Hans Breinlinger

Hans Breinlinger
Hans Breinlinger (1958)

Hans Breinlinger (* 8. Juli 1888 in Konstanz; † 10. Februar 1963 in Konstanz) war ein deutscher Maler, Fotograf und Grafiker.

Im Umkreis von Konstanz schuf Breinlinger über 80 Glasfenster und zahlreiche Kreuzwegstationen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Der Judaskuss (1920)
Der Affe (1927)
Kreuzwegstation - Grablegung (1930)
Dornengekroenter Christus (1936)
Der Mahner (1941)
Clown mit Spiegel (1948)
Zwei Unheimliche (1956)
Dornengekroenter Christus (1958)
Urknall (1958)
Landschaft am Fluss (1962)

Frühwerk

Breinlingers Frühwerk (Landschaften, Porträts, Stillleben, religiöse Themen) ist geprägt von leuchtender Farbigkeit, gemalt mit breitem Pinsel, dem Spachtel oder den Fingern. Anfangs von seinem Lehrer Wilhelm Trübner beeinflusst, bildet sich bald ein unverwechselbarer Stil heraus, der seiner impulsiven Lebensfreude und dem Hang zu Mystik und Urreligion entspringt (z.B. ’’Der brennende Dornbusch’’, 1919).

1903-1905 Lehre als Fotograf und Retuscheur

1906-1908 Fotograf in Nürnberg, Freiburg im Breisgau, Lausanne, Boulogne, Paris, Stuttgart

1909 Rückkehr nach Konstanz

Ab 1910 Studium an der Großherzoglichen-Badischen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe, Schüler von Wilhelm Trübner

1915-1918 Soldat

1919 Teilnehmer an der „Breidablick-Ausstellung“ in Konstanz

Die 1920er Jahre

Ende der 1920er Jahre, konfrontiert mit dem Kunstbetrieb in Berlin, wandeln sich Breinlingers Bilder: die Farben werden blasser, die Malweise wird feiner, die Flächen lösen sich in Punkte und Striche auf. Vorübergehend tritt die Landschaft zugunsten figürlicher Darstellung zurück (z.B. „Bauer mit Vieh“, 1932, Konstanz, Städtische Wessenberg Gemäldegalerie).

1921 Erste Einzel-Ausstellung; das Gemälde „Fassade Hussenstrasse 18“ brachte ihm großen Erfolg (erh.)

1923 24 Studienreisen nach Holland, Italien, Wien, Paris, London

1924 kaufte die Stadt Konstanz das Gemälde ’’Mutter mit Kind’’ (1937 als entartet beschlagnahmt, verschollen), Bekanntschaft mit der Schriftstellerin Alice Berend

1926 Eheschließung in London, dann bis 1943 Aufenthalt in Berlin. Breinlinger fand durch seine Ehefrau und seinen Schwager Lovis Corinth Zugang zu der Berliner Gesellschaft. 1933 wurden die Bücher Alice Berends von den Nationalsozialisten auf die "Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums" gesetzt. Da sie als Jüdin verfolgt wurde, emigrierte sie mit ihrem Ehemann 1935 nach Italien. Ihr Mann sagte sich dann jedoch von ihr los und übernahm ihr Vermögen. 1938 starb Alice Berend in Italien an einer Krankheit mittellos im Exil.

1927 Gefördert von den Kunsthändlern Justin Thannhauser und Alfred Flechtheim, regelmäßige Teilnahme an der Juryfreien Kunstschau Berlin

Die 1930er Jahre

Ab Anfang der 1930er Jahre Aufträge für zahlreiche religiöse Monumentalwerke als Mosaike, Glas- und Wandmalereien, z.B. ’’Engelfries für Ratibor’’, 1933, für die Orgelempore in St. Nikolaus zu Ratibor (Entwurf erh.: Konstanz, Städtische Wessenberg Gemäldegalerie).

1931 Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft katholischer Künstler in Berlin; Einladung zur Berliner Bau-Ausstellung mit einer Wandmalerei

1932 als Nicht-Mitglied Teilnehmer an der Berliner Secession. Großer Erfolg mit dem Gemälde ’’Bauernhochzeit’’ (Konstanz, Städtische Wessenberg Gemäldegalerie)

1933 auf der Weltausstellung in Chicago mit zwei Kreuzwegstationen. Fertigte in den 30er Jahren zahlreiche Kirchenfenster, Kreuzwegstationen, Altarbilder und Orgeldekorationen in Berliner Kirchen und in Schlesien

Spätwerk

In Breinlingers Spätwerk finden sich nahezu alle Stilmittel und Themen der vorangegangenen Schaffensphasen wieder. Hinzu kommen, vom Stillleben ausgehend, gegenstandslose Bilder, wobei nicht die Askese der reinen Beziehungen von geometrischen Formen zueinander Aussagemittel ist, sondern ausschließlich die volle Sinnlichkeit leuchtender Farben in ihrer Vielfalt.

1943 in Berlin ausgebombt (Verlust des Ateliers), Rückkehr nach Konstanz

1947 Vorstandsmitglied und Ausstellungsleiter des KV Konstanz

1948 Konservator der städtischen Wessenberg Gemäldegalerie, Konstanz

1951 Vorstandsmitglied der Sezession Oberschwaben-Bodensee (ab 1950 Teilnehmer an deren Ausstellung)

Werke (Auswahl)

  • 1920 - Judaskuss, Öl/Karton, 70x48cm, Hans-Breinlinger Museum Konstanz
  • 1927 - Affe, Öl, 48x46cm, Hans-Breinlinger Museum Konstanz
  • 1930 - Kreuzwegstationen, Öl/Ei-Tempera, 131x132cm, Hans-Breinlinger Museum Konstanz
  • 1936 - Dornengekrönter Christus, Öl, 68x50cm, Hans-Breinlinger Museum Konstanz
  • 1941 - Der Mahner, Ei/Tempera, 103x77cm, Hans-Breinlinger Museum Konstanz
  • 1948 - Clown mit Spiegel, Öl,Tempera, 55x39cm, Hans-Breinlinger Museum Konstanz
  • 1956 - Zwei Unheimliche, Ei/Tempera, 71x50cm, Hans-Breinlinger Museum Konstanz
  • 1958 - Dornengekrönter Christus, Ei/Tempera, 68x48cm, Hans-Breinlinger Museum Konstanz
  • 1958 - Der Urknall, Öl/Sand/Kasein, 82x54cm, Berlin
  • 1962 - Landschaft am Fluss, Ei/Tempera, 57x44cm, Hans-Breinlinger Museum Konstanz

Ausstellungen (Auswahl)

  • 1991 - Südstadt Galerie; Westdeutsche Kunstmesse, Köln, Gruppenausstellung
  • 1995 - Signal Ausstellung; Signal-Haus, Dortmund, Einzelausstellung
  • 1996 - Im Rhythmus des Pinsels; Villa Bosch, Radolfzell, 15. Mai - 16. Juni 1996, Einzelausstellung
  • 1998 - Religiöse Werke; Städtische Wessenberg-Galerie, Konstanz, 11. Oktober - 22. November 1998, Einzelausstellung
  • 2000 - 7 Hügel - Bilder und Zeichen des 21. Jahrhunderts; Martin-Gropius-Bau, Berlin, Mai-Oktober 2000, Gruppenausstellung
  • 2008 - Expression; Suzhou Museum, China, 10. September - 10. Oktober 2008, Einzelausstellung
  • 2009 - Bonsai meets Breinlinger; Bürgersaal am Stephansplatz, Konstanz, 25. Juli - 2. August 2009, Einzelausstellung

Literatur

  • Art Basel - Die internationale Kunstmesse; Ausstellungs-Katalog 1977
  • AMPrint - Catalogue of Modern Art (1-paintings), 1977-1978
  • Hans Albert Peters: Der Maler Hans Breinlinger: Werk und Leben; Frieder Knittel (Hrsg.); Konstanz, Universitätsverlag, 1985; ISBN 3-879401-89-6
  • Waltraud Liebl: Ich bin ein wilder Maler; Bodensee Hefte 1988, Ausg. 09, S. 14-18
  • Frieder Knittel: Hans Breinlinger, Allgemeines Künstlerlexikon; München-Leipzig, Saur Verlag, 1996, Band 14, S. 85ff
  • Doris und Frieder Knittel; Barbara Stark: Hans Breinlinger - Religiöse Werke; Ausstellungs-Katalog 1998; ISBN 3-929768-06-2
  • 7 Hügel - Bilder und Zeichen des 21. Jahrhunderts; Ausstellungskatalog 2000, S. 156; Martin-Gropius-Bau, Berlin; Der Urknall, 1958
  • Zwei Unheimliche; Zeitschrift Weltkunst; Titelbild Januar 1998
  • Frieder Knittel: Expression. Hans Breinlinger 1888-1963; a famous son of Constance; Ausstellungskatalog 2008; Suzhou Museum, China; Konstanz: Vesalius Verlag; ISBN 3-934952-14-3
  • Breinlinger Ausstellung in Suzhou, China; Projektbericht; Stadt Konstanz (Hrsg.), 2009

Weblinks

 Commons: Hans Breinlinger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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