Biggetalbahn

Biggetalbahn

-

Finnentrop–Freudenberg
Strecke der Biggetalbahn
Kursbuchstrecke (DB): 442
Streckennummer (DB): 2864
Streckenlänge: 43,6 km
Legende
Strecke – geradeaus
Ruhr-Sieg-Strecke von Hagen
Bahnhof, Station
0,0 Finnentrop
Abzweig – in Fahrtrichtung: nach links
Ruhr-Sieg-Strecke nach Siegen
Haltepunkt, Haltestelle
2,4 Heggen (Bedarfshalt)
   
8,1 Schrotthandel (Anst)
Bahnhof, Station
8,4 Attendorn
   
8,5 Industrieanschluss (Anst)
Haltepunkt, Haltestelle
11,9 Kraghammer (zuvor Bf)
Haltepunkt, Haltestelle
13,8 Listerscheid (Bedarfshalt)
Tunnel
Bausenberg-Tunnel (1156 m)
Brücke über Wasserlauf (groß)
Doppelstockbrücke Listertal
Tunnel
Tunnel
Haltepunkt, Haltestelle
15,9 Attendorn-Hohen Hagen (Saisonhalt Mai–Sept, Bedarfshalt)
Tunnel
Tunnel
Brücke über Wasserlauf (groß)
Doppelstockbrücke Dumicketal
Tunnel
Erbscheid-Tunnel (1061 m)
Haltepunkt, Haltestelle
18,0 Sondern (zuvor Bf)
Tunnel
Hanemicker Tunnel (219 m)
Haltepunkt, Haltestelle
19,8 Eichhagen (Bedarfshalt)
Brücke über Wasserlauf (groß)
Obersee
Brücke über Wasserlauf (groß)
Obersee
   
Aggertalbahn nach Siegburg
   
23,6 Olpe (zuvor Bf)
   
27,4 Sassmicke
   
28,5 Tunnel unter A4 (150 m)
   
29,1 Gerlingen
   
30,6 Wendenerhütte
   
31,9 Brün
   
33,0 Rothemühle (zuletzt Anst)
   
35,0 Gewerbegebiet (Anst)
   
Landesgrenze NRW/RLP
   
37,1 Wildenburg
   
Landesgrenze RLP/NRW
   
38,9 Hohenhain
   
39,2 Hohenhainer Tunnel (400 m)
   
43,6 Freudenberg (Kreis Siegen)
   
Asdorftalbahn nach Betzdorf

Die Biggetalbahn ist eine 24 Kilometer lange, eingleisige Nebenbahn von Finnentrop über Attendorn und Olpe nach Freudenberg. Sie ist nicht elektrifiziert und der Streckenabschnitt von Olpe nach Freudenberg ist heute stillgelegt und zurückgebaut. Die Strecke zwischen Olpe und Finnentrop wird regelmäßig im SPNV befahren. Die Strecke verläuft von Finnentrop bis Wildenburg-Bahnhof im Tal der Bigge.

Von Finnentrop bis Olpe wird die Biggetalbahn als Kursbuchstrecke 442 geführt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Biggetalbahn wurde von der Bergisch-Märkischen Eisenbahn gebaut und am 1. November 1875 von Finnentrop bis Olpe in Betrieb genommen. Ursprünglich war geplant, sie mit der Aggertalbahn als Teil einer Magistrale Köln–Kassel zu bauen, die als Hauptbahn zweigleisig ausgebaut worden wäre, jedoch scheiterte dieses Projekt. Am 1. Dezember 1880 wurde sie über Gerlingen nach Rothemühle verlängert. Am 1. November schließlich wurde der Verkehr nach Freudenberg (Westf) aufgenommen, wo die Strecke in die Asdorftalbahn über Niederfischbach nach Kirchen (Sieg) mit Anschluss an die Siegstrecke (KBS 460) überging. Eine weitere Strecke, die Aggertalbahn, verlief von Olpe über Drolshagen, Bergneustadt und Dieringhausen nach Siegburg (KBS 459).

Der Personenverkehr von Olpe nach Freudenberg wurde am 29. Mai 1983 eingestellt. Gleichzeitig wurde auch der Güterverkehr zwischen Freudenberg und Rothemühle eingestellt, während der Güterverkehr Rothemühle–Olpe noch bis zum 22. Mai 1993 aufrechterhalten wurde. Der Abschnitt Freudenberg–Rothemühle wurde bereits 1987, der Streckenteil Rothemühle–Olpe im Jahre 2000 stillgelegt und 2005 abgebaut. Auf Olper Stadtgebiet wird die ehemalige Bahnstrecke nun als provisorischer Parkplatz genutzt. In Zukunft soll sie in eine Ortsumgehung einbezogen werden.

Beim Bau des Biggesees war anfangs geplant, die gesamte Strecke stillzulegen. Letztlich entschied man sich aber zugunsten des Tourismus für einen kompletten Neubau der Bahn entlang des Seeufers. Dafür war die Errichtung dreier neuer Tunnels erforderlich, von denen der Bausenberg-Tunnel (1071 m) und der Erbscheid-Tunnel (1034 m) mehr als 1000 Meter lang sind.

Bahnhofsgebäude Olpe (Straßenseite)
Zug im Haltepunkt Olpe (2010)
Eine der beiden Doppelstockbrücken über den Biggesee
Bahnhofsgebäude Attendorn
Dieseltriebwagen der DB-Baureihe 640 des Biggesee-Express in Finnentrop
Bahnhofsgebäude Finnentrop vor dem Abriss

Sämtliche Brücken und Tunnel wurden bereits bei ihrem Bau für eine zukünftige Elektrifizierung vorbereitet, welche aber nie durchgeführt wurde. Fertiggestellt wurde die neue Strecke am 31. Mai 1964.

Noch bis etwa 1992 gab es in Olpe Güterverkehr, bis Anfang der 90er-Jahre wurden auch noch gelegentlich der Bf Rothemühle und ein Gleisanschluss im Gewerbegebiet 2 km südlich des Bahnhofs bedient. Weiterhin fuhren bis ca. 1992 noch Güterzüge bis Drolshagen, bis 1994 dann nur noch bis Eichen (Kr. Olpe). Ab Mitte der 90er wurde der Güterverkehr auf Attendorn zurückgenommen und ist dort seit MORA C endgültig eingestellt.

Im Jahr 2005 wurden im Bahnhof Olpe bis auf das Streckengleis alle Gleise entfernt, seitdem ist Olpe nur noch Haltepunkt. Die anderen Gleise waren jedoch schon vorher stillgelegt. Im Sommer 2009 wurde die ehemalige Unterführung im Olper Bahnhof abgeriegelt. Man verkürzte die alte, nicht mehr genutzte Trasse in Richtung Freudenberg vom ehemaligen Bahnübergang bis zur Unterführung. Vor dem Ende des Gleises wurde ein Weg errichtet, welcher zum Parkplatz führt, der auf dem Gelände des ehemaligen Bahnbetriebswerks errichtet wurde.

Eine Kreuzungsmöglichkeit besteht heute nur noch in Attendorn, wo drei befahrbare Gleise vorhanden sind. Die gesamte Strecke inklusive des Bahnhofes Attendorn wird heute aus Finnentrop ferngesteuert.

Streckenbeschreibung

Die eingleisige Strecke verläuft auf dem Abschnitt Finnentrop–Attendorn durch Wiesen und über Dämme, aber auch teilweise durch den Wald. Zwischen Attendorn und Kraghammer verläuft die Strecke auf einem Damm durch die anliegenden Industriegebiete und auf dem Abschnitt Kraghammer–Olpe in Waldgebieten als Einschnittbahn.

Eine große bauliche Besonderheit der Strecke sind die beiden Doppelstockbrücken über das Dumicketal und das Listertal am Biggesee, die gemeinsam mit den zugehörigen Straßen in zwei Etagen genutzt werden. Auf den unteren Brücken verkehren die Züge der Biggetalbahn, auf den oberen Brücken befindet sich jeweils die Straße. Diese Bauwerke sind zusammen mit der doppelstöckigen Brücke bei Bullay in ihrer Art in Deutschland einmalig. Da die Züge auf der unteren Etage verkehren, müssen sie mithilfe von jeweils zwei Tunneln jeweils an den beiden Enden der Brücken unter die Straße gelangen.

Am Haltepunkt in Sondern besteht ein unmittelbarer Übergang zu den auf dem Biggesee verkehrenden Ausflugsschiffen („Seebahnhof“). Dies ist der einzige „Seebahnhof“ Nordrhein-Westfalens.

Stark zurückgebaut wurde nur der Bahnhof in Olpe. Früher war er ein Eisenbahnknotenpunkt der Aggertalbahn, Asdorftalbahn und der heute noch betriebenen Biggetalbahn. Ursprünglich sollte auch die Bahnstrecke Meinerzhagen–Krummenerl hier herführen, die Verlängerung wurde jedoch nicht gebaut. In Olpe gab es auch ein Bahnbetriebswerk, das aber nur lokale Bedeutung hatte. Die meisten Aufgaben auf der Aggertalbahn wurden vom Bahnbetriebswerk Dieringhausen geleistet. Mit dem Aufkommen der Uerdinger Schienenbusse bei der Deutschen Bundesbahn, welche bis 1984 das Bild der Biggetalbahn prägten, wurde das Bw Olpe bedeutungslos und aufgelöst. Inzwischen ist aus dem ehemals mehrgleisigen Gelände ein eingleisiger Haltepunkt geworden, an dem jedoch noch vieles an die einstige Bedeutung des Bahnhofs erinnert.

Bedienungsangebot

Die Biggetalbahn wird im Schienenpersonennahverkehr täglich im Stundentakt von der Regionalbahn RB 92 (Biggesee-Express) mit Anbindung an den Regional-Express RE 16 (Ruhr-Sieg-Express) in Finnentrop Richtung Hagen/Essen sowie Richtung Siegen befahren.

Durchgeführt wird der SPNV auf dem Biggesee-Express von der Dreiländerbahn der DB Regio NRW, welche Dieseltriebwagen des Typs der DB-Baureihe 640 in Ein- und Zweifachtraktion sowie bei besonderen Gelegenheiten (wie etwa dem Attendorner Karneval) Dreifachtraktion für Geschwindigkeiten bis zu 120 km/h einsetzt. Die komplette Strecke liegt im Tarifgebiet der Verkehrsgemeinschaft Westfalen-Süd; auch der NRW-Tarif kommt zur Anwendung.

Einige der Halte des Biggesee-Expresses sind Bedarfshalte, Attendorn-Hohenhagen wurde jahrelang gar nicht, dann zunächst nur im Sommer angefahren. Auf dem Biggesee-Express ist ein Stundentakt eingerichtet. Etwas mehr als eine halbe Stunde benötigt der Zug von einem zum anderen Linienende.

Zukunft

Im Rahmen der Modernisierungsoffensive für Bahnhöfe investiert das Land Nordrhein-Westfalen über eine Million Euro in den Bahnhof Finnentrop. Im ersten Bauabschnitt wurde bereits das ungepflegte Empfangsgebäude gegen zahlreiche Proteste von Heimatfreunden abgerissen. Als nächstes wird der Hausbahnsteig auf 76 Zentimeter Höhe erhöht und mit einem Blindenstreifen versehen, sodass Menschen mit Behinderung oder eingeschränkter Moblität ohne fremde Hilfe in die Züge ein- und aussteigen können. Der Hausbahnsteig soll außerdem zum "Kombisteig" umgebaut werden: die Linienbusse sollen direkt gegenüber der Züge halten (dort, wo bisher das Empfangsgebäude war), um einen barrierefreien Umstieg zu ermöglichen.

Unfälle

Am 18. Oktober 2003 ereignete sich kurz vor 11 Uhr morgens ein Zugunglück in Attendorn. Während der Bauarbeiten an der Auto-Etage der Listertalbrücke bei Hohenhagen kamen zwei Materialwaggons der Baufirma ins Rollen und legten die abschüssige Strecke via Listerscheid und Kraghammer bis nach Attendorn zurück. Kurz vor dem Bahnhof stießen die Wagen auf einem Bahnübergang mit einem Pkw und mehreren Fußgängern zusammen, zwei Menschen wurden getötet und mehrere verletzt. Einer der beiden Waggons rollte dabei noch einen Kilometer weiter talabwärts. Sämtliche Bahnübergänge waren wegen der Bauarbeiten deaktiviert, die Bahnstrecke diente lediglich dem Materialtransport für die Bauarbeiten.

Simulation

Die Strecke zwischen Finnentrop und Olpe entlang des Biggesees sowie die ehemaligen Strecken Dieringhausen–Olpe und Olpe–Kirchen (Sieg)Betzdorf wurden von einem Softwareanbieter als Eisenbahnsimulation für den Microsoft Train Simulator herausgebracht und seither stetig weiterentwickelt. Die Simulation spielt in den 1970er-Jahren – damals war noch das vollständige Streckennetz an der Bigge befahrbar und in Betrieb. Es wurde damals auch noch umfangreicher Güter- und Anschlussverkehr durchgeführt. Allerdings waren Dampflokaktivitäten in den 1970er-Jahren auf der Strecke Dieringhausen–Olpe schon Geschichte. Seit 1969 waren im Bahnbetriebswerk Dieringhausen (heute Eisenbahnmuseum) nur noch Dieseltriebfahrzeuge stationiert.

Siehe auch

Weblinks


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