher glamouröse internationale Filmpremieren mit Starbesetzung zu sehen.

onedotzero & onedotzero_ch

Mit der Reihe onedotzero holt das Zurich Film Festival seit 2005 das wichtigste und innovativste Festival im Bereich des digitalen Films nach Zürich. Bereits als kleines Independent Filmfestival zeigten die Londoner Macher die ersten Arbeiten von Spike Jonze, Michel Gondry oder Chris Cunningham, bevor deren Namen einem breiten Publikum bekannt wurden. onedotzero_ch bietet die Schweizer Edition zum britischen Festival, die im alljährlichen Rahmen des Zurich Film Festival durchgeführt wird.

Jury

Die internationale Jury besteht in der Regel aus 5 Mitgliedern und einem Jurypräsidenten. Die Jury vergibt die 3 Preise in den Kategorien "Bester Debütspielfilm", "Bester Nachwuchsspielfilm" und "Bester Nachwuchsdokumentarfilm". Der Preis kann nicht ex aequo (an 2 Filme) verliehen werden.

Jahr Kategorie Präsident Mitglieder
2009 Deutschsprachiger Spielfilm This Brunner[3] (vorgesehen war Til Schweiger) Henning Molfenter (wurde durch Martin Rapold[3] ersetzt), Niki Reiser
2009 Internationaler Spielfilm Debra Winger Randal Kleiser, Dale Launer, Pawel Pawlikowski, Anahí Berneri
2009 Internationaler Dokumentarfilm Erwin Wagenhofer Peter Liechti, Elizabeth Wood
2008 Spielfilm Peter Fonda Claudia Puig, Stephen Nemeth, Andrea Staka, Michael Dougherty, Hervé Schneid, Dror Shaul
2008 Dokumentarfilm Christian Frei Walter Hügli, Lorna Tee
2007 Albert S. Ruddy Bettina Oberli, Moritz Bleibtreu, Dieter Meier, Justus von Dohnányi, Matthew Modine
2006 Edward R. Pressman Jessica Schwarz, Oliver Hirschbiegel, Michael Steiner, This Brunner, Ueli Steiger
2005 Hellmuth Karasek Sigrid Narjes, Robert Schwentke, Sabine Timoteo, Shane RJ Walter

Der ursprünglich als Präsident der Jury im deutschsprachigen Spielfilmwettbewerb angekündigte Til Schweiger war am Zurich Film Festival 2009 nicht anwesend und wurde durch This Brunner ersetzt. Darüber hinaus zog sich Henning Molfenter aus der Jury zurück. Dieser wurde durch Martin Rapold ersetzt.[3]

Weitere Veranstaltungen

Zurich Master Class

Die Zurich Master Class wurde 2006 ins Leben gerufen und richtet sind an talentierte Regisseure, Produzenten und Autoren. In umfassenden Diskussionen gehen die Teilnehmer auf Tuchfühlung mit hochkarätigen Referenten und Experten (u.a. mit Stephen Frears, Ueli Steiger, Christian Frei), Sylvester Stallone, Oliver Stone, Oliver Hirschbiegel, Ken Loach, Moritz Bleibtreu, Morgan Freeman uva. profitieren.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Antoine Monot ist beim Zurich Film Festival ausgestiegen. ensuite, 28. August 2009, abgerufen am 6. August 2010.
  2. Der Duft der grossen weiten Kinowelt. NZZ, 11. September 2009, abgerufen am 6. August 2010.
  3. a b c „Alle hinters Licht geführt“, Tages-Anzeiger, 5. Oktober 2009

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