Bösewichte

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Als Bösewichter (oder Bösewichte) bezeichnet man in fiktiven Geschichten, in der Literatur, im Film, oder in Computer- und Videospielen, die Widersacher des oder der Helden. Bösewichter sind in vielen Geschichten die Urheber des Geschehens.

Im Alltag wird der Begriff eher verharmlosend oder ironisch für Verbrecher jeglicher Art gebraucht. Es existieren zahlreiche Synonyme, darunter: Gauner, Halunke, Schuft, Schurke, Strolch, Übeltäter oder Spitzbube. Personifizierend werden auch nichtmenschliche Lebewesen oder Objekte als Bösewichter bezeichnet, etwa Krankheitserreger.

Snidely Whiplash – ein typischer Bösewicht

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Mittelalter und frühe Neuzeit

Im mittelalterlichen Theater treten oft der leibhaftige Teufel oder der Antichrist als Verkörperungen des Bösen auf. Diese Symbolfiguren erfahren seit dem Spätmittelalter eine zunehmende Vermenschlichung. Im 16. Jahrhundert ist der Vice eine populäre Figur des englischen Theaters. Auch Johann Faust ist in frühen literarischen und theatralischen Versionen des Fauststoffs ein ausgesprochener Bösewicht.

Literatur

Bereits in der frühen neuzeitlichen Literatur existieren Ansätze zu einer Reflexion der Problematik. Als Beispiel lässt sich William Shakespeares Macbeth anführen. Die Titelfigur wird zunächst als mutiger, heldenhafter Krieger und Anführer des schottischen Heers dargestellt, der eine Vielzahl positiver, uneigennütziger Tugenden in sich zu vereinen scheint. Nach einer Begegnung mit drei Hexen, die ihm eine spätere Regentschaft als schottischer König prophezeien, und nicht zuletzt durch den tatkräftigen manipulativen Einfluss seiner Frau werden Ambitionen in ihm wach, die ihn dazu verleiten, den unschuldigen, großherzigen König Duncan im Schlaf zu ermorden. Macbeth verstrickt sich in eine Mordserie, da es nun gilt, potenzielle Zeugen und Thronfolger aus dem Weg zu räumen. Nach seiner Krönung zum Staatsoberhaupt übt er eine willkürliche Gewaltherrschaft aus, um die Erhaltung seiner Macht zu sichern. Insgesamt hat sein Handeln die Züge eines typischen Bösewichts angenommen.

Shakespeare zeigt so, dass die Entstehung unmoralischer Tendenzen in einem Individuum nicht zwangsläufig die Folge einer selbstständigen Entscheidung zum unmoralischen Handeln ist, sondern dass durch unkontrollierte Ambition und manipulative äußere Einflüsse selbst ein besonders tugendhafter Mensch vor dem Verderben nicht bewahrt ist.

Film

Neben stereotypen, klischeehaft gezeichneten oder gar karikaturhaften Vertretern gibt es viele herausragende Beispiele für Filmbösewichter, die den jeweiligen Helden ebenbürtig sind, oder deren Motivlage nachvollziehbar ist. Berühmte Beispiele sind der Kannibale Hannibal Lecter in Das Schweigen der Lämmer, der psychopathische Frauenmörder Norman Bates in Psycho, der von der „Dunklen Seite der Macht“ verführte Darth Vader in Krieg der Sterne, der wahnsinnige Schriftsteller Jack Torrence in Shining, der sadistische Zahnarzt Dr. Szell in Der Marathon-Mann. „Hannibal Lecter den Inbegriff des Bösen zu nennen, hilft den Menschen, sich moralisch einzusortieren auf eine Weise, die den Geschäftsinteressen von McDonald’s oder Burger King nicht zuwider läuft“, so Murray Pomerance.[1] KZ-Kommandant Amon Göth (Schindlers Liste) oder Serienmörder Fritz Haarmann (Der Totmacher) sind leider nicht erfunden.

Darstellung von Bösewichtern

Es gibt verschiedene Arten der Darstellung von Bösewichtern. Oft wird ein Bösewicht als ein dunkler Herrscher dargestellt, der ein pompöses Anwesen bewohnt. Ein Beispiel dafür ist J. R. R. Tolkiens Der Herr der Ringe, in dem der Bösewicht Sauron ein dunkler Herrscher ist, der in seinem schwarzen Turm (Barad-dûr) residiert.

Häufig werden Bösewichter aber nicht als menschliche Wesen, sondern als Monster oder Dämon dargestellt.

Nicht sehr häufig ist es, dass die Bösewichter körperlich überhaupt nicht in Erscheinung treten, sondern nur ihr Wirken gezeigt wird, wie z. B. die Menschen im Film Bambi von Walt Disney. Manche treten zwar in Erscheinung, werden aber bedrohlicher dargestellt, indem man das Gesicht nicht sieht.

Arten von Bösewichtern

Der Böse Doppelgänger

Viele Helden haben ein böses Spielgelbild, welches das Gegenteil von ihm darstellt oder werden mit einem schlechten Zwillingsbruder gestraft. Beispiele dafür sind Superman (Bizarro) und Spiderman (Venom).

Der verrückte Wissenschaftler

typischer verrückter Wissenschaftler

Der verrückte Wissenschaftler (engl.: „Mad scientist“) gehört zu den Figuren in Film und Literatur, die leicht dazu neigen, dem Bösen zu verfallen. Oftmals liegt das Miss- oder Nichtverstehen einer „weltbewegenden“ Erfindung vor, was ihn dazu zu bringt, die „Banausen“ gewaltsam vom Gegenteil zu überzeugen. Bei dieser Art Überzeugungsarbeit geht der verrückte Wissenschaftler auch über Leichen. Oft hält sich der verrückte Wissenschaftler für so genial, dass er die Weltherrschaft erlangen will – natürlich nur zum Wohl aller Menschen (die das aber gar nicht schätzen und ihn erfolgreich bekämpfen).

Verschiedene tragische „verrückte Wissenschaftler“, wie z. B. „Dr. Jekyll“ oder „Victor Frankenstein“, schufen in ihrer Besessenheit Monster, die entweder an ihrer Stelle morden oder gegen ihren Willen mordend durch die Gegend ziehen. Im Endergebnis wird sowohl der Wissenschaftler als auch die von ihm erschaffene Kreatur vom Helden der Geschichte getötet – oder der Wissenschaftler erkennt doch noch seine Verfehlung und tötet sich und/oder die Kreatur selbst.

Rächende Bösewichte

Es gibt ebenfalls Bösewichte, die in ihrer Vergangenheit schlecht behandelt wurden, oder ein anderes schreckliches Schicksal erlitten, durch eine Person die dem Helden gleicht oder selbst der Held ist. Beispiele wären hier General Grievous aus einem Star-Wars-Film, dessen Planet in einer Erzählung von den Jedi-Rittern nicht gerettet wurde, und das Phantom der Oper, welches von der Welt in sein Versteck unter der Oper verbannt wurde.

Kriegsherren und Diktatoren

Es gibt Bösewichter, die aus Machtgier z. B. Königreiche an sich reißen und darüber herrschen wollen. Beispiele dafür sind Sauron (aus Herr der Ringe). Imperator Palpatine (aus Star Wars) und Freezer (aus Dragon Ball). Vorbild für diese Bösewichter sind Diktatoren wie Adolf Hitler und Josef Stalin.

Handlanger

Oft sind diese Bösewichter nur Handlanger einer weiteren, viel mächtigeren Figur (Ober- oder Hauptbösewicht). Dieser Charakter tritt oft lange Zeit hinter seinen Handlanger zurück und tritt erst gegen Ende der Geschichte auf, beispielsweise die meisten Gegner in James-Bond-Filmen. In manchen Filmen wird der Handlanger zuerst als Hauptbösewicht verstanden. Beispiele dafür sind Darth Vader (aus Star Wars), wobei dieser nur als Handlanger dient, weil er seinem Leben keinen anderen Sinn abverlangen kann, und Beruga (aus Terranigma), welcher nur ein Gehilfe des Teufels ist.

Es kommt auch vor, dass solche Handlanger in der Geschichte zunächst als böse dargestellt werden, es sich aber im Lauf der Zeit herausstellt, dass sie noch einen guten Kern besitzen. Beispiele sind Darth Vader (aus Star Wars) sowie Severus Snape (aus Harry Potter).

Geisteskranke

Es gibt eine Reihe von Bösewichtern, die überhaupt keinen Grund für ihre Taten haben, bzw. der Grund wird in den erzählten Geschichten nicht offenbart. In solchen Fällen hat es der „Gute“ anfangs überaus schwer, einen Ansatzpunkt für das Handeln gegen den Bösewicht zu finden. Er kennt die Gründe für das Morden und die Zerstörungen des Bösewichtes nicht. Beispiele für solche Bösewichter sind Pennywise (aus Es) und Edward Hyde (aus Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde).

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Murray Pomerance: Bad: Infamy, Darkness, Evil, and Slime on Screen. State University of New York Press, Albany 2004, ISBN 0791459403, S. 7 (http://books.google.com/books?id=Po5Z4wDu8rgC ; Calling Hannibal Lecter an epitome of evil is a way to help people organize themselves morally in a way that doesn't jeopardize the plans of MacDonald's and Burger King.). 

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