- Bernhard Rogge
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Bernhard Rogge (* 4. November 1899 in Schleswig; † 29. Juni 1982 in Reinbek) war ein deutscher Marineoffizier, zuletzt Konteradmiral in der Bundesmarine.
Inhaltsverzeichnis
Leben
1915 trat Rogge als Kriegsfreiwilliger in die Kaiserliche Marine ein und nahm am Ersten Weltkrieg teil. Seine Ausbildung absolvierte er auf dem Großen Kreuzer SMS Freya. Ab 24. Oktober 1915 wurde er zunächst auf den Großen Kreuzer SMS Moltke und ab August 1916 kurzzeitig auf den Kleinen Kreuzer SMS Stralsund kommandiert. Vom 2. Oktober 1916 bis Kriegsende gehört er dem Kleinen Kreuzer SMS Pillau an. Nach Kriegsende ist er Angehöriger der 3. Marinebrigade unter Wilfried von Loewenfeld. Am 13. November 1919 scheidet er freiwillig aus dem Dienst aus, wird aber am 9. September 1920 wieder in die Reichsmarine aufgenommen. In der Folgezeit war er Kommandant von Segelschulschiffen, darunter der Gorch Fock vom 10. Dezember 1936 bis zum 30. Januar 1938.
Zweiter Weltkrieg
Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs übernahm er als Kapitän zur See das Kommando über den Hilfskreuzer Atlantis (Schiff 16). Mit diesem Schiff lief er am 31. März 1940 aus Kiel aus, um Kreuzerkrieg zu führen. Die Reise führte einmal rund um die Welt und war mit über 600 Tagen Dauer der längste ununterbrochene Kriegseinsatz eines deutschen Kriegsschiffs. Am aktivsten war die Atlantis im Südatlantik und im Indischen Ozean. Insgesamt wurden 19 Schiffe mit knapp 128.000 BRT versenkt und drei Schiffe mit 18.253 BRT als Prisen aufgebracht.
Rogge hatte auch Einfluss auf die japanische Invasion der britischen Besitzungen im Pazifik 1942, denn der von der Atlantis am 11. November 1940 aufgebrachte Frachter Automedon hatte umfangreiches britisches Geheimmaterial an Bord, das Japan zugänglich gemacht wurde. Dafür erhielt Rogge von Kaiser Hirohito am 27. April 1942 als Auszeichnung ein Samuraischwert verliehen. Außer ihm erhielten diese Auszeichnung nur noch zwei andere Ausländer, nämlich Hermann Göring und Erwin Rommel.
Am 22. November 1941 wurde die Atlantis durch den britischen Schweren Kreuzer Brasilien und Westafrika versenkt. Die Besatzung wurde zunächst von dem deutschen U-Boot-Versorgungsschiff Python aufgenommen, das sich jedoch am 1. Dezember 1941 nach der Sichtung des Kreuzers Dorsetshire selbst versenkte. Die Seeleute gelangten mit Hilfe von deutschen und italienischen U-Booten bis zum 29. Dezember 1941 in die Heimat zurück. Für seine Leistungen erhielt Rogge nach Rückkehr das Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes.
Nach einer Tätigkeit als Chef der Bildungsinspektion der Kriegsmarine war Rogge bei Kriegsende Befehlshaber des Flottenausbildungsverbandes Ostsee und beteiligte sich mit diesem Verband in erheblichem Maße an der Rettung deutscher Flüchtlinge über die Ostsee in den letzten Kriegsmonaten.
Rogge bestätigte als Gerichtsherr am 6. Mai 1945 drei Todesurteile gegen die deutschen Marineangehörigen Albrecht, Freudenthal und Källander. Diese wurden noch am selben Tag erschossen. Am 11. Mai 1945, also drei Tage nach der Gesamtkapitulation der Wehrmacht, wurde nach der am Vortag erfolgten Bestätigung des Urteils durch Rogge der Gefreite Johann Süß auf dem Marine-Schießstand Flensburg-Mürwik erschossen, weil er sich der „Untergrabung der Manneszucht“ durch „zersetzende Reden“ schuldig gemacht habe.[1] Johann Süß, der bereits zehnmal eine Disziplinarstrafe erhalten hatte, hatte am 7. Mai einen Befehl negativ kommentiert, diesen aber ausgeführt. Am 9. Mai hatte er einem Obermaat die Ehrenbezeigung verweigert, und den Raum in „vollkommen unmilitärischer Haltung“ verlassen wobei er die Tür „wuchtig“ hinter sich zugeschlagen habe. Ein Gnadengesuch von Johann Süß, in dem dieser auf zwei gefallene Brüder und seine schwangere Frau hinwies, lehnte Rogge ab.[2] Gegen Rogge wurde wegen dieser Verurteilungen 1965 durch die Staatsanwaltschaft Flensburg ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, das eingestellt wurde.[3] Mit Hinweis auf diese Todesurteile wurde Rogge zusammen mit 1800 Wirtschaftsführern, Politikern und führenden Beamten der Bundesrepublik im 1968 durch die DDR zu Propagandazwecken veröffentlichten Braunbuch aufgelistet.[4]
Nachkriegszeit und Bundesrepublik
Nach dem Kriegsende 1945 setzte die britische Militärregierung Rogge als kommissarischen Landrat in Schleswig ein.[5]
Im Juni 1957 trat Rogge als Konteradmiral in die Bundesmarine ein und wurde Befehlshaber im Wehrbereich I (Schleswig-Holstein/Hamburg). In diese Zeit fiel die Sturmflut vom 17. Februar 1962 in Hamburg. Rogge zögerte nicht, Soldaten einzusetzen, als der damalige Innensenator Helmut Schmidt den Einsatz der Bundeswehr anforderte, obwohl das nach der damaligen Fassung des Grundgesetzes nicht zulässig war.
Am 31. März 1962 erfolgte seine Verabschiedung in den Ruhestand. Im Zivilleben war er dann noch bis 1965 als Berater für Fragen der Zivilverteidigung bei den Landesregierungen in Schleswig-Holstein und Hamburg tätig. Bundespräsident Karl Carstens lobte ihn zum 80. Geburtstag am 4. November 1979 mit den Worten: „Ich kenne Sie als Seeoffizier, der in vier deutschen Marinen gedient und sich in Krieg und Frieden bewährt hat!”
Werke
Rogge veröffentlichte 1955 mit Wolfgang Frank als Co-Autor seine Erlebnisse unter dem Titel Schiff 16. Tatsachenbericht. Die Kaperfahrten des schweren Hilfskreuzers Atlantis auf den 7 Weltmeeren. Ab 1957 erschien das Buch auch auf englisch, und zwar unter den Titeln Under Ten Flags und The German Raider Atlantis. Das Werk wurde 1960 in Italien von dem Regisseur Duilio Coletti unter dem Titel Sotto dieci bandieri (Unter zehn Flaggen) verfilmt, wobei der US-amerikanische Schauspieler Van Heflin die Rolle von Bernhard Rogge spielte.
Weblinks
- Jörg Hillmann: Rogge, Bernhard. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 21, Duncker & Humblot, Berlin 2003, S. 755 f.
- Bernhard Rogge in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
Einzelnachweise
- ↑ S. Zt. erschossen. In: Der Spiegel. Nr. 28, 1965, S. 30f (online).
- ↑ Gerhard Mauz: So etwas unterschreibt man nicht einfach. In: Der Spiegel. Nr. 43, 1965, S. 69f (online).
- ↑ Jörg Hillmann: Rogge, Bernhard. In: „Neue Deutsche Biographie“ (NDB). Bd. 21, Duncker & Humblot, Berlin 2003, S. 755 f.
- ↑ Norbert Podewin (Hrsg.): „Braunbuch“. Kriegs- und Naziverbrecher in der Bundesrepublik und in Westberlin. Staat, Wirtschaft, Verwaltung, Armee, Justiz, Wissenschaft. Edition Ost, Berlin 2002. ISBN 3-360-01033-7 (Reprint der 3. Auflage von 1968). Eintrag zu Bernhard Rogge. (Abgerufen am 1. Januar 2009.)
- ↑ Karl-Friederich Märten: Nach Kompaß, Lebenserinnerungen des Kommandanten von U 68
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