- Nekrassowo (Kaliningrad, Osjorsk)
-
Siedlung Nekrassowo/Karpowen (Karpauen)
НекрасовоFöderationskreis Nordwestrussland Oblast Kaliningrad Rajon Osjorsk Frühere Namen Groß Karpowen, Karpowen (bis 1938)
Karpauen (1938–1946)Höhe des Zentrums 75 m Zeitzone UTC+3 Telefonvorwahl (+7) 40142 Postleitzahl 238132 Kfz-Kennzeichen 39, 91 OKATO 27 227 810 002 Geographische Lage Koordinaten 54° 23′ N, 21° 42′ O54.38333333333321.775Koordinaten: 54° 23′ 0″ N, 21° 42′ 0″ O Lage in Russland Oblast Kaliningrad Nekrassowo (russisch Некра́сово; prußisch Karpaw, deutsch bis 1938 (Groß) Karpowen, 1938–1945 Karpauen) ist eine Siedlung (possjolok) innerhalb der Nowostrojewskoje selskoje posselenije (Landgemeinde Nowostrojewo (Trempen))[1] im Rajon Osjorsk (Kreis Darkehmen, 1938–1946 Angerapp) der Oblast Kaliningrad (Gebiet Königsberg (Preußen)) in Russland.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Der Ort liegt westlich der Ilme (russisch: Borodinka) und 22 km westlich der Rajonshauptstadt Osjorsk (Darkehmen). Er ist zu erreichen über den Abzweig Malzewo (Klein Karpowen, 1938–1946 Klein Karpau) an der russischen Fernstraße R 508, die von Osjorsk bis nach Snamensk (Wehlau) führt. Ein Bahnanschluss besteht nicht.
Ortsname
Der prußische Name weist auf den Bewuchs mit Flechten und Moos hin. Der Ort lag bis 1945 an der westlichen Grenze des Landkreises Angerapp (bis 1938 Darkehmen) in Ostpreußen.
Entwicklung des Ortsnamens
- ursprünglich Carpaw
- 1785: Groß Carpowen (Festsetzung einer Zusatzbezeichnung)
- 1871: Groß Karpowen (Feststellung der Schreibweise)
- 1895: Karpowen (Wegfall der Zusatzbezeichnung)
- 16. Juli 1938: Karpauen (Namensänderung)
- 1946: Nekrassowo (Umbenennung)
Geschichtliches
Groß Karpowen bzw. Karpauen war bis 1945 eine Landgemeinde, bis 1928 außerdem ein Gutsbezirk im Landkreis Darkehmen (1939–1946 Angerapp) im Regierungsbezirk Gumbinnen der preußischen Provinz Ostpreußen. 1928 wurden in eine neu formierte Landgemeinde Karpowen die bisherigen Gutsbezirke Groß Carpowen, Carlswalde (russisch: Kolossowo) und Schikarowen (1938–1946 Anwiese, russisch: Bratskoje) eingegliedert. Die Zahl der Einwohner stieg von 203 im Jahre 1885, über 262 1907, auf 371 1933 und betrug 1939 noch 347[2].
Als Folge des Zweiten Weltkrieges kam Karpauen unter sowjetische Administration. 1946 erhielt der Ort den in Russland sehr häufig vorkommenden Namen „Nekrassowo“. Heute handelt es sich um eine „Siedlung“ (possjolok) innerhalb der Nowostrojewskoje selskoje posselenije (Landgemeinde Nowostrojewo (Trempen)) im Rajon Osjorsk innerhalb der nunmehr russischen Oblast Kaliningrad.
Amtsbezirk Karpowen
Zwischen 1874 und 1939 war Karpowen Amtsdorf und namensgebender Ort für einen Amtsbezirk. Der Amtsbezirk Karpowen wurde am 6. Mai 1874 aus zwei Landgemeinden und elf Gutsbezirken gebildet[3]:
Name (bis 1938) Name (1938–1946) Name (ab 1946) Bemerkungen Landgemeinden: Groß Carpowen,
ab 1928: KarpowenKarpauen Nekrassowo Groß Illmen -- Pogranitschnoje 1937 in den Amtsbezirk Lingaworen eingegliedert Gutsbezirke: Albrechtau Albrechtau Aljoschkino ab 1928: Landgemeinde Carlswalde Karlswalde Kolossowo 1928 in die Landgemeinde Karpowen eingegliedert Groß Karpowen -- Nekrassowo 1928 in die Landgemeinde Karpowen eingegliedert Illmen, Wald -- -- -- Jautecken Friedeck Juschnoje ab 1928: Landgemeinde Klein Illmen -- -- -- Kowarren Kleinfriedeck Saosjornoje 1928 in die Landgemeinde Jautecken eingegliedert Lehnthal Lehnthal Cholmy 1928 in die Landgemeinde Albrechtau eingegliedert Lenkehlischken Gutbergen Gogolewskoje ab 1928: Landgemeinde Menkimmen Menken Demidowka 1928 in die Landgemeinde Lenkehlischken eingegliedert Schikarowen Anwiese Bratskoje 1928 in die Landgemeinde Karpowen eingegliedert Am 12. Januar 1939 wurde der Amtsbezirk Karpowen in „Amtsbezirk Albrechtau“ umbenannt und der Amtssitz verlegt. Von den bisher dem Amtsbezirk Karpowen zugehörigen Gemeinden gehörten bis 1945 nur noch die vier Gemeinden Albrechtau (Aljoschkino), Friedeck (Juschnoje), Gutbergen (Gogolewskoje) und Karpauen (Nekrassowo). Zwei von ihnen existieren auch heute noch.
Nekrassowski sowjet
Bis zum Inkrafttreten der Verwaltungsstrukturreform in der Oblast Kaliningrad im Jahre 2009 war Nekrassowo zentraler Ort des Nekrassowski sowjet (Dorfsowjet Nekrassowo) mit 44 Ortschaften:
Russischer Name Name (bis 1938) Name (1938–1946) Абелино (Abelino) Adamsheide Adamsheide Аблучье (Ablutschje) Kurkenfeld Kurkenfeld Алёшкино (Aljoschkino) Albrechtau Albrechtau Белабино (Belabino) Szidlack/Schidlack Schiedelau Белинское (Belinskoje) Abellienen Ilmenhagen Братское (Bratskoje) Schikarowen Anwiese Васильевка (Wassiljewka) Neuhöhe Neuhöhe Вишнёвый (Wischnjowy) Daubischken Kleinkreuzhausen Волжское (Wolschskoje) Potrempschen Kleinlugau Ворошилово (Woroschilowo) Pollaschen Reichenwald Гаршино (Garschino) Wilhelmssorge Wilhelmssorge Герцено (Gerzeno) Gnädtken Gnädtken Днепровское (Dnjeprowskoje) Lonschken Lonschken Донское (Donskoje) Elkinehlen Elken Знаменка (Snamenka) Karlshof Karlshof Ильмовка (Ilmowka) Ernstwalde Ernstwalde Казачье (Kasatsche) Piontken Waldkerme Казачье (Kasatsche) Gut Lindenhof Gut Lindenhof Колосово (Kolossowo) Karlswalde Karlswalde Красная Поляна (Krasnaja Poljana) Rodwalde Rodwalde Кузнецово (Kusnezowo) Lindenhof Lindenhof Кузнечный (Kusnetschny) Ostlöpschen Ostilmen Лермонтово (Lermontowo) Leputschen Oberschwalben Лужки (Luschki) Tarputschen Sauckenhof Мальцево (Malzewo) Klein Karpowen Klein Karpau Малое Белабино (Maloje Belabino) Louisanna Luisenpark Медведевка (Medwedewka) Muldszehlen/Muldschehlen Muldenwiese Морозово (Morosowo) Adamsfelde Adamsfelde Николаевка (Nikolajewka) Waldburg Waldburg Нилово (Nilowo) Groß Polleyken Groß Polleiken Новое Нилово (Nowoje Nilowo) Klein Polleyken Klein Polleiken Огородное (Ogorodnoje) Ernsthof Ernsthof Опушки (Opuschki) Wolfshöhe Wolfshöhe Павлово (Pawlowo) Sonnenberg Sonnenberg Пограничный (Pogranitschny) Rogalwalde Rogalwalde Праслово (Praslowo) Schönefeld Schönefeld Репино (Repino) Gravenort Gravenort Садовое (Sadowoje) Szallgirren/Schallgirren Kreuzhausen Тихомировка (Tichomirowka) Tatarren Tatarren Узловое (Uslowoje) Plagbuden Plagbuden Филипповка (Filippowka) Philippsthal Philippstal Холмы (Cholmy) Lehnthal Lehnthal Шелухово (Scheluchowo) Adlig Kermuschienen Kermen Юрьево (Jurjewo) Julienfelde Julienfelde Kirche
Kirchengebäude
Die kleine Kirche in Nekrassowo wurde wohl 1860 gebaut, aber erst 1898 eingeweiht. Den Zweiten Weltkrieg überstand sie unversehrt, wurde dann allerdings zweckentfremdet und als Lagerhalle genutzt. In der Südseite befindet sich eine Öffnung, die wohl als Fahrzeugzufahrt fungierte. Die Fenster und Eingänge sind zugemauert. Seit 1995 wird das Gotteshaus nicht mehr benutzt und verfällt zusehends[4].
Kirchspiel
Mit Wirkung vom 1. Januar 1863 wurde in Groß Karpowen ein evangelisches Pfarramt errichtet. Es gehörte bis 1945 zum Kirchenkreis Darkehmen (Angerapp) in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union.
Während der Zeit der Sowjetunion waren alle kirchlichen Aktivitäten untersagt. Erst in den 1990er Jahren bildeten sich in der Oblast Kaliningrad neue Gemeinden, die sich der Propstei Kaliningrad innerhalb der Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland zuordneten. Das nächstgelegene Pfarramt ist das der Salzburger Kirche in Gussew (Gumbinnen)[5].
Der Pfarrsprengel Groß Karpowen nahm vor 1945 unter den Kirchspielen Ostpreußens eine besondere Stellung ein, denn etwa die Hälfte einschließlich des Kirchhofes Karpowen gehörte dem Landkreis Darkehmen/Angerapp, die andere Hälfte dem Landkreis Gerdauen an. Im Kirchspiel gab es elf Gemeinden mit insgesamt 2965 registrierten Einwohnern (nach der Volkszählung am 17. Mai 1939).
Bereich Darkehmen (Angerapp)
1. Karpauen (bis 1938: Groß Karpowen/seit 1946: Nekrassowo)
- Anwiese (Schikarowen/Bratskoje)
- Karlswalde (Kolossowo)
Letzter Bürgermeister war Erich Mrosek.
2. Kermen (Adlig Kermuschienen/Scheluchowo)
- Lindenhof (Kusnezowo)
Letzter Bürgermeister war Paul Riech
3. Gutbergen (Lenkehlischken/Gogolewskoje)
- Gut Menken (Menkimmen/Demidowka)
Letzter Bürgermeister war Heinz Bagdahn
4. Albrechtau (Aljoschkino)
- Lehntal (Cholmy)
Letzter Bürgermeister war Heinrich Müller, davor Sprengel
5. Schiedelau (Szidlack, Schidlack/Belabino))
- Neuwalde
Letzter Bürgermeister war Richard Grau, davor Karl Rudat
6. Adamsheide (Abelino)
- Louisianna (Luisenpark/Maloje Belabino) mit Vorwerk Babbeln
- Friedrichsfelde (Sapolje)
- Sonnenberg (Pawlowo)
Letzter Bürgermeister war Fritz Braun, davor 1929 Fritz Girod
7. Rogalwalde (Pogranitschny)
- Neusorge
- Ernsthof (Ogorodnoje)
Letzter Bürgermeister war Walter Berger
Bereich Gerdauen
8. Waldburg (Nikolajewka) mit Vorwerken Neuhöhe (Wassiljewka) und Philippsthal (Filippowka)
- Klein Karpau (Klein Karpowen/Malzewo)
- Ernstwalde (Ilmowka)
Letzter Bürgermeister war Walter Tieler 1938–1945, ca. 1934–1938 ……… Weege, davor Ferdinand Heft, Robert Ewert
9. Kurkenfeld (Ablutschje) mit Vorwerken Rodwalde und Mittwalde (Mitschullen)
- Charlottenwalde (Charlottenruh) mit Vorwerk Gnädtken
- Schönefeld (Praslowo)
Letzter Bürgermeister war Robert Laleike
10. Polleiken
- Groß Polleiken (Groß Polleyken/Nilowo), mit Vorwerk Reichenwald (Pollaschen)
- Klein Polleiken (Klein Polleyken/Nowoje Nilowo)
Letzter Bürgermeister war Gustav Hollstein, Letzter Amtsvorsteher war Fritz Paschkewitz Einwohner: 233 (1939)
11. Plagbuden (Uslowoje)
- Wolfshöhe (Opuschki)
- Ilmenhagen (Abellienen/Belinskoje)
Letzter Bürgermeister war Emil Herman
Pfarrer
Zwischen 1847 und 1945 amtierten in Groß Karpowen 11 Geistliche (Pfarrer sowie Hilfsprediger)[6]:
- Alexander Besch, 1847–1856 (Hpr.)
- Johann Eduard Siebert, 1856–1863 (Hpr.)
- Eduard Heinrich A. von Schaewen, 1864–1870
- Wilhelm Gustav Adolf Dittmar, 1870–1882
- Johann Friedrich Otto Lange, 1883–1892
- Karl Robert Bruno Strehl, 1892–1904
- Fedor Hugo Gerlach, 1896 (Hpr.)
- Heinrich Johannes Franz Schibalski, 1904–1906
- Ernst Rudolf M. Wohlfromm, 1906–1928
- Dietrich Glüer, 1931–1934
- Ernst Salkowski, 1934–1945
Verweise
Fußnoten
- ↑ Nach dem Gesetz über die Zusammensetzung und Territorien der munizipalen Gebilde der Oblast Kaliningrad vom 25. Juni/1. Juli 2009 nebst Gesetz Nr. 5 vom 30. Juni 2008, präzisiert durch Gesetz Nr. 11 vom 1. Juli 2009
- ↑ Jürgen Schlusnus, Groß Karpowen
- ↑ Rolf Jehke, Amtsbezirk Karpowen/Albrechtau
- ↑ Nekrassowo - Groß Karpowen/Karpauen
- ↑ Ev.-luth. Propstei Kaliningrad
- ↑ Friedwald Moeller, Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945, Hamburg, 1968, Seite 46
Weblinks
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