CRB-Index

CRB-Index

Der Reuters/Jefferies CRB Index (RJ/CRB) ist ein Rohstoffindex, der 19 verschiedene Futures umfasst, die an Warenterminbörsen gehandelt werden. Er wurde erstmals 1957 vom Commodity Research Bureau (CRB) in den USA berechnet. Der Index ist der weltweit älteste Rohstoffindex, auf den Finanzprodukte emittiert werden.

Inhaltsverzeichnis

Konzept

Anzahl der Rohstoffe
im CRB Index
Jahr Terminmarkt Spotmarkt
1957 26 2
1961 25 2
1967 26 2
1971 27 2
1973 28 0
1974 27 0
1983 27 0
1987 21 0
1992 21 0
1995 17 0
2005 19 0

Der CRB Index wurde 1957 eingeführt und ist seitdem mehrmals umgestaltet worden. Enthielt er anfangs noch 28 Komponenten, so sank deren Anzahl bis 1995 auf 17. Für jeden Rohstoff ging in die Berechnung jeweils der Durchschnitt der Futures-Preise von mehreren Fälligkeitsterminen ein. Bis 1987 wurden alle jährlich fälligen Futures herangezogen. Eine Änderung in der Zusammensetzung erfolgte, sobald ein Kontrakt mit Fälligkeit in einem Jahr hinzukam und in je nach Rohstoff verschiedenen Abständen der nahe Kontrakt aus dem Index ausschied. Ab 1987 bezog sich die Berechnung auf die Futures der folgenden neun Monate und ab 1995 auf die Futures der folgenden sechs Monate.

Der CRB Index war zu dieser Zeit keine Nachbildung einer Handelsstrategie, weil die sich daraus ergebenden Preisdifferenzen nicht durch eine Anpassung der Gewichte der Futures im Index ausgeglichen wurden. Dieses Grundproblem des Rohstoffindex ist auch durch die neun nachträglichen Änderungen nicht gelöst worden. Die erste Revision erfolgte am 3. April 1961 und die letzte am 6. Dezember 1995. Der CRB Index konnte nicht als Benchmark für Finanzprodukte verwendet werden, da nur die Anzahl der in die Indexberechnung einbezogenen Futures verändert wurde und aus dem Indexstand höchstens die Preisentwicklung von Rohstoffen ablesbar war.

2001 erfolgte eine Namensänderung in „Reuters-CRB Index“ und am 20. Juni 2005 eine erneute Umbenennung in „Reuters/Jefferies CRB Index (RJ/CRB)“ sowie eine grundlegende Änderung des Konzepts. Der Index bezieht sich seitdem nicht mehr auf die Futures der folgenden sechs Monate in geometrischer Gewichtung zueinander, sondern auf einen nahen Future, der regelmäßig gerollt (verlängert) wird. Der Reuters/Jefferies CRB Index ist der arithmetische Mittelwert von 19 Rohstoff-Futures, die an den Terminbörsen gehandelt werden. Das Commodity Research Bureau entwickelte ihn zusammen mit den Unternehmen Reuters und Jefferies & Company.

Der ursprüngliche Reuters-CRB Index läuft seit 2005 unter dem Namen „Continuous Commodity Index (CCI)“ weiter und besteht aus 17 gleichgewichteten Rohstoffen (jeweils 5,88 Prozent).[1]

Zusammensetzung

Der erste CRB Index von 1957 enthielt 28 Komponenten, die zueinander geometrisch gewichtet waren (jeweils 3,57 Prozent): Baumwolle, Baumwolle (Spot), Baumwollsamenöl, Blei, Eier, Gerste, Getreide, Gummi, Hafer, Kaffee "B", Kakao, Kartoffeln, Kupfer, Leinsamen, Roggen, Schmalz, Sojabohnen, Sojabohnenmehl, Sojabohnenöl, Tierhäute, Weizen, Weizen (Spot), Wollfett, Wollspitzen, Zink, Zucker Nr. 4, Zucker Nr. 6 und Zwiebeln. 26 Rohstoffe wurden an den Terminmärkten in New York, Chicago und Winnipeg gehandelt sowie zwei Rohstoffe (Baumwolle und Weizen) an den Spotmärkten in New Orleans und Minneapolis.

Seit 2005 wird der Reuters/Jefferies CRB Index aus 19 Futures gebildet, die in vier Kategorien eingeteilt werden. Eine Umschichtung erfolgt jeden Monat, um die Indexgewichtung konstant zu halten. Dabei werden übergewichtete Rohstoffe verkauft und untergewichtete in einem entsprechenden Verhältnis dazugekauft.

Kategorie I heißt Petroleum und enthält Energierohstoffe außer Erdgas. Diese Gruppe besitzt ein Indexgewicht von 33 Prozent. Erdöl hat darunter mit 34 Prozent den größten Anteil, gefolgt von Heizöl und Benzin mit jeweils fünf Prozent. Die drei Rohstoffe sind in Relation zu ihrem Handelsvolumen gewichtet. Kategorie II enthält sieben hochliquide Rohstoffe, darunter Kupfer und Gold. In dieser Gruppe besitzen alle Rohstoffe ein Gewicht von sechs Prozent. Kategorie III beinhaltet vier liquide Rohstoffe, darunter Baumwolle und Kaffee, deren Gewichtung jeweils vier Prozent beträgt. In Kategorie IV sind diversifizierende Rohstoffe zu finden, darunter Nickel und Weizen, die jeweils mit einem Prozent in die Berechnung des Index eingehen.

Die folgende Übersicht zeigt die Rohstoffe, ihre Gewichtung im Index und die Börse, an der die Futures gehandelt werden.[2]

Kategorie Rohstoff Gewichtung in % Börse
I Erdöl 23 New York Mercantile Exchange
I Heizöl 5 New York Mercantile Exchange
I Benzin 5 New York Mercantile Exchange
II Erdgas 6 New York Mercantile Exchange
II Mais 6 Chicago Board of Trade
II Sojabohnen 6 Chicago Board of Trade
II Rinder 6 Chicago Mercantile Exchange
II Gold 6 New York Mercantile Exchange
II Aluminium 6 London Metal Exchange
II Kupfer 6 New York Mercantile Exchange
III Zucker 5 ICE Futures U.S.
III Baumwolle 5 ICE Futures U.S.
III Kakao 5 ICE Futures U.S.
III Kaffee 5 ICE Futures U.S.
IV Nickel 1 London Metal Exchange
IV Weizen 1 Chicago Board of Trade
IV Schweine 1 Chicago Mercantile Exchange
IV Orangensaft 1 ICE Futures U.S.
IV Silber 1 New York Mercantile Exchange

Quelle: Commodity Research Bureau

Inflationsindikator

Der Reuters/Jefferies CRB Index gilt als ein Indikator für die zukünftige Entwicklung der Inflation oder die Kostenentwicklung in der Industrie. Er ist bei einer Trendwende am Rohstoffmarkt ein guter Frühindikator für den Rentenmarkt, da Rohstoffe in ihrer Tendenz gegenüber den Anleihen in der Regel einen Vorlauf von drei bis sechs Monaten besitzen. Zwischen den Zinsen der Anleihen und den Rohstoffpreisen (CRB Index) besteht auch zeitlich eine enge Verbindung.

Zusammenhänge zwischen dem CRB Index und dem U.S. Dollar Index, welcher den Wert des US-Dollars mittels eines Währungskorbs aus sechs Währungen vergleicht, sind erkennbar. Ein fallender US-Dollar ist gleichzusetzen mit inflationären Tendenzen und tendenziell steigenden Rohstoffpreisen. Dies gilt insbesondere für die Agrarrohstoffe und den Ölpreis.

Für Europäer ist es genau umgekehrt. Ein starker US-Dollar führt zu einem schwachen Euro. Bezogen auf die Verknüpfungen zwischen den Märkten bedeutet das einen Gleichlauf von Rohstoffpreisen (CRB Index) und Euro. Zahlreiche Währungen sind relativ stark von der Entwicklung der Rohstoffpreise abhängig. So besitzt beispielsweise der Kanadische Dollar eine enge Korrelation zum CRB Index. Die Währung steigt tendenziell zusammen mit dem Index.[3]

Ein Zusammenhang besteht von Frachtraten mit Rohstoffpreisen und der Nachfrage nach Metallen, Treibstoffen und Nahrungsmitteln. Zwischen der Entwicklung des CRB Index und dem Baltic Dry Index (BDI) besteht ein gewisser Gleichlauf. Der BDI wird von der Baltic Exchange in London veröffentlicht und ist ein wichtiger Preisindex für das weltweite Verschiffen von Hauptfrachtgütern (hauptsächlich Kohle, Eisenerz und Getreide) auf Standardrouten.[4]

Geschichte

Der CRB Index wurde 1957 erstmals vom Commodity Research Bureau (CRB) berechnet und 1958 im „CRB Commodity Year Book“ veröffentlicht. Die Rückrechnung erfolgte bis 4. September 1956. Der ursprüngliche Basiszeitraum war 1947 bis 1949, ebenso wie beim „Bureau of Labor Statistics Spot Market Index“. Dies wurde gemacht, um einen einfachen Vergleich der beiden Spot- und Terminmarktindizes zu gewährleisten. Von 1957 bis 1972 verblieb der CRB Index in einer Handelsspanne zwischen 95 und 115 Punkten. Am 9. August 1968 wurde mit 95,20 Punkten ein Allzeittief erzielt.

In den 1970er Jahren herrschte in den Industrieländern Stagflation mit starker Inflation, schwacher Wirtschaftsentwicklung, niedriger Produktivität und hoher Arbeitslosigkeit. Dieser Zeitabschnitt war gekennzeichnet durch eine große Verunsicherung der Finanzwelt, Ölkrise, einen starken Anstieg der Staatsverschuldung der USA, eine massive Ausweitung der (Papier-)Geldmenge und einer Flucht der Kapitalanleger in Sachwerte. Am 20. Juli 1973 überwand der Rohstoffindex erstmals die Grenze von 200 Punkten und am 14. Juli 1980 zum ersten Mal die 300-Punkte-Marke. Bis 20. November 1980 stieg er auf einen Rekordstand von 337,60 Punkten. Seit dem Allzeittief von 1968 entspricht das einem Anstieg um 254,6 Prozent.

Am 12. Juni 1986 begann an der „New York Futures Exchange“, einer Tochtergesellschaft der „New York Cotton Exchange (NYCE)“, der Handel von Futures auf den CRB Index und am 28. Oktober 1988 von Optionen auf Futures.

Bis 7. November 2001 sank der Rohstoffindex auf einen Tiefststand von 181,83 Punkten. Seit dem Höchststand von 1980 entspricht das einem Rückgang um 46,1 Prozent. In den folgenden Jahren stieg der Index aufgrund eines enormen Bedarfs an Rohstoffen in der Volksrepublik China und Indien stark an.

Am 10. Juni 2004 schlossen sich die NYCE und die „Coffee, Sugar and Cocoa Exchange“ (CSCE) zum „New York Board of Trade“ (NYBOT) zusammen. Seitdem findet der Handel der Futures auf den CRB Index am NYBOT statt. Am 12. Januar 2007 übernahm die IntercontinentalExchange (ICE) das NYBOT, das am 3. September 2007 in ICE Futures U.S. umbenannt wurde.

Am 25. Februar 2008 überwand der Index erstmals die Grenze von 400 Punkten. Am 3. Juli 2008 wurde im Tagesverlauf mit 473,97 Punkten ein Allzeithoch markiert. Seit dem Tiefststand von 2001 entspricht das einem Anstieg um 160,7 Prozent.

Im Verlauf der internationalen Finanzkrise, die 2007 in der US-Immobilienkrise ihren Ursprung hatte, begann der Index wieder zu sinken. 2008 wirkte sich die Finanzkrise zunehmend auf die Realwirtschaft aus. Wegen der weltweit geringeren Nachfrage auf den Rohstoffmärkten kam es vor allem ab Beginn des vierten Quartals 2008 zu starken Preisrückgängen. Am 24. Februar 2009 fiel der CRB Index auf den tiefsten Stand seit 2002. Mit 200,16 Punkten lag er im Handelsverlauf nur knapp über der 200-Punkte-Marke. Seit dem Allzeithoch von Juli 2008 entspricht das einem Rückgang um 57,8 Prozent. Das ist der größte Sturz in der Geschichte des Index.

Jährlicher Index seit 1968

Die Tabelle zeigt die Jahreshöchst-, Jahrestiefst- und Jahresschlussstände des CRB Index seit 1968.[5][6][7]

Jahr Höchststand Tiefststand Schlussstand
1968 102,00 95,20 100,80
1969 105,40 100,90 103,90
1970 106,40 99,10 102,50
1971 104,10 96,40 103,40
1972 136,30 103,40 135,90
1973 220,70 135,10 200,60
1974 237,80 187,30 203,90
1975 222,90 175,10 191,00
1976 229,70 191,20 204,70
1977 232,70 184,70 200,30
1978 237,40 198,90 227,60
1979 282,80 228,40 281,50
1980 337,60 256,30 308,50
1981 314,50 250,50 254,90
1982 268,60 225,80 234,00
1983 283,80 232,10 277,60
1984 284,20 244,00 244,20
1985 248,10 217,30 229,37
1986 230,68 196,87 209,07
1987 237,08 204,24 232,53
1988 270,52 224,26 251,83
1989 251,59 221,15 229,93
1990 247,79 220,21 222,64
1991 222,84 204,68 208,08
1992 214,98 198,38 202,76
1993 226,56 198,46 226,31
1994 239,72 219,89 236,64
1995 246,47 229,31 243,18
1996 263,79 235,99 239,61
1997 254,79 228,84 229,14
1998 236,08 187,89 191,22
1999 209,91 182,67 204,31
2000 234,38 201,43 227,83
2001 232,58 181,83 190,61
2002 238,39 186,38 234,52
2003 263,60 228,10 255,29
2004 292,49 257,49 283,90
2005 341,53 277,07 331,83
2006 365,45 292,72 307,26
2007 367,05 284,61 358,71
2008 473,97 208,58 229,54

Quelle: Commodity Research Bureau

Einzelnachweise

  1. Commodity Research Bureau: Continuous Commodity Index (CCI): Background And History
  2. Reuters: Reuters/Jefferies CRB Index
  3. Sentix: Technische Intermarket-Analyse
  4. Comdirect: Rohstoffe bleiben in den Häfen liegen, vom 4. Dezember 2008
  5. Commodity Research Bureau: The CRB Encyclopedia of Commodity and Financial Prices, John Wiley & Sons, New York 2006, ISBN 0471784435
  6. OnVista: CRB Index seit 1999
  7. Viac: CRB Index seit 2006

Weblinks


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