Borr / Scheuren

Borr / Scheuren
St. Martinus Borr

Borr mit Scheuren ist ein Stadtteil von Erftstadt im Rhein-Erft-Kreis, Nordrhein-Westfalen. Der kleinste Stadtteil hat 407 Einwohner.[1] Ortsvorsteher ist Dieter Wirtz.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Borr liegt am südwestlichsten Rand des Stadtgebietes. Scheuren liegt westlich von Borr. Im Osten grenzt Niederberg an Borr/Scheuren, im Norden Friesheim und Erp, im Westen und Süden die Zülpicher Stadtteile Weiler in der Ebene und Mülheim.

Geschichte

In einer Urkunde Ludwigs des Frommen von 814 wird dem Kloster Stablo-Malmedy der von seinen Vorgängern gewährte Zehnte in Barna bestätigt. 1108 gehört Borr zu einer Güterschenkung der Grafen von Saffenberg an die Abtei Klosterrath.[2] 1208 werden die Kirche in Borr und ihr Patronatsrecht urkundlich erwähnt.[3] Gedeutet wird der Name „Burne“ oder „Burnheim“ als Bezeichnung für eine Siedlung an einer Quelle. Andere Deutungen gehen von einer Siedlung des Brun aus.

Zahlreiche Funde aus der Römerzeit belegen eine viel frühere Besiedlung: An der Römerstraße Trier–Köln, die rund 1,5 Kilometer nördlich des Ortes verläuft, wurden nahe der Borrer Feldmark mehrere römische Tongefäße sowie eine Bronzemünze des Magnentius gefunden.[4] Für den Bau der Kirche wurden, wie bei der Restaurierung 1960 festgestellt wurde, Gussblöcke der nahe vorbeiführenden römischen Eifelwasserleitung verwendet. Trotz dieser Funde wird die Entstehung des Ortes dem 5. bis 8. Jahrhundert zugeschrieben;[5] zwei fränkische Steinsarkophage weisen, ebenso wie das Martinuspatrozinium, auf eine fränkische Siedlung hin.

Die dem heiligen Martin von Tours geweihte Kirche, die in Teilen noch aus dem 11. Jahrhundert stammt, steht heute noch mitten im Dorf. Eine weitere geschichtliche Erwähnung der Pfarrkirche zu Borr geschieht in der Urkunde vom 26. Dezember 1246, in der berichtet wird, dass das adelige Nonnenkloster Bürvenich bei Zülpich vom Kloster "zum Gottesfrieden" in Köln einen Hof "in parochia de Burne propre Vrisheim" im Tausch erwarb.[6] Die Kirche wurde vermutlich im 16. Jahrhundert ganz oder zumindest bis auf die Grundmauern abgerissen, aber an derselben Stelle wieder aufgebaut. An der Außenseite der Chormauer ist über dem Fenster ein Inschriftstein mit der Jahreszahl 1701 zu sehen, welcher offenbar auf die Zeit der Erbauung des Chorhauses hinweist.[7]

Der Drieschhof und der Bongartshof in Scheuren waren lange im Besitz der Wolff Metternich zur Gracht, deren Wappen noch heute über dem Tor des Bongartshofes zu sehen ist. 1742 brannte das ganze Dorf durch Brandstiftung nieder.

Borr kam unter französischer Herrschaft verwaltungsmäßig zum Kanton Lechenich und zur Mairie Friesheim, die nach 1815 als Bürgermeisterei beziehungsweise als Amt Friesheim weiter bestand. Borr blieb bei Friesheim bis zur Bildung der Stadt Erftstadt am 1. Juli 1969.[8]

1826 wurde eine Schule erbaut, zu deren Bezirk die Orte Borr, Scheuren und Niederberg gehörten,[9] 1958 wurde das Schulgebäude erneuert. 1968 wurde die Schule geschlossen.

Einzelnachweise

  1. Stand: 30. April 2010, http://www.erftstadt.de/cms-neu/stadtinfo/die-stadt-in-zahlen.html
  2. Polak und Dijkhof: Oorkondenboek van de Abdij Kloosterrade 1108-1381. Den Haag 2004
  3. HSTAD Kurköln Urkunde Nr. 8
  4. Simons/Oberdörffer, Borr - Bilder aus alter und neuer Zeit nach geschichtlichen Quellen, Sonderabdruck aus dem Euskirchener Volksblatt 1931, S. 5.
  5. Simons/Oberdörffer, S. 6.
  6. HSTAD Kloster Bürvenich Urkunde Nr. 3. Simons/Oberdörffer, S. 54 mit Datierung 1245.
  7. Stommel, Stadt Erftstadt - Die heutigen Stadtteile im Wandel der Zeiten, Erftstadt 1977, S. 149; Simons/Oberdörffer, S. 55.
  8. Martin Bünermann: Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1970.
  9. Simons/Oberdörffer, S. 87.

Weblinks

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