Der Marathon-Mann

Der Marathon-Mann
Filmdaten
Deutscher Titel Der Marathon-Mann
Originaltitel Marathon Man
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1976
Länge 125 Minuten
Altersfreigabe FSK 16
Stab
Regie John Schlesinger
Drehbuch William Goldman
Produktion Sidney Beckerman,
Robert Evans
Musik Michael Small
Kamera Conrad L. Hall
Schnitt Jim Clark
Besetzung

Der Marathon-Mann ist ein Film von Regisseur John Schlesinger, gedreht im Jahr 1976 in den USA. Der Film basiert auf einem Roman von William Goldman.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Babe Levy, ein Student der Geschichte in New York, bereitet sich auf seine Doktorarbeit vor. Darin will er sich auch mit der McCarthy-Ära befassen, der sein Vater zum Opfer gefallen ist. Dieser ertrug die Verfolgungen durch das „Komitee für unamerikanische Umtriebe“ nicht und beging Selbstmord. Nebenbei trainiert Babe für einen Marathon-Lauf, sein Vorbild ist der äthiopische Olympiasieger Abebe Bikila.

Währenddessen setzt eine harmlose Fahrzeugpanne eine Kette von Ereignissen in Gang. Als der Wagen eines Rentners in einer engen Straße stehen bleibt, beginnt ein ungeduldiger zweiter Rentner hinter ihm zu hupen. Als der vordere Rentner um Geduld bittet („langsamer“), erkennt der hintere Rentner daran den Deutschen und beschimpft ihn (nur im Originalton erkennbar) auf Jiddisch – was der Deutsche wiederum mit einem zornigen „Jude!“ beantwortet. Es entbrennt ein Streit, den beide mit ihren Fahrzeugen in einer bizarren Verfolgungsjagd austragen und der für beide tödlich endet, als sie in einen Tanklastzug rasen. Der junge Student Babe Levy, der beim Marathontraining die brennenden Fahrzeuge aus der Ferne sieht, ahnt nicht, wie sehr ihn dieser Unfall noch betreffen wird.

Denn der tote Deutsche ist der Bruder des nach dem Zweiten Weltkrieg nach Uruguay geflohenen, gesuchten KZ-Arztes Christian Szell. Szell, gelernter Zahnarzt, hatte im KZ jüdischen Gefangenen ihre mühsam geretteten Diamanten abgepresst. Seit seiner Flucht lagern sie in einem New Yorker Schließfach, aus dem ihn sein Bruder mittels Kurieren regelmäßig mit Diamanten nach Bedarf versorgte. Dessen Tod hat diese Versorgungskette unterbrochen, Szell muss reagieren. Er beschließt, die Diamanten selbst abzuholen. Die Kuriere sind nunmehr für ihn ein Sicherheitsrisiko geworden.

Doc, der Bruder des Marathonläufers Babe, war einer der Kuriere für Szell. In Paris entkommt er knapp einem Sprengstoffattentat und dem Anschlag des Killers Chen in seinem Hotel. Als er Post von Babe bekommt, macht auch er sich auf nach New York. Babe hat Doc in diesem Brief von einem merkwürdigen Überfall berichtet. Der Marathonläufer hat in der Bibliothek die Schweizerin Elsa Opel kennen und lieben gelernt. Doch beide wurden im Central Park überfallen. Die Täter, Karl und Erhard, sind Helfer Szells. Doc beschließt, Szell in New York zur Rede zu stellen.

In New York angekommen, lädt Doc zunächst Babe und Elsa zum Essen ein, fragt sie charmant aus – und entlarvt die vorgebliche Schweizerin als Deutsche. Elsa stürzt davon, Babe folgt ihr – Doc bleibt im Lokal zurück und geht anschließend zum Treffen mit Szell. Es kommt zum Streit, Szell verwundet Doc mit einem Springmesser, welches er unter seinem Mantelärmel verborgen hat, tödlich und flieht. Doc kann sich noch in die Wohnung seines Bruders retten, stirbt dort aber, ohne noch etwas zu sagen.

Der zwielichtige Peter Janeway übernimmt die Ermittlungen. Er teilt Babe mit, dass er Doc kannte und beide für eine geheime Regierungsagentur tätig seien. Er will wissen, ob der sterbende Doc Babe noch etwas mitgeteilt hätte, Babe kann ihm aber nichts sagen. Janeway fragt Babe, ob er sich als Köder für die Mörder seines Bruders zur Verfügung stellen würde, denn diese würden sicher annehmen, dass Doc noch eine Botschaft übermittelt hätte. Babe willigt ein. Als die Polizisten gehen, steigt er ermattet in die Badewanne, hört dann plötzlich Einbrecher und wird von Szells Helfern entführt.

Babe wird auf einem Zahnarztstuhl festgeschnallt und Szell betritt den Raum. Die Zahnarztinstrumente liegen ausgebreitet vor Babe auf einem Tisch. Ohne weitere Erklärungen fragt Szell immer wieder stereotyp „Is it safe?“ („Sind sie außer Gefahr?“ in der deutschen Synchronisation). Da Babe darauf keine vernünftige Antwort weiß, nimmt Szell schließlich seine Zahnarztutensilien zur Hand und beginnt, Babes Zähne zu untersuchen. Er entdeckt ein Loch in einem Zahn, wobei Babe einen Schmerzschrei von sich gibt. Szell beginnt, da er den Antworten Babes keinen Glauben schenkt, schließlich damit einen gesunden Zahn mit dem Zahnarztbohrer anzubohren. Als Babe nach der Folterung in eine Zelle geführt wird, taucht plötzlich Janeway auf, rettet Babe und fährt mit ihm im Auto davon.

Er enthüllt Babe, dass Doc für die Agentur eben jene Kurierdienste übernahm, durch die Szell die Diamanten zu Geld machen konnte. Das Motiv der Agentur: Im Gegenzug verriet Szell die Aufenthaltsorte anderer Nazigrößen, die nach dem Krieg untergetaucht waren. Jetzt suche man Szell. Babe teilt ihm aufgeregt mit, Szell sei bereits in New York. Erneut fragt Janeway nach Docs letzten Worten, erhält keine befriedigende Antwort und fährt mit Babe wieder bei der Lagerhalle vor, aus der er ihn gerade gerettet hat. Er übergibt den entgeisterten Babe an Szell – der jetzt beginnt, mit einem Zahnarztbohrer einen gesunden Zahn von Babe anzubohren. Nach dieser Folter lässt Szell von Babe ab („Wenn er etwas wüsste, hätte er es jetzt gesagt.“). Janeway teilt Szell mit, dass er künftig nicht mehr unter dem Schutz der Agentur stünde und das Land zu verlassen hätte, sobald er seine Diamanten abgeholt hätte.

Als Szells Helfer Babe wegbringen, gelingt ihm Dank seines Trainings als Marathonläufer - das es ihm ermöglicht, seine Erschöpfung und seine bei der Folter erlittenen Verletzungen auszublenden und zur Überraschung seiner Peiniger plötzlich loszurennen - die Flucht. Da seine Wohnung von Janeway und Szells Helfern observiert wird, lässt Babe dort einen Nachbarn einbrechen, der ihm Kleidung und die alte Pistole bringt, mit der sich sein Vater erschossen hat. Er kontaktiert Elsa und lässt sich von ihr zu einem alten, verlassenen Haus bringen. Babe erkennt, dass auch sie für Szell arbeitet. Als Janeway, Karl und Erhard am Haus eintreffen, kommt es nach einem kurzen Wortwechsel, bei dem Babe den Aufenthaltsort von Szell erfährt, zum Feuergefecht. Babe schießt Karl an, Janeway erschießt Karl und Erhard mit dem Hinweis, man hätte ihnen nicht trauen können. Als Babe das Haus verlässt, tötet Janeway Elsa, woraufhin Babe Janeway erschießt.

Szell versucht inzwischen, den Wert der Diamanten, die er abholen will, bei einem Juwelier schätzen zu lassen. Dabei wird er jedoch von zwei ehemaligen KZ-Insassen, einer Frau und einem Mann, als KZ-Zahnarzt („der weiße Engel“) erkannt. Während die Frau, die ihn aufgeregt verfolgt, beim Überqueren der Straße von einem Auto angefahren wird, spricht der Mann Szell an („Jetzt weiß ich, wer du bist, du Mörder“). Szell bringt den Mann mit seinem Springmesser um und flieht mit einem Taxi. Kurz nach dem Abholen der Diamanten aus einem Bank-Schließfach wird Szell von Babe vor der Bank abgefangen. In einer Pumpanlage beim Central Park kommt es zum „Showdown“. Szell versucht, Babe mit den Diamanten zu kaufen, dieser wiederum will Szell mit vorgehaltener Waffe zwingen, die Diamanten zu verspeisen. Beim folgenden Handgemenge wirft Babe die Diamanten ins Wasser. Szell will die Steine retten, stürzt dabei eine Treppe herunter und verletzt sich mit seinem eigenen Springmesser tödlich.

Auszeichnungen

  • Laurence Olivier wurde für die Rolle des Szell 1977 für den Oscar (beste männliche Nebenrolle) nominiert. Den Golden Globe konnte er für diese Leistung 1977 gewinnen.
  • Für den Golden Globe waren nominiert: Regisseur John Schlesinger, Dustin Hoffman, Marthe Keller und Drehbuchautor William Goldman.

Kritiken

„[…] Spionagethriller, oberflächlich spannend, aber auch sehr brutal.“

Lexikon des internationalen Films

„John Schlesingers elegant fotografierter Thriller war einer der großen Kassenerfolge der 70er Jahre und spielte kurz nach seinem Start bereits 16 Millionen Dollar ein. Der Marathon-Mann ist freilich auch ein Film mit überaus unbequemen und alptraumhaften Szenen. […] Wie in keinem anderen Reißer unterstreicht das Flair der pulsierenden Millionenmetropole New York die bedrohliche Atmosphäre dieses Films. […] Laurence Olivier wurde für seine wahrhaft teuflische Darstellung als Bester Männlicher Nebendarsteller für den Oscar vorgeschlagen.“

Jens Golombek (jg): Das große Film-Lexikon: Alle Top-Filme von A – Z, Band IV, Seite 1875

„Olivier – als das personifizierte Böse – und Hoffman sind hervorragend.“

Leonard Maltin: TV Movies und Video Guide

Literatur

  • William Goldman: Der Marathon-Mann. Bastei-Lübbe, Berg. Gladbach 1986, ISBN 3-404-13056-1.
  • Manthey, Dirk u. a. (Hrsg.): Das große Film-Lexikon: alle Top-Filme von A - Z. Verl.-Gr. Milchstraße, Hamburg 1995-, ISBN 3-89324-126-4 (Zweite Aufl., Überarb. u. erw. Neuausg.).

Weblinks


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