Am Brunnen vor dem Tore (Film)

Am Brunnen vor dem Tore (Film)
Filmdaten
Originaltitel Am Brunnen vor dem Tore
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1952
Länge 92 Minuten
Altersfreigabe FSK 12
Stab
Regie Hans Wolff
Drehbuch Bobby E. Lüthge,
Rudolf Dortenwald
Produktion Kurt Ulrich
für Berolina-Film
Musik Willy Schmidt-Gentner
Kamera Kurt Schulz
Schnitt Margarete Steinborn
Besetzung

Am Brunnen vor dem Tore ist ein deutscher Heimat- und Kriminalfilm von Hans Wolff aus dem Jahr 1952.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Die Vagabunden Tünnes, Nachtigall und Hans kommen auf ihrer Wanderung in einen kleinen Ort, wo sie das erstbeste unbewohnte Haus als Schlafstatt nutzen. Als der Hausbesitzer Georg Straaten unvermutet von einer längeren Reise zurückkommt, sind die Vagabunden froh, nicht verhaftet, sondern im Gasthof der jungen Inge Bachner als Hilfspersonal angestellt zu werden. Inge steht kurz vor der Wiedereröffnung ihres Gasthauses, das seit Kriegsende als Offiziersmesse von den Engländern genutzt worden war und das sie nun zurückerhalten hat. Inge jedoch hat private Sorgen, da ihr Bruder Erich als Gemäldedieb verhaftet worden war, geflüchtet ist und seitdem von der Polizei gesucht wird. Sie glaubt an Erichs Unschuld.

Inge wird von Georg Straaten umworben, ist jedoch mit dem Engländer Robert Murphy verlobt, der schon seit Monaten in London lebt und ihr seitdem nicht mehr geschrieben hat. Sie weiß nicht, dass Georg Roberts Briefe abfängt. Neu im Dorf ist zudem der Tankstellenwärter Kurt, der sich ebenfalls in Inge verliebt und dessen Liebe sie zaghaft erwidert. Robert jedoch kehrt überraschend aus England zurück und will seine Verlobte mit in sein Heimatland nehmen. Es stellt sich heraus, dass Kurt im Krieg Robert das Leben gerettet hat – beide Männer werden Freunde und Kurt gibt Inge nun für Robert auf. Gleichzeitig deckt er immer wieder Inges Bruder Ernst, der sich in der Gegend aufhält und von dessen Unschuld er überzeugt ist.

Eines Tages kommt Erich zu Kurt und berichtet ihm, dass er endlich den wahren Schuldigen des Kunstraubs gefunden hat: Es war Georg Straaten. Kurt findet bei Georg das gesuchte Gemälde, das eine Frau zeigt, die verblüffende Ähnlichkeit mit Inge hat. Kurt erkennt, dass Georg das Gemälde haben wollte, da Inge nie seine Liebe erwidert hätte. Georg bittet sich von Kurt noch eine kurze Zeit außer Haus aus. Er nimmt am Festspiel des Ortes Teil, das er regelmäßig organisiert. Ein Herrscher fällt dabei im Ort ein, wird jedoch von einer jungen Frau zum Rückzug bewegt, die eine Kinderschar anführt. Zum ersten Mal nimmt Georg die Rolle des Herrschers ein, weil er weiß, dass Inge die junge Frau darstellt, die ihn um Gnade anflehen wird. Statt am Ende planmäßig eines der Kinder zu sich zu nehmen und zu küssen, küsst Georg Inge. Anschließend kehrt er in sein Haus zurück, wo Kurt auf ihn wartet. Im Nebenzimmer nimmt sich Georg mit der Pistole das Leben.

Erich ist nun ein freier Mann. Robert will Inge heiraten, auch wenn sie darüber nicht glücklich ist. Kurz vor der Abreise nach England spielen die drei Vagabunden für sie das Volkslied Du, du liegst mir am Herzen und Inge eilt weinend auf ihr Zimmer. Robert erkennt, dass Inge Kurt liebt und überlässt sie ihm. Er reist gemeinsam mit seiner Familie ab und auch die drei Vagabunden entscheiden sich, erneut auf Wanderschaft zu gehen.

Produktion

Die Straße am Wörnitztor ist im Film Schauplatz des Dinkelsbühler Festspiels

Im Vorfeld der Dreharbeiten kam es zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung zwischen der Möwe-Film (im Verleih der Gloria) und der Berolina-Film um die Filmtitelrechte. Anfang 1952 hatte Sonja Ziemann öffentlich angekündigt, von der Berolina produziert einen Film unter dem Titel Am Brunnen vor dem Tore drehen zu wollen. Da sie vergessen hatte, die Gebühr für die Filmtitelregistrierung der FSK zu zahlen, ließ stattdessen der Inhaber der Möwe-Film Erwin Simon den Titel im Titelregister eintragen. Im August 1952 begann Hans Deppe mit den Dreharbeiten für das Remake von Ferien vom Ich. Da vom Original aus dem Jahr 1934 noch Kopien zum Kauf existierten, beschloss man die Umbenennung des Films in Am Brunnen vor dem Tore. Das Landgericht München „sah in der Titelbenutzung des Gloria-Verleihes einen Versuch unlauteren Wettbewerbes“ und sprach Sonja Ziemann „die ausschließliche Verwendung des Volksliedanfangs Am Brunnen vor dem Tore als Filmtitel“ zu.[1] Die einstweilige Verfügung Erwin Simons gegen das Urteil wurde abgewiesen, sodass der Deppe-Film schließlich unter dem Titel Ferien vom Ich erschien.

Die Dreharbeiten für Am Brunnen vor dem Tore fanden vom 6. Oktober 1952 bis zum 6. November 1952 in Dinkelsbühl statt. Für den Film fanden auch Originalaufnahmen aus dem Dinkelsbühler Festspiel Kinderzeche Verwendung. Die Innenaufnahmen wurden im Film-Studio Berlin-Tempelhof gedreht. Der Film erlebte am 18. Dezember 1952 in den Stuttgarter Palast-Lichtspielen seine Premiere.

Im Film sind zahlreiche Volkslieder enthalten, darunter:

Es spielen unter anderem das Mundharmonika- und Akkordeonorchester „Stern“, die „Berliner Lautengilde“ und die Dinkelsbühler Knabenkapelle.

Kritik

Der Spiegel nannte den Film 1953 Bobby E. Lüthges „bisher dünnste… Story[, die] durch Einbau eines Lautenspieler- und Mundharmonika-Wettbewerbs und eines Dinkelsbühler Heimatspiels die nötige Gemütsspritze [erhält]. Schwarzwaldmädel letzte Wahl.“[2]

Das Lexikon des Internationalen Films bezeichnete den Film 1990 als „sentimentale ‚Heimatfilm‘-Mixtur aus Folklore, Militäroperette und Kriminalhandlung um einen Verbrecher aus Liebe – vor der Kulisse von Dinkelsbühl.“[3] In der Neuauflage des Lexikons 2001 wurde Am Brunnen vor dem Tore als „kitschiger Heimatfilm mit aufgesetzter Scheinmoral, stümperhaft inszeniert“ bezeichnet.[4]

Cinema kritisierte „die Trachtenträger, die hier an jeder Ecke ihr Liedgut darbieten. Fazit: Volksmusik-Hitparade mit Rahmenhandlung.“[5]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Titel-Streit. Am Brunnen vor dem Tore. In: Der Spiegel, Nr. 39, 1952, S. 31–32.
  2. Neu in Deutschland: Am Brunnen vor dem Tore. In: Der Spiegel, Nr. 2, 1953, S. 30.
  3. Klaus Brüne (Hrsg.): Lexikon des Internationalen Films. Band 1. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1990, S. 110.
  4. Vgl. zweitausendeins.de
  5. Vgl. cinema.de

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