Bernhard Suttner

Bernhard Suttner
Bernhard Suttner

Bernhard Guido Suttner (* 20. Februar 1949 in Regensburg) ist ein Referent für Erwachsenenbildung, Politologe und Politiker (ÖDP) aus Windberg.[1] Von 1991 bis 2011 war er bayerischer Landesvorsitzender der ÖDP und während dieser Zeit prägend für deren Profil; auf diese Weise fand er zumindest bayernweit einige mediale Beachtung.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Bernhard Guido Suttner ist das jüngste von fünf Kindern des CSU-Politikers Bernhard Suttner (1907–1983), der von 1972 bis 1979 Mitglied des bayerischen Senats war, und dessen Ehefrau Babette geb. Schmer.[2] Suttner ist katholisch, mit der Hauptschullehrerin Eva Suttner verheiratet und hat zwei Kinder, einen Sohn und eine Tochter.[2][3] Darüber hinaus hat Suttner noch einen Pflegesohn.[3]

Er studierte Politikwissenschaft, Pädagogik und christliche Gesellschaftswissenschaften in Regensburg und München mit dem Abschluss M.A..[1] Von 1976 bis 1989 war er ehrenamtlich an der katholischen Bildungsstätte Windberg tätig. Seitdem ist er freiberuflicher Referent in der Erwachsenenbildung.

Politische Karriere

Anfänge (1972–1990)

Im Jahr 1972 war Suttner für kurze Zeit in der Jungen Union aktiv.[4] Wenig später verließ er diese wieder; noch im selben Jahr war er Gründungsmitglied der Regensburger Wählergemeinschaft Junge Alternative.[4] 1978 war Suttner an der Gründung der Grünen Aktion Zukunft (GAZ) sowie der bayerischen GRÜNEN beteiligt.[2][4] 1980 verließ er – wie fast die gesamte GAZ – nach inhaltlichen Differenzen die GRÜNEN wieder, weil er beispielsweise gegen die Legalisierung „weicher Drogen“ und gegen die Aufnahme weit links stehender Gruppierungen war.[2][3][4] In der Folgezeit beteiligte er sich an der Bildung der ÖDP und wurde in Bayern zunächst stellvertretender Landesvorsitzender.[5]

In den Jahren 1989 und 1990 war er maßgeblich am Sturz des damaligen ÖDP-Bundesvorsitzenden Herbert Gruhl beteiligt, da er dessen „Öffnung nach Rechts“ nicht mittragen wollte.[2] Umgekehrt sah Gruhl die ÖDP 1991 mit der Dominanz des Flügels um Suttner auf dem Weg zu einer „fundamentalistisch-christlichen Partei“[6].

Landesvorsitzender der bayerischen ÖDP (1991–2011)

Auf dem Landesparteitag am 3. Oktober 1991 in Landshut wurde Suttner als Nachfolger von Oswald Schönmüller zum bayerischen Landesvorsitzenden der ÖDP gewählt; dieses Amt bekleidet er in der Folgezeit fast 20 Jahre.[7] Seit 1990 ist er für die Wählergemeinschaft Aktive Windberger Bürger (AWB) [8] Mitglied im Gemeinderat von Windberg und Mitglied des Kreistags für die ÖDP im Landkreis Straubing-Bogen, wo er seit 1996 Fraktionsvorsitzender seiner Partei ist.[1]

Im „Superwahljahr“ 1994 startete die Partei anlässlich der bevorstehenden Europawahl eine Kampagne gegen Gentechnik. In deren Zuge hatte sie ein Plakat gedruckt, auf dem das Abstimmungsverhalten sämtlicher deutscher Europaabgeordneter bezüglich der Kennzeichnungspflicht gentechnisch veränderter Lebensmittel dargelegt wurde. Die Kampagne musste abgebrochen werden, als Suttner eine Geldstrafe von 500.000 DM drohte.[9] Landesweit bekannt wurde er außerdem durch mehrere Volksbegehren, die die ÖDP in Bayern gestartet hatte, insbesondere durch das Volksbegehren „Schlanker Staat ohne Senat“.[1] Diese Initiative führte zur Auflösung des Bayerischen Senats. Auf dem Landesparteitag am 28. Juni 2008 wurde Suttner zum Spitzenkandidaten für die bayerische Landtagswahl am 28. September 2008 gewählt.[10] Bereits Anfang April 2008 wurde er ohne Gegenstimme erneut als Direktkandidat für den Stimmkreis Straubing nominiert.[11]

Am 15. September desselben Jahres, nur zwei Wochen vor der Landtagswahl, sorgte er für einen bemerkenswerten Auftritt: Im Bayerischen Rundfunk lief eine Sendung, welche die zur Wahl antretenden Spitzenkandidaten der Kleinparteien befragte und in der Suttner die Äußerungen des vor ihm aufgetretenen NPD-Politikers Sascha Roßmüller seiner Meinung nach von der Moderation zu unkritisch behandelt sah. Suttner beließ es nicht dabei, auf diesen angeblichen Mangel hinzuweisen, den die Moderatoren mit Hinweis auf „demokratische Gepflogenheiten“ verteidigten, sondern betonte immer wieder die rechtsextreme Position der NPD und ihres Spitzenkandidaten. Darüber beantwortete Suttner die an ihn gerichteten Fragen zu den Positionen der ÖDP und ihrer Unterschiede zu den Grünen, auf die er eingangs zurückzukommen versprach, nicht und verließ mit Hinweis auf seine emotionale Verfassung nach etwa vier Minuten das Studio.[12][13]

Auf dem Landesparteitag im Mai 2011 trat Suttner bei der Neuwahl des Landesvorsitzenden nicht mehr an. Sein Nachfolger wurde Klaus Mrasek.[14]

Positionen

Die zentrale Leitidee der ÖDP – Weniger ist mehr

Suttner hielt an dem von Herbert Gruhl eingeführten ÖDP-Leitmotto „Weniger ist mehr[15] fest, flankierte dieses mit eigenen Interpretationen und versteht darunter letztlich die Notwendigkeit eines Lebensstils, der weniger „Überfluss“ in den Industrieländern und ein besseres Leben in anderen Teilen der Welt bedeute.[16] Suttner sieht den zentralen Unterschied zwischen GRÜNEN und seiner Partei darin, dass erstere gegen eine „Verzichtsethik“ seien und erhebt den Vorwurf des „Materialismus“.[16]

Die 10 Gebote – Eine Ethik für den Alltag im 21. Jahrhundert

Suttners Ablehnung des „Materialismus“ korrespondiert mit seiner christlichen Orientierung. 1991 hielt er eine Aschermittwochsrede mit dem Titel „Die 10 Gebote – ökologisch gesehen“. Suttner deutet die zehn Gebote aus seiner ökologischen Sicht um. Sein Vortrag wurde 2007 unter dem Titel „Die 10 Gebote – Eine Ethik für den Alltag im 21. Jahrhundert“ als Büchlein mit 68 Seiten veröffentlicht.

Gebot Suttner
1. Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine fremden Götter neben mir haben. Du sollst dir kein Bildnis machen. Schuld und Verantwortung der Generationen
2. Du sollst den Namen Gottes nicht missbrauchen. Im Namen Gottes
3. Gedenke, dass du den Sabbat heiligst. Sonntagspfilcht oder Befreiung von der Sklaverei?
4. Du sollst Vater und Mutter ehren. Achtung und Ehre
5. Du sollst nicht morden. Auf der Seite des Lebens
6. Du sollst nicht ehebrechen. Beziehungen Pflegen
7. Du sollst nicht stehlen. Privates und kollektives Eigentum
8. Du sollst kein falsches Zeugnis geben. Was ist Wahrheit?
9. & 10. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus. Stillstand und Zufriedenheit

Quellen

  1. a b c d Mankau, S. 238
  2. a b c d e Rolf Thym: Bernhard Suttner: ÖDP-Landesvorsitzender und Volksbegehren-Initiator. In: Süddeutsche Zeitung. 25. Juni 1997 (Online, abgerufen am 5. Juli 2008).
  3. a b c Christina Hebel: ÖDP-SPITZENKANDIDAT SUTTNER – Reißzwecke unter dem Hintern des bayerischen Löwen. In: Der Spiegel. 21. September 2008 (Online, abgerufen am 21. September 2008).
  4. a b c d Selbstdarstellung von Bernhard Suttner (ÖDP). In: kandidatenwatch.de. August 2008 (Online, abgerufen am 9. August 2008).
  5. Mankau, S. 64
  6. Herbert Gruhl: "Eigentlich müßten wir längst an einem Notstandsprogramm arbeiten", in: Herbert Gruhl - Unter den Karawanen der Blinden. Frankfurt a.M.: P. Lang Verlag der Europäischen Wissenschaften, S. 227-231, hier S. 228
  7. Geschichte der ödp in Bayern. (Online, abgerufen am 6. Juli 2008).
  8. Gemeinderatswahl 2008 Windberg; Online
  9. Mankau, S. 155
  10. kurz & bündig: ÖDP: Bernhard Suttner ist Spitzenkandidat. In: Mainpost. 29. Juni 2008 (Online, abgerufen am 5. Juli 2008).
  11. Johann Haas: ödp stellte ihre Kandidaten auf. In: Mittelbayerische. 9. April 2008 (Online, abgerufen am 5. Juli 2008).
  12. ÖDP-Spitzenkandidat verlässt Wahlsendung des Bayerischen Rundfunks wegen NPD. In: Bayerischer Rundfunk. 15. September 2008 (Online, abgerufen am 23. Oktober 2008).
  13. ÖDP-Spitzenkandidat verlässt Wahlsendung des Bayerischen Rundfunks wegen NPD. In: ENDSTATION RECHTS. 17. September 2008 (Online, abgerufen am 18. September 2008).
  14. Isar I: ÖDP droht mit einem Volksbegehren, Artikel in der Mittelbayerischen Zeitung, abgerufen am 8. Mai 2011
  15. „Weniger ist mehr“ - ÖDP-Flugblatt aus den 1980er Jahren
  16. a b Mankau, S. 215

Literatur

  • Raphael Mankau (Hrsg.): 20 Jahre ödp – Anfänge, Gegenwart und Perspektiven ökologisch-demokratischer Politik. dolata, Rimpar 1999, ISBN 3-344-70790-6.
  • Bernhard Suttner: Die 10 Gebote. Eine Ethik für den Alltag im 21. Jahrhundert. Mankau, Murnau am Staffelsee 2007, ISBN 978-3-938396-14-8.

Weblinks

 Commons: Bernhard Suttner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikinews Wikinews: Bernhard Suttner – in den Nachrichten

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