Boardingkompanie der Deutschen Marine

Boardingkompanie der Deutschen Marine

nicht zu verwecheln mit Kampfschwimmerkompanie und Marineschutzkräfte

Boardingkompanie
Boardingkompanie.jpg
Das Kompanieabzeichen der Boardingkompanie
Aktiv 2003–Gegenwart
Land Deutschland
Streitkräfte Bundeswehr
Teilstreitkraft Marine
Truppengattung Marinesicherungsdienst
Typ Spezialisierte Kräfte
Unterstellte
Truppenteile

Zwei Einsatzüge mit jeweils drei Boardingsicherungsteams

Stärke ca. 90
Unterstellung Spezialisierte Einsatzkräfte Marine
Marinestützpunkt Eckernförde Eckernförde
Historische Stationierungsorte Glückstadt
Spitzname BST
Motto Achtung - Feuer!
Insignien
Identifikationssymbol Msicherungmtl.jpg
Das Boardingsicherungsteam der Spezialisierten Einsatzkräfte Marine übt das schnelle Anbordgehen auf verdächtigen Kontakten.

Die Boardingkompanie ist ein spezialisierter infanteristischer Verband der Deutschen Marine in Kompaniestärke, die im Mai 2003 aufgestellt wurde. Die Boardingkompanie ist im Marinestützpunkt Nord in Eckernförde an der Ostsee stationiert. Die Kompanie untersteht dem Bataillon Spezialisierte Einsatzkräfte Marine, dem auch die Kampfschwimmerkompanie und die Minentaucherkompanie unterstellt sind.

Inhaltsverzeichnis


Der Auftrag der Boardingsicherungsteams der Boardingkompanie ist die Überprüfung von Handelsschiffen im Rahmen von Embargokontrollen. Seit Aufkommen der Piraterie am Horn von Afrika wurde der Einsatzbereich der Boardingsicherungsteams auf die Pirateriebekämpfung erweitert und stellt somit einen weiteren Bestandteil des Kräftedispositivs dar. Die Boardingsicherungsteams decken im kombinierten Einsatz mit ihren organischen Scharfschützentrupps ein Fähigkeitslevel bis non-cooperative Boarding ab.

Die Teileinheiten der Boardingkompanie sind die Boardingsicherungsteams und haben den Auftrag fremde Schiffe zu entern, zu sichern und nach Gütern des Handelsembargos und Hinweisen der Piraterie zu durchsuchen, die durch den Auftrag des Flottenverbandes bestimmt sind.

Im Rahmen der Operation ATALANTA werden die Boardingsicherungsteams eingesetzt, um die der Piraterie verdächtigen Skiffs, Dhows und Handelsschiffe aufzustoppen, zu entwaffnen und ggf. zu durchsuchen. Des Weiteren werden sie im Rahmen von sog. Hilfeleistung in See nach erfolgten Piratenangriffen eingesetzt um die gekaperten Schiffe auf ihre Sicherheit zu überprüfen um so den rechtmäßigen Eigentümern eine ungehinderte Weiterfahrt zu ermöglichen.

Im Rahmen des Auftrages unterstützen Sie bei der Informationsgewinnung durch Gesprächsaufklärung mit der lokalen Bevölkerung, um das Lagebild zu verdichten.

Gliederung der Boardingsicherungsteams

Die Boardingsicherungsteams der Boardingkompanie bestehen aus fünf unterschiedlichen Spezialisierungen und einem Führungselement. Die Spezialisierungen umfassen die Bereiche:

  • Risiko Analysten beurteilen die Gefährdungslage durch Gefahrenstoffe, toxischer Stoffe, von Tiere ausgehende Gefahren und Tierseuchen an Bord der zu überprüfenden Kontakte. In Verbindung mit dem Zugangstechniker ist er in der Lage, begaste Container zu öffnen und freizumessen.
  • Zugangstechniker schaffen Zugänge zu Schiffen und Behältnissen durch Einsatz von mechanischen, ballistischen und sprengtechnischen Öffnungsverfahren.[1]
  • Der Dokumentator ist für Dokumentation und Beweissicherung der Boardingeinsätze zuständig. Aufgrund der komplexen Rechtslage in den maritimen Operationen kommt der aussagekräftigen Dokumentation und Sicherung von Beweismitteln eine hohe Bedeutung zu.
  • Combat First Responder Charlie sind die Einsatzsanitäter der Boardingsicherungsteams. Die Ausbildung umfasst den Combat First Responder Bravo an dem Ausbildungszentrum für Spezielle Operationen in Pfullendorf und eine weiterführende Ausbildung zum Einsatzsanitäter an einem der Bundeswehrkrankenhäuser. Dies befähigt ihn dazu eine Erstvorgung von angefallenen Verwundeten oder Verletzten durchzuführen, bis die entsprechende Person einer weiterführenden Behandlung zugeführt werden kann.[2]
  • Scharfschützen gehören zum regulären BST, werden aber aufgrund ihrer Sicherungsfunktion vom Bordhubschrauber oder einer erhöhten Stellung an Bord der Fregatte oder Einsatzgruppenversorgers eingesetzt. Die Ausbildung zum Scharfschützen wird an der Infanterieschule durchgeführt und die weiterführende Ausbildung zum Scharfschützen im Boardingeinsatz als verbandsinterne Ausbildung im Bataillon Spezialisierte Einsatzkräfte Marine.

Ausbildung

(Ein Beispiel für die Ausbildung zum Boardingsicherungssoldaten, dabei können einige Module je nach Planung untereinander verschoben werden)

Zeitbedarf Combat First Responder Zugangstechniker Scharfschütze Risiko Analyst Dokumentator
1 Monat Boarding Basic Training Boarding Basic Training Boarding Basic Training Boarding Basic Training Boarding Basic Training
5 Monate Boardingeinsatzausbildung Boardingeinsatzausbildung Boardingeinsatzausbildung Boardingeinsatzausbildung Boardingeinsatzausbildung
2-4 Wochen Combat First Responder B Sprenghelfer Land Scharfschütze G22 Spezialistenausbildung Modul 1 Pressefotograf
2-6 Monate Einsatzsanitäter BCE Führerschein Scharfschützentruppführer Spezialistenausbildung Modul 2 Dokumentenerkennung (Bundespolizei)
1 Monat Combat First Responder C Kraftbootführerschein Einweisung G82 Containeröffnungsverfahren Photobearbeitung
2 Wochen NATO MIO Training Center NATO MIO Training Center NATO MIO Training Center NATO MIO Training Center NATO MIO Training Center

Zusatzqualifikationen

In Einzelfällen wird den Angehörigen der Boardingkompanie darüber hinaus die Teilnahme an zahlreichen Speziallehrgängen ermöglicht. Viele längerdienende Boardingsicherungssoldaten (acht oder mehr Jahre verpflichtet) sind z.B. auch als Kraftfahrer BCE, Einzelkämpfer, Sprengleiter Land oder Zugführer qualifiziert.

Die Ausbildung und Einsatzplanung zielte ursprünglich auf die die Durchführung konventioneller Boardingeinsätze im Rahmen von Maritime Interdiction Operations im Rahmen von Embargo-Operationen ab. Mit Beginn des Auslandseinsatzes Operation ATALANTA wurde die Ausbildung an das geänderte Aufgabengebiet Pirateriebekämpfung angepasst und offensiver ausgerichtet. Schwerpunkt der Ausbildung wurden damit ab dem 19. Dezember 2008 der Einsatz gegen Piraten am Horn von Afrika

Liste der Auslandseinsätze

Abgeschlossene Einsätze

  • 1992–1996 Operation Sharp Guard unter NATO- und WEU-Führung, Embargo gegen das ehemalige Jugoslawien in der Adria durch Marineverbände, stets zwei deutsche Fregatten oder Zerstörer mit jeweils einem Boardingsicherungsteam an Bord.
  • 2002–2010 Marinepräsenz am Horn von Afrika als Task Group German (CTG) im Rahmen der Operation Enduring Freedom: (Beteiligung schwankend: anfangs rund 1.400 Soldaten, zuletzt 60 Soldaten). Das deutsche Kontingent bestand anfangs aus fünf Schnellboten, einem Tender, einem Versorger und einem Betriebsstoffversorger, nach dem ersten Kontingentwechsel entweder aus Fregatten (zeitweise zusätzlich Flottendienstbooten und Versorgern) oder ein bis zwei Seefernaufklärern P-3C Orion. Die Boardingkompanie beteiligte sich mit Entsendung eines Boradingsicherungsteams auf jeder Fregatte.

Laufende Einsätze

  • 2001 - unter NATO-Führung: Operation Active Endeavour im Mittelmeer zum Schutz des Seeverkehrs gegen terroristische Bedrohungen. Die Bundeswehr ist mit Fregatten, Schnellbooten und U-Booten beteiligt. Seit 2004 wird diese Operation im Wechsel durch eine der ständigen Einsatzflotten der NATO SNMG 1 oder SNMG 2 unter Beteiligung deutscher Schiffe durchgeführt. Die Boardingkompanie beteiligte sich mit Entsendung eines Boardingsicherungsteams an Bord der Fregatten.
  • Seit September 2006 - Seeraumüberwachung vor der Küste des Libanons im Rahmen von UNIFIL II unter VN-Führung mit Fregatten, Schnellbooten und Hilfsschiffen unter anfangs deutscher Führung. Die Führung wechselte im Februar 2008 an Italien. Einschließlich Landkomponenten zur Versorgung und zur Unterstützung der libanesischen Kräfte wurden anfangs ca. 1.400 Soldaten entsandt, derzeit sind etwa 230 Soldaten (Mandatsobergrenze 2.400) im Einsatz. Die Boardingkompanie beteiligte sich mit Entsendung eines Boardingsicherungsteams an Bord der Fregatten bis 2008. Nach erneuter Auswertung des Einsatzauftrages wurde die Boardinfähgkeit nicht mehr benötigt und daher wurden die Boardinsicherungsteams verstärkt am Horn von Afrika eingesetzt.
  • Seit Dezember 2008 unter EU-Führung: EU NAVFOR Somalia – Operation Atalanta mit Schiffen und bis zu 1.400 Soldaten (Mandatsobergrenze) zum Schutz humanitärer Hilfslieferungen nach Somalia, der Handelsseefahrt im Golf von Aden und der Bekämpfung jeglicher Piraterie. Die Boardingkompanie beteiligte sich mit Entsendung eines Boardingsicherungsteams an Bord der Fregatten.

Einsätze der Boardingsicherungsteams im Rahmen der Operation ATALANTA

Zeitraum Fregatte Boardingsicherungsteam
Dezember 2008 - Februar 2009 FGS KARLSRUHE BST H
Februar 2009 - April 2009 FGS RHEINLAND-PFALZ BST H
April 2009 - August 2009 FGS RHEINLAND-PFALZ BST B
Juli 2009 - Oktober 2009 FGS BRANDENBURG BST F
September 2009 - November 2009 FGS BREMEN BST C
November 2009 - Februar 2010 FGS EMDEN BST H
Februar 2010 - Mai 2010 FGS FGS EMDEN BST B
Mai 2010 - August 2010 FGS SCHLESWIG-HOLSTEIN BST C
Juni 2010 - November 2010 FGS KARLSRUHE BST G
November 2010 - März 2011 FGS HAMBURG BST G
März 2011 - August 2011 FGS NIEDERSACHSEN BST H und andere Kräfte
März 2011 - August 2011 FGS BAYERN BST H und andere Kräfte
September 2011 - Dezember 2011 FGS KÖLN BST F
Dezember 2011 - März 2012 FGS LÜBECK BST B

Ausrüstung

Bewaffnung

Schutzausstattung und Ausrüstung

Die persönliche Bekleidung und Schutzausstattung werden durch die Einsatzkräfte der Kampfschwimmer und der Boardingsicherungsteams genutzt. Es bestehen aber unterschiede in der Ergänzungsausstattung der Täschensätze, um den jeweilige auftragsspezifischen Besonderheiten im maritimen oder Landeinsatz gerecht zu werden.

Dokumentator des BST HOTEL im Rahmen der Operation ATALANTA mit der alten Boardinggeräteweste
  • Feldanzug, mit Tropentarn 3-Farb FT (Flecktarn).
  • Eagle Industries CIRAS Combat Integrated Releasable Armor System[3]
  • CYCLOPS und MUNRO Rucksack der Marke Berghaus Ltd. für den abgesetzten Einsatz.
  • Persönliche Erste Hilfe Ausstattung führt jeder Soldat mit sich, um ggf. auf Erstmaßnahmen vor Ort durchzuführen, bis der Team Medic übernehmen kann.
  • Erste Hilfe Ausstattung Halbteam Squad Kit (CCRK) von North American Resuce Products[4]
  • Erste Hilfe Ausstattung Boardingsicherungsteam M9 Medic Pack von TSSI[5].
  • Taktische Knieschoner zum Schutz bei Durchsuchungseinsätzen und die Verbringung mittels Fast-Roping
  • Adidas GSG 9.2 Stiefel - Diese Stiefel sind aufgrund ihrer Innenverstäkung zum Fast-Roping besonders geeignet [6].
  • Schwerer Schutzhelm oder Helm, Spezialkräfte, schwer.

Pyrotechnische Mittel

  • PETN Sprengladungen zum sprengtechnischen Schaffen von Zugängen [7]
  • Rauchkörper

Ähnliche Verbände

Literatur

  • Sören Sünkler: Die Spezialverbände der Bundeswehr. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-613-02592-9, S. 125-127

Einzelnachweise

  1. http://en.wikipedia.org/wiki/Door_breaching
  2. http://en.wikipedia.org/wiki/Combat_medic
  3. http://www.eagleindustries.com/home.php?cat=78
  4. http://narescue.com/Squad_Kit_%28CCRK%29-CNF088ABAEC215.html?BC=3000250D2301
  5. http://http://store.tssi-ops.com/m-2-tacops.aspx
  6. http://http://http://shop.adidas.de/product/JB992/U43381/Sports/M%C3%A4nner+GSG-9.4/detail.jsf
  7. http://en.wikipedia.org/wiki/Door_breaching#Explosive_breaching
  8. http://en.wikipedia.org/wiki/Deployable_Operations_Group#Maritime_Security_Response_Team_.28MSRT.29
  9. http://en.wikipedia.org/wiki/HITRON
  10. http://en.wikipedia.org/wiki/Maritime_Special_Purpose_Force

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Liste der Verbände und Dienststellen der Deutschen Marine — Die Liste der Verbände und Dienststellen der Deutschen Marine führt die Verbände, spezialisierte Kompanien und Dienststellen der Bundesmarine und der Deutschen Marine von 1956 bis heute auf. Dazu gehören auch Großverbände, Kommandobehörden,… …   Deutsch Wikipedia

  • Kampfschwimmer der Bundesmarine — Abzeichen der Kampfschwimmerkompanie Taktisches Zeichen der Kampfschwimmerkompanie Die Kampfschwimmer der Deutschen Marine bilden die …   Deutsch Wikipedia

  • Flottille der Minenstreitkräfte — Minenjagdboot Grömitz Die Flottille der Minenstreitkräfte (MSFltl) war ein Großverband der Deutschen Marine. Sie wurde am 1. Oktober 1957 als Kommando der Minensuchboote aufgestellt, am 1. Juli 1962 in Kommando der Minenstreitkräfte[1] und am 1.… …   Deutsch Wikipedia

  • Spezialisierte Einsatzkräfte Marine — Wappen der SEK M Die Spezialisierten Einsatzkräfte Marine (SEK M) sind ein Verband der Deutschen Marine in Bataillonsstärke, der der Einsatzflottille 1 unterstellt ist. Die SEK M sind in Eckernförde stationiert und bilden zusammen mit den… …   Deutsch Wikipedia

  • Minentaucher — Kompanieabzeichen Schwertfisch Minentaucher Kompanieabzeichen Krake Die Minentaucherkompanie ist eine maritime und litorale …   Deutsch Wikipedia

  • B1-Kommandokompanien — Ärmelabzeichen einer Kommandokompanie Die Fallschirmjägerkompanien B1 oder auch Kommandokompanien waren die Anfang der Neunziger aufgestellten Kommandokomponenten der deutschen Bundeswehr und gleichzeitig der Vorgänger des heutigen Kommando… …   Deutsch Wikipedia

  • Kdo FOSK — Kommando Führung Operationen von Spezialkräften Internes Verbandsabzeichen Aufstellung 15. Apr. 2005 Land …   Deutsch Wikipedia

  • Kommando Führung Operationen Spezialkräfte — Kommando Führung Operationen von Spezialkräften Internes Verbandsabzeichen Aufstellung 15. Apr. 2005 Land …   Deutsch Wikipedia

  • Marinesicherung — Barettabzeichen Die Marineschutzkräfte (MSK) sind ein infanteristischer Verband der Deutschen Marine, der am 1. April 2005 aufgestellt wurde. Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Auftrag …   Deutsch Wikipedia

  • Risiko Analyst — Dieser Artikel wurde auf den Seiten der Qualitätssicherung eingetragen. Bitte hilf mit, ihn zu verbessern, und beteilige dich bitte an der Diskussion! Folgendes muss noch verbessert werden: Von Rechtschreibung bis Falschlinks bis hin zur… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”