Constantin Argetoianu

Constantin Argetoianu
Constantin Argetoianu

Constantin Argetoianu (* 1871 in Craiova; † 6. Februar 1952 in Sighetu Marmației) war ein rumänischer Politiker, der im Jahre 1939 als Premierminister aktiv war.

Inhaltsverzeichnis

Anfänge

Constantin Argetoianu wurde im Jahre 1871 (das genaue Geburtsdatum ist nicht bekannt) in der rumänischen Stadt Craiova geboren. Er war der Sohn von Ion Argetoianu, einem General bei er rumänischen Armee, der im Krieg gegen die Türken 1877 den Oberbefehl über die Armee hatte.

Constantin Argetoianu ging in seinen frühen Jahren auf die Volksschule in Craiova. Nach seinem Abschluss studierte er zwischen 1888 und 1896 an den Universitäten von Bukarest und Paris Rechtswissenschaft und Medizin. In letzterem Gebiet erhielt er nach Ende seines Studiums sogar einen Doktortitel.

Erster Weltkrieg

Constantin Argetoianu wurde 1914, also im ersten Jahr des Ersten Weltkriegs, der so genannten "Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts", erstmals in den Senat gewählt. Dort vertrat der die Konservative Partei. Im Senat fand er mit Take Ionescu einen mächtigen Fürsprecher, nachdem Argetoianu den Eintritt Rumäniens in den Ersten Weltkrieg auf Seiten der Entente vorschlug.

1918, also im letzten Jahr des nunmehr fünf Jahre währenden Konflikts, wurde Constantin Argetoianu zum Justizminister der Regierung von Alexandru Averescu ernannt. Zu diesem Zeitpunkt war Rumänien, das sich seit 1916 am Krieg beteiligte, von Truppen Deutschlands, Österreich-Ungarns und Bulgariens teilweise besetzt. Die Regierung hatte sich aus diesem Grund in das im Norden des Landes gelegene Iași zurückgezogen, da der Süden besetzt war. Nach Ende des Ersten Weltkrieges vertrat Constantin Argetoianu Rumänien bei den Verhandlungen nach Kriegsende. Dabei wurden Rumänien große Gebietsgewinne zum Beispiel im ehemaligen Österreich-Ungarn zugesprochen. Dennoch ging das Land praktisch als Verlierer aus dem Krieg hervor, da die Mittelmächte nach ihrem Einmarsch große Mengen an Wirtschaftsgüter aus Rumänien heraus beförderten und sie für ihre eigenen Kriegszwecke missbrauchten.

Volkspartei

Nachdem Alexandru Averescu und seine Partei bei den ersten Parlamentschaftswahlen nach dem Krieg abgewählt wurden, folgte Constantin Argetoianu diesem in die Opposition. Beide traten der Volkspartei Rumäniens bei, die sich bei der nächsten Wahl der regierenden, von Ion I. C. Brătianu geführten Liberalen Partei stellen wollte. Diese Partei erfuht vor allem Zuwachs durch die einfachen Leute, da die Volkspartei in der Regierung die Wünsche dieser vertrat.

Bei den Parlamentschaftswahlen 1920 errang die Partei eine Mehrheit, sodass Alexandru Averescu erneut Ministerpräsident von Rumänien wurde. Constantin Argetoianu war während der zweiten Amtszeit Averescus sowohl Justiz- als auch Finanzminister. Im März 1921 wurde bekannt, dass Aron Schuller, ein Mitarbeiter des Finanzministeriums, versuchte, einen Darlehensvertrag über 20 Millionen Lire an rumänischen Kriegsanleihen in einer italienischen Bank abschließen wollte. Dabei erhielt Schuller große Unterstützung aus dem Finanzministerium. Daraufhin wurde Argetoianu zur Zielscheibe der Opposition, die gebildet war aus der Rumänischen Nationalen Partei und der Bauernpartei. Es wurde ein Misstrauensvotum, das von Virgil Madgearu und Grigore Iunian ausgearbeitet wurde, gegen ihn verfasst.

Zwischenkriegszeit

Constantin Argetoianu

Nachdem er das Amt des Finanzministers und des Justizministers aufgeben musste, wurde Constantin Argetoianu vor allem durch seine anti-kommunistische Haltung bekannt. Da er die sozialdemokratischen Demonstrationen gegen den immer weiter verbreiteten Kommunismus unterstützte, endete seine Freundschaft mit Alexandru Averescu, der zwar auch gegen den Kommunismus als Regierungsform in Rumänien war, aber auch von den Sozialdemokraten nicht angetan war. So veranlasste Averescu zum Beispiel die Verhaftung von 1000 streikenden Sozialdemokraten, woraufhin der Generalstreik zusammenbrach. Im Jahre 1922 beschloss Alexandru Averescu zusammen mit Constantin Argetoianu, mit dem er sich wieder vertrug, nachdem das Kabinett für eine Rückkehr Argetoianus gestimmt hatte, die Ermordung zahlreicher kommunistischer Aktivisten, die in Gefängnissen in ganz Rumänien gefangen waren.

Im Jahr 1924 übernahm erneut Ion I. C. Brătianu die Macht in Rumänien, nachdem Alexandru Averescu abgewählt wurde. Während dieser Zeit trat Constantin Argetoianu in die Demokratische Nationale Partei (PND) ein. Dort missfiel ihm jedoch deren Verbundenheit mit der nationalen Partei und er schloss sich der PNL an. Nach dem plötzlichen Tod Brătianus 1930 und dem Amtsantritt des neuen Ministerpräsidenten Dinu Brătianu und des neuen Königs Karl II. löste sich Argetoianu von der PND und wurde parteilos, beteiligte sich aber weiterhin an der Politik. Als Nicolae Iorga die Wahlen 1931 gewann, wurde er Minister für Inneres und Finanzen. Als Finanzminister musste sich Argetoianu während seiner Amtszeit um die Probleme der Bauern und Kleinbetriebe kümmern, die in Folge der Weltwirtschaftskrise oftmals insolvent gingen. Um die Not der Bauern zu lindern, nahm Argetoianu eine Änderung der Verfassung von 1923 vor, woraufhin er 1932 von seinen Ämtern entlassen wurde. Während der kurzzeitigen Regierung Ion G. Ducas 1933 war Argetoianu erneut Finanz- und Innenminister.

Zweiter Weltkrieg und Ende

Nach seiner Zeit als Minister in der Regierung Duca setzte sich Constantin Argetoianu für die Annäherung Rumäniens an die Sowjetunion ein. Als im Jahre 1940 jedoch Ion Antonescu seine Diktatur begann und sich stark von der Sowjetunion abwand, verschwand Argetoianu für einige Jahre von der politischen Bühne. Antonescu indes fand im nationalsozialistischen Deutschland einen mächtigen Partner im Kampf gegen Russland. Rumänien war fortan einer der wichtigsten Verbündeten des Deutschen Reiches und war auch mit vielen Soldaten an der Ostfront involviert, so zum Beispiel in den Kämpfen um Stalingrad. 1944 folgte dann der Sturz Ion Antonescus, nachdem die Rote Armee Rumänien erobert hatte. In dieser Zeit meldete sich Constantin Argetoianu aus seinem Schweizer Exil wieder zurück und wollte die Zusammenarbeit zwischen rumänischen und russischen Behörden vorantreiben. Er sah seine Chance gekommen, wieder in höhere Ämter in Rumäniens Regierung zu gelangen, indem er sich sowjet-freundlich zeigte. In der Bevölkerung erntete er für seine pro-russische Haltung allerdings fast ausschließlich Spott.

Sein Plan, sich durch die neuen Machthaber hochzuarbeiten, misslang. Aus diesem Grund gründete er 1947 eine neue Partei, eine Partei für Nationale Arbeit und Wiederaufbau. Doch die Mitglieder dieser Partei wurden von der kommunistischen Regierung überwacht und ausspioniert, weshalb man die Partei nach nur kurzer Zeit wieder auflöste. Argetoianu zog sich nun erneut aus dem politischen Leben zurück, nachdem er sich einer Operation wegen Prostatakrebs unterzogen hatte. 1950 wurde er von den sowjetischen Behörden ohne genannten Grund festgenommen und im berüchtigten Gefängnis Sighet inhaftiert, wo er 1952 im Alter von 81 Jahren starb, ohne dass ihm ein Prozess gemacht wurde.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Constantin Argetoianu — Prime Minister of Romania In office September 28, 1939 – November 24, 1939 Preceded by Gheorghe Argeşanu …   Wikipedia

  • Constantin Argetoianu — Primer ministro de Rumanía …   Wikipedia Español

  • Constantin Coandă — (1857, Craiova – 1932 Bucarest) was a Romanian soldier and politician. He reached the rank of general in the Romanian Army, and later became mathematics professor at the National School of Bridges and Roads in Bucharest. Among his seven children… …   Wikipedia

  • Constantin Angelescu — (1870–1948) was a Romanian politician who served as an interim Prime Minister of Romania for five days, between 30 December 1933 and 3 January 1934 …   Wikipedia

  • Constantin Bosianu — (10 February 1815, Bucharest – 21 March 1882, Bucharest) was a Romanian jurist and politician, honorary member of the Romanian Academy, Prime Minister of Romania from 26 January to 14 June 1865. He was the first dean of the Bucharest Faculty of… …   Wikipedia

  • Constantin Coandă — Naissance 4 mars 1857 Craiova Décès 30 septembre 1932 Origine …   Wikipédia en Français

  • Constantin Sănătescu — Constantin Sănătescu, colonel en 1925 Constantin Sănătescu (né le 14 janvier 1885 et décédé le 8 novembre 1947 à Bucarest) était un général de l armée roumaine, Premier ministre de la Roumanie après qu elle eut rejoint les Alliés …   Wikipédia en Français

  • Constantin Dăscălescu — Mandats 78e Premier ministre roumain 21  …   Wikipédia en Français

  • Constantin C. Arion — Minister of Foreign Affairs of Romania In office March 5, 1918 – October 23, 1918 Monarch Ferdinand I Preceded by Alexandru Averescu Succeeded by Constantin Coandă …   Wikipedia

  • Constantin Vișoianu — Constantin Vişoianu Minister of Foreign Affairs of Romania In office November 4, 1944 – March 5, 1945 Monarch Michael of Romania …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”