Busenhalter

Busenhalter
Büstenhalter aus dem Jahr 1975

Der Büstenhalter (abgekürzt und umgangssprachlich BH, früher auch als Büha bezeichnet) ist ein Wäschestück, das die weibliche Brust stützen und formen soll.

Inhaltsverzeichnis

Form und Aufbau

Büstenhalter mit unkorrektem Gebrauch. BH zu eng und nicht ordnungsgemäß geschlossen
Detailansicht hinten (75 B) und vorn

Ein Büstenhalter besteht aus zwei geformten, miteinander verbundenen Körbchen („Cups“) zur Aufnahme der Brüste, zwei über beide Schultern führende Träger zur vertikalen Stabilisierung und einem am Rücken verschließbaren Band zur horizontalen und eigentlichen Stabilisierung. Handelsübliche Büstenhalter haben den Verschluss meistens am Rücken, er kann aber auch vorne zwischen den Körbchen liegen („französischer Verschluss“). Erhältlich sind auch Kombinationen der Grundtypen oder Sonderformen wie Reißverschlüsse oder Knöpfe.

Sowohl die beiden Schulterträger als auch das Rückenteil lassen sich zur Feinanpassung verstellen, z. B. ist der Rückenverschluss zur Weitenregulierung meist in zwei oder drei verschieden weit entfernte Ösen einhakbar. Weder Schulterträger noch Rückenband sollen beim Tragen in die Haut einschneiden, unter dem Rückenband sollten noch zwei Finger Platz haben. Sitzt es nicht waagerecht, sondern ist nach oben verschoben, so ist entweder ein kleineres Unterbrustmaß oder ein größeres Körbchen zu wählen.

Geschichte

Mosaik in der Villa Casale in Sizilien, 3. Jh. n. Chr.

In griechischen Stadtstaaten wie Sparta, in denen Frauen die Teilnahme an Sportveranstaltungen gestattet war, sollen diese sich die Brüste abgebunden haben, um männlicher zu erscheinen. In der Antike und dem Mittelalter trugen Frauen Binden aus Leinen über den Brüsten, um diese zu bedecken und zu stützen. Anfang des 19. Jahrhunderts waren einfache „Brustleibchen“ üblich. Da sich darunter die Brustwarzen abzeichneten, kamen wattierte „Brustverbesserer“ auf, die einem BH schon sehr ähnlich sahen und auch später über dem Korsett getragen wurden.

Büstenhalter um 1900

Der erste moderne Büstenhalter wurde jedoch erst 1889 von der Französin Herminie Cadolle patentiert. In Deutschland wurden weitere Patente für den Büstenhalter angemeldet. Hugo Schindler meldete seinen „Brusthalter“ 1891 an. Dieser hatte zwei an einem Gürtel befestigte Kappen, die oben mit Bändern befestigt wurden. Christine Hardt aus Dresden meldete am 5. September 1895 ihr „Frauenleibchen als Brustträger“ zum Patent an. Es bestand aus zusammengeknüpften Taschentüchern und Männerhosenträgern, die sogar schon verstellbar waren. Der schwäbische Korsettmacher Wilhelm Meyer-Ilschen (Cannstatt) entwickelte 1904 seine „Bruststütze ohne Unterteil“ (erst später patentiert). Sigmund Lindauer aus Cannstatt ließ 1912 den ersten Büstenhalter in Serienfertigung gehen (Marke Prima Donna); er hatte ein kaiserliches Patent auf den ersten BH ohne Längs- und Querstützen aus Bein und Knochen. Lindauers „Hautana“ machte rund um den Globus Karriere. Weltweit sollte eine Unzahl weiterer Patentierungen folgen.

Patent von 1914 von Mary Phelps

Etwa gleichzeitig mit Hugo Schindler erfand in den USA Mary Phelps-Jacob einen Ersatz für das Mieder: Aus zwei Tüchern und einigen Bändern fertigte sie ein Wäschestück, um ihre Brüste zu bedecken. 1914 ließ sie diese Erfindung patentieren und verkaufte das Patent anschließend für 1.500 $ an die Warner Brothers Corset Company. Offiziell gilt sie als Erfinderin des BH, was vermutlich auf ihren guten Geschäftssinn zurückzuführen ist. Mit dem Beginn der industriellen Fertigung war der Siegeszug des Büstenhalters nicht mehr aufzuhalten.

Zur Zeit des Ersten Weltkriegs löste der Büstenhalter vielerorts endgültig das als unbequem empfundene Korsett ab. Die ersten Modelle bestanden aus Leinen; ab den 1920er Jahren wurden sie auch aus Seide, Musselin oder Batist hergestellt. Als der BH das Mieder zu verdrängen begann, kamen parallel dazu auch Hüfthalter und Strapse auf. Während der 1930er Jahre kamen Mieder erneut in Mode. Ebenfalls zu Beginn der 1930er wurden in den USA erstmals die noch heute bekannten Standardgrößen (A-, B- und C-Körbchen) eingeführt. Erst 1947, mit dem so genannten New Look, verdrängte der Büstenhalter endgültig das Mieder. Es gab fortan BHs mit verstärkten Körbchen (mit Fischbein-, später Metallbügel unterhalb der Schalen), wattierte und verstärkte BHs, Push-ups, BHs ohne Verschluss, Verschluss hinten oder vorne usw.

Ebenso wie bei anderen Kleidungsstücken durchlief der BH eine Vielzahl von Moden: knabenhaft in den 1920er Jahren, rund in den 1930ern und spitz in den 1950er Jahren. Ab 1994, mit der Einführung des „Wonderbra“ oder „Push-Up“ und neuer Materialien, kam es zu einem neuen BH- und Lingerie-Boom.

Weltweit wird nur von ca. 30 % der Frauen ein BH getragen.

BH-Formen

Allgemeine BH-Formen

  • Bügel-BH (älteste Form des Büstenhalters, mit Draht oder Plastik verstärkt, stabilisiert die Brust stärker, deshalb besonders für größere Cups geeignet)
  • Bügelloser BH (durch den flexibleren Aufbau verbesserter Tragekomfort)
  • Bandeaux-BH (Oberteil in Form eines abgewandelten breiten Bandes, oft trägerlos)
  • Ballkleid-BH (ohne Schulterträger, mit besonders tief sitzendem Rückenteil, zum Tragen unter rückenfreien Kleidern oder Tops)
  • Nackenträger-BH (ohne Trägerband um den Rücken, Vorderverschluss, z. B. um Rücken frei zu halten)
  • Nur-Cup-BH oder Stick-On-BH, bis zum Aufkommen der Kontaktlinsen auch Haftschalen genannt (selbsthaftende Silikon-Cups, bzw. unter die Brüste klebbare Einweg-Cups, z. B. um Rücken und Dekolleté frei zu halten, auch unter dem Badeanzug tragbar)

Modellierende BHs

  • Push-up-BH (zur optischen Vergrößerung kleinerer Brüste oder zur Modellierung des Dekolletés)
  • Minimizer-BH (zur optischen Verkleinerung größerer Brüste, bzw. zur Erreichung einer weniger weiblich wirkenden Silhouette bei normaler Brustgröße)

BHs zu Sportzwecken

  • Sport-BH (besonders stabilisierend, oft aus Funktionsfasern, auch mit integrierter Herzfrequenzmessung)
  • Bikini (Badebekleidung, einzige öffentlich getragene BH-Form)
Still-BH zum Aufklappen von 1878

Medizinische BHs

  • Arthritis-BH (bei Bewegungseinschränkungen, mit leicht zu öffnendem Verschluss zwischen den Cups)
  • Still-BH (Cups zum Stillen einzeln aufklappbar)
  • Kompressions-BH (nach Brustoperationen, wie Vergrößerung, Verkleinerung oder Rekonstruktion) zur Ruhigstellung der Brust und besseren Wundheilung)
  • Epithesen-BH (Prothesen-BH)

Sonstige Wäsche-Stücke mit BH-Funktion

  • Bustier (nicht ganz bis zur Taille reichendes Oberteil)
  • Büstenhebe (Cups, die nur unterhalb der Brüste stützen, sie aber nicht bedecken)
  • Korsett (geschnürtes, sehr steifes Mieder zur Modellierung von Brust und Taille)
  • Bodysuit (umgangssprachlich „Body“; enganliegende, einteilige Unterkleidung in Form eines Badeanzugs)
  • Torselett (leichtes Korsett)
  • Corsage
  • Korselett (leichtes Korsett in Form eines Bodysuit)

Material und Pflege

Büstenhalter bestehen meist aus einem Mix aus zwei der drei Materialien:

Bei Maschinenwäsche empfiehlt sich das Waschen in kleinen textilen Wäschesäckchen, da die in Bügel-BHs eingenähten Plastikteile durch Reibung an der Metalltrommel freigelegt werden und zu Schäden an der Waschmaschine führen können. BHs mit aufwändigen Spitzenverzierungen sind meist nur per Handwäsche bzw. im Wollprogramm waschbar.

Medizinischer Aspekt

Mit zunehmendem Alter und damit nachlassender Elastizität des Bindegewebes hängen insbesondere größere Brüste natürlicherweise mehr. Die Meinung, dass ein solcher Effekt beim Tragen eines BHs durch die ständige Entlastung von Bindehaut und Muskulatur verstärkt werden könnte, ist wissenschaftlich nicht belegt.

Medizinisch in jedem Fall empfehlenswert ist das Tragen eines stützenden Büstenhalters bei Bewegungsabläufen mit andauernden, starken und ruckartigen Belastungen, wie sie z. B. beim Joggen oder vielen Ballsportarten auftreten können. Mögliche Folge ist eine dauerhafte Dehnung der Cooper-Ligamente, was zu einer irreversiblen Absenkung der Brust führen kann.

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Nach einer Untersuchung der englischen Universität Portsmouth kann ein spezieller Sport-BH die Belastung des Brustgewebes auf etwa ein Viertel reduzieren, während beim Tragen eines T-Shirt-BHs die Belastung noch 62 % beträgt.

BH-Größensysteme nach Ländern

Europa

Die Größenangabe der Büstenhalter ist innerhalb Europas in der Norm DIN EN 13402 (Größenbezeichnung von Bekleidung) festgelegt. Sie stützt auf zwei Maße:

  • Der Brustumfang: maximaler horizontaler Umfang gemessen bei normaler Atmung und aufrechter Haltung, das Maßband horizontal unter den Achseln und über die Brusterhebung (bevorzugt mit mäßiger Spannung über einen BH gemessen, der die Brust nicht in unnatürlicher Weise deformiert oder das Volumen verschiebt)
  • Der Unterbrustumfang: horizontaler Körperumfang direkt unterhalb der Brüste

Der Unterbrustumfang gerundet auf ein Vielfaches von 5 ergibt die Unterbrustbandgröße des BHs, die Differenz zwischen Brustumfang und Unterbrustumfang bestimmt die Körbchengröße.

Unterbrustumfang (cm) Unterbrustmaß
63–67 65
68–72 70
73–77 75
78–82 80
83–87 85
88–92 90
93–97 95
98–102 100
103–107 105
108–112 110
Brustumfang minus
Unterbrustumfang (cm)
Körbchen
12–14 A
14–16 B
16–18 C
18–20 D
20–22 E
22–24 F
24–26 G
26–28 H

Die Bezeichnungen der Körbchengrößen sind alphabetisch beliebig erweiterbar.

Das europäische System hat gegenüber verschiedenen anderen Systemen einige Vorteile:

  • Der gemessene Unterbrustumfang entspricht (gerundet) direkt dem ersten Teil der BH-Bezeichnung
  • Die Körbchenbezeichnungen sind streng alphabetisch
  • Die Körbchengrößen sind etwas feiner abgestuft (2 cm statt 2,5 cm) als im angloamerikansichen Raum

Großbritannien

Das britische System basiert auf der Maßeinheit Zoll. Ist die Unterbrustweite in Zoll eine gerade Zahl, werden 4 Zoll addiert, bei einer ungeraden Zahl 5 Zoll. Die so ermittelte Zahl gibt die Unterbrustbandgröße an.

Die Körbchengröße wird im Gegensatz zum europäischen System nicht als Differenz zum Unterbrustumfang sondern zur Unterbrustbandgröße bestimmt. Ein Zoll Unterschied entspricht einem A-Körbchen, zwei Zoll einem B-Körbchen usw.

Die Körbchenfolge ist nicht streng alphabetisch wie im europäischen System, sondern enthält eine Fülle von Doppelbuchstaben, die jedoch eigenständige Größen kennzeichnen: AA - A - B - C - D - DD - E - F - FF - G - GG - H - HH - J - JJ - K - KK - L - LL - M - MM - N.

Nach unten gibt es im US-System noch eine AAA-Größe. Diese bezeichnet jedoch keine echte BH-Größe, sondern eine Brust, die kleiner als eine AA-Größe ist, so dass sich das Tragen eines Büstenhalters zu Stützzwecken erübrigt. Solche Modelle sind im Fachhandel kaum oder nur zu dekorativen Zwecken zu finden.

Beispiel:

Unterbrustumfang 75 cm = 30″ und Brustumfang 92 cm = 37″. Im europäischen System entspricht das der Größe 75C.

Zu den 30″ Unterbrustumfang werden 4″ addiert. Die Unterbrustbandgröße ist 34. Die Differenz von Brustumfang (37″) und Unterbrustbandgröße (34″) beträgt 3″, was einem C Körbchen entspricht. Die britische Größe ist 34C.

Vergleich der Körbchengrößen im britischen und europäischen System

USA

Das amerikanische Größensystem geht auf die 1930er Jahre zurück und ist damit historisch am ältesten; es ist weniger fein unterteilt. Es ist dem britischen System ähnlich, jedoch variiert die Zahl, die zum gemessenen Unterbrustumfang addiert werden muss, von Hersteller zu Hersteller. Körbchengrößen über D erhalten keine eigene Buchstabenbezeichnung sondern werden als DD, DDD=3D, DDDD=4D bezeichnet.

AUS, F, I, J, NZ

In allen Systemen sind die BH-Größen nach dem Schema Zahlenangabe (als Maß für einen Körperumfang) und Buchstabe (als Maß für die Cup-Größe) aufgebaut. Die Art der verwendeten Zahlenangabe ist länderspezifisch. Liegt eine systematisch unterschiedliche Berechnung zu Grunde (z. B. beim US-Maß), dann sind auch die Cup-Größen nicht mehr vergleichbar.

Italien

Das italienische Größensystem basiert auf dem amerikanischen. Allerdings ist das amerikanische Konfektionsmaß (Zoll) mit dem Faktor 2,54 in cm umzurechnen. Die Cups entsprechen einander (30 B amerikanisch ist genau 75 B italienisch). Zusätzlich ist ein vereinfachtes System im Umlauf, das teilweise auch bei Sportgrößen Verwendung findet. Hier sind den US-Konfektionsgrößen 30–52 direkt die Zahlen 1–12 zugeordnet.

Frankreich

Das französische Größensystem ist ähnlich dem internationalen. Allerdings entspricht die Zahlenangabe der französischen BH-Größe dem Brustumfang bei einem entsprechenden B-Cup, was nichts anderes bedeutet, dass zum internationalen Unterbrustmaß 15 cm zu addieren sind, die Cups entsprechen einander (75 B international ist genau 90 B französisch).

Japan

Die japanische Größe entspricht vom Prinzip der internationalen Größe, nur dass die Cup-Bezeichnung an erster Stelle steht. B75 japanisch ist 75 B europäisch.

Australien und Neuseeland

Das ozeanische System basiert auf dem amerikanischen. Den US-Konfektionsgrößen 30–52 werden die Größen 8–30 zugeordnet (jeweils in 2-Zoll-Schritten).

Übersicht der in verschiedenen Ländern benutzten BH-Größensysteme
Region Größen
USA 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50
International (D, EU, J) 60 65 70 75 80 85 90 95 100 105 110 115
Frankreich 75 80 85 90 95 100 105 110 115 120 125 130
Italien 70 75 80 85 90 95 100 105 110 115 120 125
Italien/Sport 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
Australien/Neuseeland 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28

Es ist zu beachten, dass die Bezüge nicht immer exakt sind, so steht z. B. die US-Größe 36 rechnerisch genau zwischen der internationalen Größe 75 und 80. Auch die Cup-Größen müssen sich nicht entsprechen, da die zugrundeliegenden Berechnungen differieren können.

Kritik am Größensystem und alternative Ermittlung der BH-Größe

Kritik am Größensystem bestehend aus Unterbrustumfang und Brustumfang

Dieses System ist nicht ohne Kritik. Die Angaben zur Messung in der entsprechenden Norm sind sehr ungenau. Auch die Angaben auf diversen Hersteller- und Händlerwebseiten sind entweder ungenau oder variieren in ihrer Empfehlung stark.

Bei der Messung des Unterbrustumfangs wird überwiegend empfohlen straff zu messen. Die Angaben reichen aber auch bis hin zu „Maßband fast zerreißen“. Wird keine Angabe gemacht, können viele Frauen von einem lockeren Anliegen des Maßbandes ausgehen. Somit entstehen Variationen von 5 % bis 20 %.

Bei Messung des Brustumfangs reichen die Empfehlungen von Messen im Liegen, über Messen bei hängenden Brüsten, zur Messung bei angehobenen Brüsten oder Messung in einem gut passenden BH. Eine weitere Erschwernis beim Finden der richtigen BH-Größe können neben unterschiedlich großen (asymmetrischen) Brüsten auch zeitlich begrenzte Schwankungen in der Brustgröße darstellen.

Faktoren mit Einfluss auf die Brustgröße

Zusätzlich ist der Atemzustand nicht standardisiert. Beim Einatmen wird ein deutlich größerer Umfang gemessen, als beim Ausatmen.

BH-Größen, die nach unterschiedlichen Messmethoden und bei unterschiedlicher Füllung der Lunge mit Luft ermittelt werden, variieren in mehreren Größen des Unterbrustbandes und noch deutlicher in der Körbchengröße.[1]

Hinzu kommt, dass die Anatomie des menschlichen Körpers nur begrenzt normierbar ist, deswegen bieten Tabellen nur Richtwerte und können das individuelle Körperempfinden nicht ersetzen.

Kritik an der Kennzeichnung der Hersteller

Ausgehend von Polen[2] und England[3] entwickelt sich auch in Deutschland[4] bei einer Gruppe Frauen die Überzeugung, dass die Unterbrustbänder der meisten Hersteller zu stark dehnbar sind, als dass sie bei der im Etikett angegebenen Größe dem Gewicht des Busens ausreichend Haltekraft entgegen setzen könnte.

Anders als vielfach angenommen, sollte die Hauptlast nicht von den Schulterträgern, sondern über das Rückenband aufgenommen werden. Rückenschmerzen resultieren nicht selten auch aus schlecht angepassten und zu wenig unterstützenden Büstenhaltern, insbesondere bei großen Brustgrößen.

Die Unterbrustbandgröße soll daher eine bis zu vier Stufen kleiner gewählt werden. Entsprechend muss die Körbchengröße erweitert werden, da diese nicht die absolute Brustgröße, sondern nur die Differenz zum Unterbrustband angibt.

Halbbrustumfang

Eine Methode zur Bestimmung der Körbchengröße basiert auf der Messung des Halbbrustumfangs[5] und umgeht somit die Schwierigkeiten bei der Differenz zwischen den beiden unabhängigen Messungen von Brustumfang und Unterbrustumfang.

Brustkorbumfang

Da bei der üblichen Messmethode an zwei verschiedenen Höhen des Rumpfes gemessen wird, der Umfang des Rumpfes zu den Schultern hin im Normalfall aber zunimmt, entsteht ein systematischer Fehler. Athletische Frauen mit ausgeprägt V-förmigem Oberkörper können so bei der traditionellen Bestimmung der BH-Größe einen zu großen Cup erhalten. Einige Messmethoden verwenden daher die Differenz zwischen Brustumfang und Brustkorbumfang (maximaler horizontaler Umfang gemessen bei normaler Atmung und aufrechter Haltung, das Bandmaß über die Schulterblätter, unter den Achseln und über die Brust) zur Ermittlung der Körbchengröße. Teilweise wird auch der Brustkorbumfang als direktes Maß für die Unterbrustbandgröße im britischen System verwendet.

Ermittlung der BH-Größe über die Passform

Die wohl sicherste Ermittlung der korrekten BH-Größe besteht darin, verschiedene Größen anzuprobieren. Dabei sollte wie folgt vorgegangen werden:[3]

  • Wahl des Unterbrustbandes so dass dieses im äußersten (weitesten) Haken geschlossen eng am Körper sitzt und sich am Verschluss nur wenige cm vom Körper wegziehen lässt. Zwei Finger sollten bequem zwischen Unterbrustband und Haut einmal um den Körper herum geschoben werden können um zu prüfen, dass das Unterbrustband nicht zu eng sitzt. Der BH kann hierzu auch mit den Körbchen auf dem Rücken geschlossen werden, um zu verhindern, dass zu kleine Körbchen den Eindruck erwecken, das Unterbrustband sei zu eng. Das Unterbrustband muss waagrecht um den Körper herumlaufen. Ist es im Rücken höher als unter der Brust, so ist dies ein Zeichen für eine zu große Unterbrustbandgröße.
  • Sobald die Unterbrustbandgröße gefunden ist, wird die Körbchengröße variiert. Beim Anziehen des BHs sollte die Frau sich etwas nach vorne lehnen, so dass die Brust beim Anziehen des BHs vollständig vom Körbchen umschlossen wird; sie kann auch während sie sich nach vorne beugt die Körbchen nach vorne ziehen und leicht hin und her bewegen, um die Brust gut in das Körbchen zu schieben. Für die Ermittlung der korrekten BH-Größe sind ungefütterte Bügel-BHs am besten geeignet. Die richtige Körbchengröße ist an folgenden Kriterien erkennbar:
    • Die Brust sollte das Körbchen vollständig ausfüllen, der Stoff darf keine Falten werfen (Falten am oberen Rand des Körbchens deuten auf ein zu großes Körbchen, Falten an der Körbchenspitze auf ein zu kleines Körbchen)
    • Die Bügel müssen die Brust ganz umfassen und sollen auf den Rippen (keinesfalls auf dem Brustgewebe) aufliegen. Die Bügelenden sollen unter den Armen etwa auf die Mitte der Achseln deuten. Ein zu kleines Körbchen erkennt man oft daran, dass die Bügel zwischen den Brüsten abstehen, anstatt flach auf dem Brustbein aufzuliegen.
    • Anschließend werde die Schulterträger gekürzt, um ein Rutschen des BHs unter dem Gewicht der Brüste nach unten zu verhindern. Die Schulterträger sollen straff auf den Schultern aufliegen, ohne einzuschneiden. Rutscht dabei das Unterbrustband im Rücken nach oben, so ist die Unterbrustbandgröße zu groß gewählt. Der obere Körbchenrand darf auch bei stark gekürzten Schulterträgern niemals in die Brust einschneiden, sollte dies der Fall sein, ist die Körbchengröße zu klein gewählt.

Bezeichnung der BH-Größen

Kreuzgrößen

Kreuzgrößen sind Größen, bei denen ein BH ebenfalls passen kann, insbesondere wenn ein Körpermaß zwischen den Standardgrößen liegt. Hierfür wird das Unterbrustmaß kleiner und der Cup größer, oder umgekehrt, das Unterbrustmaß größer und der Cup kleiner gewählt. Kreuzgrößen für 75 C sind 80 B und 70 D. Aufgrund der verschiedenen Schrittweiten bei Unterbrustmaß (5 cm) und Cup-Größe (2 cm) kann im Einzelfall meist nur in eine Richtung gewechselt werden, bei 70 D müsste der Brustumfang um 3 cm kleiner, bei 80 B um 3 cm größer als bei 75 C sein.

Doppelbuchstaben/Dreifachbuchstaben

Für Verwirrung bei BH-Größen sorgen durch Doppelbuchstaben gekennzeichnete Cup-Größen. Außer B und C konnten prinzipiell alle Buchstaben auch als Dopplungen auftreten, also AA (sprich: „A-A“), DD (sprich: „Doppel-De“), usw. Allerdings stellt im internationalen System heute nur AA eine eigenständige Größe dar, andere Doppelbuchstaben gibt es nicht mehr. Während der AA-Cup einen Cup kennzeichnet, das kleiner als ein A-Cup ist, bezeichneten alle anderen Doppel- bzw. Dreifachbuchstaben wie DD usw. einen Cup, der größer als der einfache Buchstabe war. Zuweilen wurden im Alltagsgebrauch die (Über-)Größen D, E und F auch als D, DD und DDD bezeichnet.

US-amerikanische Doppel- bzw. Dreifachbuchstaben bezeichnen hingegen auch heute noch eigenständige Größen.

Sonstiges

Rekord-BH

Der größte Büstenhalter, verzeichnet im Guinness Buch der Rekorde, wurde von Norma Stitz (lautmalerisch an „enormous tits“ angelehnter Künstlername) aus den USA getragen. Er hatte die US-Größe 56 WW bzw. die fiktive internationale Größe 140 Z. Das entspricht einer Unterbrustweite von 142 cm (56 Zoll) und einem Brustumfang von 203 cm (80 Zoll).

Größenangaben

  • Die Körbchen-Größe ist kein direktes Maß für die Brustgröße. Gleiche Differenzen der Umfänge von Brust und Unterbrust ergeben zwar gleiche Cup-Bezeichnungen, dennoch (bzw. deswegen) ist die Cup-Größe nur ein relatives Maß. Cups gleicher Bezeichnung fassen mit zunehmender Unterbrustgröße auch ein größeres Volumen, so ist trotz „gleichem“ Cup eine Brust mit 75 B effektiv kleiner als eine mit 85 B, bzw. kann ein von der Bezeichnung kleinerer Cup effektiv größer sein, als der nominal größere.
  • Die Größe DD existiert im europäischen System nicht. Im US-Amerikanischen System ist die Größe DD identisch zur Größe E, im britischen System ist das E-Körbchen eine Stufe größer als das DD-Körbchen.
  • Zwar wird der Brustumfang 90 (sog. Model-Maße „90-60-90“) oft mit Üppigkeit assoziiert und gilt weithin als Schönheitsideal, tatsächlich aber ist dieses Maß ohne Aussagekraft, kann es doch, je nach Unterbrustweite, den völlig unterschiedlichen Brust- und BH-Größen 70 D, 75 B oder 80 AA entsprechen.

Einzelnachweise

  1. Deirde E. McGhee, Julie R. Steele: How do respiratory state and measurement method affect bra size calculation. Br. J. Sports Med. doi:10.1136/bjsm.2005.025171
  2. Polnisches Forum LOBBY__BIUŚCIASTYCH
  3. a b Bravissimo (Britischer Händler, spezialisiert auf „Große Größen“ http://www.bravissimo.com/perfectfit/getting-the-perfect-fit/video.aspx
  4. Forum http://www.busenfreundinnen.net
  5. E. A. Pechter: A new method for determining bra size and predicting post augmentation breast size. Plast Reconstr Surg. 1998;102:1259-65, http://www.implantinfo.com/plastic_surgeons/pechter/new_bra_sizing_article_pechter.pdf

Film

  • Martina Treuter: Der Büstenhalter des Herrn Lindauer. Dokumentation zur Geschichte. D, 2008, 30 Min.

Siehe auch

Weblinks


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