Österliches Triduum

Österliches Triduum
Ecce homo – Sehet den Menschen - Darstellung des 19. Jahrhunderts

Als Triduum Sacrum (wörtlich: Heilige Drei-Tage-Zeit) oder Triduum Paschale (Österliche Drei-Tage-Zeit) bezeichnet man im Rahmen der christlichen Liturgie den Zeitraum, der mit dem Gründonnerstagabend als Vorabend beginnt, sich vom Karfreitag (dem Tag des Leidens und Sterbens des Herrn) über den Karsamstag (dem Tag der Grabesruhe des Herrn) erstreckt und mit dem Ostersonntag als Tag der Auferstehung des Herrn endet.

Geschichte

Die antike christliche Kirche verstand unter Triduum Sacrum die Dreitagefeier vom Leiden, der Grabesruhe und der Auferstehung Jesu Christi. Es umfasste ursprünglich den Freitag vor Ostern als Tag des Todes, den Samstag als Tag der Ruhe und den Ostersonntag als Tag der Auferstehung. Nach jüdischer Tradition zählt der Vorabend eines Tages bereits zum nächsten Tag, so dass das Triduum ursprünglich vom Donnerstagabend bis zum Sonntagabend reichte. Der Begriff taucht wohl zum ersten Mal im 4. Jahrhundert bei Ambrosius von Mailand auf und wird von dessen Schüler Augustinus von Hippo theologisch vertieft. Für die spätantike Kirche war es noch selbstverständlich, Leiden und Auferstehung Jesu als zwei Seiten desselben Heilsereignisses (Paschamysterium) zu begreifen; so bildete das ganze Triduum eine einheitliche, durchgehende Liturgie aus.

Im Mittelalter ging der Sinn für diesen Zusammenhang verloren. Das Leidensgedächtnis einerseits und die Feier der Auferstehung andererseits verselbständigten sich mehr und mehr. So kam es zu einer Verdoppelung des Triduums. Man beging ein erstes Triduum, das vom Gründonnerstag bis zum Karsamstag reichte, als dreitägiges Leidensgedenken mit dem Karfreitag als Mittel- und Höhepunkt. Im deutschen Sprachraum bürgerte sich für diese Tage der Begriff „Kartage“ ein. Ein zweites Triduum von Ostersonntag, Ostermontag und Osterdienstag schloss sich an, das die Form von drei arbeitsfreien Feiertagen hatte. Noch die liturgischen Bücher, die gegen Ende des 16. Jahrhunderts im Anschluss an das Konzil von Trient herausgegeben wurden, heben den Montag und den Dienstag der Osteroktav gegenüber den anderen Oktavtagen hervor. Der Osterdienstag als dritter Osterfeiertag verschwand in den meisten Regionen im 19. Jahrhundert, meist im Rahmen von Säkularisation und Aufklärung.

Die Liturgische Bewegung des 20. Jahrhunderts entdeckte das ursprüngliche Triduum neu. Die römisch-katholischen Kirche ließ diese Wiederentdeckung in die Reform der Karwoche von 1955/56 einfließen; die Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil rezipierte dieses Zurückgehen auf den Ursprung. Somit umfasst das Triduum Sacrum gemäß den liturgischen Büchern wieder den Zeitraum von der abendlichen Messe des Gründonnerstags - der Feier des Letzten Abendmahls -, bis zur Vesper des Ostersonntags. Das ganze Triduum gilt als ein einziges Hochfest, das höchste des Kirchenjahres. Es führt in den liturgischen Büchern den Titel „Die Drei Österlichen Tage vom Leiden, vom Tod und von der Auferstehung des Herrn“.[1] In der Liturgie der Drei Tage bilden die Gottesdienste vom Hohen Donnerstag (Letztes Abendmahl), von Karfreitag (Leiden und Sterben des Herrn) und Osternacht eine einzige Feier vom Leiden, vom Tod und von der Auferstehung. Diese Gottesdienste haben entsprechend kein richtiges Ende beziehungsweise keinen richtigen Anfang. So endet der Gottesdienst vom Hohen Donnerstag ohne den abschließenden Segen, in den meisten Kirchen wird nach der anschließenden Übertragung des Allerheiligsten zum Gedächtnis an die Todesangst Jesu am Ölberg, stille Anbetung - eine sogenannte Ölbergstunde - oder eine Nachtwache abgehalten. Der Karfreitag beginnt mit stillem Gebet ohne Eröffnungsgruß des Priesters. Die Feier der Osternacht beginnt mit der Segnung des Feuers und dem Einzug in die dunkle Kirche. Erst dieser Gottesdienst endet mit einer eigentlichen Entlassung.

Auch in vielen Kirchen der Reformation wurde in den letzten Jahrzehnten das Triduum Sacrum als liturgische Einheit neu entdeckt und entsprechend ausgestaltet. In diesem Zusammenhang ist die früher viel diskutierte Frage, ob der Karfreitag oder der Ostersonntag das höchste Fest sei, gegenstandslos geworden.

Die östlichen Kirchen hatten den Zusammenhang zwischen Leidensgedächtnis und Feier der Auferstehung und damit das ursprüngliche Triduum nie verloren.

Literatur

  • Kongregation für den Gottesdienst: Rundschreiben "Über die Feier von Ostern und ihre Vorbereitung". Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls 81 (Bonn 1990) 15-46.
  • M. Morozowich: Holy Thursday in the Jerusalem and Constantinopolitan Traditions. The Liturgical Celebration from the Fourth to the Fourteenth Centuries, Diss. Pont. Ist. Orientale Rome (2002), noch ungedruckt.
  • Sebastià Janeras: Le Vendredi-Saint dans la tradition liturgique byzantine. Structure et histoire de ses offices. Benedictina, Roma 1988, keine ISBN.
  • Gabriel Bertonière: The historical development of the Easter Vigil and related services in the Greek Church. Pont. Institutum Studiorum Orientalium, Roma 1972, keine ISBN.

Einzelnachweise

  1. Der Heilige Stuhl: JOHANNES PAUL II. - GENERALAUDIENZ 8. April 1998

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