- Österreichische Niederlande
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Die Österreichischen Niederlande, auch die Südlichen Niederlande genannt, umfassten in etwa das Gebiet der heutigen Staaten Belgien und Luxemburg und existierten vom Ende des Spanischen Erbfolgekrieges im Jahr 1714 bis zur Eroberung durch französische Revolutionstruppen und den Anschluss an die Französische Republik 1795.
Inhaltsverzeichnis
Gliederung
Im Einzelnen handelte es sich um
- ein Teil des Herzogtums Brabant
- das Herzogtum Limburg (überwiegend)
- das Herzogtum Luxemburg
- ein Teil vom Oberquartier des Herzogtums Geldern: siehe Österreichisch Geldern
- ein Teil der Grafschaft Flandern
- die Grafschaft Namur
- ein Teil der Grafschaft Hennegau
- die Herrlichkeit Mechelen
- die Herrlichkeit Tournai
- das Land Tournaisis
Geschichte
Nach dem Aussterben der spanischen Linie der Habsburger und dem daraus resultierenden Spanischen Erbfolgekrieg kamen die bis dahin Spanischen Niederlande an die österreichische Linie des Hauses. So entstanden 1714 die Österreichischen Niederlande. Die alliierten Gewinner des Krieges waren sich lediglich einig in der Abwehr des französischen Expansionsdranges. Für die südlichen Niederlande bedeutete dies, dass niederländische und britische Truppen stationiert wurden. Gleichzeitig blieb die Schelde für den Seehandel geschlossen, der Niedergang der Welthandelsstadt Antwerpen manifestiert. Festgelegt wurde dies im sogenannten Barrieretraktat. Die von Kaiser Karl VI. (HRR) gegründete Ostender Kompanie stand von Anfang an unter schlechten Vorzeichen.
Erster Statthalter wurde Prinz Eugen von Savoyen, der sich jedoch durch seinen Vertrauten Ercole Turinetti de Prié vertreten ließ. Dass der Prinz niemals seine Gouvernement persönlich antrat, mag ein weiterer Grund dafür sein, dass die Statthalterschaft keinen Rückhalt in den Ständen und der Bevölkerung hatte. 1724 wurde die Schwester Kaiser Karls VI. Erzherzogin Maria-Elisabeth Generalgouverneurin, 1744 folgte Karl Alexander von Lothringen, der das erste Jahr gemeinsam mit seiner Frau Maria Anna regierte. Während des Österreichischen Erbfolgekrieges wurden sie 1745-1748 von französischen Truppen unter Marschall Hermann Moritz von Sachsen besetzt. 1780 regierte Georg Fürst von Starhemberg, 1781 Albert Kasimir Herzog von Sachsen-Teschen. Schon im gleichen Jahr folgte Marie Christine Erzherzogin von Österreich als Mitregentin. Nach der kurzlebigen unabhängigen "Republik der Vereinigten Niederländischen Staaten" 1790 war 1793–1794 Karl Ludwig Erzherzog von Österreich letzter Statthalter.
Bis zur endgültigen Eroberung durch Frankreich während des 1. Koalitionskriegs wurde das Land durch die Statthalter von Brüssel aus regiert.
Tauschobjekt
Die Österreichischen Niederlande waren von den Habsburgern mehrmals als Tauschobjekt anderen Mächten angeboten worden. Im Siebenjährigen Krieg sollte Frankreich sie für seine Hilfe bei einer Rückgewinnung Schlesiens erhalten, Auslöser für den Bayerischen Erbfolgekrieg war ein Tauschplan mit dem Kurfürsten der Pfalz (Belgien gegen Bayern), den Preußen jedoch verhinderte. Während der französischen Revolutionskriege gab Preußen übrigens nach 1793 doch noch seine Zustimmung zu den österreich-bayerischen Tauschplänen, um Österreichs Zustimmung zur zwischen Russland und Preußen vereinbarten zweiten Polnischen Teilung zu erlangen. Das Vorhaben war jedoch nicht mehr realisierbar: Österreich hatte die Niederlande nach der Brabanter Revolution und einer ersten französischen Besetzung zwar kurzzeitig zurückerobert, verlor es jedoch schon 1794 endgültig an die französischen Revolutionsheere. Schließlich musste Österreich sie 1797 mit Frankreich gegen Venetien "tauschen".
Brabanter Revolution und Vereinigte Belgische Staaten
Die Bewohner des Landes sträubten sich massiv gegen die zentralistischen und aufgeklärt-absolutistischen Reformen Kaiser Josephs II. (Josephinismus). Dieser Widerstand gipfelte 1789 in der Brabanter Revolution und 1790 in der Proklamation der Republik der Vereinigten Belgischen Staaten. Josephs Bruder und Nachfolger Leopold II. gelang es zwar, die Unruhen zu beenden, aber nicht die Gegensätze zu überwinden, die schon damals zwischen flämischsprachigen Flamen im Norden und französischsprachigen Wallonen im Süden bestanden.
1792 wurden die Österreichischen Niederlande erstmals von französischen Revolutionsheeren, nach einer österreichischen Rückeroberung 1793 dann 1794 erneut von Franzosen besetzt und am 1. Oktober 1795 formal Frankreich angeschlossen. 1797 trat Österreich im Frieden von Campo Formio auch formal die Österreichischen Niederlande an Frankreich ab. Der Friede von Lunéville bestätigte das 1801 auch im Namen des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.
Bevollmächtigte Minister
Die bevollmächtigten Minister in den österreichischen Niederlanden (frz. Ministres plénipotentiaires des Pays-Bas autrichiens) waren die Stellvertreter der Generalstatthalter und die eigentlichen Leiter der Regierung.
- 1714-1716: Joseph Lothar von Königsegg-Rothenfels
- 1716-1724: Ercole Turinetti de Prié
- 1725-1725: Wirich Philipp von und zu Daun
- 1726-1732: Giulio Visconti-Borromeo
- 1732-1743: Friedrich August von Harrach-Rohrau
- 1743-1744: Karl Ferdinand von Königsegg-Erps
- 1744-1746: Wenzel Anton Kaunitz
- 1748-1749: Karl Josef Batthyány
- 1749-1753: Antoniotto Botta Adorno
- 1753-1770: Johann Karl Philipp Graf Cobenzl
- 1770-1783: Georg Adam von Starhemberg
- 1783-1787: Ludovico di Belgiojoso
- 1787-1787: Joseph Jacob de Murray de Melgum (ad interim)
- 1787-1789: Ferdinand von Trauttmansdorff
- 1789-1790: Philipp Cobenzl
- 1790-1791: Florimond Claude von Mercy-Argenteau
- 1791-1792: Franz Georg Karl von Metternich
- 1792-1793: erste französische Besetzung
- 1793-1794: Franz Georg Karl von Metternich (letzter Minister)
Siehe auch
Literatur
- Heinrich Benedikt: Als Belgien österreichisch war. Herold, Wien 1965.
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