Boris Kidrič

Boris Kidrič
Denkmal für Boris Kidrič im Stadtzentrum Ljubljanas von Zdenko Kalin (1959/60)

Boris Kidrič (* 10. April 1912 in Wien; † 11. April 1953 in Ljubljana) war ein jugoslawischer Kommunist, Partisan und Politiker.

Inhaltsverzeichnis

Politischer Werdegang

Boris Kidrič wurde in Wien als Sohn des liberalen slowenischen Intellektuellen und Literaturkritikers France Kidrič (1880-1950) geboren. Anfang der 1930er Jahre schloss er sich unter dem Einfluss von Vlado Kozak der Kommunistischen Partei Jugoslawiens an. Schnell stieg Kidrič in hohe Parteiämter der jugoslawischen Region Dravska banovina auf, die große Teile des heutigen Sloweniens umfasste. 1937 war Kidrič einer der Gründer der Kommunistischen Partei Sloweniens.

Nach dem Überfall der Achsenmächte auf Jugoslawien am 6. April 1941 wurde Kidrič faktischer Anführer der am 26. April 1941 in Ljubljana gegründeten Befreiungsfront Sloweniens (slowenisch: Osvobodilna Fronta - OF), die zähen militärischen Widerstand gegen die Besatzungsmächte leistete. Gemeinsam mit Edvard Kardelj (1910-1979) organisierte er zwischen 1941 und 1945 den Partisanenkrieg in Nord-Jugoslawien.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ernannte der Slowenische Volksbefreiungsrat (Slovenski Narodnoosvobodilni Svet) Kidrič im Mai 1945 zum ersten Ministerpräsidenten der Sozialistischen Republik Slowenien, einer Teilrepublik der Föderativen Volksrepublik Jugoslawien. Er hatte das Amt vom 5. Mai 1945 bis zum 1. Juni 1946 inne.

Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte Kidrič erheblichen Anteil an der Enteignung und Vertreibung der deutschsprachigen Minderheit (Gottscheer und Untersteirer) aus den nördlichen Teilen Jugoslawiens, die er in einer öffentliche Rede in Maribor im Juni 1945 „ohne jegliche Sentimentalität“[1] forderte.[2] Die Gemeinde Strnišče (Sterntal), in der sich das zentrale Lager für die Vertreibung der Sloweniendeutschen, das Lager Sterntal befand, wurde später nach ihm Kidričevo benannt.

Von 1946 bis zu seinem Tod zeichnete Kidrič verantwortlich für den Aufbau der sozialistischen jugoslawischen Wirtschaftsordnung. Ab 1948 gehörte er dem Politbüro der Kommunistischen Partei Jugoslawiens [3] an.

Im Dezember 1949 wurde Kidrič ordentliches Mitglied der Slowenischen Akademie der Wissenschaften und Künste. Er war Träger zahlreicher hoher Auszeichnungen, unter anderem des Ordens Nationalheld Jugoslawiens (serbokroatisch Орден народног хероја Југославије) und des sowjetischen Kutusowordens.

1953 starb Boris Kidrič in Ljubljana an Leukämie. 1959 wurde ein überlebensgroßes Denkmal in unmittelbarer Nähe des slowenischen Regierungsgebäudes errichtet. 1963 wurde ein Denkmal für Boris Kidrič auf dem nach ihm benannten Platz in Maribor eingeweiht. Es stammt von dem slowenischen Künstler Stojan Batiča. Wegen Kidričs möglicher Beteiligung an Racheaktionen der Partisanen nach dem Zweiten Weltkrieg (Verschleppungen, willkürliche Verhaftungen und Erschießungen wirklicher oder vermeintlicher Gegner)[4] sind seine Denkmäler heute in Slowenien umstritten.[5]

Nach ihm wurde eine Waggonbaufabrik in Maribor benannt, welche u.a. den Sonderzug Titos herstellte.

Privatleben

Boris Kidrič war mit der jugoslawischen Kommunistin Zdenka Kidrič, geborene Armič, (* 1909) verheiratet.

Literatur

  • Janko Prunk: Kidrič, Boris - Peter. In: Enciklopedija Slovenije. Ljubljana 1987–2002 Band 5, S. 62–63

Anmerkungen

  1. http://www.parlament.gv.at/PG/DE/XXIII/J/J_01108/fname_081943.pdf
  2. http://www.8ung.at/untersteirer/html/body_englisch.html
  3. ab 1952 Bund der Kommunisten Jugoslawiens
  4. http://www.parlament.gv.at/PG/DE/XXIII/J/J_01108/fname_081943.pdf
  5. http://www.ff.uni-lj.si/oddelki/zgodovin/DANIJELA/HISTORY/_private/20th/bozorepe.pdf

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Boris Kidrič — (April 10, 1912 – April 11, 1953) was a leading Slovenian communist who was, jointly with Edvard Kardelj, one of the chief organizers of the Partisan struggle in Slovenia from 1941 to 1945. Kidrič was born in Vienna, then capital of the Austro… …   Wikipedia

  • Boris Kidric — Denkmal für Boris Kidrič im Stadtzentrum Ljubljanas von Zdenko Kalin (1959/60) Boris Kidrič (* 10. April 1912 in Wien; † 11. April 1953 in Ljubljana) war ein jugoslawischer Kommunist, Partisan und Politiker …   Deutsch Wikipedia

  • Kidric — Kidrič ist ein slowenischer Familienname. Bekannte Träger des Namens sind Boris Kidrič (1912 1953), jugoslawischer Politiker France Kidrič (1880 1950), jugoslawischer Historiker Nach Boris Kidrič wurden benannt: Institut für Nuklearwissenschaften …   Deutsch Wikipedia

  • Kidrič — ist ein slowenischer Familienname. Bekannte Träger des Namens sind Boris Kidrič (1912–1953), jugoslawischer Politiker France Kidrič (1880–1950), jugoslawischer Historiker Nach Boris Kidrič wurden benannt: Institut für Nuklearwissenschaften „Boris …   Deutsch Wikipedia

  • Kidrič — Kìdrič, Boris (1912 1953) DEFINICIJA slov. političar, vodeći organizator Osvobodilne fronte i NOB Slovenije 1941 1945; prvi poslijeratni predsjednik slov. vlade, od 1946. na čelu ključnih ekonomskih resora u saveznoj vladi Jugoslavije …   Hrvatski jezični portal

  • Mica Zivkovich — Zivkovich with his camera that he used to document seminal moments in Yugoslav history Mica (Milan) Zivkovic (1917–1990) was a Serbian photojournalist and documentary filmmaker whose 500 newsreels documented everything from seminal historical… …   Wikipedia

  • Monument culturel protégé — Les monuments culturels protégés constituent une catégorie de monuments de Serbie inscrits sur une liste de monuments bénéficiant de la protection de l État. Il s agit d une troisième catégorie de monuments protégés classés, par leur importance,… …   Wikipédia en Français

  • List of Bosnia and Herzegovina-related topics — This is a list of topics related to Bosnia and Herzegovina. Those interested in the subject can monitor changes to the pages by clicking on Related changes in the sidebar.Bosnia and Herzegovina* Bosnia and Herzegovina * Republika Srpska*… …   Wikipedia

  • List of Slovenes — This is a list of Slovenes and people from Slovenia that are famous or notable. Artists / Performing Arts * Zvest Apollonio (1935 ) painter and graphic artist. * Berko (1946 ) painter and graphic artist. * Emerik Bernard (1927 ) painter. * Janez… …   Wikipedia

  • List of members of Slovenian Academy of Sciences and Arts — List of members of Slovenian Academy of Sciences and Arts. A Lidija Andolšek Jeras † Ivo Andrić † Mihajlo Apostoloski † B Tadej Bajd Anton Bajec † Aleksander Bajt † Krešimir Balenović † Derek Harold Richard Barton † Milan Bartoš † Janez Batis †… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”