Brienz/Brinzauls

Brienz/Brinzauls
Brienz/Brinzauls
Wappen von Brienz/Brinzauls
Basisdaten
Staat: Schweiz
Kanton: Graubünden
Bezirk: Albulaw
Gemeindenummer: 3512i1f3f4
Postleitzahl: 7084
Koordinaten: (764997 / 170908)46.6699.5951144Koordinaten: 46° 40′ 8″ N, 9° 35′ 42″ O; CH1903: (764997 / 170908)
Höhe: 1'144 m ü. M.
Fläche: 13.37 km²
Einwohner: 112 (31. Dezember 2009)[1]
Website: www.brienz-brinzauls.ch
Brienz/Brinzauls, Ansicht von Westen

Brienz/Brinzauls, Ansicht von Westen

Karte
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Über dieses Bild
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Brienz/Brinzauls (deutsch Brienz; rätoromanisch Brinzauls) ist eine politische Gemeinde im Kreis Belfort des Bezirks Albula im Kanton Graubünden in der Schweiz. Der Ort gehört zur Region Surmeir.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Die Gemeinde Brienz/Brinzauls besteht aus dem Dorf Brienz/Brinzauls und dem Weiler Vazerol. Die Gemeinde liegt auf einer Sonnenterrasse des Albulatales, am Fusse des Piz Linard (2768 m ü.M., nicht zu verwechseln mit Piz Linard im Unterengadin). Das Gemeindegebiet erstreckt sich vom Talboden der Albula bis zum Lenzerhorn (2906 m ü.M.), dem höchsten Punkt der Gemeinde. Auf Gemeindegebiet von Brienz/Brinzauls befindet sich auch die Burgruine Belfort. Das Dorf Brienz/Brinzauls (1144 m ü.M.) liegt an der Kantonsstrasse zwischen Lenzerheide/Lai-Lantsch/Lenz und Davos. Seit 1874 verkehrte die Pferdepost von Davos nach Lantsch/Lenz. Im Sommer 1964 wurde das Postauto zwischen Lenzerheide und Wiesen-Station eingesetzt. So wurde das Dorf direkt mit der Post bedient, die bis zu diesem Zeitpunkt durch den Briefträger in Vazerol abgeholt werden musste. Im Gegensatz zum Dorf Brienz/Brienzauls liegt die Fraktion Vazerol (1125 m ü.M.) an der Julierstrasse (Chur-Lenzerheide-Lantsch/Lenz-Tiefencastel-Julierpass-Silvaplana). Schon früh führte die damalige Septimerstrasse, die „Obere Strasse“, durch Vazerol.

Der „Rutsch“

Das Dorf Brienz/Brinzauls, jedoch nicht Vazerol, liegt auf dem „Rutsch“, einem alten Erdrutschgebiet, das sich bis heute nicht ganz beruhigt hat. Die Südseite des Piz Linard war und ist zum Teil noch heute von etwa 2500 m ü.M. an bis zur Talsohle in Bewegung. Unter dem oberflächlichen Dolomit liegt Schiefer, der dem lastenden Druck nicht standhält und unterhalb Brienz langsam hervorquillt, wobei seine tiefsten Partien ständig von der Albula abgenagt werden und so den Halt verlieren. Die Bewegung kann man gut an den Strassen abgrenzen, da diese dort, wo sie vom festen in den bewegten Schiefer übergehen, Knickungen erleiden. Die Unruhe des Bodens zeigt sich an der Kantonsstrasse Lantsch/Lenz-Davos, an den Strassen Vazerol-Brienz und Tiefencastel-Surava sowie am schiefen Kirchturm.

Von den verschiedenen Absackungen oberhalb Brienz ist der Bergrutsch zu erwähnen, der den Schuttstrom östlich des Dorfes bildet. Die Abrissnische liegt auf ca. 1690 m ü.M. unter den Maiensässen von Propissi. Durch das heutige Rutschgebiet führte eine Strasse vom Dorf zu den Maiensässen. Ausgelöst wurde der Rutsch vermutlich durch die Abholzungen, die nach dem Brande von Brienz 1874 erforderlich wurden. Die Bewegung begann im November 1878 nach einer längeren Regenperiode und war am aktivsten im Winter 1878/79 und von 1902 bis 1907; damals drang der Schuttstrom täglich ca. 1 Meter vor. Durch den Bau von Drainagen im Abrissgebiet und durch Aufforstungen 1947-1955 hat sich die Bewegung beruhigt.

Blick von Mon ins Albulatal, gut sichtbar ist der Rutschgebiet am Piz Linard

Geschichte

Schon früh belegt sind diverse Orte im Raum Lantsch-Tiefencastel-Oberhalbstein. Auf diesem Gebiet lassen sich Siedlungen aus der prähistorischen Epoche nachweisen, sowohl aus der Bronze- als auch aus der Eisenzeit. Sie lagen an der damals und später von den Römern stark benutzten Nord-Süd-Transitroute nach dem Julier- und Septimerpass. Obwohl für Brienz solche Funde fehlen, ist mit grösster Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass auch das Gemeindegebiet von Brienz/Brinzauls sehr früh besiedelt wurde. Sozusagen als Spiegelbild der römischen Anlagen (Siedlungen, Kulturen, Festungen, Strassen) präsentiert sich die Landschaft des vorderen Albulatals in ihrem ersten urkundlichen Auftreten im Frühmittelalter. Es ist ein Bild einer gepflegten Landschaft mit ausgedehntem Ackerbau und intensiver Schafwirtschaft. Im sog. Reichsurbar von ca. 840 wird die Siedlung “Brienzola” erstmals erwähnt. Das ganze um 840 besiedelte Gebiet des Albulatals inkl. Oberhalbstein bildete einen von insgesamt zwölf in sich abgeschlossenen Verwaltungsbezirken des fränkischen Königsgut in Churrätien. Diese Einheit zerfiel im Hochmittelalter mit der Aufteilung von Macht und Besitz auf verschiedene Feudalherren. Von der Burg Belfort aus entwickelten die Freiherren von Vaz eine Herrschaft zu der auch Brienz/Brinzauls gehörte. Nach dem Aussterben der Vazer um 1330 ging die Herrschaft an die Toggenburger über, dann an die Montforter und schliesslich 1466 an die Herzöge von Oesterreich, bei denen sie bis 1652 verblieb. 1436 wurde “Land und Gericht zu Belfort” Mitglied des Zehngerichtebundes. 1613 trennte sich das Gericht in die Halbgerichte Innerbelfort und Aussebelfort mit den Ortschaften Brienz/Brinzauls, Vazerol, Surava und Lantsch/Lenz.

Mit der neuen Kantonsverfassung von 1851 wurde aus den Gerichten die Kreise geschaffen, die einzelnen Orte wurden zu politischen Gemeinden. Im Jahre 1869 gab die Gemeinde Brienz/Brinzauls ihre Eigenständigkeit auf und fusionierte mit Surava zur Gemeinde Brienz-Surava. Bereits 1883, nach nur 14 Jahren trennten sich die Fusionspartner wieder. Brienz/Brinzauls und Surava sind seither wieder eigenständige politische Gemeinden.

In der Nacht vom 30. auf den 31 März 1874 hat ein Grossfeuer fast das ganze Dorf Brienz zerstört. Betroffen waren die Pfarrkirche und 24 von 37 Häuser. Beim Wiederaufbau wurde die Hauptstrasse begradigt und an ihr mehrere Häuser in grosszügigen Massen und stätischem Stil neu aufgebaut.

Seit 1981 ist Birmensdorf ZH die Patengemeinde von Brienz.

Seit dem 1. Januar 1997 trägt die Gemeinde offiziell den Doppelnamen Brienz/Brinzauls.

Vazerol

Zu Brienz/Brinzauls gehört die Siedlung Vazerol an der Julierstrasse, wo sich, im damaligen Grenzgebiet von Gotteshaus- und Zehngerichtenbund, 1471 die Drei Bünde zusammengeschlossen haben sollen. Lang galt Vazerol als das Bündner Rütli. Die Inschrift am Gedenkstein: “Zur Erinnerung an die Vereinigung des Oberen Bundes, des Gotteshausbundes und des Zehngerichtebundes zu Vazerol 1471” ist etwas verblichen. Die These wird von der neueren Geschichtsforschung verworfen, eine authentische Urkunde fehlt. Sicher ist hingegen, dass in der Mitte des 15. Jahrhunderts die Ratsboten der Drei Bünde in Vazerol ihre Tagungen durchgeführt haben. In Chur gibt es auf dem Regierungsplatz ein Vazerol-Denkmal und zudem eine Vazerolgasse.

Gedenkstelle in Vazerol
Erinnerungstafel

Bevölkerung

Sprachen

Die Bevölkerung spricht traditionell Surmeirisch, eine Mundart des Romanischen. 1880 sprachen praktisch alle Einwohner Romanisch, 1941 waren es noch 83 %.. Seit 1970 ging das Romanische stark zurück. Seit dem Jahr 2000 dominiert Deutsch und ist mittlerweile einzige Amtssprache, obschon noch die Hälfte der Einwohnerschaft romanisch versteht.

Sprachen in Brienz/Brinzauls
Sprachen Volkszählung 1980 Volkszählung 1990 Volkszählung 2000
Anzahl Anteil Anzahl Anteil Anzahl Anteil
Deutsch 26 27,37 % 45 40,18 % 80 68,38 %
Rätoromanisch 67 70,53 % 65 58,04 % 37 31,62 %
Einwohner 95 100 % 112 100 % 117 100 %

Herkunft und Nationalität

Alle 114 Bewohner, die Ende 2005 gemeldet waren, sind Schweizer Staatsangehörige.

Schule

Seit 2010 bilden die Gemeinden Alvaschein, Brienz/Brinzauls, Lantsch/Lenz und Tiefencastel den Primarschul- und Kindergartenverband “Vorderes Albulatal” mit Standort in Lantsch/Lenz. Kindergarten und Schule werden Romanisch geführt. Für die Oberstufe (Sekundar- und Realschule) bilden die elf Gemeinden des Albulatals ein Schulkonsortium mit Sitz in Tiefencastel.

Wappen

Blasonierung: In Blau drei ineinander gehängte goldene (gelbe) Ringe

Die drei Ringe erinnern an die Treffen der Drei Bünde auf dem im Gemeindegebiet gelegenen Hof Vazerol.

Wirtschaft, Tourismus

Brienz/Brinzauls ist eine typische Agrargemeinde. Im Gegensatz zu allen übrigen Gemeinden Mittelbündens muss die Gemeinde ohne die sogenannten Wasserzinsen (Entschädigung der Elektrizitätswerke für die Nutzung der Wasserkraft) auskommen. Die Gemeinde hat wenig Gewerbe zu bieten. Angestrebt wird ein sanfter Tourismus. Brienz/Brinzauls ist der Tourismusdestination Lenzerheide angeschlossen. In der Fraktion Vazerol wurden in letzter Zeit einige Zweitwohnungen erstellt.

Energiestadt

Das Label „Energiestadt“ ist eine Auszeichnung für Städte, Gemeinden und Regionen, welche überdurschnittliche Leistungen im Energiebereich erbringen. Weil das Albulatal im Energie- und Umweltbereich sehr aktiv ist, wurde dieses Tal mit den Gemeinden Alvaneu, Bergün, Brienz/Brinzauls, Filisur, Lantsch/Lenz, Mon, Schmitten, Stierva, Surava, Tiefencastel und Wiesen als erste Region mit dem Label Energiestadt zertifiziert.

Brienz/Brinzauls durfte zudem 1991 für ihre bemühungen im Energiebereich den Schweizer Solarpreis der „Arbeitsgemeinschaft Solar“ entggennehmen.

Sehenswürdigkeiten

  • In der spätgotischen Pfarrkirche Son Tgalester/St. Calixtus befindet sich einer der bedeutendsten Hochaltäre Graubündens.
  • Östlich des Dorfes steht die Burgruine Belfort.
  • Unterhalb der Burgruine Belfort liegt die 1873 erbaute gedeckte Holzbrücke Belfort. Darunter die 1982/83 restaurierte alte Belfortbrücke, eine rundbogige Steinbrücke (Tonnengewölbe), genannt "Paunt dalla dieschma" (Brücke des Zehnten)

Literatur

  • Kaspar Egli: Die Landschaft Belfort im mittleren Albulatal (Kanton Graubünden). Das traditionelle Element in der Kulturlandschaft. Helbing und Lichtenhahn, Basel 1978 (Basler Beiträge zur Geographie. H. 19).
  • Martin Bundi: Historische Aspekte der Gemeindebildung im Albulatal. In: Novitats. 19. März 2004.

Weblinks

 Commons: Brienz/Brinzauls – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistik Schweiz – Bilanz der ständigen Wohnbevölkerung nach Kantonen, Bezirken und Gemeinden

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