9. Armee (Rote Armee)

9. Armee (Rote Armee)

Die 9. Armee war ein militärischer Verband der Roten Armee im Zweiten Weltkrieg, die von 1939 bis 1943 aktiv war. Später war sie im Kalten Krieg von 1966 bis 1989 aktiv.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Zweiter Weltkrieg

Die Armee wurde erstmals 1939 im Leningrader Militärbezirk aufgestellt und nahm ab November dieses Jahres am Winterkrieg gegen Finnland teil. Sie griff dabei das Finnische Hügelland an und stand zwischen der 8. Armee im Süden und der 14. Armee im Norden. Zwei Divisionen der Armee, die 163. Schützendivision und die 44. motorisierte Schützendivision, wurden in der Schlacht von Suomussalmi vernichtet.

1940 nahm die Armee an der Besetzung Bessarabiens und der Nordbukowina teil. 1941 wurde die Armee vor Beginn des Deutsch-Sowjetischen Kriegs vorübergehend als 9. selbständige Armee bezeichnet. Sie war mit drei Schützen-, einem Kavallerie- und zwei Mechanisierten Korps die größte Armee an der Westgrenze der Sowjetunion vor dem deutschen Überfall am 22. Juni 1941. Ihre Aufgabe war die Verteidigung Bălțis, Chișinăus und Odessas. Am 25. Juni 1941 wurde im Odessaer Militärbezirk aus der Armee die Südfront unter Iwan Tjulenew gebildet, die Armee selbst bestand unter der Bezeichnung 9. Armee weiter.

Ihre erste Feindberührung hatte die Armee, als die deutsche 11. Armee unter Eugen von Schobert die Nahtstelle zwischen ihr und der 18. Armee angriff. Der deutsche Angriff fiel nördlich von Iași auf das XXXXVIII. Schützenkorps unter Malinowski, das Bălți bewachte. Tjulenew ordnete einen Gegenangriff an, an dem auch das II. Kavalleriekorps und das II. Mechanisierte Korps aus der Frontreserve beteiligt waren. Zusätzlich bildete er aus drei aus den Korps der Armee herausgezogenen Divisionen die Küstengruppe, die das Ostufer des Pruth, das Nordufer der Donau und die Schwarzmeerküste verteidigen sollte. Aus ihr entstand später die Selbständige Küstenarmee.

Anfang August befand sich die 9. Armee im Rückzug auf Nikolajew und überquerte bis zum 17. August den Fluss Ingulez, um eine neue Verteidigungsstellung am Dnepr zu beziehen. Die Küstengruppe zog sich zu dieser Zeit auf Odessa zurück. Anfang Oktober zog sich die 9. Armee auf Taganrog zurück, nachdem ein Versuch der drei Armeen der Südfront, eine Linie zwischen Pawlograd und dem Asowschen Meer zu halten, durch den Einsatz der neuformierten 1. Panzerarmee unter Ewald von Kleist in der Schlacht am Asowschen Meer vereitelt worden war, die 9. Armee wurde dabei fast vernichtet.

Nach dem Verlust von Rostow am Don trat die 9. Armee am 17. November als Teil eines von Timoschenko geplanten Gegenangriffs der Süd- und Südwestfront zum Angriff an. Bis zum 29. November hatten die 9. und 56. Armee den Feind zurückgeschlagen und Rostow war wieder in sowjetischer Hand. Die 9. Armee wurde danach der strategischen Reserve Timoschenkos zugeteilt und auf eine neue Offensive vorbereitet. Diese begann im Januar 1942 und führte zu einem sowjetischen Einbruch in die deutsche Front am Donez, bevor deutsche Gegenschläge zu ihrer Einstellung führten.

Die 9. Armee spielte später eine Nebenrolle während der Zweiten Schlacht um Charkow im Mai 1942, indem sie einen Frontvorsprung bei Isjum sicherte. Hier geriet sie in den deutschen Gegenangriff Unternehmen Fridericus und erlitt dabei schwere Verluste. Die 9. und 57. Armee wurden bei Isjum von der deutschen 1. Panzer- und 17. Armee eingeschlossen und verloren zusammen 200.000 Mann.

Als Teil der Nordkaukasus- und Transkaukasusfront kämpfte die Armee dann im Sommer 1942 in der großen Donschleife und im Kaukasus. Im November 1943 wurde das Armeeoberkommando aufgelöst und die unterstellten Truppen anderen Verbänden zugeteilt.

Kalter Krieg

Die 9. Armee wurde 1966 im Transkaukasischen Militärbezirk mit Hauptquartier in Kutaissi, Georgische SSR, wieder aufgestellt. 1989 wurde sie durch Umwandlung in das 31. Armeekorps wieder aufgelöst. Dieses wiederum wurde 1993 aus Georgien abgezogen.

Kommando

  • Generaloberst Ja.T. Tscherewitschenko (Juni–September 1941),
  • Generalmajor F.M. Charitonow (September 1941–Mai 1942),
  • Generalmajor P.M. Koslow (Mai–Juni 1942),
  • Generalleutnant A.I. Lopatin (Juni 1942),
  • Generalmajor F.A. Parchomenko (Juli–August 1943),
  • Generalmajor K.A. Korotejew (September 1942–Februar 1943),
  • Generalmajor W.W. Glagoljew (Februar–März 1943),
  • Generalmajor K.A. Korotejew (März–Mai 1943),
  • Generalleutnant A.I. Lopatin (Juni 1943),
  • Generalmajor A.A. Gretschko (Juni–Oktober 1943).

Gliederung

22. Juni 1941

  • XIV. Schützenkorps (Generalmajor D.G. Jegerow)
    • 25. Schützendivision
    • 51. Schützendivision
  • XXXV. Schützenkorps (Brigadegeneral I.F. Daschitschew)
    • 95. Schützendivision
    • 176. Schützendivision
  • XXXXVIII. Schützenkorps (Generalmajor Rodion Jakowlewitsch Malinowski)
    • 30. Gebirgsschützendivision
    • 74. Schützendivision
    • 150. Schützendivision
  • II. Kavalleriekorps (Generalmajor P.A. Below)
    • 5. Kavalleriedivision
    • 9. Kavalleriedivision
  • II. Mechanisiertes Korps (Generalmajor J.W. Nowosetski)
    • 11. Panzer-Division
    • 16. Panzer-Division
    • 15. Motorisierte Schützendivision
  • XVIII. Mechanisiertes Korps (Generalmajor P.V. Woloch)
    • 44. Panzer-Division
    • 47. Panzer-Division
    • 218. Motorisierte Schützendivision

1. Januar 1942

  • 30., 51., 317., 339. Schützendivision
  • 23 mot.Schützenregiment (NKWD)
  • 6. Panzerbrigade

1. Juli 1942 (Südwestfront)

  • 51., 81., 106., 140., 255., 296., 318., 333. Schützendivision
  • 5. Kavalleriekorps (30., 34., 60. Kavalleriedivision)
  • 12. Panzerbrigade

1. Februar 1943 (Nordkaukasusfront)

  • 9. Schützenkorps (43., 157., 256. Schützenbrigade)
  • 11. Gardeschützenkorps (7., 34., 57. Schützenbrigade, 8. Gardeschützenbrigade)
  • 11. Schützenkorps (19., 84., 131. Schützenbrigade)
  • 207. Panzerbrigade

1. Juli 1943 (Nordkaukasusfront)

  • 9. Schützenkorps (34., 43., 157., 256. Schützenbrigade)
  • 11. Schützenkorps (19., 57., 84., 131. Schützenbrigade)
  • 276., 351. Schützendivision

Quellen

  • John Erickson: The Road to Stalingrad. Cassel, 2003.
  • David M. Glantz: Colossus Reborn. The Red Army at War, 1941–1943. University of Kansas Press, Lawrence 2005, Band II.
  • Robert Kirchubel: Unternehmen Barbarossa, Oxford 2003.

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