Billroda

Billroda
Billroda
Gemeinde Finne
Koordinaten: 51° 12′ N, 11° 27′ O51.20166666666711.4575252Koordinaten: 51° 12′ 6″ N, 11° 27′ 27″ O
Höhe: 252 m ü. NN
Fläche: 8,98 km²
Einwohner: 505 (31. Dez. 2007)
Eingemeindung: 1. Juli 2009
Postleitzahl: 06647
Vorwahl: 036377

Billroda ist ein Ortsteil der Gemeinde Finne im Burgenlandkreis in Sachsen-Anhalt.

Inhaltsverzeichnis

Geografische Lage

Billroda befindet sich direkt an der Landesgrenze zu Thüringen an der Bundesstraße 176 zwischen Sömmerda und Naumburg. Durch den Ort fließt die Lossa.

Geschichte

Die Ersterwähnung von Billroda geht auf eine Urkunde des Erzbischofs Friedrich von Magdeburg zurück. Darin wird die Verleihung von vier Hufen an den Altar der Heiligen Justus und Clemens in der Stiftskirche zu Bibra durch den Edlen Friedrich von Bilrieth bestätigt. Diese Urkunde wird im Sächsischen Hauptstaatsarchiv in Dresden verwahrt. Im Urkundenbuch des Erzstifts Magdeburg von George Adalbert von Mülverstedt wird der 30. Mai 1148 angegeben.[1]

Es wird davon ausgegangen: Wenn es einen Edlen von Bilrieth gab, so hat es auch einen Ort mit diesem Namen gegeben. Wissenschaftlich gesichert ist es jedoch nicht, dass die Ableitung seines Namens von diesem Ortsnamen stammt.

Bis 1815 gehörte Billroda zum sächsischen Amt Eckartsberga, später zum Kreis Eckartsberga mit Sitz in Kölleda.

Am 1. Juli 2009 fusionierte Billroda mit Lossa zur neuen Gemeinde Finne.[2] Der letzte Bürgermeister war Karl-Otto Friedrich.

Wüstung Kalthausen

Es wird davon ausgegangen, dass während des Dreißigjährigen Krieges Ansiedlungen durch Seuchen, wie Pest und Cholera ausstarben. So gibt der Name Wüstung Kalthausen, unterhalb der Billerschen Windmühle gelegen, einen Hinweis auf solch einen Vorgang. Die im Tauhardtschen Wald liegenden Riesengräber weisen darauf hin, dass dort die von der Seuche hingerafften Menschen begraben wurden.

Zwischen den Weltkriegen

Im Krieg 1914 bis 1918 starben zahlreiche Soldaten aus dem Ort oder kehrten schwer verwundet zurück. Die im Finnekrug ansässige Raiffeisenbank machte Bankrott, viel Landwirte und Kuhbauern mussten Schulden aufnehmen, um ihre Haftungsbeträge zu zahlen. Die Inflation kam. Dann kam die große Arbeitslosenzeit in der Weimarer Republik.

1933 übernahm die NSDAP die Macht. Die Naziorganisationen etablierten sich im Dorf: Jungvolk, Hitlerjugend, BDM, Reichsnährstand, KDF usw. Die Bauernsöhne waren in der Reiter- und Motor–HJ. Junge Männer wurden zum Reichsarbeitsdienst gerufen oder meldeten sich zur Reichswehr. In Billroda wurde die Fahnenweihe gefeiert. Gegen Mittag zogen die Wagenkolonnen nach Tauhardt, die Blutfahne wurde gebracht und die Fahnen und Standarten zur Weihe mit ihr berührt. Ein riesiges Holzkreuz, das Schlageterkreuz, wurde errichtet und drei Eichen gepflanzt. Ende der 1930er Jahre kam die Zeit der Winterhilfe und der Eintopfsonntage. An kinderreiche Frauen wurden die Mutterkreuze verliehen. 1938 zog eine lange Militärfahrzeugkolonne durchs Dorf in Richtung Sudetenland. Alt und Jung brüllten bis tief in die Nacht: „Ein Volk, ein Reich, ein Führer“.

Die Kirche

Glocke der 1988 abgerissenen Kirche in Billroda

Die Dorfkirche musste 1988 wegen ihres desolaten Zustandes abgerissen werden. Sie war dem heiligen Martin geweiht. Ihre Lage am Bergeshang deutet mit dem Weihenamen zusammen auf eine sehr alte Gründung. Man vermutet, dass sie im 15. Jahrhundert erbaut wurde. Vielleicht war sie sogar die erste und älteste Kapelle für die weitere Umgebung. Billroda gehörte in alter Zeit als Filiale zu Rastenberg, so auch noch 1555. Um den Ort dem Einflusse der Reformation unter der kurfürstlichen Mater zu entziehen, trennte Herzog Georg den Ort von der Pfarrkirche und machte ihn zu einer selbständigen Pfarrei. Aber im Jahre 1540 wurde Billroda mit Schafau zusammen von einem Pfarrer versorgt. Sollte es dem Pfarrer nicht gelegen sein, so sollte Billroda zu Tauhardt kommen. Es wurde allerdings zu Rothenberga gelegt. So manches Gotteshaus wurde im Dreißigjährigen Krieg zerstört, so wahrscheinlich auch diese Kirche. Deswegen vermutet man, dass die Kirche neu erbaut wurde bzw. dass man sie umgebaut hat. Zeitzeuge dieser Behauptung ist der Baustil der Kirche in Form eines lang gestreckten Rechtecks, ohne jeden bildnerischen Schmuck nach außen, mit viereckig gefügten Tür- und Fensteröffnungen, bei denen ein schließender Rundbogen schon eine Seltenheit ist, der Turm mit der bekannten Haube in Glocken- oder Zwiebelform, am liebsten mit zweiteiligem, durch eine Öffnung durchbrochenem Aufsatz, der Turm oft genug an falscher Stelle nach Osten angebaut, so stellen sich diese ,stillosen‘ Kirchen vor. Zu allen Zeiten haben die Menschen an ihren Kirchen gebaut, um sie den Gegebenheiten anzupassen, um sie zu erhalten und um sie zu verschönern. In der Zeit der DDR verfiel die Kirche zusehends. Das bunte Fenster mit der alten Glasmalerei verschwand, und die Orgel hat irgendwer entsorgt. Nach dem Zusammenbruch der DDR wurde ein Holzgestell errichtet, in dem die alte Glocke hängt und geläutet wird. Im Jahre 2006 hat die evangelische Kirchengemeinde das alte Altarkreuz mit dem gekreuzigtem Jesus zurückerhalten. Es steht nun im Kirchengemeinderaum und steht den Gottesdienstbesuchern vor Augen.

Der Kalischacht

Aus dem ärmlichen Bauerndorf wurde Anfang des 20. Jahrhunderts durch die Erschließung des Kalischachts „Gewerkschaft Rastenberg“ eine wohlhabende, lebendige Gemeinde. Handwerker und Arbeiter dominierten das Dorfleben. Auf Thüringer Seite entstanden vier moderne Wohnhäuser, versorgt mit Wasser und Strom. In unmittelbarer Nähe der Schächte wurden Baracken für die Arbeiter errichtet. Die neue Gemeindeschenke war nun Mittelpunkt für ein reiches Vereinsleben. Am 24. Januar 1910 wurde die Produktion der Kalisalze aufgenommen.

Der Schacht hatte eine Tiefe von ca. 660 Metern. Als neues Wahrzeichen ragte der 32 Meter hohe Wasserturm in den Himmel. Nach dem Ersten Weltkrieg war die Zeit des Kalisyndikats aufgrund der ausländischen Konkurrenten zu Ende. Anfang der 1920er Jahre wurde der Schacht geschlossen.

Die Schächte Burggraf und Bernsdorf am Ortsrand zu Kahlwinkel wurden 1921 stillgelegt. In den Kriegsjahren wurde der Schacht Burggraf als Lager für das Heereszeugamt Naumburg genutzt. Ab November 1944 entstand hier das SS Außenkommando Billroda des KZ Buchenwald, indem bis zu 500 Häftlinge Zwangsarbeit unter und über Tage verrichten mussten. Diese wurden u.a. zur Verlagerung der Produktion der Gustloff-Werke Weimar in die Salzstöcke eingesetzt (Gustloff-Werke III Billroda). Anfang April wurde das Lager geräumt, die Häftlinge wurden in einem Fußmarsch zurück ins Hauptlager nach Buchenwald geführt. Bei diesem Marsch kam es zu einem alliierten Flugzeugangriff, bei dem Bewacher und auch einige Häftlinge zu Tode kamen. Nach Kriegsende kam es beim Plündern untertage zu einem Brand mit mehreren Toten. Zwei an Rauchgasvergiftung gestorbene Letten wurden auf dem Friedhof in Billroda begraben. Zu DDR-Zeiten wurde deren Grab als Grabstätte von KZ- Häftlingen geehrt, wobei nicht geklärt ist, ob es sich um ehemalige Häftlinge, Zwangsarbeiter oder gar Aufseher des Lagers handelte. 2006 wurde von der Interessengemeinschaft "Schacht Burggraf" nahe der ehemaligen Schachtanlage eine Gedenkstätte für die Häftlinge des Lagers errichtet und eingeweiht. Die ehemalige Schachtanlage dient heute als unterirdische Gaskaverne (Speicher für Erdgas) der Firma Verbundnetz Gas AG.

Quellen

  1. RAM Bd. 3, S. 524-525, Nr. 155.
  2. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2009, 2. Liste

Weblinks


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