- Bahnstrecke Zittau–Liberec
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Zittau–Liberec Kursbuchstrecke (DB): 235, 235.1, 237.2 Kursbuchstrecke (SŽDC): 089 Streckennummer: 6214; sä. RZ Streckenlänge: 26,615 km Spurweite: 1435 mm (Normalspur) Maximale Neigung: 13 ‰ Minimaler Radius: 397 m Höchstgeschwindigkeit: 100 km/h Legendevon Löbau 26,75 Zittau nach Hagenwerder Schmalspurbahn nach Oybin/Jonsdorf Zittauer Schmalspurbahn 24,73 Neißetalviadukt (749 m) Staatsgrenze Deutschland–Polen 24,35 Infrastrukturgrenze DB Netz/PLK Porajów (geplant) 22,30 Oberullersdorf 12.1945 aufgelassen 21,77 Staatsgrenze Polen–Tschechien und (Infrastrukturgrenze PLK/SŽDC) 20,20 Hrádek nad Nisou früher Grottau 17,53 Chotyně früher Ketten 13,92 Brücke Bílý Kostel (77 m) 13,39 Bílý Kostel nad Nisou früher Weißkirchen (Neiße) 11,02 Neißebrücke (58 m) 10,54 Chrastava früher Kratzau 10,15 Neißebrücke (51 m) 8,60 Chrastava-Andělská Hora früher Engelsberg bei Kratzau 6,94 Neißebrücke (133 m) Machnín hrad 6,27 Neißetalviadukt (225 m) 5,87 Machnín früher Machendorf 5,25 Brücke Machnín (39 m) von Zawidów (vorm. SNDVB) 0,00 Liberec früher Reichenberg nach Česká Lipa–Lovosice–Teplice (vorm. ATE) nach Tanvald (vorm. R.G.T.E.) nach Pardubice (vorm. SNDVB) Die Bahnstrecke Zittau–Liberec ist eine eingleisige Hauptbahn in Sachsen und Tschechien, die ursprünglich von der Zittau-Reichenberger Eisenbahngesellschaft erbaut wurde. Sie verläuft von Zittau im Tal der Lausitzer Neiße nach Liberec (Reichenberg) in Nordböhmen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Vorgeschichte und Bau
Erste Überlegungen zum Bau einer Eisenbahn zwischen Zittau und Reichenberg stammten schon vom Anfang der 1840er Jahre. Damals wurde eine Linienführung der späteren Sächsisch-Böhmischen Staatseisenbahn durch die Oberlausitz in Richtung Böhmen erörtert.
Schon beim Bau der Löbau-Zittauer Eisenbahn 1848 war deren Verlängerung nach Böhmen vorgesehen gewesen, was zunächst noch von der Zittauer Bürgerschaft abgelehnt wurde. In Preußen hingegen war vor allem die Märkisch-Schlesische Eisenbahn-Compagnie an einer Fortsetzung ihrer Strecke nach Reichenberg interessiert. Nun wurde eine Strecke Zittau–Reichenberg auch von den Zittauer Bürgern gefordert, da man zu Recht befürchtete, mit einer solchen Strecke umgangen zu werden.
Österreich lehnte beide Projekte zunächst ab. Erst im Jahre 1853 wurde in einem Vertrag zwischen Sachsen und Österreich der Bahnbau zwischen Zittau und Reichenberg beschlossen. Da Österreich keine sächsische Staatsbahn auf eigenem Gebiet dulden wollte, wurden der Bau und Betrieb der neuen Bahnlinie einer privaten Gesellschaft übertragen.
Die als Hauptbahn trassierte Strecke machte die Anlage mehrerer tiefer Einschnitte und den Bau mehrerer größerer Viadukte notwendig. Der seinerzeit bei Zittau errichtete 741 Meter lange und 18 Meter hohe Neißetalviadukt gehört auch heute noch zu den größten und längsten Eisenbahnbrücken in Sachsen.
Die Eröffnung der Strecke war für den 7. November 1859 vorgesehen, wegen einiger Verzögerungen am Bau verkehrten die ersten Züge dann am 1. Dezember 1859.
Zittau-Reichenberger Eisenbahn
Der Verkehr blieb in den Folgejahren hinter den Erwartungen zurück, so dass stets die staatliche Zinsgarantie in Anspruch genommen werden musste. Auch die in Fortsetzung der Strecke erbaute Linie Reichenberg–Pardubitz der Süd-Norddeutschen Verbindungsbahn war durch ihre schwierige Streckenführung in ihrer Leistungsfähigkeit begrenzt, so dass kaum durchgängige Züge über Reichenberg hinaus verkehrten. Nach dem Bau der preußischen Verbindung Görlitz–Seidenberg–Reichenberg 1875 wurde zudem ein Teil des Verkehrs an Sachsen vorbei geleitet. Ein schon vorbereiteter zweigleisiger Ausbau wurde darum nicht realisiert.
Staatseisenbahn
Im Jahre 1905 wird die Zittau-Reichenberger Bahn als letzte große Privatbahn Sachsens verstaatlicht und die Strecke gehört fortan zum Netz der Kgl. Sächsischen Staatseisenbahnen. 1920 gehen die Kgl. Sächsischen Staatseisenbahnen in der neu gegründeten Deutschen Reichsbahn auf und die Strecke Zittau-Reichenberg gehört nun zur Reichsbahndirektion Dresden. Auch in den Folgejahren erlangte die Strecke keine größere Bedeutung, da auch in Regie der Deutschen Reichsbahn im Nord-Süd-Verkehr der einst preußischen Strecke über Seidenberg der Vorzug gegeben wurde.
Nach dem Anschluss des Sudetenlandes an Deutschland im Herbst 1938 verändert sich im Betrieb der Strecke wenig. Um das neugewonnene Staatsgebiet besser an die Hauptstadt Berlin anzubinden, verkehrte ein Schnellzugpaar von Berlin über Görlitz, Zittau, Reichenberg, Nymburk und Iglau nach Wien über die Strecke. Wegen der durch häufige Fahrtrichtungswechsel bedingten geringen Reisegeschwindigkeit wurde die Verbindung schon bald wieder aufgegeben.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach 1945 ging der in der in der Tschechoslowakei liegende Streckenabschnitt entschädigungslos an die Tschechoslowakischen Staatsbahnen ČSD über. Der östlich der Neiße gelegene deutsche Abschnitt verblieb nunmehr in Polen und gelangte ins Eigentum der Polnischen Staatsbahn PKP. Damit kam auch der durchgehende Bahnverkehr auf der Strecke vorerst zum Erliegen. Die Reisezüge der ČSD verkehrten vorerst nur zwischen Reichenberg (ab 1945: Liberec) und Grottau (ab 1945: Hrádek nad Nisou).
Ab 1948 bemühte sich die ČSD, einen privilegierten Durchgangsverkehr zwischen Varnsdorf (Warnsdorf) und Hrádek nad Nisou über Zittau einzurichten. Die DR war ihrerseits an einem durchgehenden Zugverkehr zwischen Seifhennersdorf und Großschönau über Varnsdorf interessiert. Am 30. Dezember 1950 kam es nach langwierigen Verhandlungen zu einem Vertragsabschluss, welcher die Einrichtung eines privilegierten Durchgangsverkehrs auf den oben genannten Strecken regelte.
Am 12. Mai 1951 wurde mit durchgehenden Zügen von Liberec nach Varnsdorf der Zugverkehr auf der Gesamtstrecke wieder aufgenommen. Auf deutschen Bahnhöfen hielten diese Züge nicht.
Die polnische PKP wollte in den 1950er Jahren Züge im privilegierten Durchgangsverkehr über Zittau bis Porajów (Großporitsch) verkehren lassen. Am 10. Juli 1955 fand dazu eine Sonderfahrt mit Vertretern aller drei beteiligten Bahnverwaltungen von Zittau nach Porajów statt. Ein fahrplanmäßiger Zugverkehr zum neueingerichteten Haltepunkt Porajów wurde nicht aufgenommen.
Am 6. April 1977 wurde der grenzüberschreitende Reisezugverkehr wieder aufgenommen. Zwei Zugpaare zwischen Zittau und Liberec dienten fortan vor allem dem kleinen Grenzverkehr. Ab 23. Mai 1982 erhielten auch die im privilegierten Durchgangsverkehr verkehrenden Züge der ČSD einen Halt in Zittau. Mit dem Schnellzug D 480/481 „Kriváň“ Dresden–Košice wurde in den 1980er Jahren auch eine hochwertige Fernzugverbindung über die Strecke geleitet.
Nach 1990
Nach der politischen Wende im Ostblock 1989 verringerte sich die Bedeutung der Strecke für den grenzüberschreitenden Verkehr. Verkehrten Anfang der 1990er Jahre noch 14 Zugpaare über Gesamtstrecke, so sank deren Zahl bis 1999 auf die Hälfte. Mitte der 1990er verkehrten durchgehende Eilzüge zwischen Dresden und Liberec, welche vor allem dem Wochenend-Ausflugsverkehr dienten.
Erst nach dem EU-Beitritt Tschechiens am 1. Mai 2004 wird über die Strecke wieder ein durchgehender, regelmäßiger Zugverkehr zwischen Dresden und Liberec eingerichtet, etwa so wie er bis 1945 bestanden hatte. Seitdem verkehren viermal täglich Regionalexpress-Züge der Deutschen Bahn von Dresden nach Liberec, von denen an Wochenenden zwei bis Tanvald am Fuße des Riesengebirges verlängert werden.
Zusätzlich verkehren werktags vier Zugpaare der Sächsisch-Böhmischen Eisenbahngesellschaft unter der Bezeichnung Mandaubahn mit eigenem Tarif von Zittau bis Liberec.
Ende 2008 fanden im tschechischen Abschnitt zwischen Chrastava und Liberec umfangreiche Bauarbeiten mit dem Ziel der Anhebung der Streckengeschwindigkeit von 70 auf 100 km/h statt. Seit dem Abschluss der Arbeiten im Dezember 2008 beträgt die Fahrzeit im Regionalexpress zwischen Dresden Hbf und Liberec nur noch 129 Minuten [1].
Ausblick
Im Jahr 2000 wurde von tschechischer Seite eine Studie vorgestellt, welche langfristig die Einbeziehung der Strecke ins Projekt Regiotram Nisa vorsieht. Geplant ist eine Elektrifizierung der Trasse und der Einsatz von Stadtbahnen, die auch auf die Straßenbahngleise in Liberec übergehen können. Eine Realisierung ist jedoch in nächster Zeit nicht zu erwarten, da das Vorhaben vom tschechischen Verkehrsministerium als nicht vordringlich erachtet wird.
Seit dem 12. Dezember 2010 führt die Vogtlandbahn den Betrieb auf der Dreiländerbahn Liberec–Zittau–Varnsdorf im Stundentakt für zehn Jahre durch. Von Varnsdorf werden die Züge im Zweistundentakt nach Rybniště beziehungsweise Seifhennersdorf weitergeführt. Dabei kommen zweisprachige Zugbegleiter zum Einsatz. Die Vogtlandbahn gewann die erstmalig durchgeführte deutsch-tschechische Ausschreibung von drei ÖPNV-Aufgabenträgern im Februar 2009.[2]
Fahrzeugeinsatz
Die Zittau-Reichenberger Eisenbahn wickelte den Betrieb bis zu ihrer Verstaatlichung mit zweifach gekuppelten Schlepptenderlokomotiven ab, wie sie auch bei der Staatsbahn als Gattung II und Gattung IIIb im Einsatz standen.
Die Personenzüge Dresden–Reichenberg wurden in den 1920er und 1930er Jahren mit der leistungsstarken sächsischen XII H2 (DRG-Baureihe 38 2-3) befördert.
Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm die ČSD die Zugförderung auf der Gesamtstrecke. Im Reisezugverkehr kamen nun vor allem Triebwagen der verschiedensten Bauarten zum Einsatz. Ein Teil der Züge - wie der bis in jüngste Zeit verkehrende Schnellzug Plzeň–Liberec - verkehrten auch Lokomotiv-bespannt mit Diesellokomotiven der ČSD-Baureihe T 478.3. Bis zum Ende der Dampftraktion bei den ČSD war vor Güterzügen auch die leistungsstarke ČSD-Baureihe 556.0 zu beobachten.
Die Regionalexpresszüge der Deutschen Bahn verkehren heute mit Neigetechnik-Triebwagen der Baureihe 612 durchgehend bis Liberec. Die ČD setzen heute in ihren Personenzügen fast ausschließlich die bewährten zweiachsigen Triebwagen der Reihe 810 ein. Seitens der Mandaubahn wurden meist Uerdinger Schienenbusse der Baureihen 798 und 796 mit Steuerwagen eingesetzt.
Die Vogtlandbahn fährt mit Zügen der Baureihe 642 unter der Marke "Trilex".
Literatur
- Reiner Preuß: Sächsische Staatseisenbahnen. transpress Verlagsgesellschaft mbH, Berlin 1991, ISBN 3-344-70700-0.
- Bernd Kuhlmann: Eisenbahnen über die Oder-Neiße-Grenze. Ritzau KG - Verlag Zeit und Eisenbahn, Pürgen 2004, ISBN 3-935101-06-6.
- Wilfried Rettig: Eisenbahn im Dreiländereck, Teil 1. EK-Verlag Freiburg, 2010, ISBN 978-388255-732-9.
Weblinks
Commons: Railway line 089 (Czech Republic) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Beschreibungen sächsischer Eisenbahnstrecken
- Fahrplan 1988/89
- Fahrplan der Mandaubahn (PDF-Datei; 270 kB)
Einzelnachweise
- ↑ Vorschau des Fahrplans 2009
- ↑ Siehe Zweckverband Verkehrsverbund Oberlausitz-Niederschlesien, „Dreiländerbahn Liberec – Zittau – Varnsdorf – Rybniště/Seifhennersdorf langfristig gesichert. Vogtlandbahn GmbH erhält einen 10-Jahres-Vertrag“, Pressemitteilung. 17.Februar 2009, abgerufen am 21.Februar 2009 (pdf).
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