- Marc Boegner
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Marc Roger Boegner (* 21. Februar 1881 in Épinal, Département Vosges; † 18. Dezember 1970 in Paris) war ein Theologe der Reformierten Kirche von Frankreich, der sich während des Zweiten Weltkrieges für Verfolgte und Flüchtlinge einsetzte, nach dem Zweiten Weltkrieg die Verbindung zur Evangelische Kirche in Deutschland suchte und Mitglied der Académie française war.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Studium und Engagement im Zweiten Weltkrieg
Der aus einer protestantisch-patriotisch-republikanischen Familie stammende Boegner war Sohn des Präfekten des Départements Vosges. Er verbrachte seine ersten Lebensjahre in Épinal, ehe er mit der Familie nach Orléans verzog, wo er Charles Péguy kennenlernte. Nach Beendigung seiner Sekundarschulbildung an der École alsacienne in Paris besuchte er eine Vorbereitungsklasse für die Handelsmarine am Lycée Lakanal in Sceaux.
Wegen einer beginnenden Kurzsichtigkeit konnte er eine Laufbahn bei der Marine allerdings nicht beginnen und begann anschließend ein Studium der Rechtswissenschaften, das er 1901 mit dem Lizenziat abschloss. Im Anschluss nahm er ein Studium der Protestantischen Theologie auf und beendete dieses 1905 mit der Promotion zum Doktor der Theologie mit einer Dissertation zum Thema Les Catéchismes de Calvin, étude d’histoire et de catéchétique.
Nach seiner Ordination zum Priester wurde er Pastor der Gemeinde Aouste-sur-Sye im Département Drôme, ehe er 1918 Pastor der Pariser Gemeinde Passy wurde und dieses Amt bis 1953 bekleidete. Während dieser Zeit spielte er eine führende Rolle bei der Entwicklung und Organisation des Protestantismus, sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene. Sein Wunsch der Vereinigung der Protestanten spiegelte sich dabei auch in der Übernahme des Vorsitzes zahlreicher Organisationen wieder wie der Vereinigung der christlichen Studenten von 1923 bis 1935.
Boegner war zwischen 1929 und 1961 Präsident des Evangelischen Bundes von Frankreich sowie zugleich von 1938 bis 1950 Vorsitzender des Nationalrates der Reformierten Kirche von Frankreich. Obwohl er kein erklärter Gegner des Vichy-Regimes von Marschall Philippe Pétain war und später in den Gerichtsverfahren gegen diesen zu dessen Gunsten aussagte, trat er jedoch in seinen Positionen dafür ein, die Notlage der Juden in Frankreich zu verbessern und diese ebenso zu verteidigen und zu retten wie zahlreiche politische Flüchtlinge. Während dieser Zeit arbeitete er auch mit dem deutschen Pfarrer Frederik J. Forell zusammen, dem als Gegner des Nationalsozialismus 1933 die Pfarrertätigkeit entzogen wurde und der später nach Frankreich floh.
Funktionen nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach der Befreiung Frankreichs von der Wehrmacht und dem Ende des Zweiten Weltkrieges war er außerdem von 1945 bis 1968 Vorsitzender der Gesellschaft der evangelischen Mission von Frankreich. Boegner, der Ehrendoktor der Theologie zahlreich ausländischer Universitäten war, wurde 1946 Mitglied der Académie des sciences morales et politiques.
Er begann darüber hinaus unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Erneuerung der protestantischen Bewegung durch die Mitbegründung des Ökumenischen Rates der Kirchen am 23. August 1948 in Amsterdam, dessen erster Präsident er von 1948 bis 1954 war.Am 1. Februar 1950 war er darüber hinaus Initiator der Conférence des Églises protestantes des pays latins d'Europe, einer Versammlung protestantischer Kirchen aus Belgien, Frankreich, Italien, Portugal, der Schweiz und Spanien.
Am 8. November 1962 wurde er als Nachfolger von François Albert-Buisson zudem zum Mitglied der Académie française und nahm dort als eines der ältesten jemals gewählten Mitglieder bis zu seinem Tode den zweiten Sitz (Fauteuil 2) ein.
1980 wurde ihm zu Ehren die Rue du Pasteur Marc Boegner im 16. Pariser Arrondissement benannt.[1]
Veröffentlichungen
Neben seinen zahlreichen Ämtern verfasste Boegner mehrere Bücher, die sich mit Christentum und Protestantismus befassten. Zu seinen bekanntesten Veröffentlichungen gehören:
- The Unity of the Church, 1914
- La vie et la pensée de T. Fallot, 2 Bände, 1926
- L’influence de la Réforme sur le développement du droit international, 1926
- Le Christianisme et le monde moderne, 1928
- Les missions protestantes et le droit international, 1929
- Dieu, l’éternel tourment des hommes, 1929
- Jésus-Christ, 1930
- T. Fallot, l’homme et l’œuvre, 1930
- Qu’est-ce que l’Église ?, 1931
- L’Église et les questions du temps présent, 1932
- La vie chrétienne, 1933
- Le Christ devant la souffrance et devant la joie, 1935
- L’Évangile et le Racisme, 1939
- Le problème de l’unité chrétienne, 1947
- La prière de l’Église universelle, 1951
- La vie triomphante, 1953
- Le Chrétien et la souffrance, 1956
- Les sept paroles de la Croix, 1957
- Notre vocation à la sainteté, 1958
- L’Exigence œcuménique des Églises. Souvenirs et perspectives, 1968 (Deutsch: Ein Leben für die Ökumene, Erinnerungen und Ausblicke. Frankfurt, Josef Knecht 1970).
1992 wurde von Philippe Boegner das Buch Carnets du pasteur Boegner : 1940 - 1945 herausgegeben, das Tagebuchtexte und Essays Marc Boegners aus den Jahren 1940 bis 1945 enthält.Weblinks und Quellen
- Literatur von und über Marc Boegner im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Kurzbiografie der Académie française (französisch)
- Meyers Großes Personenlexikon, Mannheim 1968, S. 148
- Eintrag im virtuellen Museum des französischen Protestantismus
Einzelnachweise
Kategorien:- Reformierter Theologe (20. Jahrhundert)
- Ökumenische Persönlichkeit
- Mitglied der Académie française
- Mitglied der Ehrenlegion (Großkreuz)
- Autor
- Literatur (20. Jahrhundert)
- Sachliteratur
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