Austinit

Austinit
Austinit
Austinite-Conichalcite-283277.jpg
Austinit (farblos) auf Konichalcit (grün) aus der Gold Hill Mine (Western Utah Mine), Deep Creek Mountains, Utah, USA
Chemische Formel CaZn[OH|AsO4][1]
Mineralklasse Phosphate, Arsenate und Vanadate
8.BH.35 (8. Auflage: VII/B.26-40) (nach Strunz)
41.05.01.03 (nach Dana)
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse orthorhombisch-disphenoidisch \ 222 [2]
Farbe Farblos, Gelblichweiß, Grün, Braun
Strichfarbe weiß
Mohshärte 4 bis 4,5
Dichte (g/cm3) gemessen: 4,13 ; berechnet: 4,31
Glanz schwacher Diamantglanz, Seidenglanz
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Bruch spröde
Spaltbarkeit gut nach {011}
Habitus
Häufige Kristallflächen \lbrace \!\,011 \rbrace, \lbrace \!\,111 \rbrace, \lbrace 1 \bar{1} 1 \rbrace, \lbrace \!\,010 \rbrace und viele andere
Kristalloptik
Brechungsindex nα = 1,759 ; nβ = 1,763 ; nγ = 1,783 [3]
Doppelbrechung
(optische Orientierung)
δ = 0,024 [3] ; zweiachsig positiv
Winkel/Dispersion
der optischen Achsen
2vz ~ gemessen: 47° , berechnet: 50° [3]

Austinit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung CaZn[OH|AsO4][1] und entwickelt viele verschiedene Kristall- und Aggregatformen aus. Neben blättrigen bis prismatischen Kristallen finden sich auch radialstrahlige, nierige, knollige und faserige Aggregate sowie krustige Überzüge. Zudem bilden sich auch oft Kristallzwillinge, die eine deutliche Chiralität (Enantiomorphie), das heißt Links- bzw. Rechtshändigkeit der Kristallflächen zeigen.

Austinit bildet mit Konichalcit eine lückenlose Mischreihe.

Inhaltsverzeichnis

Besondere Eigenschaften

Reiner Austinit ist farblos bzw. durch Gitterbaufehler oder Verzwillingung weiß. Durch Fremdbeimengungen kann er aber auch gelblichweiß, grün oder braun erscheinen.

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Austinit 1935 in der „Gold Hill Mine“ in den Deep Creek Mountains im Tooele County (Utah) in den USA und beschrieben durch L. W. Staples, der das Mineral nach Austin Flint Rogers (1877-1957), einem amerikanischen Mineralogen der Stanford University, benannte.

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Systematik der Minerale nach Strunz gehörte der Austinit zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vandadate“ und dort zur Abteilung der „wasserfreien Phosphate mit fremden Anionen“, wo er zusammen mit dem Leitmineral Adelit und den weiteren Mitgliedern Duftit, Gabrielsonit, Gottlobit, Kobaltaustinit, Konichalcit, Nickelaustinit und Tangeit die Adelitgruppe bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete Systematik der Minerale nach Strunz (9. Auflage) ordnet den Austinit ebenfalls in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vandadate“ und dort in die Abteilung der „Phosphate, etc., mit weiteren Anionen, ohne H2O“ ein. Diese Abteilung ist allerdings noch präziser unterteilt nach der Größe der Kationen sowie nach dem Verhältnis der zusätzlichen Anionen zum Phosphat- (Vanadat-, Arsenat-) Komplex und das Mineral steht entsprechend in der Unterabteilung „mit mittelgroßen und meist großen Kationen und dem Verhältnis (OH, usw.):RO4 = 1:1“. Die nach wie vor existierende „Adelitgruppe“ mit der System-Nr. 8.BH.35 wurde um das Mineral Arsendescloizit erweitert.

Auch die Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Austinit in die Klasse der „Phosphate (und Verwandte)“ ein, dort allerdings in die Abteilung der „Wasserfreien Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen“. Auch hier ist er zusammen mit Adelit, Konichalcit, Austinit, Duftit-beta, Gabrielsonit, Tangeit, Nickelaustinit, Kobaltaustinit und Arsendescloizit in der „Adelitgruppe“ mit der System-Nr. 41.05.01 innerhalb der Unterabteilung der „wasserfreien Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen und der allgemeinen Formel (AB)2(XO4)Zq“ zu finden.

Bildung und Fundorte

Austinit (silbergrau glänzend) und Talmessit (weiß) aus der „Gold Hill Mine“, Utah, USA

Austinit bildet sich als seltenes Sekundärmineral in der Oxidationszone einiger arsenreicher, metallischer Lagerstätten. Begleitminerale sind unter anderem Adamin, Limonit, Quarz und Talmessit.

Weltweit konnte Austinit bisher (Stand: 2010) an rund 70 Fundorten nachgewiesen werden, so unter anderem in Südaustralien, im bolivianischen Departamento La Paz, der Región de Atacama von Chile; im Schwarzwald, Lahntal und Erzgebirge in Deutschland; der Bretagne und in Languedoc-Roussillon in Frankreich, der griechischen Region Lavrio; Souss-Massa-Draâ in Marokko; den mexikanischen Bundesstaaten Chihuahua und Durango; in Tsumeb und Grootfontein in Namibia; den Hohen Tauern von Österreich; im Kielcer Bergland von Polen; im spanischen Katalonien; in der ungarischen Großgemeinde Rudabánya sowie in verschiedenen Regionen der US-Bundesstaaten Arizona, Kalifornien, Colorado, Nevada, New Jersey, New Mexico, Utah und Washington.[3]

Kristallstruktur

Austinit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe P212121 mit den Gitterparametern a = 7,51 Å; b = 9,04 Å und c = 5,93 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b c Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 458.
  2. Webmineral - Austinite (englisch)
  3. a b c d Mindat - Austinite (englisch)

Literatur

Weblinks

 Commons: Austinite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Austinit — Aus|ti|nit [auch ... nit] der; s, e <nach dem amerik. Mineralogen F. R. Austin (✝1957) u. zu 2↑...it> farbloses, nadeliges Mineral …   Das große Fremdwörterbuch

  • Konichalcit — aus Pastrana, Mazarrón Águilas, Murcia, Spanien Andere Namen Conichalcit Chemische Formel CaCu[OH|AsO4] …   Deutsch Wikipedia

  • Adelit — Chemische Formel CaMg[OH|AsO4][1] Mineralklasse Phosphate, Arsenate und Vanadate 8.BH.35 (8. Auflage: VII/B.26 10) (nach Strunz) 41.05.01.01 (nach Dana) Kristallsystem orthorhombisch …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Minerale — Die Liste der Minerale ist eine alphabetisch geordnete Übersicht von Mineralen, Synonymen und bergmännischen Bezeichnungen. Ebenfalls aufgeführt werden hier Mineral Varietäten, Mineralgruppen und Mischkristallreihen, zu denen teilweise bereits… …   Deutsch Wikipedia

  • Gottlobit — aus der „Grube Glückstern“, Gottlob, Thüringen Andere Namen IMA 1998 066 Chemische Formel C …   Deutsch Wikipedia

  • Systematik der Minerale nach Dana/Phosphate, Arsenate, Vanadate — Die Phosphate, Arsenate, Vanadate in der Systematik der Minerale nach Dana umfassen die Klasse VII dieser Systematik. Nach der neuen Dana Klassifikation besteht die Klasse bei den Phosphaten aus den Unterklassen 37 (Wasserfreie saure Phosphate),… …   Deutsch Wikipedia

  • Systematik der Minerale nach Strunz (8. Auflage) — Dies ist eine systematische Liste aller Minerale auf der Grundlage der Systematik von Hugo Strunz und anerkannt durch die International Mineralogical Association (IMA) (Stand 2004). Seit 2001 gilt die neue und in weiten Teilen überarbeitete… …   Deutsch Wikipedia

  • Systematik der Minerale nach Strunz (9. Auflage) — Dies ist eine systematische Liste aller zur Zeit bekannten Minerale (Stand 2008) auf der Grundlage der neuen Systematik (9. Auflage) von Hugo Strunz, die größtenteils auch von der International Mineralogical Association (IMA) als eigenständige… …   Deutsch Wikipedia

  • Duftit — nadeliger Duftit, Kristallgröße ca. 1 bis 2 mm aus der Grube Clara Chemische Formel PbCu2+[OH|AsO4] Mineralklasse Phosphate, Arsenate, Vanadate 8.BH.35 (8. Auflage …   Deutsch Wikipedia

  • Adélite —  Ne doit pas être confondu avec Adelites. Adélite[1] Catégorie VIII : phosphates, arséniates, vanadates[2] …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”